Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

land z. B. 4--6, deren jede einen irdenen Schmelztiegel mit flüssigem
Glas birgt, und wovon jede eine eigne Arbeitergruppe von derselben fünf-
gliedrigen Form beschäftigt. Die Gliederung jeder einzelnen Gruppe be-
ruht hier unmittelbar auf der Theilung der Arbeit, während das Band
zwischen den verschiednen gleichartigen Gruppen einfache Cooperation
ist, die eins der Produktionsmittel, hier den Glasofen, durch gemeinsamen
Konsum ökonomischer verbraucht. Ein solcher Glasofen mit seinen 4--6
Gruppen bildet eine Glashütte, und eine Glasmanufaktur umfasst eine
Mehrzahl solcher Hütten, zugleich mit den Vorrichtungen und Arbeitern
für die einleitenden und abschliessenden Produktionsphasen.

Endlich kann die Manufaktur, wie sie theilweis aus der Kombination
verschiedner Handwerke entspringt, sich zu einer Kombination verschiedner
Manufakturen entwickeln. Die grösseren englischen Glashütten z. B. fabri-
ciren ihre irdenen Schmelztiegel selbst, weil von deren Güte das Gelingen
oder Misslingen des Produkts wesentlich abhängt. Die Manufaktur eines
Produktionsmittels wird hier mit der Manufaktur des Produkts verbunden.
Umgekehrt kann die Manufaktur des Produkts verbunden werden mit Ma-
nufakturen, worin es selbst wieder als Rohmaterial dient, oder mit deren
Produkten es später zusammengesetzt wird. So findet man z. B. die
Manufaktur von Flintglas kombinirt mit der Glasschleiferei und der Gelb-
giesserei, letztere für die metallische Einfassung mannigfacher Glasartikel.
Die verschiednen kombinirten Manufakturen bilden dann mehr oder minder
räumlich getrennte Departemente einer Gesammtmanufaktur, zugleich von
einander unabhängige Produktionsprozesse, jeder mit eigner Theilung der
Arbeit. Trotz mancher technischer und ökonomischer Vortheile, welche
die kombinirte Manufaktur bietet, gewinnt sie, auf eigner Grundlage,
keine wirklich technologische Einheit. Diese entsteht erst bei ihrer Ver-
wandlung in den maschinenmässigen Betrieb.

Die Manufakturperiode, welche Verminderung der zur Waarenpro-
duktion nothwendigen Arbeitszeit bald als bewusstes Prinzip aus-
spricht41), entwickelt sporadisch auch den Gebrauch von Maschinen,
namentlich für gewisse einfache erste Prozesse, die massenhaft

41) Man kann diess unter andern ersehn aus den Schriften von W. Petty, John
Bellers, Andrew Yarranton, "The Advantages of the East India Trade"
und J. Vanderlint.

land z. B. 4—6, deren jede einen irdenen Schmelztiegel mit flüssigem
Glas birgt, und wovon jede eine eigne Arbeitergruppe von derselben fünf-
gliedrigen Form beschäftigt. Die Gliederung jeder einzelnen Gruppe be-
ruht hier unmittelbar auf der Theilung der Arbeit, während das Band
zwischen den verschiednen gleichartigen Gruppen einfache Cooperation
ist, die eins der Produktionsmittel, hier den Glasofen, durch gemeinsamen
Konsum ökonomischer verbraucht. Ein solcher Glasofen mit seinen 4—6
Gruppen bildet eine Glashütte, und eine Glasmanufaktur umfasst eine
Mehrzahl solcher Hütten, zugleich mit den Vorrichtungen und Arbeitern
für die einleitenden und abschliessenden Produktionsphasen.

Endlich kann die Manufaktur, wie sie theilweis aus der Kombination
verschiedner Handwerke entspringt, sich zu einer Kombination verschiedner
Manufakturen entwickeln. Die grösseren englischen Glashütten z. B. fabri-
ciren ihre irdenen Schmelztiegel selbst, weil von deren Güte das Gelingen
oder Misslingen des Produkts wesentlich abhängt. Die Manufaktur eines
Produktionsmittels wird hier mit der Manufaktur des Produkts verbunden.
Umgekehrt kann die Manufaktur des Produkts verbunden werden mit Ma-
nufakturen, worin es selbst wieder als Rohmaterial dient, oder mit deren
Produkten es später zusammengesetzt wird. So findet man z. B. die
Manufaktur von Flintglas kombinirt mit der Glasschleiferei und der Gelb-
giesserei, letztere für die metallische Einfassung mannigfacher Glasartikel.
Die verschiednen kombinirten Manufakturen bilden dann mehr oder minder
räumlich getrennte Departemente einer Gesammtmanufaktur, zugleich von
einander unabhängige Produktionsprozesse, jeder mit eigner Theilung der
Arbeit. Trotz mancher technischer und ökonomischer Vortheile, welche
die kombinirte Manufaktur bietet, gewinnt sie, auf eigner Grundlage,
keine wirklich technologische Einheit. Diese entsteht erst bei ihrer Ver-
wandlung in den maschinenmässigen Betrieb.

Die Manufakturperiode, welche Verminderung der zur Waarenpro-
duktion nothwendigen Arbeitszeit bald als bewusstes Prinzip aus-
spricht41), entwickelt sporadisch auch den Gebrauch von Maschinen,
namentlich für gewisse einfache erste Prozesse, die massenhaft

41) Man kann diess unter andern ersehn aus den Schriften von W. Petty, John
Bellers, Andrew Yarranton, „The Advantages of the East India Trade
und J. Vanderlint.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0350" n="331"/>
land z. B. 4&#x2014;6, deren jede einen irdenen Schmelztiegel mit flüssigem<lb/>
Glas birgt, und wovon jede eine eigne Arbeitergruppe von derselben fünf-<lb/>
gliedrigen Form beschäftigt. Die Gliederung jeder einzelnen Gruppe be-<lb/>
ruht hier unmittelbar auf der Theilung der Arbeit, während das Band<lb/>
zwischen den verschiednen gleichartigen Gruppen einfache Cooperation<lb/>
ist, die eins der Produktionsmittel, hier den Glasofen, durch gemeinsamen<lb/>
Konsum ökonomischer verbraucht. Ein solcher Glasofen mit seinen 4&#x2014;6<lb/>
Gruppen bildet eine Glashütte, und eine Glasmanufaktur umfasst eine<lb/>
Mehrzahl solcher Hütten, zugleich mit den Vorrichtungen und Arbeitern<lb/>
für die einleitenden und abschliessenden Produktionsphasen.</p><lb/>
            <p>Endlich kann die Manufaktur, wie sie theilweis aus der Kombination<lb/>
verschiedner Handwerke entspringt, sich zu einer Kombination verschiedner<lb/>
Manufakturen entwickeln. Die grösseren englischen Glashütten z. B. fabri-<lb/>
ciren ihre irdenen Schmelztiegel selbst, weil von deren Güte das Gelingen<lb/>
oder Misslingen des Produkts wesentlich abhängt. Die Manufaktur eines<lb/>
Produktionsmittels wird hier mit der Manufaktur des Produkts verbunden.<lb/>
Umgekehrt kann die Manufaktur des Produkts verbunden werden mit Ma-<lb/>
nufakturen, worin es selbst wieder als Rohmaterial dient, oder mit deren<lb/>
Produkten es später zusammengesetzt wird. So findet man z. B. die<lb/>
Manufaktur von Flintglas kombinirt mit der Glasschleiferei und der Gelb-<lb/>
giesserei, letztere für die metallische Einfassung mannigfacher Glasartikel.<lb/>
Die verschiednen kombinirten Manufakturen bilden dann mehr oder minder<lb/>
räumlich getrennte Departemente einer Gesammtmanufaktur, zugleich von<lb/>
einander unabhängige Produktionsprozesse, jeder mit eigner Theilung der<lb/>
Arbeit. Trotz mancher technischer und ökonomischer Vortheile, welche<lb/>
die <hi rendition="#g">kombinirte</hi> Manufaktur bietet, gewinnt sie, auf eigner Grundlage,<lb/>
keine wirklich technologische Einheit. Diese entsteht erst bei ihrer Ver-<lb/>
wandlung in den maschinenmässigen Betrieb.</p><lb/>
            <p>Die Manufakturperiode, welche Verminderung der zur Waarenpro-<lb/>
duktion nothwendigen Arbeitszeit bald als <hi rendition="#g">bewusstes Prinzip</hi> aus-<lb/>
spricht<note place="foot" n="41)">Man kann diess unter andern ersehn aus den Schriften von W. Petty, John<lb/>
Bellers, Andrew Yarranton, &#x201E;<hi rendition="#g">The Advantages of the East India Trade</hi>&#x201C;<lb/>
und J. Vanderlint.</note>, entwickelt sporadisch auch den Gebrauch von <hi rendition="#g">Maschinen</hi>,<lb/>
namentlich für gewisse <hi rendition="#g">einfache erste Prozesse</hi>, die massenhaft<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[331/0350] land z. B. 4—6, deren jede einen irdenen Schmelztiegel mit flüssigem Glas birgt, und wovon jede eine eigne Arbeitergruppe von derselben fünf- gliedrigen Form beschäftigt. Die Gliederung jeder einzelnen Gruppe be- ruht hier unmittelbar auf der Theilung der Arbeit, während das Band zwischen den verschiednen gleichartigen Gruppen einfache Cooperation ist, die eins der Produktionsmittel, hier den Glasofen, durch gemeinsamen Konsum ökonomischer verbraucht. Ein solcher Glasofen mit seinen 4—6 Gruppen bildet eine Glashütte, und eine Glasmanufaktur umfasst eine Mehrzahl solcher Hütten, zugleich mit den Vorrichtungen und Arbeitern für die einleitenden und abschliessenden Produktionsphasen. Endlich kann die Manufaktur, wie sie theilweis aus der Kombination verschiedner Handwerke entspringt, sich zu einer Kombination verschiedner Manufakturen entwickeln. Die grösseren englischen Glashütten z. B. fabri- ciren ihre irdenen Schmelztiegel selbst, weil von deren Güte das Gelingen oder Misslingen des Produkts wesentlich abhängt. Die Manufaktur eines Produktionsmittels wird hier mit der Manufaktur des Produkts verbunden. Umgekehrt kann die Manufaktur des Produkts verbunden werden mit Ma- nufakturen, worin es selbst wieder als Rohmaterial dient, oder mit deren Produkten es später zusammengesetzt wird. So findet man z. B. die Manufaktur von Flintglas kombinirt mit der Glasschleiferei und der Gelb- giesserei, letztere für die metallische Einfassung mannigfacher Glasartikel. Die verschiednen kombinirten Manufakturen bilden dann mehr oder minder räumlich getrennte Departemente einer Gesammtmanufaktur, zugleich von einander unabhängige Produktionsprozesse, jeder mit eigner Theilung der Arbeit. Trotz mancher technischer und ökonomischer Vortheile, welche die kombinirte Manufaktur bietet, gewinnt sie, auf eigner Grundlage, keine wirklich technologische Einheit. Diese entsteht erst bei ihrer Ver- wandlung in den maschinenmässigen Betrieb. Die Manufakturperiode, welche Verminderung der zur Waarenpro- duktion nothwendigen Arbeitszeit bald als bewusstes Prinzip aus- spricht 41), entwickelt sporadisch auch den Gebrauch von Maschinen, namentlich für gewisse einfache erste Prozesse, die massenhaft 41) Man kann diess unter andern ersehn aus den Schriften von W. Petty, John Bellers, Andrew Yarranton, „The Advantages of the East India Trade“ und J. Vanderlint.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/350
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/350>, abgerufen am 21.11.2024.