Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
Gesandschaftsrecht überhaupt.
einen Commissarius schickt, gleichwohl an Kreise, an einzelne
Reichsstände, (imgleichen zu dem Wahlconvent eines römischen
Königes) nicht Commissarien sondern nur Gesandte schicken soll.
S. was darüber bey Gelegenheit der Wahl Josephs II. zum rö-
mischen König vorgefallen. Moser Zusätze zu seinen neuen
Staatsrechte Th. I. S. 78.
g) Dieß war in Frankreich ehemahls nicht so selten als in neueren
Zeiten; s. Wiquefort l'ambassadeur et ses fonctions T. I. p. 35.
(A. von 1690). Ob die während der Revolution ausgewander-
ten Prinzen vom Geblüth, oder das auswärtige Frankreich, ein
actives und passives Gesandschaftsrecht hatten, ist aus andern
Gründen und mit Unterscheidung der Zeit vor und nach der Er-
mordung des Königs und dem Tode Ludewig XVI. zu beurtheilen.
h) Den hierüber bey Gelegenheit der Absendung des Hrn. v. Reck
durch das Corpus euangelicorum an den Churfürsten von d. Pfalz
entstandenen Streit erzählt Moser Versuch Th. III. S. 13.
und e. d. von der Religionsverfassung in Teutschland S. 402.
s. auch Schauroth concl. corp. Euangelicorum T. III. p. 9. u. f.
Ueber andere hieher gehörige Fälle s. de Real science du Gouver-
nement
T. V. p. 96.
u. f.
§. 185.
Recht Gesandte anzunehmen.

Wer das Recht hat Gesandte zu schicken, hat auch das
Recht sie anzunehmen, und nur sofern ihm das erstere zu-
steht, kann er auf das letztere Anspruch machen, so daß das
active und passive Gesandschaftsrecht sowohl überhaupt, als
in Ansehung der verschiedenen Grade der Gesandschaft in
unzertrennlicher Verbindung steht.

§. 186.
Erwerbung und Verlust des Gesandschaftsrechts.

Da das Gesandschaftsrecht ein Theil der höchsten Ge-
walt ist, so fällt es im Fall einer Erledigung des Throns
auf das Volk oder diejenigen zurück, denen nach der Ver-
fassung des Landes die Verwaltung während des Zwischen-
reichs zusteht. Der Regent welcher die Regierung freywillig

niederlegt,
Geſandſchaftsrecht uͤberhaupt.
einen Commiſſarius ſchickt, gleichwohl an Kreiſe, an einzelne
Reichsſtaͤnde, (imgleichen zu dem Wahlconvent eines roͤmiſchen
Koͤniges) nicht Commiſſarien ſondern nur Geſandte ſchicken ſoll.
S. was daruͤber bey Gelegenheit der Wahl Joſephs II. zum roͤ-
miſchen Koͤnig vorgefallen. Moſer Zuſaͤtze zu ſeinen neuen
Staatsrechte Th. I. S. 78.
g) Dieß war in Frankreich ehemahls nicht ſo ſelten als in neueren
Zeiten; ſ. Wiquefort l’ambaſſadeur et ſes fonctions T. I. p. 35.
(A. von 1690). Ob die waͤhrend der Revolution ausgewander-
ten Prinzen vom Gebluͤth, oder das auswaͤrtige Frankreich, ein
actives und paſſives Geſandſchaftsrecht hatten, iſt aus andern
Gruͤnden und mit Unterſcheidung der Zeit vor und nach der Er-
mordung des Koͤnigs und dem Tode Ludewig XVI. zu beurtheilen.
h) Den hieruͤber bey Gelegenheit der Abſendung des Hrn. v. Reck
durch das Corpus euangelicorum an den Churfuͤrſten von d. Pfalz
entſtandenen Streit erzaͤhlt Moſer Verſuch Th. III. S. 13.
und e. d. von der Religionsverfaſſung in Teutſchland S. 402.
ſ. auch Schauroth concl. corp. Euangelicorum T. III. p. 9. u. f.
Ueber andere hieher gehoͤrige Faͤlle ſ. de Real ſcience du Gouver-
nement
T. V. p. 96.
u. f.
§. 185.
Recht Geſandte anzunehmen.

Wer das Recht hat Geſandte zu ſchicken, hat auch das
Recht ſie anzunehmen, und nur ſofern ihm das erſtere zu-
ſteht, kann er auf das letztere Anſpruch machen, ſo daß das
active und paſſive Geſandſchaftsrecht ſowohl uͤberhaupt, als
in Anſehung der verſchiedenen Grade der Geſandſchaft in
unzertrennlicher Verbindung ſteht.

§. 186.
Erwerbung und Verluſt des Geſandſchaftsrechts.

Da das Geſandſchaftsrecht ein Theil der hoͤchſten Ge-
walt iſt, ſo faͤllt es im Fall einer Erledigung des Throns
auf das Volk oder diejenigen zuruͤck, denen nach der Ver-
faſſung des Landes die Verwaltung waͤhrend des Zwiſchen-
reichs zuſteht. Der Regent welcher die Regierung freywillig

niederlegt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note place="end" n="f)"><pb facs="#f0249" n="221"/><fw place="top" type="header">Ge&#x017F;and&#x017F;chaftsrecht u&#x0364;berhaupt.</fw><lb/>
einen Commi&#x017F;&#x017F;arius &#x017F;chickt, gleichwohl an Krei&#x017F;e, an einzelne<lb/>
Reichs&#x017F;ta&#x0364;nde, (imgleichen zu dem Wahlconvent eines ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
Ko&#x0364;niges) nicht Commi&#x017F;&#x017F;arien &#x017F;ondern nur Ge&#x017F;andte &#x017F;chicken &#x017F;oll.<lb/>
S. was daru&#x0364;ber bey Gelegenheit der Wahl Jo&#x017F;ephs <hi rendition="#aq">II.</hi> zum ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;chen Ko&#x0364;nig vorgefallen. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Mo&#x017F;er</hi> Zu&#x017F;a&#x0364;tze</hi> zu &#x017F;einen neuen<lb/><hi rendition="#fr">Staatsrechte</hi> Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 78.</note><lb/>
            <note place="end" n="g)">Dieß war in Frankreich ehemahls nicht &#x017F;o &#x017F;elten als in neueren<lb/>
Zeiten; &#x017F;. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Wiquefort</hi> l&#x2019;amba&#x017F;&#x017F;adeur et &#x017F;es fonctions T. I. p. 35.</hi><lb/>
(A. von 1690). Ob die wa&#x0364;hrend der Revolution ausgewander-<lb/>
ten Prinzen vom Geblu&#x0364;th, oder das auswa&#x0364;rtige Frankreich, ein<lb/>
actives und pa&#x017F;&#x017F;ives Ge&#x017F;and&#x017F;chaftsrecht hatten, i&#x017F;t aus andern<lb/>
Gru&#x0364;nden und mit Unter&#x017F;cheidung der Zeit vor und nach der Er-<lb/>
mordung des Ko&#x0364;nigs und dem Tode Ludewig <hi rendition="#aq">XVI.</hi> zu beurtheilen.</note><lb/>
            <note place="end" n="h)">Den hieru&#x0364;ber bey Gelegenheit der Ab&#x017F;endung des Hrn. v. <hi rendition="#fr">Reck</hi><lb/>
durch das <hi rendition="#aq">Corpus euangelicorum</hi> an den Churfu&#x0364;r&#x017F;ten von d. Pfalz<lb/>
ent&#x017F;tandenen Streit erza&#x0364;hlt <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Mo&#x017F;er</hi> Ver&#x017F;uch</hi> Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 13.<lb/>
und e. d. <hi rendition="#fr">von der Religionsverfa&#x017F;&#x017F;ung in Teut&#x017F;chland</hi> S. 402.<lb/>
&#x017F;. auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Schauroth</hi><hi rendition="#i">concl. corp. Euangelicorum</hi> T. III. p. 9.</hi> u. f.<lb/>
Ueber andere hieher geho&#x0364;rige Fa&#x0364;lle &#x017F;. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">de Real</hi><hi rendition="#i">&#x017F;cience du Gouver-<lb/>
nement</hi> T. V. p. 96.</hi> u. f.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 185.<lb/><hi rendition="#fr">Recht Ge&#x017F;andte anzunehmen</hi>.</head><lb/>
            <p>Wer das Recht hat Ge&#x017F;andte zu &#x017F;chicken, hat auch das<lb/>
Recht &#x017F;ie anzunehmen, und nur &#x017F;ofern ihm das er&#x017F;tere zu-<lb/>
&#x017F;teht, kann er auf das letztere An&#x017F;pruch machen, &#x017F;o daß das<lb/><hi rendition="#fr">active und pa&#x017F;&#x017F;ive</hi> Ge&#x017F;and&#x017F;chaftsrecht &#x017F;owohl u&#x0364;berhaupt, als<lb/>
in An&#x017F;ehung der ver&#x017F;chiedenen Grade der Ge&#x017F;and&#x017F;chaft in<lb/>
unzertrennlicher Verbindung &#x017F;teht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 186.<lb/><hi rendition="#fr">Erwerbung und Verlu&#x017F;t des Ge&#x017F;and&#x017F;chaftsrechts</hi>.</head><lb/>
            <p>Da das Ge&#x017F;and&#x017F;chaftsrecht ein Theil der ho&#x0364;ch&#x017F;ten Ge-<lb/>
walt i&#x017F;t, &#x017F;o fa&#x0364;llt es im Fall einer Erledigung des Throns<lb/>
auf das Volk oder diejenigen zuru&#x0364;ck, denen nach der Ver-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ung des Landes die Verwaltung wa&#x0364;hrend des Zwi&#x017F;chen-<lb/>
reichs zu&#x017F;teht. Der Regent welcher die Regierung freywillig<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">niederlegt,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0249] Geſandſchaftsrecht uͤberhaupt. f⁾ einen Commiſſarius ſchickt, gleichwohl an Kreiſe, an einzelne Reichsſtaͤnde, (imgleichen zu dem Wahlconvent eines roͤmiſchen Koͤniges) nicht Commiſſarien ſondern nur Geſandte ſchicken ſoll. S. was daruͤber bey Gelegenheit der Wahl Joſephs II. zum roͤ- miſchen Koͤnig vorgefallen. Moſer Zuſaͤtze zu ſeinen neuen Staatsrechte Th. I. S. 78. g⁾ Dieß war in Frankreich ehemahls nicht ſo ſelten als in neueren Zeiten; ſ. Wiquefort l’ambaſſadeur et ſes fonctions T. I. p. 35. (A. von 1690). Ob die waͤhrend der Revolution ausgewander- ten Prinzen vom Gebluͤth, oder das auswaͤrtige Frankreich, ein actives und paſſives Geſandſchaftsrecht hatten, iſt aus andern Gruͤnden und mit Unterſcheidung der Zeit vor und nach der Er- mordung des Koͤnigs und dem Tode Ludewig XVI. zu beurtheilen. h⁾ Den hieruͤber bey Gelegenheit der Abſendung des Hrn. v. Reck durch das Corpus euangelicorum an den Churfuͤrſten von d. Pfalz entſtandenen Streit erzaͤhlt Moſer Verſuch Th. III. S. 13. und e. d. von der Religionsverfaſſung in Teutſchland S. 402. ſ. auch Schauroth concl. corp. Euangelicorum T. III. p. 9. u. f. Ueber andere hieher gehoͤrige Faͤlle ſ. de Real ſcience du Gouver- nement T. V. p. 96. u. f. §. 185. Recht Geſandte anzunehmen. Wer das Recht hat Geſandte zu ſchicken, hat auch das Recht ſie anzunehmen, und nur ſofern ihm das erſtere zu- ſteht, kann er auf das letztere Anſpruch machen, ſo daß das active und paſſive Geſandſchaftsrecht ſowohl uͤberhaupt, als in Anſehung der verſchiedenen Grade der Geſandſchaft in unzertrennlicher Verbindung ſteht. §. 186. Erwerbung und Verluſt des Geſandſchaftsrechts. Da das Geſandſchaftsrecht ein Theil der hoͤchſten Ge- walt iſt, ſo faͤllt es im Fall einer Erledigung des Throns auf das Volk oder diejenigen zuruͤck, denen nach der Ver- faſſung des Landes die Verwaltung waͤhrend des Zwiſchen- reichs zuſteht. Der Regent welcher die Regierung freywillig niederlegt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/249
Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/249>, abgerufen am 04.12.2024.