kommt hinzu, dass dasselbe Individuum gewisse Arbeiten eben so gut auf grösserer als kleinerer Staffel ausführt, z. B. die Arbeit der Oberaufsicht, den Transport der Theilprodukte aus einer Produktionsphase in die andre u. s. w. Die Verselbstständigung dieser Funktionen, oder ihre Zuweisung an besondere Arbeiter, wird also erst vortheilhaft mit Vergrösserung der beschäftigten Arbeiterzahl, aber diese Vergrösserung muss sofort alle Gruppen proportionell ergreifen.
Die einzelne Gruppe, als eine Anzahl von Arbeitern, die die- selbe Theilfunktion verrichten, besteht aus homogenen Elementen und bildet ein einfaches Organ des Gesammtmechanismus. In verschied- nen Manufakturen jedoch ist die Gruppe selbst ein gegliederter Ar- beitskörper, während der Gesammtmechanismus durch die Wieder- holung oder Vervielfältigung dieser produktiven Elementarorganismen ge- bildet wird. Nehmen wir z. B. die Manufaktur von Glasflaschen. Sie zerfällt in drei wesentlich unterschiedne Phasen. Erstens die vorbe- reitende Phase, wie Bereitung der Glaskomposition, Mengung von Sand, Kalk u. s. w. und Schmelzung dieser Komposition zu einer flüssigen Glasmasse40). In dieser ersten Phase sind verschiedne Theilarbeiter be- schäftigt, ebenso in der Schlussphase, der Entfernung der Flaschen aus den Trockenöfen, ihrer Sortirung, Verpackung u. s. w. Zwischen beiden Phasen steht in der Mitte die eigentliche Glasmacherei oder Verarbeitung der flüssigen Glasmasse. An demselben Munde eines Glas- ofens arbeitet eine Gruppe, die in England das "hole" (Loch) heisst, und aus einem bottle maker oder finisher, einem blower, einem gatherer, einem putter up oder whetter off und einem taker in zusammengesetzt ist. Diese fünf Theilarbeiter bilden eben so viele Sonderorgane eines einzigen Arbeits- körpers, der nur als Einheit, also nur durch unmittelbare Cooperation der Fünf wirken kann. Fehlt ein Glied des fünftheiligen Körpers, so ist er paralysirt. Derselbe Glasofen hat aber verschiedne Oeffnungen, in Eng-
alle Etablissements, die kein exaktes Multiplum dieser Zahl anwenden, mit weniger Oekonomie fabriziren . . . . Diess ist eine der Ursachen der kolossalen Ausdeh- nung industrieller Etablissements." (Ch. Babbage: "On the Economy of Machinery." 2nd ed. Lond. 1832, ch. XX.)
40) In England ist der Schmelzofen getrennt vom Glasofen, an dem das Glas verarbeitet wird, in Belgien z. B. dient derselbe Ofen zu beiden Prozessen.
kommt hinzu, dass dasselbe Individuum gewisse Arbeiten eben so gut auf grösserer als kleinerer Staffel ausführt, z. B. die Arbeit der Oberaufsicht, den Transport der Theilprodukte aus einer Produktionsphase in die andre u. s. w. Die Verselbstständigung dieser Funktionen, oder ihre Zuweisung an besondere Arbeiter, wird also erst vortheilhaft mit Vergrösserung der beschäftigten Arbeiterzahl, aber diese Vergrösserung muss sofort alle Gruppen proportionell ergreifen.
Die einzelne Gruppe, als eine Anzahl von Arbeitern, die die- selbe Theilfunktion verrichten, besteht aus homogenen Elementen und bildet ein einfaches Organ des Gesammtmechanismus. In verschied- nen Manufakturen jedoch ist die Gruppe selbst ein gegliederter Ar- beitskörper, während der Gesammtmechanismus durch die Wieder- holung oder Vervielfältigung dieser produktiven Elementarorganismen ge- bildet wird. Nehmen wir z. B. die Manufaktur von Glasflaschen. Sie zerfällt in drei wesentlich unterschiedne Phasen. Erstens die vorbe- reitende Phase, wie Bereitung der Glaskomposition, Mengung von Sand, Kalk u. s. w. und Schmelzung dieser Komposition zu einer flüssigen Glasmasse40). In dieser ersten Phase sind verschiedne Theilarbeiter be- schäftigt, ebenso in der Schlussphase, der Entfernung der Flaschen aus den Trockenöfen, ihrer Sortirung, Verpackung u. s. w. Zwischen beiden Phasen steht in der Mitte die eigentliche Glasmacherei oder Verarbeitung der flüssigen Glasmasse. An demselben Munde eines Glas- ofens arbeitet eine Gruppe, die in England das „hole“ (Loch) heisst, und aus einem bottle maker oder finisher, einem blower, einem gatherer, einem putter up oder whetter off und einem taker in zusammengesetzt ist. Diese fünf Theilarbeiter bilden eben so viele Sonderorgane eines einzigen Arbeits- körpers, der nur als Einheit, also nur durch unmittelbare Cooperation der Fünf wirken kann. Fehlt ein Glied des fünftheiligen Körpers, so ist er paralysirt. Derselbe Glasofen hat aber verschiedne Oeffnungen, in Eng-
alle Etablissements, die kein exaktes Multiplum dieser Zahl anwenden, mit weniger Oekonomie fabriziren . . . . Diess ist eine der Ursachen der kolossalen Ausdeh- nung industrieller Etablissements.“ (Ch. Babbage: „On the Economy of Machinery.“ 2nd ed. Lond. 1832, ch. XX.)
40) In England ist der Schmelzofen getrennt vom Glasofen, an dem das Glas verarbeitet wird, in Belgien z. B. dient derselbe Ofen zu beiden Prozessen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0349"n="330"/>
kommt hinzu, dass dasselbe Individuum gewisse Arbeiten eben so gut auf<lb/>
grösserer als kleinerer Staffel ausführt, z. B. die Arbeit der Oberaufsicht,<lb/>
den Transport der Theilprodukte aus einer Produktionsphase in die andre<lb/>
u. s. w. Die Verselbstständigung dieser Funktionen, oder ihre Zuweisung<lb/>
an besondere Arbeiter, wird also erst vortheilhaft mit Vergrösserung der<lb/>
beschäftigten Arbeiterzahl, aber diese Vergrösserung muss sofort alle<lb/>
Gruppen proportionell ergreifen.</p><lb/><p>Die einzelne <hirendition="#g">Gruppe</hi>, als eine Anzahl von Arbeitern, die <hirendition="#g">die-<lb/>
selbe</hi> Theilfunktion verrichten, besteht aus <hirendition="#g">homogenen</hi> Elementen<lb/>
und bildet ein einfaches Organ des Gesammtmechanismus. In verschied-<lb/>
nen Manufakturen jedoch ist die Gruppe selbst ein <hirendition="#g">gegliederter Ar-<lb/>
beitskörper</hi>, während der Gesammtmechanismus durch die Wieder-<lb/>
holung oder Vervielfältigung dieser produktiven Elementarorganismen ge-<lb/>
bildet wird. Nehmen wir z. B. die Manufaktur von Glasflaschen. Sie<lb/>
zerfällt in drei wesentlich unterschiedne Phasen. Erstens die <hirendition="#g">vorbe-<lb/>
reitende Phase</hi>, wie Bereitung der Glaskomposition, Mengung von<lb/>
Sand, Kalk u. s. w. und Schmelzung dieser Komposition zu einer flüssigen<lb/>
Glasmasse<noteplace="foot"n="40)">In England ist der Schmelzofen getrennt vom Glasofen, an dem das Glas<lb/>
verarbeitet wird, in Belgien z. B. dient derselbe Ofen zu beiden Prozessen.</note>. In dieser ersten Phase sind verschiedne Theilarbeiter be-<lb/>
schäftigt, ebenso in der <hirendition="#g">Schlussphase</hi>, der Entfernung der Flaschen<lb/>
aus den Trockenöfen, ihrer Sortirung, Verpackung u. s. w. Zwischen<lb/>
beiden Phasen steht in der Mitte die eigentliche <hirendition="#g">Glasmacherei</hi> oder<lb/>
Verarbeitung der flüssigen Glasmasse. An demselben Munde eines Glas-<lb/>
ofens arbeitet eine Gruppe, die in England das „hole“ (Loch) heisst, und<lb/>
aus einem bottle maker oder finisher, einem blower, einem gatherer, einem<lb/>
putter up oder whetter off und einem taker in zusammengesetzt ist. Diese<lb/>
fünf Theilarbeiter bilden eben so viele Sonderorgane eines einzigen Arbeits-<lb/>
körpers, der nur als Einheit, also nur durch unmittelbare Cooperation der<lb/>
Fünf wirken kann. Fehlt ein Glied des fünftheiligen Körpers, so ist er<lb/>
paralysirt. Derselbe Glasofen hat aber verschiedne Oeffnungen, in Eng-<lb/><notexml:id="seg2pn_48_2"prev="#seg2pn_48_1"place="foot"n="39)">alle Etablissements, die kein exaktes Multiplum dieser Zahl anwenden, mit weniger<lb/>
Oekonomie fabriziren . . . . Diess ist eine der Ursachen der kolossalen Ausdeh-<lb/>
nung industrieller Etablissements.“ (<hirendition="#g">Ch. Babbage</hi>: „<hirendition="#g">On the Economy of<lb/>
Machinery</hi>.“<hirendition="#g">2nd ed. Lond</hi>. 1832, ch. XX.)</note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[330/0349]
kommt hinzu, dass dasselbe Individuum gewisse Arbeiten eben so gut auf
grösserer als kleinerer Staffel ausführt, z. B. die Arbeit der Oberaufsicht,
den Transport der Theilprodukte aus einer Produktionsphase in die andre
u. s. w. Die Verselbstständigung dieser Funktionen, oder ihre Zuweisung
an besondere Arbeiter, wird also erst vortheilhaft mit Vergrösserung der
beschäftigten Arbeiterzahl, aber diese Vergrösserung muss sofort alle
Gruppen proportionell ergreifen.
Die einzelne Gruppe, als eine Anzahl von Arbeitern, die die-
selbe Theilfunktion verrichten, besteht aus homogenen Elementen
und bildet ein einfaches Organ des Gesammtmechanismus. In verschied-
nen Manufakturen jedoch ist die Gruppe selbst ein gegliederter Ar-
beitskörper, während der Gesammtmechanismus durch die Wieder-
holung oder Vervielfältigung dieser produktiven Elementarorganismen ge-
bildet wird. Nehmen wir z. B. die Manufaktur von Glasflaschen. Sie
zerfällt in drei wesentlich unterschiedne Phasen. Erstens die vorbe-
reitende Phase, wie Bereitung der Glaskomposition, Mengung von
Sand, Kalk u. s. w. und Schmelzung dieser Komposition zu einer flüssigen
Glasmasse 40). In dieser ersten Phase sind verschiedne Theilarbeiter be-
schäftigt, ebenso in der Schlussphase, der Entfernung der Flaschen
aus den Trockenöfen, ihrer Sortirung, Verpackung u. s. w. Zwischen
beiden Phasen steht in der Mitte die eigentliche Glasmacherei oder
Verarbeitung der flüssigen Glasmasse. An demselben Munde eines Glas-
ofens arbeitet eine Gruppe, die in England das „hole“ (Loch) heisst, und
aus einem bottle maker oder finisher, einem blower, einem gatherer, einem
putter up oder whetter off und einem taker in zusammengesetzt ist. Diese
fünf Theilarbeiter bilden eben so viele Sonderorgane eines einzigen Arbeits-
körpers, der nur als Einheit, also nur durch unmittelbare Cooperation der
Fünf wirken kann. Fehlt ein Glied des fünftheiligen Körpers, so ist er
paralysirt. Derselbe Glasofen hat aber verschiedne Oeffnungen, in Eng-
39)
40) In England ist der Schmelzofen getrennt vom Glasofen, an dem das Glas
verarbeitet wird, in Belgien z. B. dient derselbe Ofen zu beiden Prozessen.
39) alle Etablissements, die kein exaktes Multiplum dieser Zahl anwenden, mit weniger
Oekonomie fabriziren . . . . Diess ist eine der Ursachen der kolossalen Ausdeh-
nung industrieller Etablissements.“ (Ch. Babbage: „On the Economy of
Machinery.“ 2nd ed. Lond. 1832, ch. XX.)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/349>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.