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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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z. B. die Kleidermanufaktur, in den grossen Städten, wo sie entsteht,
die disjecta membra poetae bereits fertig vor und hat sie nur aus ihrer Zer-
streuung zu sammeln, oder das Prinzip der Theilung liegt auf flacher Hand,
indem einfach die verschiednen Verrichtungen der handwerksmässigen
Produktion (z. B. beim Buchbinden) besondern Arbeitern ausschliesslich
angeeignet werden. Es kostet noch keine Woche Erfahrung in solchen
Fällen die Verhältnisszahl zwischen den für jede Funktion nöthigen Hän-
den zu finden75).

Die manufakturmässige Theilung der Arbeit schafft durch Ana-
lyse der handwerksmässigen Thätigkeit, Spezificirung der Arbeitsinstru-
mente, Bildung der Theilarbeiter, ihre Gruppirung und Kombination in
einem Gesammtmechanismus, die qualitative Gliederung und die quantita-
tive Proportionalität gesellschaftlicher Produktionsprozesse, also eine be-
stimmte Organisation gesellschaftlicher Arbeit und ent-
wickelt damit zugleich neue, gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit.
Als spezifisch kapitalistische Form des gesellschaftlichen Produk-
tionsprozesses -- und auf den vorgefundnen Grundlagen konnte sie sich
nicht anders als in der kapitalistischen Form entwickeln -- ist sie
nur eine besondre Methode relativen Mehrwerth zu erzeugen oder
die Selbstverwerthung des Kapitals -- was man gesell-
schaftlichen Reichthum
, "Wealth of Nations" u. s. w. nennt
-- auf Kosten der Arbeiter zu erhöhn. Sie entwickelt die gesellschaft-
liche Produktivkraft der Arbeit nicht nur für den Kapitalisten, statt für
den Arbeiter, sondern durch die Verkrüpplung des individuellen Arbeiters.
Sie producirt neue Bedingungen der Herrschaft des Kapitals über die Ar-
beit. Wenn sie daher einerseits als historischer Fortschritt und nothwen-
diges Entwicklungsmoment im ökonomischen Bildungsprozess der Gesell-
schaft erscheint, so andrerseits als ein Mittel civilisirter und raffinirter
Exploitation.


75) Der gemüthliche Glaube an das Erfindungsgenie, das der einzelne Kapi-
talist in der Theilung der Arbeit a priori ausübe, findet sich nur noch bei deutschen
Professoren, wie Herrn Roscher z. B., der dem Kapitalisten, aus dessen Jupiter-
haupt die Theilung der Arbeit fertig hervorspringt, zum Dank "diverse Arbeits-
löhne" widmet. Die grössere oder geringere Anwendung der Theilung der
Arbeit hängt von der Länge der Börse, nicht von der Grösse des Genies ab.

z. B. die Kleidermanufaktur, in den grossen Städten, wo sie entsteht,
die disjecta membra poetae bereits fertig vor und hat sie nur aus ihrer Zer-
streuung zu sammeln, oder das Prinzip der Theilung liegt auf flacher Hand,
indem einfach die verschiednen Verrichtungen der handwerksmässigen
Produktion (z. B. beim Buchbinden) besondern Arbeitern ausschliesslich
angeeignet werden. Es kostet noch keine Woche Erfahrung in solchen
Fällen die Verhältnisszahl zwischen den für jede Funktion nöthigen Hän-
den zu finden75).

Die manufakturmässige Theilung der Arbeit schafft durch Ana-
lyse der handwerksmässigen Thätigkeit, Spezificirung der Arbeitsinstru-
mente, Bildung der Theilarbeiter, ihre Gruppirung und Kombination in
einem Gesammtmechanismus, die qualitative Gliederung und die quantita-
tive Proportionalität gesellschaftlicher Produktionsprozesse, also eine be-
stimmte Organisation gesellschaftlicher Arbeit und ent-
wickelt damit zugleich neue, gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit.
Als spezifisch kapitalistische Form des gesellschaftlichen Produk-
tionsprozesses — und auf den vorgefundnen Grundlagen konnte sie sich
nicht anders als in der kapitalistischen Form entwickeln — ist sie
nur eine besondre Methode relativen Mehrwerth zu erzeugen oder
die Selbstverwerthung des Kapitals — was man gesell-
schaftlichen Reichthum
, „Wealth of Nations“ u. s. w. nennt
— auf Kosten der Arbeiter zu erhöhn. Sie entwickelt die gesellschaft-
liche Produktivkraft der Arbeit nicht nur für den Kapitalisten, statt für
den Arbeiter, sondern durch die Verkrüpplung des individuellen Arbeiters.
Sie producirt neue Bedingungen der Herrschaft des Kapitals über die Ar-
beit. Wenn sie daher einerseits als historischer Fortschritt und nothwen-
diges Entwicklungsmoment im ökonomischen Bildungsprozess der Gesell-
schaft erscheint, so andrerseits als ein Mittel civilisirter und raffinirter
Exploitation.


75) Der gemüthliche Glaube an das Erfindungsgenie, das der einzelne Kapi-
talist in der Theilung der Arbeit a priori ausübe, findet sich nur noch bei deutschen
Professoren, wie Herrn Roscher z. B., der dem Kapitalisten, aus dessen Jupiter-
haupt die Theilung der Arbeit fertig hervorspringt, zum Dank „diverse Arbeits-
löhne“ widmet. Die grössere oder geringere Anwendung der Theilung der
Arbeit hängt von der Länge der Börse, nicht von der Grösse des Genies ab.
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[350/0369] z. B. die Kleidermanufaktur, in den grossen Städten, wo sie entsteht, die disjecta membra poetae bereits fertig vor und hat sie nur aus ihrer Zer- streuung zu sammeln, oder das Prinzip der Theilung liegt auf flacher Hand, indem einfach die verschiednen Verrichtungen der handwerksmässigen Produktion (z. B. beim Buchbinden) besondern Arbeitern ausschliesslich angeeignet werden. Es kostet noch keine Woche Erfahrung in solchen Fällen die Verhältnisszahl zwischen den für jede Funktion nöthigen Hän- den zu finden 75). Die manufakturmässige Theilung der Arbeit schafft durch Ana- lyse der handwerksmässigen Thätigkeit, Spezificirung der Arbeitsinstru- mente, Bildung der Theilarbeiter, ihre Gruppirung und Kombination in einem Gesammtmechanismus, die qualitative Gliederung und die quantita- tive Proportionalität gesellschaftlicher Produktionsprozesse, also eine be- stimmte Organisation gesellschaftlicher Arbeit und ent- wickelt damit zugleich neue, gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit. Als spezifisch kapitalistische Form des gesellschaftlichen Produk- tionsprozesses — und auf den vorgefundnen Grundlagen konnte sie sich nicht anders als in der kapitalistischen Form entwickeln — ist sie nur eine besondre Methode relativen Mehrwerth zu erzeugen oder die Selbstverwerthung des Kapitals — was man gesell- schaftlichen Reichthum, „Wealth of Nations“ u. s. w. nennt — auf Kosten der Arbeiter zu erhöhn. Sie entwickelt die gesellschaft- liche Produktivkraft der Arbeit nicht nur für den Kapitalisten, statt für den Arbeiter, sondern durch die Verkrüpplung des individuellen Arbeiters. Sie producirt neue Bedingungen der Herrschaft des Kapitals über die Ar- beit. Wenn sie daher einerseits als historischer Fortschritt und nothwen- diges Entwicklungsmoment im ökonomischen Bildungsprozess der Gesell- schaft erscheint, so andrerseits als ein Mittel civilisirter und raffinirter Exploitation. 75) Der gemüthliche Glaube an das Erfindungsgenie, das der einzelne Kapi- talist in der Theilung der Arbeit a priori ausübe, findet sich nur noch bei deutschen Professoren, wie Herrn Roscher z. B., der dem Kapitalisten, aus dessen Jupiter- haupt die Theilung der Arbeit fertig hervorspringt, zum Dank „diverse Arbeits- löhne“ widmet. Die grössere oder geringere Anwendung der Theilung der Arbeit hängt von der Länge der Börse, nicht von der Grösse des Genies ab.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/369>, abgerufen am 22.11.2024.