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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput XII.
findet; indessen aber steht es auch nicht zu ändern/ und
muß man um des Mißbrauchs willen den guten Ge-
brauch/ oder etlicher übel gelungener Exempel wil-
len/ die Sache nicht gar aufheben/ weil im Ge-
gentheil/ sich hundert andere finden/ die einen guten
Erfolg gehabt/ und daß zwey (als Handels-Gesell-
schafften zusammen getrettene) junge Leute/ ob sie
gleich anfänglich wenig Mittel zusammen gebracht/
dannoch mit der Zeit/ durch GOttes Seegen/ ih-
ren Fleiß und Arbeit/ auch guter Leute Hülffe/ es
so weit gebracht/ daß sie endlich grosse Capitalisten/
vornehme Kauffleute/ und ansehnliche Glieder der
Republic geworden. Die Handels-Weisheit ste-
cket eben nicht allezeit in einem grauen Bart/ so
findet man auch offt bey einem jungen Menschen ein
reiferes Judicium, als bey manchen Alten. Das
gemeine Wesen will auch/ daß nach und nach feine
junge Bürger anwachsen und zugezogen werden/
welches nicht geschehen würde/ wann sich die alten
Bürger und Kauffleute/ darinnen ein Monopo-
lium
ausnehmen/ und keine Jungen neben sich auf-
kommen lassen wollten.

Die Betrachtungen/ welche ein Kauffmanns-
Diener/ der mit einem andern in Compagnie tret-
ten will/ dieses seines abgezielten Handels-Gesell-
schaffter Person halber haben muß/ bestehen eigent-
lich in folgenden; Als: von was Verstand und
Conduite, Familie und Vermögen er sey/ auch
worinnen seine Handels-Wissenschafften bestehen/
und ob er sich Patronos, Erfahrenheit/ und Praxin
allbereit erworben/ auch guter Leute Hülffe zu getrö-
sten habe. Der Verstand eines solchen Menschens/

kom-

Caput XII.
findet; indeſſen aber ſteht es auch nicht zu aͤndeꝛn/ und
muß man um des Mißbrauchs willen den guten Ge-
brauch/ oder etlicher uͤbel gelungener Exempel wil-
len/ die Sache nicht gar aufheben/ weil im Ge-
gentheil/ ſich hundert andere finden/ die einen guten
Erfolg gehabt/ und daß zwey (als Handels-Geſell-
ſchafften zuſammen getrettene) junge Leute/ ob ſie
gleich anfaͤnglich wenig Mittel zuſammen gebracht/
dannoch mit der Zeit/ durch GOttes Seegen/ ih-
ren Fleiß und Arbeit/ auch guter Leute Huͤlffe/ es
ſo weit gebracht/ daß ſie endlich groſſe Capitaliſten/
vornehme Kauffleute/ und anſehnliche Glieder der
Republic geworden. Die Handels-Weisheit ſte-
cket eben nicht allezeit in einem grauen Bart/ ſo
findet man auch offt bey einem jungen Menſchen ein
reiferes Judicium, als bey manchen Alten. Das
gemeine Weſen will auch/ daß nach und nach feine
junge Buͤrger anwachſen und zugezogen werden/
welches nicht geſchehen wuͤrde/ wann ſich die alten
Buͤrger und Kauffleute/ darinnen ein Monopo-
lium
ausnehmen/ und keine Jungen neben ſich auf-
kommen laſſen wollten.

Die Betrachtungen/ welche ein Kauffmanns-
Diener/ der mit einem andern in Compagnie tret-
ten will/ dieſes ſeines abgezielten Handels-Geſell-
ſchaffter Perſon halber haben muß/ beſtehen eigent-
lich in folgenden; Als: von was Verſtand und
Conduite, Familie und Vermoͤgen er ſey/ auch
worinnen ſeine Handels-Wiſſenſchafften beſtehen/
und ob er ſich Patronos, Erfahrenheit/ und Praxin
allbereit erworben/ auch guter Leute Huͤlffe zu getroͤ-
ſten habe. Der Verſtand eines ſolchen Menſchens/

kom-
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[444/0470] Caput XII. findet; indeſſen aber ſteht es auch nicht zu aͤndeꝛn/ und muß man um des Mißbrauchs willen den guten Ge- brauch/ oder etlicher uͤbel gelungener Exempel wil- len/ die Sache nicht gar aufheben/ weil im Ge- gentheil/ ſich hundert andere finden/ die einen guten Erfolg gehabt/ und daß zwey (als Handels-Geſell- ſchafften zuſammen getrettene) junge Leute/ ob ſie gleich anfaͤnglich wenig Mittel zuſammen gebracht/ dannoch mit der Zeit/ durch GOttes Seegen/ ih- ren Fleiß und Arbeit/ auch guter Leute Huͤlffe/ es ſo weit gebracht/ daß ſie endlich groſſe Capitaliſten/ vornehme Kauffleute/ und anſehnliche Glieder der Republic geworden. Die Handels-Weisheit ſte- cket eben nicht allezeit in einem grauen Bart/ ſo findet man auch offt bey einem jungen Menſchen ein reiferes Judicium, als bey manchen Alten. Das gemeine Weſen will auch/ daß nach und nach feine junge Buͤrger anwachſen und zugezogen werden/ welches nicht geſchehen wuͤrde/ wann ſich die alten Buͤrger und Kauffleute/ darinnen ein Monopo- lium ausnehmen/ und keine Jungen neben ſich auf- kommen laſſen wollten. Die Betrachtungen/ welche ein Kauffmanns- Diener/ der mit einem andern in Compagnie tret- ten will/ dieſes ſeines abgezielten Handels-Geſell- ſchaffter Perſon halber haben muß/ beſtehen eigent- lich in folgenden; Als: von was Verſtand und Conduite, Familie und Vermoͤgen er ſey/ auch worinnen ſeine Handels-Wiſſenſchafften beſtehen/ und ob er ſich Patronos, Erfahrenheit/ und Praxin allbereit erworben/ auch guter Leute Huͤlffe zu getroͤ- ſten habe. Der Verſtand eines ſolchen Menſchens/ kom-

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/470>, abgerufen am 26.11.2024.