Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.mechanisches Ganze verbindet. Diess äusserliche Verhältniss des fertigen 32) Genf hat im Jahr 1854 80,000 Uhren producirt, noch nicht ein Fünftheil der Uhrenproduktion des Kanton Neufchatel. Chaux-de-Fonds, das man als eine einzige Uhrenmanufaktur betrachten kann, liefert allein jährlich doppelt so viel als Genf. Von 1850--61 lieferte Genf 750,000 Uhren. Siehe: "Report from Geneva on the Watch Trade" in "Reports by H. M's. Secretaries of Embassy and Legation on the Manufactures, Commerce etc. No. 6. 1863." Wenn die Zusammenhangslosigkeit der Prozesse, worin die Pro- duktion nur zusammengesetzter Machwerke zerfällt, an und für sich die Verwandlung solcher Manufakturen in den Maschinenbetrieb der grossen Industrie sehr erschwert, kommen bei der Uhr noch zwei andre Hindernisse hinzu, die Klein- heit und Delikatesse ihrer Elemente, und ihr Luxuscharakter, daher ihre Varietät, so dass z. B. in den besten Londoner Häusern das ganze Jahr hindurch kaum ein Dutzend Uhren gemacht werden, die sich ähnlich sehn. Die Uhrenfabrik von Vacheron et Constantin, die mit Erfolg Maschinerie anwendet, liefert auch höch- stens 3--4 verschiedne Varietäten von Grösse und Form. 33) In der Uhrmacherei, diesem klassischen Beispiel der heterogenen Manu-
faktur, kann man sehr genau die oben erwähnte, aus der Zersetzung der handwerks- mässigen Thätigkeit entspringende Differenzirung und Spezialisirung der Arbeitsinstrumente studiren. mechanisches Ganze verbindet. Diess äusserliche Verhältniss des fertigen 32) Genf hat im Jahr 1854 80,000 Uhren producirt, noch nicht ein Fünftheil der Uhrenproduktion des Kanton Neufchatel. Chaux-de-Fonds, das man als eine einzige Uhrenmanufaktur betrachten kann, liefert allein jährlich doppelt so viel als Genf. Von 1850—61 lieferte Genf 750,000 Uhren. Siehe: „Report from Geneva on the Watch Trade“ in „Reports by H. M’s. Secretaries of Embassy and Legation on the Manufactures, Commerce etc. No. 6. 1863.“ Wenn die Zusammenhangslosigkeit der Prozesse, worin die Pro- duktion nur zusammengesetzter Machwerke zerfällt, an und für sich die Verwandlung solcher Manufakturen in den Maschinenbetrieb der grossen Industrie sehr erschwert, kommen bei der Uhr noch zwei andre Hindernisse hinzu, die Klein- heit und Delikatesse ihrer Elemente, und ihr Luxuscharakter, daher ihre Varietät, so dass z. B. in den besten Londoner Häusern das ganze Jahr hindurch kaum ein Dutzend Uhren gemacht werden, die sich ähnlich sehn. Die Uhrenfabrik von Vacheron et Constantin, die mit Erfolg Maschinerie anwendet, liefert auch höch- stens 3—4 verschiedne Varietäten von Grösse und Form. 33) In der Uhrmacherei, diesem klassischen Beispiel der heterogenen Manu-
faktur, kann man sehr genau die oben erwähnte, aus der Zersetzung der handwerks- mässigen Thätigkeit entspringende Differenzirung und Spezialisirung der Arbeitsinstrumente studiren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0345" n="326"/> mechanisches Ganze verbindet. Diess äusserliche Verhältniss des fertigen<lb/> Produkts zu seinen verschiedenartigen Elementen lässt hier, wie bei ähn-<lb/> lichem Machwerk, die Kombination der Theilarbeiter in <hi rendition="#g">derselben</hi><lb/> Werkstatt zufällig. Die Theilarbeiten können selbst wieder als von ein-<lb/> ander unabhängige Handwerke betrieben werden, wie im Kanton Waadt<lb/> und Neufchatel, während in Genf z. B. grosse Uhrenmanufakturen bestehn,<lb/> d. h. unmittelbare Cooperation der Theilarbeiter unter dem Kommando<lb/><hi rendition="#g">eines</hi> Kapitals stattfindet. Auch im letztren Fall werden Zifferblatt, Feder<lb/> und Gehäuse selten in der Manufaktur selbst verfertigt. Der kombinirte<lb/> manufakturmässige Betrieb ist hier nur unter ausnahmsweisen Verhält-<lb/> nissen profitlich, weil die Konkurrenz unter den Arbeitern, die zu Hause<lb/> arbeiten wollen, am grössten ist, die Zersplitterung der Produktion in eine<lb/> Masse heterogener Prozesse wenig Verwendung gemeinschaftlicher Arbeits-<lb/> mittel erlaubt, und der Kapitalist bei der zerstreuten Fabrikation die Aus-<lb/> lage für Arbeitsgebäude u. s. w. erspart<note place="foot" n="32)">Genf hat im Jahr 1854 80,000 Uhren producirt, noch nicht ein Fünftheil<lb/> der Uhrenproduktion des Kanton Neufchatel. Chaux-de-Fonds, das man als eine<lb/> einzige Uhrenmanufaktur betrachten kann, liefert allein jährlich doppelt so viel als<lb/> Genf. Von 1850—61 lieferte Genf 750,000 Uhren. Siehe: „<hi rendition="#g">Report from<lb/> Geneva on the Watch Trade</hi>“ in „<hi rendition="#g">Reports by H. M’s. Secretaries<lb/> of Embassy and Legation on the Manufactures, Commerce</hi> etc.<lb/> No. 6. 1863.“ Wenn die Zusammenhangslosigkeit der Prozesse, worin die Pro-<lb/> duktion nur <hi rendition="#g">zusammengesetzter</hi> Machwerke zerfällt, an und für sich die<lb/> Verwandlung solcher Manufakturen in den Maschinenbetrieb der grossen Industrie<lb/> sehr erschwert, kommen bei der Uhr noch zwei andre Hindernisse hinzu, die Klein-<lb/> heit und Delikatesse ihrer Elemente, und ihr Luxuscharakter, daher ihre Varietät,<lb/> so dass z. B. in den besten Londoner Häusern das ganze Jahr hindurch kaum ein<lb/> Dutzend Uhren gemacht werden, die sich ähnlich sehn. Die Uhrenfabrik von<lb/> Vacheron et Constantin, die mit Erfolg Maschinerie anwendet, liefert auch höch-<lb/> stens 3—4 verschiedne Varietäten von Grösse und Form.</note>. Indess ist auch das Ver-<lb/> hältniss dieser Detailarbeiter, die zu Hause, aber für einen Kapitalisten<lb/> (Fabrikant, établisseur) arbeiten, ganz und gar verschieden von dem des<lb/> selbstständigen Handwerkers, der für seine eignen Kunden arbeitet<note place="foot" n="33)">In der Uhrmacherei, diesem klassischen Beispiel der heterogenen Manu-<lb/> faktur, kann man sehr genau die oben erwähnte, aus der Zersetzung der handwerks-<lb/> mässigen Thätigkeit entspringende <hi rendition="#g">Differenzirung</hi> und <hi rendition="#g">Spezialisirung</hi><lb/> der Arbeitsinstrumente studiren.</note>.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [326/0345]
mechanisches Ganze verbindet. Diess äusserliche Verhältniss des fertigen
Produkts zu seinen verschiedenartigen Elementen lässt hier, wie bei ähn-
lichem Machwerk, die Kombination der Theilarbeiter in derselben
Werkstatt zufällig. Die Theilarbeiten können selbst wieder als von ein-
ander unabhängige Handwerke betrieben werden, wie im Kanton Waadt
und Neufchatel, während in Genf z. B. grosse Uhrenmanufakturen bestehn,
d. h. unmittelbare Cooperation der Theilarbeiter unter dem Kommando
eines Kapitals stattfindet. Auch im letztren Fall werden Zifferblatt, Feder
und Gehäuse selten in der Manufaktur selbst verfertigt. Der kombinirte
manufakturmässige Betrieb ist hier nur unter ausnahmsweisen Verhält-
nissen profitlich, weil die Konkurrenz unter den Arbeitern, die zu Hause
arbeiten wollen, am grössten ist, die Zersplitterung der Produktion in eine
Masse heterogener Prozesse wenig Verwendung gemeinschaftlicher Arbeits-
mittel erlaubt, und der Kapitalist bei der zerstreuten Fabrikation die Aus-
lage für Arbeitsgebäude u. s. w. erspart 32). Indess ist auch das Ver-
hältniss dieser Detailarbeiter, die zu Hause, aber für einen Kapitalisten
(Fabrikant, établisseur) arbeiten, ganz und gar verschieden von dem des
selbstständigen Handwerkers, der für seine eignen Kunden arbeitet 33).
32) Genf hat im Jahr 1854 80,000 Uhren producirt, noch nicht ein Fünftheil
der Uhrenproduktion des Kanton Neufchatel. Chaux-de-Fonds, das man als eine
einzige Uhrenmanufaktur betrachten kann, liefert allein jährlich doppelt so viel als
Genf. Von 1850—61 lieferte Genf 750,000 Uhren. Siehe: „Report from
Geneva on the Watch Trade“ in „Reports by H. M’s. Secretaries
of Embassy and Legation on the Manufactures, Commerce etc.
No. 6. 1863.“ Wenn die Zusammenhangslosigkeit der Prozesse, worin die Pro-
duktion nur zusammengesetzter Machwerke zerfällt, an und für sich die
Verwandlung solcher Manufakturen in den Maschinenbetrieb der grossen Industrie
sehr erschwert, kommen bei der Uhr noch zwei andre Hindernisse hinzu, die Klein-
heit und Delikatesse ihrer Elemente, und ihr Luxuscharakter, daher ihre Varietät,
so dass z. B. in den besten Londoner Häusern das ganze Jahr hindurch kaum ein
Dutzend Uhren gemacht werden, die sich ähnlich sehn. Die Uhrenfabrik von
Vacheron et Constantin, die mit Erfolg Maschinerie anwendet, liefert auch höch-
stens 3—4 verschiedne Varietäten von Grösse und Form.
33) In der Uhrmacherei, diesem klassischen Beispiel der heterogenen Manu-
faktur, kann man sehr genau die oben erwähnte, aus der Zersetzung der handwerks-
mässigen Thätigkeit entspringende Differenzirung und Spezialisirung
der Arbeitsinstrumente studiren.
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