Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.Viertes Buch. Erstes Hauptstück. ger Ausdehnung es in Gefahr setzen könne 3) daß auchBündnisse mächtiger Staaten das Gleichgewicht zerrütten können a) 4) daß die innere Schwächung oder Zerstücke- lung eines Staats dem Gleichgewicht oft eben so gefähr- lich werden könne, als die Vergrößerung eines andern b). Unter den Mitteln c) läßt sich zwar die Rechtmäßig- Eben so läßt sich zwar die Sorge eines jeden Staats a) Z. B. die Oesterreich-Russische Allianz, das Familienpact u. s. f. b) Würde Polen getheilt seyn, wenn Frankreich nicht durch innere Zerrüttung unwirksam geworden wäre? c) Günther Th. I. S. 362. d) Davon giebt die vor dem Frieden zu Jassy zwischen Rußland und der Pforte hergegangene Brittisch-Preußische Negotiation ein treffendes Beyspiel in m. Recueil T. V. S. 53. e) Von
Viertes Buch. Erſtes Hauptſtuͤck. ger Ausdehnung es in Gefahr ſetzen koͤnne 3) daß auchBuͤndniſſe maͤchtiger Staaten das Gleichgewicht zerruͤtten koͤnnen a) 4) daß die innere Schwaͤchung oder Zerſtuͤcke- lung eines Staats dem Gleichgewicht oft eben ſo gefaͤhr- lich werden koͤnne, als die Vergroͤßerung eines andern b). Unter den Mitteln c) laͤßt ſich zwar die Rechtmaͤßig- Eben ſo laͤßt ſich zwar die Sorge eines jeden Staats a) Z. B. die Oeſterreich-Ruſſiſche Allianz, das Familienpact u. ſ. f. b) Wuͤrde Polen getheilt ſeyn, wenn Frankreich nicht durch innere Zerruͤttung unwirkſam geworden waͤre? c) Guͤnther Th. I. S. 362. d) Davon giebt die vor dem Frieden zu Jaſſy zwiſchen Rußland und der Pforte hergegangene Brittiſch-Preußiſche Negotiation ein treffendes Beyſpiel in m. Recueil T. V. S. 53. e) Von
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Viertes Buch. Erſtes Hauptſtuͤck.
ger Ausdehnung es in Gefahr ſetzen koͤnne 3) daß auch
Buͤndniſſe maͤchtiger Staaten das Gleichgewicht zerruͤtten
koͤnnen a) 4) daß die innere Schwaͤchung oder Zerſtuͤcke-
lung eines Staats dem Gleichgewicht oft eben ſo gefaͤhr-
lich werden koͤnne, als die Vergroͤßerung eines andern b).
Unter den Mitteln c) laͤßt ſich zwar die Rechtmaͤßig-
keit guͤtlicher, von einzelnen oder von mehreren vereinigten
Staaten gemeinſchaftlich verſuchter Vorſtellungen, Abmah-
nungen u. ſ. f. d) nicht bezweifeln, wo aber dieſe nicht
hinreichen, koͤnnen auch Buͤndniſſe, es ſey mit dem Staat
auf deſſen Koſten ein anderer ſich vergroͤßern will, oder
mit anderen Maͤchten, und in Gemaͤßheit deren, die Gewalt
der Waffen nicht als unrechtmaͤßig angeſehn werden. Nur
die Rechtmaͤßigkeit des in neueren Zeiten ſo beliebten ſy-
ſteme copartageant, nach welchem ein Staat die Ver-
groͤßerung eines anderen nur unter der Bedingung zugiebt,
daß auch er ſich verhaͤltnißmaͤßig vergroͤßern duͤrfe, laͤßt
ſich billig dann bezweifeln, wenn dieſe Vergroͤßerungen auf
Koſten eines dritten ſchuldloſen Staats vorgenommen wer-
den ſollen.
Eben ſo laͤßt ſich zwar die Sorge eines jeden Staats
durch Erweiterung ſeines Handels und ſeiner Schiffarth
einer andren Nation das Gleichgewicht zur See zu halten
nicht verwerfen, auch koͤnnen mehrere Seemaͤchte in Buͤnd-
niſſen ihre Sicherheit wider den gegenwaͤrtigen Mißbrauch
der Gewalt einer hervorragenden Seemacht ſuchen e), aber
nie kann das Syſtem des Gleichgewichts einen Rechtferti-
gungsgrund abgeben, eine Nation wegen ihres zu ausgebrei-
teten Handels zu bekriegen, oder ſie zu noͤthigen ihre See-
macht einzuſchraͤnken.
a⁾ Z. B. die Oeſterreich-Ruſſiſche Allianz, das Familienpact u. ſ. f.
b⁾ Wuͤrde Polen getheilt ſeyn, wenn Frankreich nicht durch innere
Zerruͤttung unwirkſam geworden waͤre?
c⁾ Guͤnther Th. I. S. 362.
d⁾ Davon giebt die vor dem Frieden zu Jaſſy zwiſchen Rußland
und der Pforte hergegangene Brittiſch-Preußiſche Negotiation
ein treffendes Beyſpiel in m. Recueil T. V. S. 53.
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