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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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gleich die Richter/ samt dem Volck zugleich
straffen. Man thut den frommen Leuten
groß Unrecht/ wann man die Schuldigen
verschonet. Nichts nahet sich so sehr zur
Vollkommenheit der Gerechtigkeit/ als die
Strengheit.

XCV.

Sich allen Gesetzen unterwerffen/ und
diejenige Gesetze/ die GOtt gegeben hat/ in
acht zu nehmen/ ist die allerstärckeste Prote-
ction
einer Monarchie/ und die beste Vor-
hut/ welche die Völcker zu ihrer Sicher-
heit haben können. Die Verachtung der
Richter und derjenigen/ welche regieren/
ist der Republic allezeit fatal; wann man
die Ehrerbietung gegen dieselben verlie-
ret/ so bekümmert man sich nicht umb die
Gesetze.

XCVI.

Wann man in einer Herschafft nur die
Allerreichsten zu Aemptern befodert/ und
diejenige/ so das meiste anerbieten/ so kan sie
nicht lange bestehen. Solche Leute werden
sich nicht bedencken/ dieselbe übern hauffen
zu werffen. Wann man mit den Aemptern
einen Handel treibet/ so werden die Leute/
die derselben werth sind/ meistentheils auß-

ge-

gleich die Richter/ ſamt dem Volck zugleich
ſtraffen. Man thut den frommen Leuten
groß Unrecht/ wann man die Schuldigen
verſchonet. Nichts nahet ſich ſo ſehr zur
Vollkommenheit der Gerechtigkeit/ als die
Strengheit.

XCV.

Sich allen Geſetzen unterwerffen/ und
diejenige Geſetze/ die GOtt gegeben hat/ in
acht zu nehmen/ iſt die allerſtaͤrckeſte Prote-
ction
einer Monarchie/ und die beſte Vor-
hut/ welche die Voͤlcker zu ihrer Sicher-
heit haben koͤnnen. Die Verachtung der
Richter und derjenigen/ welche regieren/
iſt der Republic allezeit fatal; wann man
die Ehrerbietung gegen dieſelben verlie-
ret/ ſo bekuͤmmert man ſich nicht umb die
Geſetze.

XCVI.

Wann man in einer Herſchafft nur die
Allerreichſten zu Aemptern befodert/ und
diejenige/ ſo das meiſte anerbieten/ ſo kan ſie
nicht lange beſtehen. Solche Leute werden
ſich nicht bedencken/ dieſelbe uͤbern hauffen
zu werffen. Wann man mit den Aemptern
einen Handel treibet/ ſo werden die Leute/
die derſelben werth ſind/ meiſtentheils auß-

ge-
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[42/0053] gleich die Richter/ ſamt dem Volck zugleich ſtraffen. Man thut den frommen Leuten groß Unrecht/ wann man die Schuldigen verſchonet. Nichts nahet ſich ſo ſehr zur Vollkommenheit der Gerechtigkeit/ als die Strengheit. XCV. Sich allen Geſetzen unterwerffen/ und diejenige Geſetze/ die GOtt gegeben hat/ in acht zu nehmen/ iſt die allerſtaͤrckeſte Prote- ction einer Monarchie/ und die beſte Vor- hut/ welche die Voͤlcker zu ihrer Sicher- heit haben koͤnnen. Die Verachtung der Richter und derjenigen/ welche regieren/ iſt der Republic allezeit fatal; wann man die Ehrerbietung gegen dieſelben verlie- ret/ ſo bekuͤmmert man ſich nicht umb die Geſetze. XCVI. Wann man in einer Herſchafft nur die Allerreichſten zu Aemptern befodert/ und diejenige/ ſo das meiſte anerbieten/ ſo kan ſie nicht lange beſtehen. Solche Leute werden ſich nicht bedencken/ dieſelbe uͤbern hauffen zu werffen. Wann man mit den Aemptern einen Handel treibet/ ſo werden die Leute/ die derſelben werth ſind/ meiſtentheils auß- ge-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/53>, abgerufen am 21.11.2024.