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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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daher, in denselben Zeiträumen, in verhältnissmässig höheren
Werthen
. Welches jedoch immer der Gradunterschied zwischen Spinnar-
beit und Juwelierarbeit, die Portion Arbeit, wodurch der Juwelenarbeiter nur
den Werth seiner eignen Arbeitskraft ersetzt, unterscheidet sich quali-
tativ
in keiner Weise von der zusätzlichen Portion Arbeit, wodurch er
Mehrwerth schafft. Nach wie vor kommt der Mehrwerth nur heraus durch
einen quantitativen Ueberschuss von Arbeit, durch die ver-
längerte Dauer desselben Arbeitsprozesses
, in dem einen
Fall Prozess der Garnproduktion, in dem andern Fall Prozess der Juwelen-
produktion18).


18) Der Unterschied zwischen höherer und einfacher, "skilled" und "unskilled
labour", beruht zum Theil auf blossen Illusionen, oder wenigstens Unter-
schieden, die längst aufgehört haben reell zu sein und nur noch in traditioneller
Convention fortleben; zum Theil auf der hilfsloseren Lage gewisser Schichten der
Arbeiterklasse, die ihnen minder als andren erlaubt, den Werth ihrer Arbeits-
kraft
zu ertrotzen. Zufällige Umstände spielen dabei so grosse Rolle, dass die-
selben Arbeitsarten den Platz wechseln. Wo z. B. die physische Substanz der
Arbeiterklasse abgeschwächt und relativ erschöpft ist, wie in allen Ländern ent-
wickelter kapitalistischer Produktion, verkehren sich im Allgemeinen brutale Ar-
beiten, die viel Muskelkraft erfordern, in höhere gegenüber viel feineren Arbeiten,
die auf die Stufe einfacher Arbeit herabsinken, wie z. B. die Arbeit eines brick-
layer (Maurer) in England eine viel höhere Stufe einnimmt, als die eines Damast-
wirkers. Auf der andern Seite figurirt die Arbeit eines fustian cutters (Baumwoll-
sammtscheerers), obgleich sie viel körperliche Anstrengung kostet und obendrein
sehr ungesund ist, als "einfache" Arbeit. Uebrigens muss man sich nicht ein-
bilden, dass die sogenannte "skilled labour" einen quantitativ bedeutenden Umfang
in der Nationalarbeit einnimmt. Laing, vor kurzem noch Schatzkanzler von
Indien, rechnet, dass in England (und Wales) die Existenz von 11 Millionen auf
einfacher Arbeit beruht. Nach Abzug einer Million von Aristokraten und einer
andern Million Paupers, Vagabunden, Verbrecher, Prostituirte u. s. w. von den
18 Millionen der Bevölkerungszahl, zur Zeit seiner Schrift, bleiben 4 Millionen
Mittelklasse mit Einschluss kleinerer Rentner, Beamten, Schriftsteller, Künstler,
Schulmeister u. s. w. Um diese 4 Millionen herauszubekommen, zählt er zum
arbeitenden Theil der Mittelklasse, ausser Banquiers u. s. w., alle besser
bezahlten "Fabrikarbeiter"! Auch die bricklayers fehlen nicht unter den
"potenzirten Arbeitern." Bleiben ihm dann die besagten 11 Millionen." (S.
Laing: National Distress etc. London 1844.) "The great class,
who have nothing to give for food but ordinary labour, are the great
bulk of the people
." (James Mill in Art. "Colony." Supple-
ment of the Encyclop. Brit
. 1831.)

daher, in denselben Zeiträumen, in verhältnissmässig höheren
Werthen
. Welches jedoch immer der Gradunterschied zwischen Spinnar-
beit und Juwelierarbeit, die Portion Arbeit, wodurch der Juwelenarbeiter nur
den Werth seiner eignen Arbeitskraft ersetzt, unterscheidet sich quali-
tativ
in keiner Weise von der zusätzlichen Portion Arbeit, wodurch er
Mehrwerth schafft. Nach wie vor kommt der Mehrwerth nur heraus durch
einen quantitativen Ueberschuss von Arbeit, durch die ver-
längerte Dauer desselben Arbeitsprozesses
, in dem einen
Fall Prozess der Garnproduktion, in dem andern Fall Prozess der Juwelen-
produktion18).


18) Der Unterschied zwischen höherer und einfacher, „skilled“ und „unskilled
labour“, beruht zum Theil auf blossen Illusionen, oder wenigstens Unter-
schieden, die längst aufgehört haben reell zu sein und nur noch in traditioneller
Convention fortleben; zum Theil auf der hilfsloseren Lage gewisser Schichten der
Arbeiterklasse, die ihnen minder als andren erlaubt, den Werth ihrer Arbeits-
kraft
zu ertrotzen. Zufällige Umstände spielen dabei so grosse Rolle, dass die-
selben Arbeitsarten den Platz wechseln. Wo z. B. die physische Substanz der
Arbeiterklasse abgeschwächt und relativ erschöpft ist, wie in allen Ländern ent-
wickelter kapitalistischer Produktion, verkehren sich im Allgemeinen brutale Ar-
beiten, die viel Muskelkraft erfordern, in höhere gegenüber viel feineren Arbeiten,
die auf die Stufe einfacher Arbeit herabsinken, wie z. B. die Arbeit eines brick-
layer (Maurer) in England eine viel höhere Stufe einnimmt, als die eines Damast-
wirkers. Auf der andern Seite figurirt die Arbeit eines fustian cutters (Baumwoll-
sammtscheerers), obgleich sie viel körperliche Anstrengung kostet und obendrein
sehr ungesund ist, als „einfache“ Arbeit. Uebrigens muss man sich nicht ein-
bilden, dass die sogenannte „skilled labour“ einen quantitativ bedeutenden Umfang
in der Nationalarbeit einnimmt. Laing, vor kurzem noch Schatzkanzler von
Indien, rechnet, dass in England (und Wales) die Existenz von 11 Millionen auf
einfacher Arbeit beruht. Nach Abzug einer Million von Aristokraten und einer
andern Million Paupers, Vagabunden, Verbrecher, Prostituirte u. s. w. von den
18 Millionen der Bevölkerungszahl, zur Zeit seiner Schrift, bleiben 4 Millionen
Mittelklasse mit Einschluss kleinerer Rentner, Beamten, Schriftsteller, Künstler,
Schulmeister u. s. w. Um diese 4 Millionen herauszubekommen, zählt er zum
arbeitenden Theil der Mittelklasse, ausser Banquiers u. s. w., alle besser
bezahlten „Fabrikarbeiter“! Auch die bricklayers fehlen nicht unter den
„potenzirten Arbeitern.“ Bleiben ihm dann die besagten 11 Millionen.“ (S.
Laing: National Distress etc. London 1844.) „The great class,
who have nothing to give for food but ordinary labour, are the great
bulk of the people
.“ (James Mill in Art. „Colony.“ Supple-
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. 1831.)
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[164/0183] daher, in denselben Zeiträumen, in verhältnissmässig höheren Werthen. Welches jedoch immer der Gradunterschied zwischen Spinnar- beit und Juwelierarbeit, die Portion Arbeit, wodurch der Juwelenarbeiter nur den Werth seiner eignen Arbeitskraft ersetzt, unterscheidet sich quali- tativ in keiner Weise von der zusätzlichen Portion Arbeit, wodurch er Mehrwerth schafft. Nach wie vor kommt der Mehrwerth nur heraus durch einen quantitativen Ueberschuss von Arbeit, durch die ver- längerte Dauer desselben Arbeitsprozesses, in dem einen Fall Prozess der Garnproduktion, in dem andern Fall Prozess der Juwelen- produktion 18). 18) Der Unterschied zwischen höherer und einfacher, „skilled“ und „unskilled labour“, beruht zum Theil auf blossen Illusionen, oder wenigstens Unter- schieden, die längst aufgehört haben reell zu sein und nur noch in traditioneller Convention fortleben; zum Theil auf der hilfsloseren Lage gewisser Schichten der Arbeiterklasse, die ihnen minder als andren erlaubt, den Werth ihrer Arbeits- kraft zu ertrotzen. Zufällige Umstände spielen dabei so grosse Rolle, dass die- selben Arbeitsarten den Platz wechseln. Wo z. B. die physische Substanz der Arbeiterklasse abgeschwächt und relativ erschöpft ist, wie in allen Ländern ent- wickelter kapitalistischer Produktion, verkehren sich im Allgemeinen brutale Ar- beiten, die viel Muskelkraft erfordern, in höhere gegenüber viel feineren Arbeiten, die auf die Stufe einfacher Arbeit herabsinken, wie z. B. die Arbeit eines brick- layer (Maurer) in England eine viel höhere Stufe einnimmt, als die eines Damast- wirkers. Auf der andern Seite figurirt die Arbeit eines fustian cutters (Baumwoll- sammtscheerers), obgleich sie viel körperliche Anstrengung kostet und obendrein sehr ungesund ist, als „einfache“ Arbeit. Uebrigens muss man sich nicht ein- bilden, dass die sogenannte „skilled labour“ einen quantitativ bedeutenden Umfang in der Nationalarbeit einnimmt. Laing, vor kurzem noch Schatzkanzler von Indien, rechnet, dass in England (und Wales) die Existenz von 11 Millionen auf einfacher Arbeit beruht. Nach Abzug einer Million von Aristokraten und einer andern Million Paupers, Vagabunden, Verbrecher, Prostituirte u. s. w. von den 18 Millionen der Bevölkerungszahl, zur Zeit seiner Schrift, bleiben 4 Millionen Mittelklasse mit Einschluss kleinerer Rentner, Beamten, Schriftsteller, Künstler, Schulmeister u. s. w. Um diese 4 Millionen herauszubekommen, zählt er zum arbeitenden Theil der Mittelklasse, ausser Banquiers u. s. w., alle besser bezahlten „Fabrikarbeiter“! Auch die bricklayers fehlen nicht unter den „potenzirten Arbeitern.“ Bleiben ihm dann die besagten 11 Millionen.“ (S. Laing: National Distress etc. London 1844.) „The great class, who have nothing to give for food but ordinary labour, are the great bulk of the people.“ (James Mill in Art. „Colony.“ Supple- ment of the Encyclop. Brit. 1831.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/183>, abgerufen am 27.11.2024.