Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719.des Hutmacher-Handwercks. Mützen, Hauben und Käplein verfertiget wer-den, so mag man wohl ehmahls nach Athenaei Bericht, zottigte Hüte und Hauben aus Schaaf- Fellen zubereitet haben, welche Vegetius Pan- nonicos nennet. Die Römer machten auch wohl aus zerfetzten Reise-Mänteln ihre Hüte; wie aus Papinio und Martiali, Pierius erzehlet, wiewohl wir dergleichen Occasions-Hüte, mehr denen Soldaten, als Bürgers-Leuten selbiger Zeit zuschreiben wollen. Von denen Gara- mantis erzehlet Lucianus, daß solche Straus- sen-Eyer entzwey geschnitten, und selbige statt eines Huts getragen. A. 1518. soll man nach Zeileri Bericht in Schwaben am ersten ange- fangen haben, Hüte oder Barete aus steiffer ge- leimter Leinwand gemacht, und mit Sammet, Seiden-Zeug oder Tuch überzogen, zu tragen. Heutigs Tags braucht man mehrentheils Wol- le und Haar, wie denn von diesen Letztern das lateinische Wort Pileus, von Pilis (entweder, weil damahls schon die Hüte aus Haaren gema- chet worden, oder dieselben zu bedecken dienten) herkommet, die Stroh-Hüte, deren sich bey uns einiges Frauen-Volck bedienet, lassen wir an ihren Ort gestellet seyn. Sturm-Hüte und Casqueten werden aus Ei- Hei- B 3
des Hutmacher-Handwercks. Muͤtzen, Hauben und Kaͤplein verfertiget wer-den, ſo mag man wohl ehmahls nach Athenæi Bericht, zottigte Huͤte und Hauben aus Schaaf- Fellen zubereitet haben, welche Vegetius Pan- nonicos nennet. Die Roͤmer machten auch wohl aus zerfetzten Reiſe-Maͤnteln ihre Huͤte; wie aus Papinio und Martiali, Pierius erzehlet, wiewohl wir dergleichen Occaſions-Huͤte, mehr denen Soldaten, als Buͤrgers-Leuten ſelbiger Zeit zuſchreiben wollen. Von denen Gara- mantis erzehlet Lucianus, daß ſolche Strauſ- ſen-Eyer entzwey geſchnitten, und ſelbige ſtatt eines Huts getragen. A. 1518. ſoll man nach Zeileri Bericht in Schwaben am erſten ange- fangen haben, Huͤte oder Barete aus ſteiffer ge- leimter Leinwand gemacht, und mit Sammet, Seiden-Zeug oder Tuch uͤberzogen, zu tragen. Heutigs Tags braucht man mehrentheils Wol- le und Haar, wie denn von dieſen Letztern das lateiniſche Wort Pileus, von Pilis (entweder, weil damahls ſchon die Huͤte aus Haaren gema- chet worden, oder dieſelben zu bedecken dienten) herkommet, die Stroh-Huͤte, deren ſich bey uns einiges Frauen-Volck bedienet, laſſen wir an ihren Ort geſtellet ſeyn. Sturm-Huͤte und Casqueten werden aus Ei- Hei- B 3
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des Hutmacher-Handwercks.
Muͤtzen, Hauben und Kaͤplein verfertiget wer-
den, ſo mag man wohl ehmahls nach Athenæi
Bericht, zottigte Huͤte und Hauben aus Schaaf-
Fellen zubereitet haben, welche Vegetius Pan-
nonicos nennet. Die Roͤmer machten auch
wohl aus zerfetzten Reiſe-Maͤnteln ihre Huͤte;
wie aus Papinio und Martiali, Pierius erzehlet,
wiewohl wir dergleichen Occaſions-Huͤte, mehr
denen Soldaten, als Buͤrgers-Leuten ſelbiger
Zeit zuſchreiben wollen. Von denen Gara-
mantis erzehlet Lucianus, daß ſolche Strauſ-
ſen-Eyer entzwey geſchnitten, und ſelbige ſtatt
eines Huts getragen. A. 1518. ſoll man nach
Zeileri Bericht in Schwaben am erſten ange-
fangen haben, Huͤte oder Barete aus ſteiffer ge-
leimter Leinwand gemacht, und mit Sammet,
Seiden-Zeug oder Tuch uͤberzogen, zu tragen.
Heutigs Tags braucht man mehrentheils Wol-
le und Haar, wie denn von dieſen Letztern das
lateiniſche Wort Pileus, von Pilis (entweder,
weil damahls ſchon die Huͤte aus Haaren gema-
chet worden, oder dieſelben zu bedecken dienten)
herkommet, die Stroh-Huͤte, deren ſich bey
uns einiges Frauen-Volck bedienet, laſſen wir
an ihren Ort geſtellet ſeyn.
Sturm-Huͤte und Casqueten werden aus Ei-
ſen und Leder gemachet. Jn dem dritten Buch
Moſis am 16. Cap. im 4. v. wird eines Leinen,
oder von Leinwand gemachten Huts gedacht, als
eines Stuͤcks der heiligen Kleider, welche Aa-
ron anhaben muſte, wenn er in das imvendige
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