Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Erhaltung der Freyheit und Sicherheit.

Gleichgewichts in Ansehung der Besitzungen der Europäer
in America d) ist mehrmahls die Rede gewesen. Wenn
aber in neueren Zeiten auch die Erhaltung eines Gleichge-
wichts zur See in Anregung gebracht worden e), so scheint
dabey mehr Handels-Eifersucht als wahre Sorge für Er-
haltung der Sicherheit und Freyheit der Völker zum Grunde
zu liegen.

a) Schmauß Einleitung in die Staatswissenschaften II. Th.

b) Moser Versuch Th. I. S. 73. Günther Th. I. S. 375.

c) Günther Th. I. S. 376. Von der Sorge für dieses Gleich-
gewicht in Teutschland, das erst seit der Regierung Friedrich II.
öffentlich zur Sprache gekommen, zeigt insonderheit der bayri-
sche Erbfolgekrieg 1778. und der teutsche Fürstenbund 1785.
m. Recueil T. II. S. 553. C. W. Dohm über den teutschen
Fürstenbund 1785. 8. Prüfung der Ursachen einer Associa-
tion. Pol. Journ. 1785. S. 1113. Beantwortung der zu
Wien herausgekommenen sogenannten Prüfung der Ursachen
e. d. S. 1244. s. auch Reuß teursche Staatscanzley Th. XII.
S. 193. u. f.

d) Moser Nordamerica nach den Friedensschlüssen von 1783.
Th. III. S. 316.

e) S. die Erklärung des französischen Gesandten zu Petersburg 1758.
Moser Beyträge Th. I. S. 72. La voix libre du Citoyen d' Am-
sterdam ou reflexions sur les offaives presentes (1755.) v. Justi
Chimaire des Gleichgewichts der Handlung und der Schif-
farth. Altona 1759. 4. Obseruations sur le memoire justificatif de
la Cour de Londres 1779.

§. 121.
Wann und wie das Gleichgewicht zu erhalten sey.

Wann das Gleichgewicht in Gefahr sey, was für des-
sen Erhaltung geschehn müsse, bleibt der Politik der Cabi-
netter zu beurtheilen überlassen. Nur so viel lehrt Ver-
nunft und Erfahrung 1) daß nicht jede, selbst ausgedehnte,
selbst unvergeltliche Vergrößerung eines mächtigen Staats
das Gleichgewicht in Gefahr setze 2) daß selbst ein anschei-
nend gleicher Ländertausch, daß eine Erwerbung von gerin-

ger

Erhaltung der Freyheit und Sicherheit.

Gleichgewichts in Anſehung der Beſitzungen der Europaͤer
in America d) iſt mehrmahls die Rede geweſen. Wenn
aber in neueren Zeiten auch die Erhaltung eines Gleichge-
wichts zur See in Anregung gebracht worden e), ſo ſcheint
dabey mehr Handels-Eiferſucht als wahre Sorge fuͤr Er-
haltung der Sicherheit und Freyheit der Voͤlker zum Grunde
zu liegen.

a) Schmauß Einleitung in die Staatswiſſenſchaften II. Th.

b) Moſer Verſuch Th. I. S. 73. Guͤnther Th. I. S. 375.

c) Guͤnther Th. I. S. 376. Von der Sorge fuͤr dieſes Gleich-
gewicht in Teutſchland, das erſt ſeit der Regierung Friedrich II.
oͤffentlich zur Sprache gekommen, zeigt inſonderheit der bayri-
ſche Erbfolgekrieg 1778. und der teutſche Fuͤrſtenbund 1785.
m. Recueil T. II. S. 553. C. W. Dohm uͤber den teutſchen
Fuͤrſtenbund 1785. 8. Pruͤfung der Urſachen einer Aſſocia-
tion. Pol. Journ. 1785. S. 1113. Beantwortung der zu
Wien herausgekommenen ſogenannten Pruͤfung der Urſachen
e. d. S. 1244. ſ. auch Reuß teurſche Staatscanzley Th. XII.
S. 193. u. f.

d) Moſer Nordamerica nach den Friedensſchluͤſſen von 1783.
Th. III. S. 316.

e) S. die Erklaͤrung des franzoͤſiſchen Geſandten zu Petersburg 1758.
Moſer Beytraͤge Th. I. S. 72. La voix libre du Citoyen d’ Am-
ſterdam ou reflexions ſur les offaives preſentes (1755.) v. Juſti
Chimaire des Gleichgewichts der Handlung und der Schif-
farth. Altona 1759. 4. Obſeruations ſur le memoire juſtificatif de
la Cour de Londres 1779.

§. 121.
Wann und wie das Gleichgewicht zu erhalten ſey.

Wann das Gleichgewicht in Gefahr ſey, was fuͤr deſ-
ſen Erhaltung geſchehn muͤſſe, bleibt der Politik der Cabi-
netter zu beurtheilen uͤberlaſſen. Nur ſo viel lehrt Ver-
nunft und Erfahrung 1) daß nicht jede, ſelbſt ausgedehnte,
ſelbſt unvergeltliche Vergroͤßerung eines maͤchtigen Staats
das Gleichgewicht in Gefahr ſetze 2) daß ſelbſt ein anſchei-
nend gleicher Laͤndertauſch, daß eine Erwerbung von gerin-

ger

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0173" n="145"/><fw place="top" type="header">Erhaltung der Freyheit und Sicherheit.</fw><lb/>
Gleichgewichts in An&#x017F;ehung der Be&#x017F;itzungen der Europa&#x0364;er<lb/>
in America <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">d</hi></hi>) i&#x017F;t mehrmahls die Rede gewe&#x017F;en. Wenn<lb/>
aber in neueren Zeiten auch die Erhaltung eines Gleichge-<lb/>
wichts zur <hi rendition="#fr">See</hi> in Anregung gebracht worden <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">e</hi></hi>), &#x017F;o &#x017F;cheint<lb/>
dabey mehr Handels-Eifer&#x017F;ucht als wahre Sorge fu&#x0364;r Er-<lb/>
haltung der Sicherheit und Freyheit der Vo&#x0364;lker zum Grunde<lb/>
zu liegen.</p><lb/>
            <note place="end" n="a)"><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Schmauß</hi> Einleitung in die Staatswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften</hi><hi rendition="#aq">II.</hi> Th.</note><lb/>
            <note place="end" n="b)"><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Mo&#x017F;er</hi> Ver&#x017F;uch</hi> Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 73. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Gu&#x0364;nther</hi></hi> Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 375.</note><lb/>
            <note place="end" n="c)"><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Gu&#x0364;nther</hi></hi> Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 376. Von der Sorge fu&#x0364;r die&#x017F;es Gleich-<lb/>
gewicht in Teut&#x017F;chland, das er&#x017F;t &#x017F;eit der Regierung Friedrich <hi rendition="#aq">II.</hi><lb/>
o&#x0364;ffentlich zur Sprache gekommen, zeigt in&#x017F;onderheit der bayri-<lb/>
&#x017F;che Erbfolgekrieg 1778. und der teut&#x017F;che Fu&#x0364;r&#x017F;tenbund 1785.<lb/>
m. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Recueil</hi> T. II.</hi> S. 553. <hi rendition="#fr">C. W. <hi rendition="#g">Dohm</hi> u&#x0364;ber den teut&#x017F;chen<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tenbund 1785. 8. Pru&#x0364;fung der Ur&#x017F;achen einer A&#x017F;&#x017F;ocia-<lb/>
tion</hi>. Pol. Journ. 1785. S. 1113. <hi rendition="#fr">Beantwortung der zu<lb/>
Wien herausgekommenen &#x017F;ogenannten Pru&#x0364;fung der Ur&#x017F;achen</hi><lb/>
e. d. S. 1244. &#x017F;. auch <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Reuß</hi> teur&#x017F;che Staatscanzley</hi> Th. <hi rendition="#aq">XII.</hi><lb/>
S. 193. u. f.</note><lb/>
            <note place="end" n="d)"><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Mo&#x017F;er</hi> Nordamerica nach den Friedens&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en</hi> von 1783.<lb/>
Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 316.</note><lb/>
            <note place="end" n="e)">S. die Erkla&#x0364;rung des franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Ge&#x017F;andten zu Petersburg 1758.<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Mo&#x017F;er</hi> Beytra&#x0364;ge</hi> Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 72. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">La voix libre du Citoyen d&#x2019; Am-<lb/>
&#x017F;terdam ou reflexions &#x017F;ur les offaives pre&#x017F;entes</hi></hi> (1755.) <hi rendition="#fr">v. <hi rendition="#g">Ju&#x017F;ti</hi><lb/>
Chimaire des Gleichgewichts der Handlung und der Schif-<lb/>
farth</hi>. Altona 1759. 4. <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;eruations &#x017F;ur le memoire ju&#x017F;tificatif de<lb/>
la Cour de Londres</hi> 1779.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 121.<lb/><hi rendition="#fr">Wann und wie das Gleichgewicht zu erhalten &#x017F;ey</hi>.</head><lb/>
            <p>Wann das Gleichgewicht in Gefahr &#x017F;ey, was fu&#x0364;r de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Erhaltung ge&#x017F;chehn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, bleibt der Politik der Cabi-<lb/>
netter zu beurtheilen u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en. Nur &#x017F;o viel lehrt Ver-<lb/>
nunft und Erfahrung 1) daß nicht jede, &#x017F;elb&#x017F;t ausgedehnte,<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t unvergeltliche Vergro&#x0364;ßerung eines ma&#x0364;chtigen Staats<lb/>
das Gleichgewicht in Gefahr &#x017F;etze 2) daß &#x017F;elb&#x017F;t ein an&#x017F;chei-<lb/>
nend gleicher La&#x0364;ndertau&#x017F;ch, daß eine Erwerbung von gerin-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K</fw><fw place="bottom" type="catch">ger</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[145/0173] Erhaltung der Freyheit und Sicherheit. Gleichgewichts in Anſehung der Beſitzungen der Europaͤer in America d) iſt mehrmahls die Rede geweſen. Wenn aber in neueren Zeiten auch die Erhaltung eines Gleichge- wichts zur See in Anregung gebracht worden e), ſo ſcheint dabey mehr Handels-Eiferſucht als wahre Sorge fuͤr Er- haltung der Sicherheit und Freyheit der Voͤlker zum Grunde zu liegen. a⁾ Schmauß Einleitung in die Staatswiſſenſchaften II. Th. b⁾ Moſer Verſuch Th. I. S. 73. Guͤnther Th. I. S. 375. c⁾ Guͤnther Th. I. S. 376. Von der Sorge fuͤr dieſes Gleich- gewicht in Teutſchland, das erſt ſeit der Regierung Friedrich II. oͤffentlich zur Sprache gekommen, zeigt inſonderheit der bayri- ſche Erbfolgekrieg 1778. und der teutſche Fuͤrſtenbund 1785. m. Recueil T. II. S. 553. C. W. Dohm uͤber den teutſchen Fuͤrſtenbund 1785. 8. Pruͤfung der Urſachen einer Aſſocia- tion. Pol. Journ. 1785. S. 1113. Beantwortung der zu Wien herausgekommenen ſogenannten Pruͤfung der Urſachen e. d. S. 1244. ſ. auch Reuß teurſche Staatscanzley Th. XII. S. 193. u. f. d⁾ Moſer Nordamerica nach den Friedensſchluͤſſen von 1783. Th. III. S. 316. e⁾ S. die Erklaͤrung des franzoͤſiſchen Geſandten zu Petersburg 1758. Moſer Beytraͤge Th. I. S. 72. La voix libre du Citoyen d’ Am- ſterdam ou reflexions ſur les offaives preſentes (1755.) v. Juſti Chimaire des Gleichgewichts der Handlung und der Schif- farth. Altona 1759. 4. Obſeruations ſur le memoire juſtificatif de la Cour de Londres 1779. §. 121. Wann und wie das Gleichgewicht zu erhalten ſey. Wann das Gleichgewicht in Gefahr ſey, was fuͤr deſ- ſen Erhaltung geſchehn muͤſſe, bleibt der Politik der Cabi- netter zu beurtheilen uͤberlaſſen. Nur ſo viel lehrt Ver- nunft und Erfahrung 1) daß nicht jede, ſelbſt ausgedehnte, ſelbſt unvergeltliche Vergroͤßerung eines maͤchtigen Staats das Gleichgewicht in Gefahr ſetze 2) daß ſelbſt ein anſchei- nend gleicher Laͤndertauſch, daß eine Erwerbung von gerin- ger K

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/173
Zitationshilfe:	Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/173>, abgerufen am 04.12.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.