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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719.

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den, so wird er wohl ausgebüsset und durchse-
hen, ob er nicht Löcherich oder ungleich gefiltzet
sey, als woran die gröste Kunst des Hutes beste-
het; so muß er auch nicht zu groß und nicht zu
klein seyn. Wenn nun dieses alles wohl besichti-
get, gleichsam damit das Tag-Werck verrich-
tet worden, so werden die Woll-Hüte gekocht,
darzu gehöret nun ein eingemauerter Kessel, oder
Eiserne oder Küpfferne Pfanne, wie auch ein
etwas kleiner Koch-Topff, item eine Walck-
Tafel, von starcken Pfosten Brettern, wohl fe-
ste gelegt, ferner ein Roll-Stock zu feinen Hü-
ten, und ein Roll-Eisen, so in der mitten 4. oder
8. Eckigt, ingleichen ein Stamper, eine Faust,
und Streich-Bret, Höltzerne Form-Stöcke,
nach Art der mode klein oder groß, wie man sie
haben will. Es müssen aber die Hüte in
reinen Wasser mit etwas Lauge oder Urin ver-
mischet 2. biß 3. Stunden kochen, dabey man
denn wohl zuzusehen hat, daß nicht etwas von
Kalch darzu komme, weil sonsten solches die Hü-
te verderben würde, daß sie alle zerfallen müsten.

Wenn der Walck-Kessel geheitzt, und das
Wasser warm ist, so thut man zwey oder 3 Kup-
pen, Butten oder Gölten, Wein-Spülig o-
der Wein-Hefen darein, oder auch etwas Wein-
stein, so man Castor-Hüte hat. Der Weinstein
wird auff die Tafel gebracht, angefeuchtet, mit
der Faust klar gerieben, das Wasser läst man in
den Kessel lauffen, und fängt alsdenn an zu wal-
cken, anfänglich nur behutsam, dabey man den

Hut

des Hutmacher-Handwercks.
den, ſo wird er wohl ausgebuͤſſet und durchſe-
hen, ob er nicht Loͤcherich oder ungleich gefiltzet
ſey, als woran die groͤſte Kunſt des Hutes beſte-
het; ſo muß er auch nicht zu groß und nicht zu
klein ſeyn. Wenn nun dieſes alles wohl beſichti-
get, gleichſam damit das Tag-Werck verrich-
tet worden, ſo werden die Woll-Huͤte gekocht,
darzu gehoͤret nun ein eingemauerter Keſſel, oder
Eiſerne oder Kuͤpfferne Pfanne, wie auch ein
etwas kleiner Koch-Topff, item eine Walck-
Tafel, von ſtarcken Pfoſten Brettern, wohl fe-
ſte gelegt, ferner ein Roll-Stock zu feinen Huͤ-
ten, und ein Roll-Eiſen, ſo in der mitten 4. oder
8. Eckigt, ingleichen ein Stamper, eine Fauſt,
und Streich-Bret, Hoͤltzerne Form-Stoͤcke,
nach Art der mode klein oder groß, wie man ſie
haben will. Es muͤſſen aber die Huͤte in
reinen Waſſer mit etwas Lauge oder Urin ver-
miſchet 2. biß 3. Stunden kochen, dabey man
denn wohl zuzuſehen hat, daß nicht etwas von
Kalch darzu kom̃e, weil ſonſten ſolches die Huͤ-
te verderben wuͤrde, daß ſie alle zerfallen muͤſten.

Wenn der Walck-Keſſel geheitzt, und das
Waſſer warm iſt, ſo thut man zwey oder 3 Kup-
pen, Butten oder Goͤlten, Wein-Spuͤlig o-
der Wein-Hefen darein, oder auch etwas Wein-
ſtein, ſo man Caſtor-Huͤte hat. Der Weinſtein
wird auff die Tafel gebracht, angefeuchtet, mit
der Fauſt klar gerieben, das Waſſer laͤſt man in
den Keſſel lauffen, und faͤngt alsdenn an zu wal-
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[79/0085] des Hutmacher-Handwercks. den, ſo wird er wohl ausgebuͤſſet und durchſe- hen, ob er nicht Loͤcherich oder ungleich gefiltzet ſey, als woran die groͤſte Kunſt des Hutes beſte- het; ſo muß er auch nicht zu groß und nicht zu klein ſeyn. Wenn nun dieſes alles wohl beſichti- get, gleichſam damit das Tag-Werck verrich- tet worden, ſo werden die Woll-Huͤte gekocht, darzu gehoͤret nun ein eingemauerter Keſſel, oder Eiſerne oder Kuͤpfferne Pfanne, wie auch ein etwas kleiner Koch-Topff, item eine Walck- Tafel, von ſtarcken Pfoſten Brettern, wohl fe- ſte gelegt, ferner ein Roll-Stock zu feinen Huͤ- ten, und ein Roll-Eiſen, ſo in der mitten 4. oder 8. Eckigt, ingleichen ein Stamper, eine Fauſt, und Streich-Bret, Hoͤltzerne Form-Stoͤcke, nach Art der mode klein oder groß, wie man ſie haben will. Es muͤſſen aber die Huͤte in reinen Waſſer mit etwas Lauge oder Urin ver- miſchet 2. biß 3. Stunden kochen, dabey man denn wohl zuzuſehen hat, daß nicht etwas von Kalch darzu kom̃e, weil ſonſten ſolches die Huͤ- te verderben wuͤrde, daß ſie alle zerfallen muͤſten. Wenn der Walck-Keſſel geheitzt, und das Waſſer warm iſt, ſo thut man zwey oder 3 Kup- pen, Butten oder Goͤlten, Wein-Spuͤlig o- der Wein-Hefen darein, oder auch etwas Wein- ſtein, ſo man Caſtor-Huͤte hat. Der Weinſtein wird auff die Tafel gebracht, angefeuchtet, mit der Fauſt klar gerieben, das Waſſer laͤſt man in den Keſſel lauffen, und faͤngt alsdenn an zu wal- cken, anfaͤnglich nur behutſam, dabey man den Hut

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719. , S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_hutmacher_1719/85>, abgerufen am 21.11.2024.