Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.stinkt schon der Theilung der Arbeit innerhalb einer Werkstatt näher Während der eigentlichen Manufakturperiode, d. h. der Periode, wo- ist zufrieden, wenn er selbst so eine für seinen Unterhalt ausreichende Kundschaft findet. Es ist rein unmöglich, dass ein Mensch, der so vielerlei treibt, alles gut mache. In den grossen Städten aber, wo jeder Einzelne viele Käufer findet, genügt auch ein Handwerk, um seinen Mann zu nähren. Ja oft gehört dazu nicht einmal ein ganzes Handwerk, sondern der eine macht Mannsschuhe, der andere Weiberschuhe. Hier und da lebt einer bloss vom Nähen, der andere vom Zuschneiden der Schuhe; der eine schneidet bloss Kleider zu, der andere setzt die Stücke nur zusammen. Nothwendig ist es nun, dass der Verrichter der ein- fachsten Arbelt sie unbedingt auch am besten macht. Ebenso steht's mit der Kochkunst." (Xen. Cyrop. l. VIII, c. 2.) Die zu erzielende Güte des Ge- brauchswerths wird hier ausschliesslich fixirt, obgleich schon Xenophon die Stufenleiter der Arbeitstheilung vom Umfang des Markts abhängig weiss. 82) "Er (Busiris) theilte Alle in besondere Kasten ... befahl, dass immer die Nämlichen die gleichen Geschäfte treiben sollten, weil er wusste, dass die, welche mit ihren Beschäftigungen wechseln, in keinem Geschäft gründlich werden; die aber, welche beständig bei denselben Beschäftigungen bleiben, jedes aufs vollendetste zu Stande bringen. Wirklich werden wir auch finden, dass sie in Beziehung auf Künste und Gewerbe ihre Rivalen mehr übertroffen haben als sonst der Meister den Stümper und in Beziehung auf die Einrichtung, wodurch sie die Künigsherrschaft und übrige Staatsverfassung erhalten, so vortrefflich sind, dass die berühmtesten Philosophen, welche darüber zu sprechen unternehmen, die Staatsverfassung Aegyptens vor andern lobten." (Isocr. Busiris, c. 8.) 83) cf. Diod. Sic. I. 23
stinkt schon der Theilung der Arbeit innerhalb einer Werkstatt näher Während der eigentlichen Manufakturperiode, d. h. der Periode, wo- ist zufrieden, wenn er selbst so eine für seinen Unterhalt ausreichende Kundschaft findet. Es ist rein unmöglich, dass ein Mensch, der so vielerlei treibt, alles gut mache. In den grossen Städten aber, wo jeder Einzelne viele Käufer findet, genügt auch ein Handwerk, um seinen Mann zu nähren. Ja oft gehört dazu nicht einmal ein ganzes Handwerk, sondern der eine macht Mannsschuhe, der andere Weiberschuhe. Hier und da lebt einer bloss vom Nähen, der andere vom Zuschneiden der Schuhe; der eine schneidet bloss Kleider zu, der andere setzt die Stücke nur zusammen. Nothwendig ist es nun, dass der Verrichter der ein- fachsten Arbelt sie unbedingt auch am besten macht. Ebenso steht’s mit der Kochkunst.“ (Xen. Cyrop. l. VIII, c. 2.) Die zu erzielende Güte des Ge- brauchswerths wird hier ausschliesslich fixirt, obgleich schon Xenophon die Stufenleiter der Arbeitstheilung vom Umfang des Markts abhängig weiss. 82) „Er (Busiris) theilte Alle in besondere Kasten … befahl, dass immer die Nämlichen die gleichen Geschäfte treiben sollten, weil er wusste, dass die, welche mit ihren Beschäftigungen wechseln, in keinem Geschäft gründlich werden; die aber, welche beständig bei denselben Beschäftigungen bleiben, jedes aufs vollendetste zu Stande bringen. Wirklich werden wir auch finden, dass sie in Beziehung auf Künste und Gewerbe ihre Rivalen mehr übertroffen haben als sonst der Meister den Stümper und in Beziehung auf die Einrichtung, wodurch sie die Künigsherrschaft und übrige Staatsverfassung erhalten, so vortrefflich sind, dass die berühmtesten Philosophen, welche darüber zu sprechen unternehmen, die Staatsverfassung Aegyptens vor andern lobten.“ (Isocr. Busiris, c. 8.) 83) cf. Diod. Sic. I. 23
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stinkt schon der Theilung der Arbeit innerhalb einer Werkstatt näher
rückt. Plato’s Republik, soweit in ihr die Theilung der Arbeit als das
gestaltende Prinzip des Staats entwickelt wird, ist nur atheniensische
Idealisirung des ägyptischen Kastenwesens, wie Aegypten
als industrielles Musterland auch andern seiner Zeitgenossen gilt, z. B.
dem Isokrates 82), und diese Bedeutung selbst noch für die Griechen der
römischen Kaiserzeit behielt 83).
Während der eigentlichen Manufakturperiode, d. h. der Periode, wo-
rin die Manufaktur die herrschende Form der kapitalistischen Produktions-
weise, stösst die volle Ausführung ihrer eigenen Tendenzen auf vielseitige
Hindernisse. Obgleich sie, wie wir sahen, neben der hierarchischen Glie-
derung der Arbeiter eine einfache Scheidung zwischen geschickten und
ungeschickten Arbeitern schafft, bleibt die Zahl der letztern durch den
überwiegenden Einfluss der erstern sehr beschränkt. Obgleich sie die
Sonderoperationen dem verschiednen Grad von Reife, Kraft und Entwick-
81)
82) „Er (Busiris) theilte Alle in besondere Kasten … befahl, dass immer
die Nämlichen die gleichen Geschäfte treiben sollten, weil er wusste, dass die,
welche mit ihren Beschäftigungen wechseln, in keinem Geschäft gründlich werden;
die aber, welche beständig bei denselben Beschäftigungen bleiben, jedes aufs
vollendetste zu Stande bringen. Wirklich werden wir auch finden, dass sie in
Beziehung auf Künste und Gewerbe ihre Rivalen mehr übertroffen haben als sonst
der Meister den Stümper und in Beziehung auf die Einrichtung, wodurch sie die
Künigsherrschaft und übrige Staatsverfassung erhalten, so vortrefflich sind, dass
die berühmtesten Philosophen, welche darüber zu sprechen unternehmen, die
Staatsverfassung Aegyptens vor andern lobten.“ (Isocr. Busiris, c. 8.)
83) cf. Diod. Sic.
81) ist zufrieden, wenn er selbst so eine für seinen Unterhalt ausreichende Kundschaft
findet. Es ist rein unmöglich, dass ein Mensch, der so vielerlei treibt, alles gut
mache. In den grossen Städten aber, wo jeder Einzelne viele Käufer
findet, genügt auch ein Handwerk, um seinen Mann zu nähren. Ja oft gehört
dazu nicht einmal ein ganzes Handwerk, sondern der eine macht Mannsschuhe,
der andere Weiberschuhe. Hier und da lebt einer bloss vom Nähen, der andere
vom Zuschneiden der Schuhe; der eine schneidet bloss Kleider zu, der andere setzt
die Stücke nur zusammen. Nothwendig ist es nun, dass der Verrichter der ein-
fachsten Arbelt sie unbedingt auch am besten macht. Ebenso steht’s mit der
Kochkunst.“ (Xen. Cyrop. l. VIII, c. 2.) Die zu erzielende Güte des Ge-
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Stufenleiter der Arbeitstheilung vom Umfang des Markts abhängig weiss.
I. 23
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