nachdem er Verkäufer war, wird er Käufer. Ein dritter Waarenbesitzer begegnet ihm jetzt als Verkäufer und geniesst seinerseits das Privilegium, die Waare 10 % zu theuer zu verkaufen. Unser Mann hat als Verkäufer 10 gewonnen, um als Käufer 10 zu verlieren24). Das ganze kömmt in der That darauf hinaus, dass alle Waarenbesitzer ihre Waaren einander 10 % über dem Werth verkaufen, was ganz dasselbe ist, als ob sie die Waaren zu ihren Werthen verkauften. Ein solcher allgemeiner nomineller Preisaufschlag der Waaren bringt dieselbe Wirkung hervor, als ob die Waarenwerthe z. B. in Silber statt in Gold geschätzt würden. Die Geldnamen, d. h. die Preise der Waaren würden anschwellen, aber ihre Werthverhältnisse unverändert bleiben.
Unterstellen wir umgekehrt, es sei das Privilegium des Käufers, die Waaren unter ihrem Werth zu kaufen. Hier ist es nicht einmal nöthig zu erinnern, dass der Käufer wieder Verkäufer wird. Er war Verkäufer, bevor er Käufer ward. Er hat bereits 10 % als Verkäufer verloren, bevor er 10 % als Käufer gewinnt25). Alles bleibt wieder beim Alten.
Die Bildung von Mehrwerth, und daher die Verwandlung von Geld in Kapital, kann also weder dadurch erklärt werden, dass die Verkäufer die Waaren über ihrem Werthe verkaufen, noch dadurch, dass die Käufer sie unter ihrem Werthe kaufen26).
Das Problem wird in keiner Weise dadurch vereinfacht, dass man fremde Beziehungen einschmuggelt, also etwa mit Oberst Torrens sagt:
24) "By the augmentation of the nominal value of the produce . . . . sellers not enriched ... since what they gain as sellers, they precisely expend in the quality of buyers." ("The Essential Principles of the Wealth of Nation etc. London 1797", p. 66.)
25) "Si l'on est force de donner pour 18 livres une quantite de telle produc- tion qui en valait 24, lorsqu'on exployera ce meme argent a acheter, on aura egalement pour 18 l. ce que l'on payait 24". (Le Trosne l. c. p. 897.)
26) "Chaque vendeur ne peut donc parvenir a rencherir habituellement ses marchandises, qu'en se soumettant aussi a payer habituellement plus cher les mar- chandises des autres vendeurs; et par la meme raison, chaque consommateur ne peut payer habituellement moins cher ce qu'il achete, qu'en se soumettant aussi a une diminution semblable sur le prix des choses qu'il vend." (Mercier de la Riviere l. c. p. 555.)
nachdem er Verkäufer war, wird er Käufer. Ein dritter Waarenbesitzer begegnet ihm jetzt als Verkäufer und geniesst seinerseits das Privilegium, die Waare 10 % zu theuer zu verkaufen. Unser Mann hat als Verkäufer 10 gewonnen, um als Käufer 10 zu verlieren24). Das ganze kömmt in der That darauf hinaus, dass alle Waarenbesitzer ihre Waaren einander 10 % über dem Werth verkaufen, was ganz dasselbe ist, als ob sie die Waaren zu ihren Werthen verkauften. Ein solcher allgemeiner nomineller Preisaufschlag der Waaren bringt dieselbe Wirkung hervor, als ob die Waarenwerthe z. B. in Silber statt in Gold geschätzt würden. Die Geldnamen, d. h. die Preise der Waaren würden anschwellen, aber ihre Werthverhältnisse unverändert bleiben.
Unterstellen wir umgekehrt, es sei das Privilegium des Käufers, die Waaren unter ihrem Werth zu kaufen. Hier ist es nicht einmal nöthig zu erinnern, dass der Käufer wieder Verkäufer wird. Er war Verkäufer, bevor er Käufer ward. Er hat bereits 10 % als Verkäufer verloren, bevor er 10 % als Käufer gewinnt25). Alles bleibt wieder beim Alten.
Die Bildung von Mehrwerth, und daher die Verwandlung von Geld in Kapital, kann also weder dadurch erklärt werden, dass die Verkäufer die Waaren über ihrem Werthe verkaufen, noch dadurch, dass die Käufer sie unter ihrem Werthe kaufen26).
Das Problem wird in keiner Weise dadurch vereinfacht, dass man fremde Beziehungen einschmuggelt, also etwa mit Oberst Torrens sagt:
24) „By the augmentation of the nominal value of the produce . . . . sellers not enriched … since what they gain as sellers, they precisely expend in the quality of buyers.“ („The Essential Principles of the Wealth of Nation etc. London 1797“, p. 66.)
25) „Si l’on est forcé de donner pour 18 livres une quantité de telle produc- tion qui en valait 24, lorsqu’on exployera ce même argent à acheter, on aura également pour 18 l. ce que l’on payait 24“. (Le Trosne l. c. p. 897.)
26) „Chaque vendeur ne peut donc parvenir à renchérir habituellement ses marchandises, qu’en se soumettant aussi à payer habituellement plus cher les mar- chandises des autres vendeurs; et par la même raison, chaque consommateur ne peut payer habituellement moins cher ce qu’il achète, qu’en se soumettant aussi à une diminution semblable sur le prix des choses qu’il vend.“ (Mercier de la Rivière l. c. p. 555.)
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die Waaren über ihrem Werthe verkaufen, noch dadurch, dass die Käufer
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Das Problem wird in keiner Weise dadurch vereinfacht, dass man
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également pour 18 l. ce que l’on payait 24“. (Le Trosne l. c. p. 897.)
26) „Chaque vendeur ne peut donc parvenir à renchérir habituellement ses
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/142>, abgerufen am 16.02.2025.
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