punkt, ihre Schlussgestalt ist dieselbe -- ein Produktionsmecha- nismus, dessen Organe Menschen sind.
Zum richtigen Verständniss der Theilung der Arbeit in der Manufak- tur ist es wesentlich folgende Punkte festzuhalten: Zunächst fällt die Analyse des Produktionsprozesses in seine besondern Phasen hier ganz und gar zusammen mit der Zersetzung einer handwerksmässigen Thätigkeit in ihre verschiedenen Theiloperationen. Zusammengesetzt oder einfach, die Verrichtung bleibt handwerksmässig und daher abhängig von Kraft, Geschick, Schnelle, Sicherheit des Einzelarbeiters in Handhabung seines Instruments. Das Handwerk bleibt die Basis. Diese enge technologische Basis schliesst wirklich wissenschaftliche Analyse des Produktionsprozesses aus, da jeder Theilprozess, den das Produkt untergeht, als handwerksmässige Theilarbeit ausführbar sein muss. Eben weil das handwerksmässige Ge- schick so die Grundlage des Produktionsprozesses bleibt, wird jeder Ar- beiter ausschliesslich einer Theilfunktion angeeignet und seine Arbeits- kraft in das lebenslängliche Organ dieser Theilfunktion verwandelt. End- lich ist diese Theilung der Arbeit eine besondere Art der Coopera- tion, und manche ihrer Vortheile entspringen aus dem allgemeinen Wesen, nicht aus dieser besonderen Form der Cooperation.
Gehn wir nun näher auf das Einzelne ein, so ist zunächst klar, dass ein Arbeiter, der lebenslang eine und dieselbe einfache Operation verrichtet, seinen ganzen Körper in ihr automatisch einseitiges Organ verwandelt und daher weniger Zeit dazu verbraucht als der Handwerker, der eine ganze Reihe von Operationen abwechselnd ausführt. Der kombinirte Ge- sammtarbeiter, der den lebendigen Mechanismus der Manufaktur bildet, besteht aber aus lauter solchen einseitigen Theilarbeitern. Im Ver- gleich zum selbstständigen Handwerk wird daher mehr in weniger Zeit producirt oder die Produktivkraft der Arbeit gesteigert27). Auch vervoll- kommnet sich die Methode der Theilarbeit, nachdem sie zur ausschliess- lichen Funktion einer Person verselbstständigt ist. Die stete Wieder-
27) "The more any manufacture of much variety shall be distributed and assigned to different artists, the same must needs be better done and with greater expedition, with less loss of time and labour." ("The Advantages of the East India Trade. Lond. 1720", p. 71.)
I. 21
punkt, ihre Schlussgestalt ist dieselbe — ein Produktionsmecha- nismus, dessen Organe Menschen sind.
Zum richtigen Verständniss der Theilung der Arbeit in der Manufak- tur ist es wesentlich folgende Punkte festzuhalten: Zunächst fällt die Analyse des Produktionsprozesses in seine besondern Phasen hier ganz und gar zusammen mit der Zersetzung einer handwerksmässigen Thätigkeit in ihre verschiedenen Theiloperationen. Zusammengesetzt oder einfach, die Verrichtung bleibt handwerksmässig und daher abhängig von Kraft, Geschick, Schnelle, Sicherheit des Einzelarbeiters in Handhabung seines Instruments. Das Handwerk bleibt die Basis. Diese enge technologische Basis schliesst wirklich wissenschaftliche Analyse des Produktionsprozesses aus, da jeder Theilprozess, den das Produkt untergeht, als handwerksmässige Theilarbeit ausführbar sein muss. Eben weil das handwerksmässige Ge- schick so die Grundlage des Produktionsprozesses bleibt, wird jeder Ar- beiter ausschliesslich einer Theilfunktion angeeignet und seine Arbeits- kraft in das lebenslängliche Organ dieser Theilfunktion verwandelt. End- lich ist diese Theilung der Arbeit eine besondere Art der Coopera- tion, und manche ihrer Vortheile entspringen aus dem allgemeinen Wesen, nicht aus dieser besonderen Form der Cooperation.
Gehn wir nun näher auf das Einzelne ein, so ist zunächst klar, dass ein Arbeiter, der lebenslang eine und dieselbe einfache Operation verrichtet, seinen ganzen Körper in ihr automatisch einseitiges Organ verwandelt und daher weniger Zeit dazu verbraucht als der Handwerker, der eine ganze Reihe von Operationen abwechselnd ausführt. Der kombinirte Ge- sammtarbeiter, der den lebendigen Mechanismus der Manufaktur bildet, besteht aber aus lauter solchen einseitigen Theilarbeitern. Im Ver- gleich zum selbstständigen Handwerk wird daher mehr in weniger Zeit producirt oder die Produktivkraft der Arbeit gesteigert27). Auch vervoll- kommnet sich die Methode der Theilarbeit, nachdem sie zur ausschliess- lichen Funktion einer Person verselbstständigt ist. Die stete Wieder-
27) „The more any manufacture of much variety shall be distributed and assigned to different artists, the same must needs be better done and with greater expedition, with less loss of time and labour.“ („The Advantages of the East India Trade. Lond. 1720“, p. 71.)
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nismus, dessen Organe Menschen sind.
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tur ist es wesentlich folgende Punkte festzuhalten: Zunächst fällt die
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Phasen hier ganz und gar zusammen mit der Zersetzung einer
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Theiloperationen. Zusammengesetzt oder einfach, die Verrichtung
bleibt handwerksmässig und daher abhängig von Kraft, Geschick,
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Das Handwerk bleibt die Basis. Diese enge technologische Basis
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kraft in das lebenslängliche Organ dieser Theilfunktion verwandelt. End-
lich ist diese Theilung der Arbeit eine besondere Art der Coopera-
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nicht aus dieser besonderen Form der Cooperation.
Gehn wir nun näher auf das Einzelne ein, so ist zunächst klar, dass
ein Arbeiter, der lebenslang eine und dieselbe einfache Operation verrichtet,
seinen ganzen Körper in ihr automatisch einseitiges Organ verwandelt und
daher weniger Zeit dazu verbraucht als der Handwerker, der eine ganze
Reihe von Operationen abwechselnd ausführt. Der kombinirte Ge-
sammtarbeiter, der den lebendigen Mechanismus der Manufaktur
bildet, besteht aber aus lauter solchen einseitigen Theilarbeitern. Im Ver-
gleich zum selbstständigen Handwerk wird daher mehr in weniger Zeit
producirt oder die Produktivkraft der Arbeit gesteigert 27). Auch vervoll-
kommnet sich die Methode der Theilarbeit, nachdem sie zur ausschliess-
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27) „The more any manufacture of much variety shall be distributed and
assigned to different artists, the same must needs be better done and with greater
expedition, with less loss of time and labour.“ („The Advantages of the
East India Trade. Lond. 1720“, p. 71.)
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/340>, abgerufen am 22.11.2024.
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