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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Es erreicht diess Ziel durch Verkürzung der Dauer der Arbeits-
kraft
, wie ein habgieriger Landwirth gesteigerten Bodenertrag durch
Beraubung der Bodenfruchtbarkeit erreicht.

Die kapitalistische Produktion, die wesentlich Produktion von Mehr-
werth, Einsaugung von Mehrarbeit ist, produzirt also mit der Verlängerung
des Arbeitstags nicht nur die Verkümmerung der menschlichen Arbeits-
kraft, die sie ihrer normalen moralischen und physischen Entwicklungs-
und Bethätigungsbedingungen beraubt. Sie produzirt die vorzei-
tige Erschöpfung und Abtödtung der Arbeitskraft selbst
105).
Sie verlängert die Produktionszeit des Arbeiters während eines gege-
benen Termins durch Verkürzung seiner Lebenszeit.

Der Werth der Arbeitskraft schliesst aber den Werth der
Waaren ein, welche zur Reproduktion des Arbeiters oder zur Fortpflan-
zung der Arbeiterklasse erheischt sind. Wenn also die naturwidrige Ver-
längerung des Arbeitstags, die das Kapital in seinem masslosen Trieb nach
Selbstverwerthung nothwendig anstrebt, die Lebensperiode der einzelnen
Arbeiter und damit die Dauer ihrer Arbeitskraft verkürzt, wird rascherer
Ersatz der Verschlissenen nöthig, also das Eingehn grösserer Verschleiss-
kosten in die Reproduktion der Arbeitskraft, ganz wie der täglich zu repro-
duzirende Werththeil einer Maschine um so grösser ist, in je kürzerer Zeit
sie verschleisst. Das Kapital scheint daher durch sein eignes Interesse
auf einen Normal-Arbeitstag hingewiesen.

Der Sklavenhalter kauft seinen Arbeiter, wie er sein Pferd kauft.
Mit dem Sklaven verliert er ein Kapital, das durch neue Auslage auf dem
Sklavenmarkt ersetzt werden muss. Aber "die Reisfelder von Georgien
und die Sümpfe des Mississippi mögen fatalistisch zerstörend auf die
menschliche Constitution wirken; dennoch ist diese Verwüstung von
menschlichem Leben nicht so gross, dass sie nicht gut gemacht werden
könnte aus den strotzenden Gehegen von Virginien und Kentucky. Oeko-
nomische Rücksichten, die eine Art Sicherheit für die menschliche Behand-
lung des Sklaven bieten könnten, sofern sie das Interesse des Herrn mit der
Erhaltung des Sklaven identifiziren, verwandeln sich, nach Einführung des

105) "We have given in our previous reports the statements of several ex-
perienced manufacturers to the effect that over-hours . . . . certainly tend prema-
turely to exhaust the working power
of the men." l. c. 64, p. XIII.

Es erreicht diess Ziel durch Verkürzung der Dauer der Arbeits-
kraft
, wie ein habgieriger Landwirth gesteigerten Bodenertrag durch
Beraubung der Bodenfruchtbarkeit erreicht.

Die kapitalistische Produktion, die wesentlich Produktion von Mehr-
werth, Einsaugung von Mehrarbeit ist, produzirt also mit der Verlängerung
des Arbeitstags nicht nur die Verkümmerung der menschlichen Arbeits-
kraft, die sie ihrer normalen moralischen und physischen Entwicklungs-
und Bethätigungsbedingungen beraubt. Sie produzirt die vorzei-
tige Erschöpfung und Abtödtung der Arbeitskraft selbst
105).
Sie verlängert die Produktionszeit des Arbeiters während eines gege-
benen Termins durch Verkürzung seiner Lebenszeit.

Der Werth der Arbeitskraft schliesst aber den Werth der
Waaren ein, welche zur Reproduktion des Arbeiters oder zur Fortpflan-
zung der Arbeiterklasse erheischt sind. Wenn also die naturwidrige Ver-
längerung des Arbeitstags, die das Kapital in seinem masslosen Trieb nach
Selbstverwerthung nothwendig anstrebt, die Lebensperiode der einzelnen
Arbeiter und damit die Dauer ihrer Arbeitskraft verkürzt, wird rascherer
Ersatz der Verschlissenen nöthig, also das Eingehn grösserer Verschleiss-
kosten in die Reproduktion der Arbeitskraft, ganz wie der täglich zu repro-
duzirende Werththeil einer Maschine um so grösser ist, in je kürzerer Zeit
sie verschleisst. Das Kapital scheint daher durch sein eignes Interesse
auf einen Normal-Arbeitstag hingewiesen.

Der Sklavenhalter kauft seinen Arbeiter, wie er sein Pferd kauft.
Mit dem Sklaven verliert er ein Kapital, das durch neue Auslage auf dem
Sklavenmarkt ersetzt werden muss. Aber „die Reisfelder von Georgien
und die Sümpfe des Mississippi mögen fatalistisch zerstörend auf die
menschliche Constitution wirken; dennoch ist diese Verwüstung von
menschlichem Leben nicht so gross, dass sie nicht gut gemacht werden
könnte aus den strotzenden Gehegen von Virginien und Kentucky. Oeko-
nomische Rücksichten, die eine Art Sicherheit für die menschliche Behand-
lung des Sklaven bieten könnten, sofern sie das Interesse des Herrn mit der
Erhaltung des Sklaven identifiziren, verwandeln sich, nach Einführung des

105) „We have given in our previous reports the statements of several ex-
perienced manufacturers to the effect that over-hours . . . . certainly tend prema-
turely to exhaust the working power
of the men.“ l. c. 64, p. XIII.
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[238/0257] Es erreicht diess Ziel durch Verkürzung der Dauer der Arbeits- kraft, wie ein habgieriger Landwirth gesteigerten Bodenertrag durch Beraubung der Bodenfruchtbarkeit erreicht. Die kapitalistische Produktion, die wesentlich Produktion von Mehr- werth, Einsaugung von Mehrarbeit ist, produzirt also mit der Verlängerung des Arbeitstags nicht nur die Verkümmerung der menschlichen Arbeits- kraft, die sie ihrer normalen moralischen und physischen Entwicklungs- und Bethätigungsbedingungen beraubt. Sie produzirt die vorzei- tige Erschöpfung und Abtödtung der Arbeitskraft selbst 105). Sie verlängert die Produktionszeit des Arbeiters während eines gege- benen Termins durch Verkürzung seiner Lebenszeit. Der Werth der Arbeitskraft schliesst aber den Werth der Waaren ein, welche zur Reproduktion des Arbeiters oder zur Fortpflan- zung der Arbeiterklasse erheischt sind. Wenn also die naturwidrige Ver- längerung des Arbeitstags, die das Kapital in seinem masslosen Trieb nach Selbstverwerthung nothwendig anstrebt, die Lebensperiode der einzelnen Arbeiter und damit die Dauer ihrer Arbeitskraft verkürzt, wird rascherer Ersatz der Verschlissenen nöthig, also das Eingehn grösserer Verschleiss- kosten in die Reproduktion der Arbeitskraft, ganz wie der täglich zu repro- duzirende Werththeil einer Maschine um so grösser ist, in je kürzerer Zeit sie verschleisst. Das Kapital scheint daher durch sein eignes Interesse auf einen Normal-Arbeitstag hingewiesen. Der Sklavenhalter kauft seinen Arbeiter, wie er sein Pferd kauft. Mit dem Sklaven verliert er ein Kapital, das durch neue Auslage auf dem Sklavenmarkt ersetzt werden muss. Aber „die Reisfelder von Georgien und die Sümpfe des Mississippi mögen fatalistisch zerstörend auf die menschliche Constitution wirken; dennoch ist diese Verwüstung von menschlichem Leben nicht so gross, dass sie nicht gut gemacht werden könnte aus den strotzenden Gehegen von Virginien und Kentucky. Oeko- nomische Rücksichten, die eine Art Sicherheit für die menschliche Behand- lung des Sklaven bieten könnten, sofern sie das Interesse des Herrn mit der Erhaltung des Sklaven identifiziren, verwandeln sich, nach Einführung des 105) „We have given in our previous reports the statements of several ex- perienced manufacturers to the effect that over-hours . . . . certainly tend prema- turely to exhaust the working power of the men.“ l. c. 64, p. XIII.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/257>, abgerufen am 21.11.2024.