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Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724.

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rechten Feld- und Heer-Lägern der Römischen Soldaten, welche entweder vor
belägerten Städten, oder gegen ihre Feinde in Feld aufgeschlagen worden, wel-
che Benennung uns abermal zu erkennen giebet, daß solche entfernet von denen
Städten, (und zwar nicht nur von Rom allein, sondern auch von andern Römi-
schen Municipal- Städten,) seynd angeleget worden, daß auch solcher Kriegs-
Schulen unterschiedliche müssen gewesen seyn, sintemal der Angariarum und
Castrorum allezeit in plurali gedacht wird, dann also schreibet Tacitus: Juvenem
Urbano luxu lascivientem, melius in Caslris haberi,
damit der in grossen Städ-
ten durch die daselbst vorgehende Uppigkeiten wollüstig gewordene Jüngling et-
was wieder gezähmet werde, so wäre es besser, daß er in eine Kriegs-Schul
eingeschlossen würde, welches auch Kayser Severus gethan, der seine junge Prin-
tzen von seinen Hof weg, und in die vor der Stadt angelegte Castra geschicket,
damit sie des weichlichen Hof-Lebens entwöhnen, und ein stammhafftiges Sol-
datisches anziehen möchten, welche Betrachtung auch dem vortrefflichen Epami-
nondam
Fürsten in Griechen-Land bewogen, die Seinige also anzureden: Si
vultis Principes Graeciae esse, Castris Vobis est u[r]endum non palaestra,
so ihr Für-
sten in Griechen-Land seyn wolt, so müst ihr nicht auf denen Schau-Plätzen,
wo Comödien und andere Lustbarkeiten vorgehen, sondern in Kriegs-Feld-
Schulen euch aufhalten, non Ignavia enim magna imperia continentur, Virorum
Armorumque faciendum certamen est,
durch Faulheit wird kein grosses Reich
erhalten, es muß gefochten und in Waffen eine Ubung seyn, wie also gar schön
Tiridates bey dem Tacito lib. 15. redet, und bey dem Lucano lib. 7. wirfft der
Caesar denen weibischen und weichlichen Griechen ihre Gymnasia & Palaestrae Stu-
dium
ebenfalls mit derben Worten vor, von AEliano Sejano lesen wir, daß er
eben um dieser Ursach willen, nehmlich die Uppigkeiten der Städte zu vermeiden,
befohlen habe, der Kriegs-Schüler ihre Castra weit von denen Städten wegzu-
legen, seine Worte lauten hievon also: Severius acturos si Castra statuantur pro-
cul ab urbis illecebris,
diese denen Castris zugeeignete Zucht zeiget hernach auch
selbst ihre Nahmens-Bedeutung an, Castra enim dicta sunt quasi casta, eo quod
ibi castraretur libido,
dann gleichwie in denen Römischen Feld-Lägern kein
Soldat kein Weib bey sich führen durffte, auch kein einiges Frauen Mensch
bey denen Römischen Armeen gelitten wurde, also solten auch die Castra Tiro-
num
rein, und entfernet von der fleischlichen Lust-Seuche seyn, und in solchen
die jungen Kriegs-Schüler gleichsam als Verschnittene leben, die keinen stimulum
Carnis bey sich fühlten.

Diese Verlegung der Römischen Kriegs-Schulen von denen Städten
giebt uns allhier Anlaß von denen Adelichen und bürgerlichen Seminariis, ob
solche in oder ausserhalb denen grossen Städten angeleget seyn solten, etwas we-

niges
E

rechten Feld- und Heer-Laͤgern der Roͤmiſchen Soldaten, welche entweder vor
belaͤgerten Staͤdten, oder gegen ihre Feinde in Feld aufgeſchlagen worden, wel-
che Benennung uns abermal zu erkennen giebet, daß ſolche entfernet von denen
Staͤdten, (und zwar nicht nur von Rom allein, ſondern auch von andern Roͤmi-
ſchen Municipal- Staͤdten,) ſeynd angeleget worden, daß auch ſolcher Kriegs-
Schulen unterſchiedliche muͤſſen geweſen ſeyn, ſintemal der Angariarum und
Caſtrorum allezeit in plurali gedacht wird, dann alſo ſchreibet Tacitus: Juvenem
Urbano luxu laſcivientem, melius in Caſlris haberi,
damit der in groſſen Staͤd-
ten durch die daſelbſt vorgehende Uppigkeiten wolluͤſtig gewordene Juͤngling et-
was wieder gezaͤhmet werde, ſo waͤre es beſſer, daß er in eine Kriegs-Schul
eingeſchloſſen wuͤrde, welches auch Kayſer Severus gethan, der ſeine junge Prin-
tzen von ſeinen Hof weg, und in die vor der Stadt angelegte Caſtra geſchicket,
damit ſie des weichlichen Hof-Lebens entwoͤhnen, und ein ſtammhafftiges Sol-
datiſches anziehen moͤchten, welche Betrachtung auch dem vortrefflichen Epami-
nondam
Fuͤrſten in Griechen-Land bewogen, die Seinige alſo anzureden: Si
vultis Principes Græciæ eſſe, Caſtris Vobis eſt u[r]endum non palæſtra,
ſo ihr Fuͤr-
ſten in Griechen-Land ſeyn wolt, ſo muͤſt ihr nicht auf denen Schau-Plaͤtzen,
wo Comoͤdien und andere Luſtbarkeiten vorgehen, ſondern in Kriegs-Feld-
Schulen euch aufhalten, non Ignavia enim magna imperia continentur, Virorum
Armorumque faciendum certamen eſt,
durch Faulheit wird kein groſſes Reich
erhalten, es muß gefochten und in Waffen eine Ubung ſeyn, wie alſo gar ſchoͤn
Tiridates bey dem Tacito lib. 15. redet, und bey dem Lucano lib. 7. wirfft der
Cæſar denen weibiſchen und weichlichen Griechen ihre Gymnaſia & Palæſtræ Stu-
dium
ebenfalls mit derben Worten vor, von Æliano Sejano leſen wir, daß er
eben um dieſer Urſach willen, nehmlich die Uppigkeiten der Staͤdte zu vermeiden,
befohlen habe, der Kriegs-Schuͤler ihre Caſtra weit von denen Staͤdten wegzu-
legen, ſeine Worte lauten hievon alſo: Severius acturos ſi Caſtra ſtatuantur pro-
cul ab urbis illecebris,
dieſe denen Caſtris zugeeignete Zucht zeiget hernach auch
ſelbſt ihre Nahmens-Bedeutung an, Caſtra enim dicta ſunt quaſi caſta, eo quod
ibi caſtraretur libido,
dann gleichwie in denen Roͤmiſchen Feld-Laͤgern kein
Soldat kein Weib bey ſich fuͤhren durffte, auch kein einiges Frauen Menſch
bey denen Roͤmiſchen Arméen gelitten wurde, alſo ſolten auch die Caſtra Tiro-
num
rein, und entfernet von der fleiſchlichen Luſt-Seuche ſeyn, und in ſolchen
die jungen Kriegs-Schuͤler gleichſam als Verſchnittene leben, die keinen ſtimulum
Carnis bey ſich fuͤhlten.

Dieſe Verlegung der Roͤmiſchen Kriegs-Schulen von denen Staͤdten
giebt uns allhier Anlaß von denen Adelichen und buͤrgerlichen Seminariis, ob
ſolche in oder auſſerhalb denen groſſen Staͤdten angeleget ſeyn ſolten, etwas we-

niges
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[33/0033] rechten Feld- und Heer-Laͤgern der Roͤmiſchen Soldaten, welche entweder vor belaͤgerten Staͤdten, oder gegen ihre Feinde in Feld aufgeſchlagen worden, wel- che Benennung uns abermal zu erkennen giebet, daß ſolche entfernet von denen Staͤdten, (und zwar nicht nur von Rom allein, ſondern auch von andern Roͤmi- ſchen Municipal- Staͤdten,) ſeynd angeleget worden, daß auch ſolcher Kriegs- Schulen unterſchiedliche muͤſſen geweſen ſeyn, ſintemal der Angariarum und Caſtrorum allezeit in plurali gedacht wird, dann alſo ſchreibet Tacitus: Juvenem Urbano luxu laſcivientem, melius in Caſlris haberi, damit der in groſſen Staͤd- ten durch die daſelbſt vorgehende Uppigkeiten wolluͤſtig gewordene Juͤngling et- was wieder gezaͤhmet werde, ſo waͤre es beſſer, daß er in eine Kriegs-Schul eingeſchloſſen wuͤrde, welches auch Kayſer Severus gethan, der ſeine junge Prin- tzen von ſeinen Hof weg, und in die vor der Stadt angelegte Caſtra geſchicket, damit ſie des weichlichen Hof-Lebens entwoͤhnen, und ein ſtammhafftiges Sol- datiſches anziehen moͤchten, welche Betrachtung auch dem vortrefflichen Epami- nondam Fuͤrſten in Griechen-Land bewogen, die Seinige alſo anzureden: Si vultis Principes Græciæ eſſe, Caſtris Vobis eſt urendum non palæſtra, ſo ihr Fuͤr- ſten in Griechen-Land ſeyn wolt, ſo muͤſt ihr nicht auf denen Schau-Plaͤtzen, wo Comoͤdien und andere Luſtbarkeiten vorgehen, ſondern in Kriegs-Feld- Schulen euch aufhalten, non Ignavia enim magna imperia continentur, Virorum Armorumque faciendum certamen eſt, durch Faulheit wird kein groſſes Reich erhalten, es muß gefochten und in Waffen eine Ubung ſeyn, wie alſo gar ſchoͤn Tiridates bey dem Tacito lib. 15. redet, und bey dem Lucano lib. 7. wirfft der Cæſar denen weibiſchen und weichlichen Griechen ihre Gymnaſia & Palæſtræ Stu- dium ebenfalls mit derben Worten vor, von Æliano Sejano leſen wir, daß er eben um dieſer Urſach willen, nehmlich die Uppigkeiten der Staͤdte zu vermeiden, befohlen habe, der Kriegs-Schuͤler ihre Caſtra weit von denen Staͤdten wegzu- legen, ſeine Worte lauten hievon alſo: Severius acturos ſi Caſtra ſtatuantur pro- cul ab urbis illecebris, dieſe denen Caſtris zugeeignete Zucht zeiget hernach auch ſelbſt ihre Nahmens-Bedeutung an, Caſtra enim dicta ſunt quaſi caſta, eo quod ibi caſtraretur libido, dann gleichwie in denen Roͤmiſchen Feld-Laͤgern kein Soldat kein Weib bey ſich fuͤhren durffte, auch kein einiges Frauen Menſch bey denen Roͤmiſchen Arméen gelitten wurde, alſo ſolten auch die Caſtra Tiro- num rein, und entfernet von der fleiſchlichen Luſt-Seuche ſeyn, und in ſolchen die jungen Kriegs-Schuͤler gleichſam als Verſchnittene leben, die keinen ſtimulum Carnis bey ſich fuͤhlten. Dieſe Verlegung der Roͤmiſchen Kriegs-Schulen von denen Staͤdten giebt uns allhier Anlaß von denen Adelichen und buͤrgerlichen Seminariis, ob ſolche in oder auſſerhalb denen groſſen Staͤdten angeleget ſeyn ſolten, etwas we- niges E

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_militare_1724/33>, abgerufen am 04.12.2024.