Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Wechseln und Briefschreiben.
nes Exercitii gerichtet/ daß er in solchen Spra-
chen/ so offt es die Gelegenheit giebet/ und sein Pa-
tron
und dessen Handlung es also erfordert/ cor-
respon
dire/ weil viel hundert Handels-Diener eben
darum angenommen werden/ weil sie frembde
Sprachen wissen/ und ihrem Herrn damit in seiner
Handlung dienen können/ wie also ein Dantziger
und Breßlauer Handels-Diener fast unumgänglich
Polnisch/ ein Wienischer Niederläger Ungarisch/ ein
Augspurger Jtaliänisch/ ein Franckfurther Frantzö-
sisch/ ein Hamburger Schwedisch und Dänisch
wissen sollte; wäre es aber/ daß er keine von diesen
Sprachen wüste/ und etwan nur etliche Worte da-
von bey den Sprach-Meister erschnappet hätte/ so
wollte ich ebenfalls dergleichen junge Leute freundlich
gebetten haben/ doch einmal von der närrischen Ge-
wohnheit ihres Kramer-Lateins/ oder ihre Teutsche
Kauffmanns-Briefe/ mit Frantzösischen und Jtaliä-
nischen Worten anzufüllen/ abzustehen/ und sich
nicht andern Phantasten hierinn gleich zustellen/ die
ihre elende und unförmliche/ verzogene und übel
connectirende Briefe dergestalt mit frembden
Wörtern spicken/ daß kein Haas der gebraten wer-
den soll/ mehr gespickt/ oder eines Bettlers Rock
mehr geflickter seyn kan/ als ein solcher Französischer-
ter Brief ist/ da man doch viel besser unserer Teutschen
Sprach die Ehre thäte/ wenn man dieselbe bey ihrer
natürlichen Reinigkeit liesse/ als daß man sie in dem
Carneval mit allerhand bunten Bändern behangen/
wie man Faßnachts-Narren herum führet. Vor al-
len lasse derjenige/ der das Latein nicht verstehet/ sel-
biges ungebrühet/ wiewohl wir die in Kauffmänni-

schen
N

Von Wechſeln und Briefſchreiben.
nes Exercitii gerichtet/ daß er in ſolchen Spra-
chen/ ſo offt es die Gelegenheit giebet/ und ſein Pa-
tron
und deſſen Handlung es alſo erfordert/ cor-
reſpon
dire/ weil viel hundert Handels-Diener eben
darum angenommen werden/ weil ſie frembde
Sprachen wiſſen/ und ihrem Herꝛn damit in ſeiner
Handlung dienen koͤnnen/ wie alſo ein Dantziger
und Breßlauer Handels-Diener faſt unumgaͤnglich
Polniſch/ ein Wieniſcher Niederlaͤger Ungariſch/ ein
Augſpurger Jtaliaͤniſch/ ein Franckfurther Frantzoͤ-
ſiſch/ ein Hamburger Schwediſch und Daͤniſch
wiſſen ſollte; waͤre es aber/ daß er keine von dieſen
Sprachen wuͤſte/ und etwan nur etliche Worte da-
von bey den Sprach-Meiſter erſchnappet haͤtte/ ſo
wollte ich ebenfalls dergleichen junge Leute freundlich
gebetten haben/ doch einmal von der naͤrriſchen Ge-
wohnheit ihres Kramer-Lateins/ oder ihre Teutſche
Kauffmanns-Briefe/ mit Frantzoͤſiſchen und Jtaliaͤ-
niſchen Worten anzufuͤllen/ abzuſtehen/ und ſich
nicht andern Phantaſten hierinn gleich zuſtellen/ die
ihre elende und unfoͤrmliche/ verzogene und uͤbel
connectirende Briefe dergeſtalt mit frembden
Woͤrtern ſpicken/ daß kein Haas der gebraten wer-
den ſoll/ mehr geſpickt/ oder eines Bettlers Rock
mehr geflickter ſeyn kan/ als ein ſolcher Franzoͤſiſcher-
ter Brief iſt/ da man doch viel beſſer unſerer Teutſchen
Sprach die Ehre thaͤte/ wenn man dieſelbe bey ihrer
natuͤrlichen Reinigkeit lieſſe/ als daß man ſie in dem
Carneval mit allerhand bunten Baͤndern behangen/
wie man Faßnachts-Narren herum fuͤhret. Vor al-
len laſſe derjenige/ der das Latein nicht verſtehet/ ſel-
biges ungebruͤhet/ wiewohl wir die in Kauffmaͤnni-

ſchen
N
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0217" n="193"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Wech&#x017F;eln und Brief&#x017F;chreiben.</hi></fw><lb/>
nes <hi rendition="#aq">Exercitii</hi> gerichtet/ daß er in &#x017F;olchen Spra-<lb/>
chen/ &#x017F;o offt es die Gelegenheit giebet/ und &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Pa-<lb/>
tron</hi> und de&#x017F;&#x017F;en Handlung es al&#x017F;o erfordert/ <hi rendition="#aq">cor-<lb/>
re&#x017F;pon</hi>dire/ weil viel hundert Handels-Diener eben<lb/>
darum angenommen werden/ weil &#x017F;ie frembde<lb/>
Sprachen wi&#x017F;&#x017F;en/ und ihrem Her&#xA75B;n damit in &#x017F;einer<lb/>
Handlung dienen ko&#x0364;nnen/ wie al&#x017F;o ein Dantziger<lb/>
und Breßlauer Handels-Diener fa&#x017F;t unumga&#x0364;nglich<lb/>
Polni&#x017F;ch/ ein Wieni&#x017F;cher Niederla&#x0364;ger Ungari&#x017F;ch/ ein<lb/>
Aug&#x017F;purger Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ ein Franckfurther Frantzo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;ch/ ein Hamburger Schwedi&#x017F;ch und Da&#x0364;ni&#x017F;ch<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollte; wa&#x0364;re es aber/ daß er keine von die&#x017F;en<lb/>
Sprachen wu&#x0364;&#x017F;te/ und etwan nur etliche Worte da-<lb/>
von bey den Sprach-Mei&#x017F;ter er&#x017F;chnappet ha&#x0364;tte/ &#x017F;o<lb/>
wollte ich ebenfalls dergleichen junge Leute freundlich<lb/>
gebetten haben/ doch einmal von der na&#x0364;rri&#x017F;chen Ge-<lb/>
wohnheit ihres Kramer-Lateins/ oder ihre Teut&#x017F;che<lb/>
Kauffmanns-Briefe/ mit Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen und Jtalia&#x0364;-<lb/>
ni&#x017F;chen Worten anzufu&#x0364;llen/ abzu&#x017F;tehen/ und &#x017F;ich<lb/>
nicht andern <hi rendition="#aq">Phanta&#x017F;t</hi>en hierinn gleich zu&#x017F;tellen/ die<lb/>
ihre elende und unfo&#x0364;rmliche/ verzogene und u&#x0364;bel<lb/><hi rendition="#aq">connecti</hi>rende Briefe derge&#x017F;talt mit frembden<lb/>
Wo&#x0364;rtern &#x017F;picken/ daß kein Haas der gebraten wer-<lb/>
den &#x017F;oll/ mehr ge&#x017F;pickt/ oder eines Bettlers Rock<lb/>
mehr geflickter &#x017F;eyn kan/ als ein &#x017F;olcher Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;cher-<lb/>
ter Brief i&#x017F;t/ da man doch viel be&#x017F;&#x017F;er un&#x017F;erer Teut&#x017F;chen<lb/>
Sprach die Ehre tha&#x0364;te/ wenn man die&#x017F;elbe bey ihrer<lb/>
natu&#x0364;rlichen Reinigkeit lie&#x017F;&#x017F;e/ als daß man &#x017F;ie in dem<lb/><hi rendition="#aq">Carneval</hi> mit allerhand bunten Ba&#x0364;ndern behangen/<lb/>
wie man Faßnachts-Narren herum fu&#x0364;hret. Vor al-<lb/>
len la&#x017F;&#x017F;e derjenige/ der das Latein nicht ver&#x017F;tehet/ &#x017F;el-<lb/>
biges ungebru&#x0364;het/ wiewohl wir die in Kauffma&#x0364;nni-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0217] Von Wechſeln und Briefſchreiben. nes Exercitii gerichtet/ daß er in ſolchen Spra- chen/ ſo offt es die Gelegenheit giebet/ und ſein Pa- tron und deſſen Handlung es alſo erfordert/ cor- reſpondire/ weil viel hundert Handels-Diener eben darum angenommen werden/ weil ſie frembde Sprachen wiſſen/ und ihrem Herꝛn damit in ſeiner Handlung dienen koͤnnen/ wie alſo ein Dantziger und Breßlauer Handels-Diener faſt unumgaͤnglich Polniſch/ ein Wieniſcher Niederlaͤger Ungariſch/ ein Augſpurger Jtaliaͤniſch/ ein Franckfurther Frantzoͤ- ſiſch/ ein Hamburger Schwediſch und Daͤniſch wiſſen ſollte; waͤre es aber/ daß er keine von dieſen Sprachen wuͤſte/ und etwan nur etliche Worte da- von bey den Sprach-Meiſter erſchnappet haͤtte/ ſo wollte ich ebenfalls dergleichen junge Leute freundlich gebetten haben/ doch einmal von der naͤrriſchen Ge- wohnheit ihres Kramer-Lateins/ oder ihre Teutſche Kauffmanns-Briefe/ mit Frantzoͤſiſchen und Jtaliaͤ- niſchen Worten anzufuͤllen/ abzuſtehen/ und ſich nicht andern Phantaſten hierinn gleich zuſtellen/ die ihre elende und unfoͤrmliche/ verzogene und uͤbel connectirende Briefe dergeſtalt mit frembden Woͤrtern ſpicken/ daß kein Haas der gebraten wer- den ſoll/ mehr geſpickt/ oder eines Bettlers Rock mehr geflickter ſeyn kan/ als ein ſolcher Franzoͤſiſcher- ter Brief iſt/ da man doch viel beſſer unſerer Teutſchen Sprach die Ehre thaͤte/ wenn man dieſelbe bey ihrer natuͤrlichen Reinigkeit lieſſe/ als daß man ſie in dem Carneval mit allerhand bunten Baͤndern behangen/ wie man Faßnachts-Narren herum fuͤhret. Vor al- len laſſe derjenige/ der das Latein nicht verſtehet/ ſel- biges ungebruͤhet/ wiewohl wir die in Kauffmaͤnni- ſchen N

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/217
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/217>, abgerufen am 27.11.2024.