Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Zehnter Abschnitt. Berechnung
deren tiefster Ton c von einer 4 Fuß langen ofnen Orgelpfeiffe
hervorgebracht wird. Da das vierfüßige Eulersche a 392 mal
in einer Secunde vibriret, so wird das tiefere achtfüßige A
nicht mehr als 196 mal vibriren, (weil 2:1 = 392:196)
das sechszehnfüßige A 98 mal = ; das zwey und dreyßig-
füßige A 49 mal = ; das vier und sechszigfüßige A 241/2 mal;
das 128füßige A 121/4 mal, und das 256füßige A 6 1/8 mal.
Wie vielmal wird denn das 256füßige D, welches die Unter-
quinte von A = 6 1/8 ist, vibriren? Da die Ration der Quinte
= 2:3, und ein absteigendes Jntervall berechnet werden soll:
so heißt es 3:2 = 6 1/8 :4. Die Anzahl der Vibrationen
des 256füßigen D wird also = 4, und der oben von uns
berechnete Ton, welcher viermal in einer Secunde vibrirte, ein
von dem Eulerschen um unterschiednes 256füßiges D seyn,
so wie das Eulersche 256 füßige A = 6 1/8 und das unsrige = 6
ist. Wenn wir von dieser 256füßigen Quinte D A zu der vier-
füßigen d a hinaufsteigen, so werden wir die Eulersche Quinte von
261 1/3 :392, und die unsrige von 256:384, und also, in Ab-
sicht auf den Ton a, um die Anzahl von acht Vibrationen un-
terschieden finden. Da der Unterscheid der Vibrationen nicht
mehr beträgt, so ist es um sovielmehr einerley, ob wir das vier-
füßige a zu 392 oder 384 annehmen, da auch an Oertern,
wo die Stimmflöten einander im Maasse gleich sind, die Cla-
viere dennoch allezeit in Absicht auf die Tonhöhe etwas von ein-
ander differiren, welche Differenz von verschiedenen Ursachen
herrühret, in welche wir uns allhier nicht einlassen können.
Wir werden alsdenn von dem 256füßigen D = 4 auf ein noch
tiefers, nemlich auf ein 512füßiges D = 2, und auf das al-
lertiefste, nemlich auf ein 1024füßiges D = 1 ohne Brüche
herabsteigen, und uns den Anfang aller möglichen Töne in
der Zahl 1 denken können, obgleich übrigens die fünf leztern
Octaven, das ist die 1024, 512, 256, 128 und 64füßigen,

nicht
sondere aber nur die tiefste erste Octave C (c) für achtfüßig; die
zweyte ungestrichne c (c) für vierfüßig; die dritte eingestrichne c (c)
für zweyfüßig, und die vierte zweygestrichne c (c) für einfüßig erken-
net. Das höchste dreygestrichne c ist schon der Anfang einer halbfüßi-
gen Octave.

Zehnter Abſchnitt. Berechnung
deren tiefſter Ton c von einer 4 Fuß langen ofnen Orgelpfeiffe
hervorgebracht wird. Da das vierfuͤßige Eulerſche a 392 mal
in einer Secunde vibriret, ſo wird das tiefere achtfuͤßige A
nicht mehr als 196 mal vibriren, (weil 2:1 = 392:196)
das ſechszehnfuͤßige A 98 mal = ; das zwey und dreyßig-
fuͤßige A 49 mal = ; das vier und ſechszigfuͤßige A 24½ mal;
das 128fuͤßige A 12¼ mal, und das 256fuͤßige A 6⅛ mal.
Wie vielmal wird denn das 256fuͤßige D, welches die Unter-
quinte von A = 6⅛ iſt, vibriren? Da die Ration der Quinte
= 2:3, und ein abſteigendes Jntervall berechnet werden ſoll:
ſo heißt es 3:2 = 6⅛:4. Die Anzahl der Vibrationen
des 256fuͤßigen D wird alſo = 4, und der oben von uns
berechnete Ton, welcher viermal in einer Secunde vibrirte, ein
von dem Eulerſchen um unterſchiednes 256fuͤßiges D ſeyn,
ſo wie das Eulerſche 256 fuͤßige A = 6⅛ und das unſrige = 6
iſt. Wenn wir von dieſer 256fuͤßigen Quinte D A zu der vier-
fuͤßigen d a hinaufſteigen, ſo werden wir die Eulerſche Quinte von
261⅓:392, und die unſrige von 256:384, und alſo, in Ab-
ſicht auf den Ton a, um die Anzahl von acht Vibrationen un-
terſchieden finden. Da der Unterſcheid der Vibrationen nicht
mehr betraͤgt, ſo iſt es um ſovielmehr einerley, ob wir das vier-
fuͤßige a zu 392 oder 384 annehmen, da auch an Oertern,
wo die Stimmfloͤten einander im Maaſſe gleich ſind, die Cla-
viere dennoch allezeit in Abſicht auf die Tonhoͤhe etwas von ein-
ander differiren, welche Differenz von verſchiedenen Urſachen
herruͤhret, in welche wir uns allhier nicht einlaſſen koͤnnen.
Wir werden alsdenn von dem 256fuͤßigen D = 4 auf ein noch
tiefers, nemlich auf ein 512fuͤßiges D = 2, und auf das al-
lertiefſte, nemlich auf ein 1024fuͤßiges D = 1 ohne Bruͤche
herabſteigen, und uns den Anfang aller moͤglichen Toͤne in
der Zahl 1 denken koͤnnen, obgleich uͤbrigens die fuͤnf leztern
Octaven, das iſt die 1024, 512, 256, 128 und 64fuͤßigen,

nicht
ſondere aber nur die tiefſte erſte Octave C (c) fuͤr achtfuͤßig; die
zweyte ungeſtrichne c (c̅) fuͤr vierfuͤßig; die dritte eingeſtrichne c̅ (c̿)
fuͤr zweyfuͤßig, und die vierte zweygeſtrichne c̿ (c̿̅) fuͤr einfuͤßig erken-
net. Das hoͤchſte dreygeſtrichne c̿̅ iſt ſchon der Anfang einer halbfuͤßi-
gen Octave.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0086" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zehnter Ab&#x017F;chnitt. Berechnung</hi></fw><lb/>
deren tief&#x017F;ter Ton <hi rendition="#aq">c</hi> von einer 4 Fuß langen ofnen Orgelpfeiffe<lb/>
hervorgebracht wird. Da das vierfu&#x0364;ßige Euler&#x017F;che <hi rendition="#aq">a</hi> 392 mal<lb/>
in einer Secunde vibriret, &#x017F;o wird das tiefere achtfu&#x0364;ßige <hi rendition="#aq">A</hi><lb/>
nicht mehr als 196 mal vibriren, (weil 2:1 = 392:196)<lb/>
das &#x017F;echszehnfu&#x0364;ßige <hi rendition="#aq">A</hi> 98 mal = <formula notation="TeX">\frac{196}{2}</formula>; das zwey und dreyßig-<lb/>
fu&#x0364;ßige <hi rendition="#aq">A</hi> 49 mal = <formula notation="TeX">\frac{98}{2}</formula>; das vier und &#x017F;echszigfu&#x0364;ßige <hi rendition="#aq">A</hi> 24½ mal;<lb/>
das 128fu&#x0364;ßige <hi rendition="#aq">A</hi> 12¼ mal, und das 256fu&#x0364;ßige <hi rendition="#aq">A</hi> 6&#x215B; mal.<lb/>
Wie vielmal wird denn das 256fu&#x0364;ßige <hi rendition="#aq">D,</hi> welches die Unter-<lb/>
quinte von <hi rendition="#aq">A</hi> = 6&#x215B; i&#x017F;t, vibriren? Da die Ration der Quinte<lb/>
= 2:3, und ein ab&#x017F;teigendes Jntervall berechnet werden &#x017F;oll:<lb/>
&#x017F;o heißt es 3:2 = 6&#x215B;:4<formula notation="TeX">\frac{1}{12}</formula>. Die Anzahl der Vibrationen<lb/>
des 256fu&#x0364;ßigen <hi rendition="#aq">D</hi> wird al&#x017F;o = 4<formula notation="TeX">\frac{1}{12}</formula>, und der oben von uns<lb/>
berechnete Ton, welcher viermal in einer Secunde vibrirte, ein<lb/>
von dem Euler&#x017F;chen um <formula notation="TeX">\frac{1}{12}</formula> unter&#x017F;chiednes 256fu&#x0364;ßiges <hi rendition="#aq">D</hi> &#x017F;eyn,<lb/>
&#x017F;o wie das Euler&#x017F;che 256 fu&#x0364;ßige <hi rendition="#aq">A</hi> = 6&#x215B; und das un&#x017F;rige = 6<lb/>
i&#x017F;t. Wenn wir von die&#x017F;er 256fu&#x0364;ßigen Quinte <hi rendition="#aq">D A</hi> zu der vier-<lb/>
fu&#x0364;ßigen <hi rendition="#aq">d a</hi> hinauf&#x017F;teigen, &#x017F;o werden wir die Euler&#x017F;che Quinte von<lb/>
261&#x2153;:392, und die un&#x017F;rige von 256:384, und al&#x017F;o, in Ab-<lb/>
&#x017F;icht auf den Ton <hi rendition="#aq">a,</hi> um die Anzahl von acht Vibrationen un-<lb/>
ter&#x017F;chieden finden. Da der Unter&#x017F;cheid der Vibrationen nicht<lb/>
mehr betra&#x0364;gt, &#x017F;o i&#x017F;t es um &#x017F;ovielmehr einerley, ob wir das vier-<lb/>
fu&#x0364;ßige <hi rendition="#aq">a</hi> zu 392 oder 384 annehmen, da auch an Oertern,<lb/>
wo die Stimmflo&#x0364;ten einander im Maa&#x017F;&#x017F;e gleich &#x017F;ind, die Cla-<lb/>
viere dennoch allezeit in Ab&#x017F;icht auf die Tonho&#x0364;he etwas von ein-<lb/>
ander differiren, welche Differenz von ver&#x017F;chiedenen Ur&#x017F;achen<lb/>
herru&#x0364;hret, in welche wir uns allhier nicht einla&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen.<lb/>
Wir werden alsdenn von dem 256fu&#x0364;ßigen <hi rendition="#aq">D</hi> = 4 auf ein noch<lb/>
tiefers, nemlich auf ein 512fu&#x0364;ßiges <hi rendition="#aq">D</hi> = 2, und auf das al-<lb/>
lertief&#x017F;te, nemlich auf ein 1024fu&#x0364;ßiges <hi rendition="#aq">D</hi> = 1 ohne Bru&#x0364;che<lb/>
herab&#x017F;teigen, und uns den Anfang aller mo&#x0364;glichen To&#x0364;ne in<lb/>
der Zahl 1 denken ko&#x0364;nnen, obgleich u&#x0364;brigens die fu&#x0364;nf leztern<lb/>
Octaven, das i&#x017F;t die 1024, 512, 256, 128 und 64fu&#x0364;ßigen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_1_2" prev="#seg2pn_1_1" place="foot" n="*)">&#x017F;ondere aber nur die tief&#x017F;te er&#x017F;te Octave <hi rendition="#aq">C (c)</hi> fu&#x0364;r achtfu&#x0364;ßig; die<lb/>
zweyte unge&#x017F;trichne <hi rendition="#aq">c (c&#x0305;)</hi> fu&#x0364;r vierfu&#x0364;ßig; die dritte einge&#x017F;trichne <hi rendition="#aq">c&#x0305; (c&#x033F;)</hi><lb/>
fu&#x0364;r zweyfu&#x0364;ßig, und die vierte zweyge&#x017F;trichne <hi rendition="#aq">c&#x033F; (c&#x033F;&#x0305;)</hi> fu&#x0364;r einfu&#x0364;ßig erken-<lb/>
net. Das ho&#x0364;ch&#x017F;te dreyge&#x017F;trichne <hi rendition="#aq">c&#x033F;&#x0305;</hi> i&#x017F;t &#x017F;chon der Anfang einer halbfu&#x0364;ßi-<lb/>
gen Octave.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0086] Zehnter Abſchnitt. Berechnung deren tiefſter Ton c von einer 4 Fuß langen ofnen Orgelpfeiffe hervorgebracht wird. Da das vierfuͤßige Eulerſche a 392 mal in einer Secunde vibriret, ſo wird das tiefere achtfuͤßige A nicht mehr als 196 mal vibriren, (weil 2:1 = 392:196) das ſechszehnfuͤßige A 98 mal = [FORMEL]; das zwey und dreyßig- fuͤßige A 49 mal = [FORMEL]; das vier und ſechszigfuͤßige A 24½ mal; das 128fuͤßige A 12¼ mal, und das 256fuͤßige A 6⅛ mal. Wie vielmal wird denn das 256fuͤßige D, welches die Unter- quinte von A = 6⅛ iſt, vibriren? Da die Ration der Quinte = 2:3, und ein abſteigendes Jntervall berechnet werden ſoll: ſo heißt es 3:2 = 6⅛:4[FORMEL]. Die Anzahl der Vibrationen des 256fuͤßigen D wird alſo = 4[FORMEL], und der oben von uns berechnete Ton, welcher viermal in einer Secunde vibrirte, ein von dem Eulerſchen um [FORMEL] unterſchiednes 256fuͤßiges D ſeyn, ſo wie das Eulerſche 256 fuͤßige A = 6⅛ und das unſrige = 6 iſt. Wenn wir von dieſer 256fuͤßigen Quinte D A zu der vier- fuͤßigen d a hinaufſteigen, ſo werden wir die Eulerſche Quinte von 261⅓:392, und die unſrige von 256:384, und alſo, in Ab- ſicht auf den Ton a, um die Anzahl von acht Vibrationen un- terſchieden finden. Da der Unterſcheid der Vibrationen nicht mehr betraͤgt, ſo iſt es um ſovielmehr einerley, ob wir das vier- fuͤßige a zu 392 oder 384 annehmen, da auch an Oertern, wo die Stimmfloͤten einander im Maaſſe gleich ſind, die Cla- viere dennoch allezeit in Abſicht auf die Tonhoͤhe etwas von ein- ander differiren, welche Differenz von verſchiedenen Urſachen herruͤhret, in welche wir uns allhier nicht einlaſſen koͤnnen. Wir werden alsdenn von dem 256fuͤßigen D = 4 auf ein noch tiefers, nemlich auf ein 512fuͤßiges D = 2, und auf das al- lertiefſte, nemlich auf ein 1024fuͤßiges D = 1 ohne Bruͤche herabſteigen, und uns den Anfang aller moͤglichen Toͤne in der Zahl 1 denken koͤnnen, obgleich uͤbrigens die fuͤnf leztern Octaven, das iſt die 1024, 512, 256, 128 und 64fuͤßigen, nicht *) *) ſondere aber nur die tiefſte erſte Octave C (c) fuͤr achtfuͤßig; die zweyte ungeſtrichne c (c̅) fuͤr vierfuͤßig; die dritte eingeſtrichne c̅ (c̿) fuͤr zweyfuͤßig, und die vierte zweygeſtrichne c̿ (c̿̅) fuͤr einfuͤßig erken- net. Das hoͤchſte dreygeſtrichne c̿̅ iſt ſchon der Anfang einer halbfuͤßi- gen Octave.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/86
Zitationshilfe: Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/86>, abgerufen am 23.11.2024.