Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
Gesandschafts-Ceremoniel.
h) Moser Beyträge Th. III. S. 402. Beyträge zum Gesand-
schaftsrecht
S. 145. von den Staatssprachen S. 9 u. f.
i) Von der Audienz der Gen. Staaten s. Janicon etat present des
provinces unies
P. I. p.
92. Von der in Venedig s. Amelot de
la
Houssaye hist. de Venise T. I. p.
37.
k) Lamberty T. I. p. 29.
§. 204.
Audienzen der Gesandten der unteren Klassen.

An einigen Höfen kann zwar auch der Envoye ex-
traordinaire
eine öffentliche Audienz bekommen a), doch
ist weit gewöhnlicher daß er sowohl als alle andere Gesandte
der zweyten Klasse eine Privat-Audienz bey verschlossenen
Thüren erhalten, wo nur der Souverain und einer oder ei-
nige seiner Minister gegenwärtig sind, und in welchen der
Gesandte nach gehaltener, oft sehr kurzen, Anrede sein Be-
glaubigungsschreiben übergiebt.

Wiefern Gesandte der dritten Klasse, insbesondere
Residenten und Geschäftsträger ein Beglaubigungsschreiben
an den Staat selbst, oder nur eines an den Staatssecretair
mitbringen, und jenes in einer Antritts-Audienz dem Sou-
verain selbst präsentiren können, muß aus dem Ceremoniel
eines jeden Hofes beurtheilet werden. Dieses ist nicht nur
überhaupt verschieden, sondern oft so, daß den Residenten
oder Geschäftsträgern gewisser Staaten gestattet wird, was
man nicht allgemein den übrigen einräumet b). So ist auch
die davon noch verschiedene Frage, wiefern ein Resident und
Geschäftsträger bey Hofe erscheinen könne, nicht an allen
Höfen gleichförmig zu beantworten c).

a) S. z. B. von den verein. Niederlanden Janicon T. I. p. 97.
b) So ist z. B. in Frankreich, in Spanien, in Rußland die Regel
daß der Resident und Geschäftsträger nur ein Creditiv an den
Minister der auswärtigen Angelegenheiten mitbringt und zu sei-
ner Antritts-Audienz gelassen wird; s. z. B. von Rußland Ade-
lung
Staatsgeschichte
Th. VII. S. 130. aber die Geschäftsträ-
ger der Hanseestädte und einiger anderer kleiner Staaten welche keine
Q 2
Geſandſchafts-Ceremoniel.
h) Moſer Beytraͤge Th. III. S. 402. Beytraͤge zum Geſand-
ſchaftsrecht
S. 145. von den Staatsſprachen S. 9 u. f.
i) Von der Audienz der Gen. Staaten ſ. Janiçon état preſent des
provinces unies
P. I. p.
92. Von der in Venedig ſ. Amelot de
la
Houssaye hiſt. de Veniſe T. I. p.
37.
k) Lamberty T. I. p. 29.
§. 204.
Audienzen der Geſandten der unteren Klaſſen.

An einigen Hoͤfen kann zwar auch der Envoyé ex-
traordinaire
eine oͤffentliche Audienz bekommen a), doch
iſt weit gewoͤhnlicher daß er ſowohl als alle andere Geſandte
der zweyten Klaſſe eine Privat-Audienz bey verſchloſſenen
Thuͤren erhalten, wo nur der Souverain und einer oder ei-
nige ſeiner Miniſter gegenwaͤrtig ſind, und in welchen der
Geſandte nach gehaltener, oft ſehr kurzen, Anrede ſein Be-
glaubigungsſchreiben uͤbergiebt.

Wiefern Geſandte der dritten Klaſſe, insbeſondere
Reſidenten und Geſchaͤftstraͤger ein Beglaubigungsſchreiben
an den Staat ſelbſt, oder nur eines an den Staatsſecretair
mitbringen, und jenes in einer Antritts-Audienz dem Sou-
verain ſelbſt praͤſentiren koͤnnen, muß aus dem Ceremoniel
eines jeden Hofes beurtheilet werden. Dieſes iſt nicht nur
uͤberhaupt verſchieden, ſondern oft ſo, daß den Reſidenten
oder Geſchaͤftstraͤgern gewiſſer Staaten geſtattet wird, was
man nicht allgemein den uͤbrigen einraͤumet b). So iſt auch
die davon noch verſchiedene Frage, wiefern ein Reſident und
Geſchaͤftstraͤger bey Hofe erſcheinen koͤnne, nicht an allen
Hoͤfen gleichfoͤrmig zu beantworten c).

a) S. z. B. von den verein. Niederlanden Janiçon T. I. p. 97.
b) So iſt z. B. in Frankreich, in Spanien, in Rußland die Regel
daß der Reſident und Geſchaͤftstraͤger nur ein Creditiv an den
Miniſter der auswaͤrtigen Angelegenheiten mitbringt und zu ſei-
ner Antritts-Audienz gelaſſen wird; ſ. z. B. von Rußland Ade-
lung
Staatsgeſchichte
Th. VII. S. 130. aber die Geſchaͤftstraͤ-
ger der Hanſeeſtaͤdte und einiger anderer kleiner Staaten welche keine
Q 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0271" n="243"/>
            <fw place="top" type="header">Ge&#x017F;and&#x017F;chafts-Ceremoniel.</fw><lb/>
            <note place="end" n="h)"><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Mo&#x017F;er</hi> Beytra&#x0364;ge</hi> Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 402. <hi rendition="#fr">Beytra&#x0364;ge zum Ge&#x017F;and-<lb/>
&#x017F;chaftsrecht</hi> S. 145. von den Staats&#x017F;prachen S. 9 u. f.</note><lb/>
            <note place="end" n="i)">Von der Audienz der Gen. Staaten &#x017F;. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Janiçon</hi><hi rendition="#i">état pre&#x017F;ent des<lb/>
provinces unies</hi> P. I. p.</hi> 92. Von der in Venedig &#x017F;. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Amelot</hi><hi rendition="#i">de<lb/>
la</hi><hi rendition="#k">Houssaye</hi> hi&#x017F;t. de Veni&#x017F;e T. I. p.</hi> 37.</note><lb/>
            <note place="end" n="k)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Lamberty</hi> T. I. p.</hi> 29.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 204.<lb/><hi rendition="#fr">Audienzen der Ge&#x017F;andten der unteren Kla&#x017F;&#x017F;en</hi>.</head><lb/>
            <p>An einigen Ho&#x0364;fen kann zwar auch der <hi rendition="#aq">Envoyé ex-<lb/>
traordinaire</hi> eine o&#x0364;ffentliche Audienz bekommen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>), doch<lb/>
i&#x017F;t weit gewo&#x0364;hnlicher daß er &#x017F;owohl als alle andere Ge&#x017F;andte<lb/>
der zweyten Kla&#x017F;&#x017F;e eine Privat-Audienz bey ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
Thu&#x0364;ren erhalten, wo nur der Souverain und einer oder ei-<lb/>
nige &#x017F;einer Mini&#x017F;ter gegenwa&#x0364;rtig &#x017F;ind, und in welchen der<lb/>
Ge&#x017F;andte nach gehaltener, oft &#x017F;ehr kurzen, Anrede &#x017F;ein Be-<lb/>
glaubigungs&#x017F;chreiben u&#x0364;bergiebt.</p><lb/>
            <p>Wiefern Ge&#x017F;andte der dritten Kla&#x017F;&#x017F;e, insbe&#x017F;ondere<lb/>
Re&#x017F;identen und Ge&#x017F;cha&#x0364;ftstra&#x0364;ger ein Beglaubigungs&#x017F;chreiben<lb/>
an den Staat &#x017F;elb&#x017F;t, oder nur eines an den Staats&#x017F;ecretair<lb/>
mitbringen, und jenes in einer Antritts-Audienz dem Sou-<lb/>
verain &#x017F;elb&#x017F;t pra&#x0364;&#x017F;entiren ko&#x0364;nnen, muß aus dem Ceremoniel<lb/>
eines jeden Hofes beurtheilet werden. Die&#x017F;es i&#x017F;t nicht nur<lb/>
u&#x0364;berhaupt ver&#x017F;chieden, &#x017F;ondern oft &#x017F;o, daß den Re&#x017F;identen<lb/>
oder Ge&#x017F;cha&#x0364;ftstra&#x0364;gern gewi&#x017F;&#x017F;er Staaten ge&#x017F;tattet wird, was<lb/>
man nicht allgemein den u&#x0364;brigen einra&#x0364;umet <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>). So i&#x017F;t auch<lb/>
die davon noch ver&#x017F;chiedene Frage, wiefern ein Re&#x017F;ident und<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;ftstra&#x0364;ger bey Hofe er&#x017F;cheinen ko&#x0364;nne, nicht an allen<lb/>
Ho&#x0364;fen gleichfo&#x0364;rmig zu beantworten <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">c</hi></hi>).</p><lb/>
            <note place="end" n="a)">S. z. B. von den verein. Niederlanden <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Janiçon</hi> T. I. p.</hi> 97.</note><lb/>
            <note place="end" n="b)">So i&#x017F;t z. B. in Frankreich, in Spanien, in Rußland die Regel<lb/>
daß der Re&#x017F;ident und Ge&#x017F;cha&#x0364;ftstra&#x0364;ger nur ein Creditiv an den<lb/>
Mini&#x017F;ter der auswa&#x0364;rtigen Angelegenheiten mitbringt und zu &#x017F;ei-<lb/>
ner Antritts-Audienz gela&#x017F;&#x017F;en wird; &#x017F;. z. B. von Rußland <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Ade-<lb/>
lung</hi> Staatsge&#x017F;chichte</hi> Th. <hi rendition="#aq">VII.</hi> S. 130. aber die Ge&#x017F;cha&#x0364;ftstra&#x0364;-<lb/>
ger der Han&#x017F;ee&#x017F;ta&#x0364;dte und einiger anderer kleiner Staaten welche keine<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Envoyés</hi></fw><lb/></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0271] Geſandſchafts-Ceremoniel. h⁾ Moſer Beytraͤge Th. III. S. 402. Beytraͤge zum Geſand- ſchaftsrecht S. 145. von den Staatsſprachen S. 9 u. f. i⁾ Von der Audienz der Gen. Staaten ſ. Janiçon état preſent des provinces unies P. I. p. 92. Von der in Venedig ſ. Amelot de la Houssaye hiſt. de Veniſe T. I. p. 37. k⁾ Lamberty T. I. p. 29. §. 204. Audienzen der Geſandten der unteren Klaſſen. An einigen Hoͤfen kann zwar auch der Envoyé ex- traordinaire eine oͤffentliche Audienz bekommen a), doch iſt weit gewoͤhnlicher daß er ſowohl als alle andere Geſandte der zweyten Klaſſe eine Privat-Audienz bey verſchloſſenen Thuͤren erhalten, wo nur der Souverain und einer oder ei- nige ſeiner Miniſter gegenwaͤrtig ſind, und in welchen der Geſandte nach gehaltener, oft ſehr kurzen, Anrede ſein Be- glaubigungsſchreiben uͤbergiebt. Wiefern Geſandte der dritten Klaſſe, insbeſondere Reſidenten und Geſchaͤftstraͤger ein Beglaubigungsſchreiben an den Staat ſelbſt, oder nur eines an den Staatsſecretair mitbringen, und jenes in einer Antritts-Audienz dem Sou- verain ſelbſt praͤſentiren koͤnnen, muß aus dem Ceremoniel eines jeden Hofes beurtheilet werden. Dieſes iſt nicht nur uͤberhaupt verſchieden, ſondern oft ſo, daß den Reſidenten oder Geſchaͤftstraͤgern gewiſſer Staaten geſtattet wird, was man nicht allgemein den uͤbrigen einraͤumet b). So iſt auch die davon noch verſchiedene Frage, wiefern ein Reſident und Geſchaͤftstraͤger bey Hofe erſcheinen koͤnne, nicht an allen Hoͤfen gleichfoͤrmig zu beantworten c). a⁾ S. z. B. von den verein. Niederlanden Janiçon T. I. p. 97. b⁾ So iſt z. B. in Frankreich, in Spanien, in Rußland die Regel daß der Reſident und Geſchaͤftstraͤger nur ein Creditiv an den Miniſter der auswaͤrtigen Angelegenheiten mitbringt und zu ſei- ner Antritts-Audienz gelaſſen wird; ſ. z. B. von Rußland Ade- lung Staatsgeſchichte Th. VII. S. 130. aber die Geſchaͤftstraͤ- ger der Hanſeeſtaͤdte und einiger anderer kleiner Staaten welche keine Envoyés Q 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/271
Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/271>, abgerufen am 05.12.2024.