Verausgabung höher entwickelter Arbeitskraft. Während sich der Arbeits- tag des Bauernknechts daher etwa im Werthausdruck von 1/2 W, stellt sich der Arbeitstag des Schneiders im Werthausdrucke von W dar15). Dieser Unterschied ist jedoch nur quantitativ. Wenn der Rock das Produkt eines Arbeitstags des Schneiders, hat er denselben Werth wie das Produkt von 2 Arbeitstagen des Bauernknechts. So zählt aber die Schneiderarbeit immer nur als multiplicirte Bauernarbeit. Die ver- schiednen Proportionen, worin verschiedne Arbeitsarten auf einfache Ar- beit als ihre Masseinheit reducirt sind, werden durch einen gesell- schaftlichen Prozess hinter dem Rücken der Produzenten festgesetzt und scheinen ihnen daher durch das Herkommen gegeben. Der Vereinfachung halber gilt uns im Folgenden jede Art Arbeitskraft unmittelbar für ein- fache Arbeitskraft, wodurch nur die Mühe der Reduktion erspart wird.
Wie also in den Werthen Rock und Leinwand von dem Unter- schied ihrer Gebrauchswerthe abstrahirt ist, so in der Arbeit, die diese Werthe darstellen, von dem Unterschied der nützlichen Formen, worin sie das einemal Schneiderarbeit ist, das andremal Weberei. Wie die Gebrauchswerthe Rock und Leinwand Ver- bindungen zweckbestimmter, produktiver Thätigkeiten mit Tuch und Garn sind, die Werthe Rock und Leinwand dagegen blosse gleich- artige Arbeitsgallerten, so gilt auch die in diesen Werthen enthaltene Arbeit nicht durch ihr produktives Verhalten zu Tuch und Garn, sondern nur als Verausgabung menschlicher Arbeitskraft. Bildungselemente der Gebrauchswerthe Rock und Leinwand sind Schneiderarbeit und Weberei eben durch ihre verschiednen Qualitäten, Substanz des Rockwerths und Leinwandwerths sind sie nur, soweit von ihrer besondern Qualität abstrahirt wird und beide gleiche Qualität besitzen, die Qualität menschlicher Arbeit.
Rock und Leinwand sind aber nicht nur Werthe überhaupt, son- dern Werthe von bestimmter Grösse und nach unsrer Unterstellung ist der Rock doppelt so viel werth, als 10 Ellen Leinwand. Woher diese
15) Der Leser muss aufmerken, dass hier nicht vom Lohn oder Werth die Rede ist, den der Arbeiter etwa für einen Arbeitstag erhält, sondern vom Waaren- werth, worin sich sein Arbeitstag vergegenständlicht. Die Kategorie des Ar- beitslohns existirt überhaupt noch nicht auf dieser Stufe unsrer Darstellung.
Verausgabung höher entwickelter Arbeitskraft. Während sich der Arbeits- tag des Bauernknechts daher etwa im Werthausdruck von ½ W, stellt sich der Arbeitstag des Schneiders im Werthausdrucke von W dar15). Dieser Unterschied ist jedoch nur quantitativ. Wenn der Rock das Produkt eines Arbeitstags des Schneiders, hat er denselben Werth wie das Produkt von 2 Arbeitstagen des Bauernknechts. So zählt aber die Schneiderarbeit immer nur als multiplicirte Bauernarbeit. Die ver- schiednen Proportionen, worin verschiedne Arbeitsarten auf einfache Ar- beit als ihre Masseinheit reducirt sind, werden durch einen gesell- schaftlichen Prozess hinter dem Rücken der Produzenten festgesetzt und scheinen ihnen daher durch das Herkommen gegeben. Der Vereinfachung halber gilt uns im Folgenden jede Art Arbeitskraft unmittelbar für ein- fache Arbeitskraft, wodurch nur die Mühe der Reduktion erspart wird.
Wie also in den Werthen Rock und Leinwand von dem Unter- schied ihrer Gebrauchswerthe abstrahirt ist, so in der Arbeit, die diese Werthe darstellen, von dem Unterschied der nützlichen Formen, worin sie das einemal Schneiderarbeit ist, das andremal Weberei. Wie die Gebrauchswerthe Rock und Leinwand Ver- bindungen zweckbestimmter, produktiver Thätigkeiten mit Tuch und Garn sind, die Werthe Rock und Leinwand dagegen blosse gleich- artige Arbeitsgallerten, so gilt auch die in diesen Werthen enthaltene Arbeit nicht durch ihr produktives Verhalten zu Tuch und Garn, sondern nur als Verausgabung menschlicher Arbeitskraft. Bildungselemente der Gebrauchswerthe Rock und Leinwand sind Schneiderarbeit und Weberei eben durch ihre verschiednen Qualitäten, Substanz des Rockwerths und Leinwandwerths sind sie nur, soweit von ihrer besondern Qualität abstrahirt wird und beide gleiche Qualität besitzen, die Qualität menschlicher Arbeit.
Rock und Leinwand sind aber nicht nur Werthe überhaupt, son- dern Werthe von bestimmter Grösse und nach unsrer Unterstellung ist der Rock doppelt so viel werth, als 10 Ellen Leinwand. Woher diese
15) Der Leser muss aufmerken, dass hier nicht vom Lohn oder Werth die Rede ist, den der Arbeiter etwa für einen Arbeitstag erhält, sondern vom Waaren- werth, worin sich sein Arbeitstag vergegenständlicht. Die Kategorie des Ar- beitslohns existirt überhaupt noch nicht auf dieser Stufe unsrer Darstellung.
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Verausgabung höher entwickelter Arbeitskraft. Während sich der Arbeits-
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sich der Arbeitstag des Schneiders im Werthausdrucke von W dar 15).
Dieser Unterschied ist jedoch nur quantitativ. Wenn der Rock das
Produkt eines Arbeitstags des Schneiders, hat er denselben Werth wie das
Produkt von 2 Arbeitstagen des Bauernknechts. So zählt aber die
Schneiderarbeit immer nur als multiplicirte Bauernarbeit. Die ver-
schiednen Proportionen, worin verschiedne Arbeitsarten auf einfache Ar-
beit als ihre Masseinheit reducirt sind, werden durch einen gesell-
schaftlichen Prozess hinter dem Rücken der Produzenten festgesetzt und
scheinen ihnen daher durch das Herkommen gegeben. Der Vereinfachung
halber gilt uns im Folgenden jede Art Arbeitskraft unmittelbar für ein-
fache Arbeitskraft, wodurch nur die Mühe der Reduktion erspart wird.
Wie also in den Werthen Rock und Leinwand von dem Unter-
schied ihrer Gebrauchswerthe abstrahirt ist, so in der Arbeit,
die diese Werthe darstellen, von dem Unterschied der nützlichen
Formen, worin sie das einemal Schneiderarbeit ist, das andremal
Weberei. Wie die Gebrauchswerthe Rock und Leinwand Ver-
bindungen zweckbestimmter, produktiver Thätigkeiten mit Tuch und
Garn sind, die Werthe Rock und Leinwand dagegen blosse gleich-
artige Arbeitsgallerten, so gilt auch die in diesen Werthen
enthaltene Arbeit nicht durch ihr produktives Verhalten zu Tuch und Garn,
sondern nur als Verausgabung menschlicher Arbeitskraft.
Bildungselemente der Gebrauchswerthe Rock und Leinwand sind
Schneiderarbeit und Weberei eben durch ihre verschiednen Qualitäten,
Substanz des Rockwerths und Leinwandwerths sind sie nur, soweit
von ihrer besondern Qualität abstrahirt wird und beide gleiche
Qualität besitzen, die Qualität menschlicher Arbeit.
Rock und Leinwand sind aber nicht nur Werthe überhaupt, son-
dern Werthe von bestimmter Grösse und nach unsrer Unterstellung
ist der Rock doppelt so viel werth, als 10 Ellen Leinwand. Woher diese
15) Der Leser muss aufmerken, dass hier nicht vom Lohn oder Werth die
Rede ist, den der Arbeiter etwa für einen Arbeitstag erhält, sondern vom Waaren-
werth, worin sich sein Arbeitstag vergegenständlicht. Die Kategorie des Ar-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/30>, abgerufen am 03.12.2024.
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