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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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III.

Die Tugend ist so vortreff- und köstlich
an ihr selber/ daß sie keinen andern Vortheil
wil/ als denjenigen/ der sie besitzt. Sie hat
etwas an sich/ daß ihr ihre Mühe und Arbeit
selbsten bezahlet; Die würdigste und höchste
Belohnung einer schönen That/ ist der
Ruhm/ daß man dieselbe gethan hat. Die
Gütigkeit hat eine solche liebreiche Anzie-
hung/ daß auch die Allerlasterhaffteste nicht
unterlassen können/ dieselbe zu lieben. In
Summa/ wir sehen/ daß sie in ihrer grösten
Verwirrung ihr Bildnüß anbeten/ ob sie
schon fälschlich damit handeln/ dann sie su-
chen nur darauß/ was sie vor sich am besten
düncket.

IV.

Das Gute hat allezeit diesen Vortheil/
daß es nichts von seiner Güte verlieret/ weil
es vor sich selbst gemacht ist. Hergegen ver-
ändert das Ubel seine Natur nicht/ ob man
es schon ein grösseres Gut zu erlangen thut/
und es behält seine Boßheit/ ob man dem-
selben schon nachtrachtet/ als einem guten
und vortheilhafftigen Ding.

V.

Es ist nich schwer/ der Tugend nachzuäf-

fen/
III.

Die Tugend iſt ſo vortreff- und koͤſtlich
an ihr ſelber/ daß ſie keinen andern Vortheil
wil/ als denjenigen/ der ſie beſitzt. Sie hat
etwas an ſich/ daß ihr ihre Muͤhe und Arbeit
ſelbſten bezahlet; Die wuͤrdigſte und hoͤchſte
Belohnung einer ſchoͤnen That/ iſt der
Ruhm/ daß man dieſelbe gethan hat. Die
Guͤtigkeit hat eine ſolche liebreiche Anzie-
hung/ daß auch die Allerlaſterhaffteſte nicht
unterlaſſen koͤnnen/ dieſelbe zu lieben. In
Summa/ wir ſehen/ daß ſie in ihrer groͤſten
Verwirrung ihr Bildnuͤß anbeten/ ob ſie
ſchon faͤlſchlich damit handeln/ dann ſie ſu-
chen nur darauß/ was ſie vor ſich am beſten
duͤncket.

IV.

Das Gute hat allezeit dieſen Vortheil/
daß es nichts von ſeiner Guͤte verlieret/ weil
es vor ſich ſelbſt gemacht iſt. Hergegen ver-
aͤndert das Ubel ſeine Natur nicht/ ob man
es ſchon ein groͤſſeres Gut zu erlangen thut/
und es behaͤlt ſeine Boßheit/ ob man dem-
ſelben ſchon nachtrachtet/ als einem guten
und vortheilhafftigen Ding.

V.

Es iſt nich ſchwer/ der Tugend nachzuaͤf-

fen/
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[46/0057] III. Die Tugend iſt ſo vortreff- und koͤſtlich an ihr ſelber/ daß ſie keinen andern Vortheil wil/ als denjenigen/ der ſie beſitzt. Sie hat etwas an ſich/ daß ihr ihre Muͤhe und Arbeit ſelbſten bezahlet; Die wuͤrdigſte und hoͤchſte Belohnung einer ſchoͤnen That/ iſt der Ruhm/ daß man dieſelbe gethan hat. Die Guͤtigkeit hat eine ſolche liebreiche Anzie- hung/ daß auch die Allerlaſterhaffteſte nicht unterlaſſen koͤnnen/ dieſelbe zu lieben. In Summa/ wir ſehen/ daß ſie in ihrer groͤſten Verwirrung ihr Bildnuͤß anbeten/ ob ſie ſchon faͤlſchlich damit handeln/ dann ſie ſu- chen nur darauß/ was ſie vor ſich am beſten duͤncket. IV. Das Gute hat allezeit dieſen Vortheil/ daß es nichts von ſeiner Guͤte verlieret/ weil es vor ſich ſelbſt gemacht iſt. Hergegen ver- aͤndert das Ubel ſeine Natur nicht/ ob man es ſchon ein groͤſſeres Gut zu erlangen thut/ und es behaͤlt ſeine Boßheit/ ob man dem- ſelben ſchon nachtrachtet/ als einem guten und vortheilhafftigen Ding. V. Es iſt nich ſchwer/ der Tugend nachzuaͤf- fen/

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/57>, abgerufen am 21.11.2024.