[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.XXXIX. Die Gesetze sind auff die Vernunfft ge- Au- H 6
XXXIX. Die Geſetze ſind auff die Vernunfft ge- Au- H 6
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XXXIX.
Die Geſetze ſind auff die Vernunfft ge-
gruͤndet/ aber die Richter ſollen ſich nach
dem Geſetz richten. Das heiſt klaͤrlich wi-
der die Klugheit ſuͤndigen/ wann man das
kauffen und verkauffen der gemeinen Aem-
pter billichet. Man ſolte auch den Obrig-
keiten nicht zulaſſen/ ſich von dem Einkom-
men ihres Amptes zu unterhalten/ ſondern
ihnen eine genugſame Beſtallung geben/
daß ſie ſich ehrlich und reputirlich außbrin-
gen moͤgen/ und nichts andeꝛs annehmen/ es
ſey was es wolle. Eine jede Obrigkeit ſoll ſich
erinnern/ daß im Anfang die erſte Authori-
taͤt ſehr groß ſcheinet/ aber in der Folge der
Zeit erſcheinet die allergroͤſſeſte nur mittel-
maͤßig/ und man ſiehet nur allzuviel/ daß die-
jenige/ welche/ ehe ſie zu den Aemptern ge-
langet/ fromme Leute und freundlich/ hoͤfflich
und ehrbar geweſen/ ihre Natur hernach
gantz veraͤndern. In Summa/ es iſt ein
Ding/ welches wunderbarlich bey uns
waͤchſt/ ob wir ſchon nicht daran gedencken:
nehmlich die Begierde zu herrſchen/ und
uns unempfindlicher Weiſe uͤber andere zu
erheben. Je mehr man Gehorſam und Un-
terthaͤnigkeit findet/ je mehr will man ſeine
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