Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.Theilung der Arbeit. Wird gelegentlich auch das Wachsthum der Pro- anthropon e khremasi polemein" (Thuc. l. I, c. 41), blieb ihnen auch in der ma- teriellen Produktion die autarkeia, die der Theilung der Arbeit gegenüber- steht, das Ideal, "par' on gar to eu, para touton kai to autarkes." Man muss dabei erwägen, dass es noch zur Zeit des Sturzes der 30 Tyrannen keine 5000 Athener ohne Grundeigenthum gab. 80) Plato entwickelt die Theilung der Arbeit innerhalb des Gemeinwesens aus der Vielseitigkeit der Bedürfnisse und der Einseitigkeit der Anlagen der Indivi- duen. Hauptgesichtspunkt bei ihm, dass der Arbeiter sich nach dem Werk richten müsse, nicht das Werk nach dem Arbeiter[,] was unvermeidlich, wenn er verschiedne Künste zugleich, also eine oder die andere als Nebenwerk treibe. "Ou gar ethelei to prattomenon ten tou prattontos skholen perimenein, all' anagke ton prattonta to prattomeno epakolouthein me en parergou merei. Anagke. Ek de touton pleio te ekasta gignetai kai kallion kai Raon, otan eis en kata phusin kai en kairo, skholen ton allon agon, pratte." (Rep. l. 2. ed. Baiter, Orelli etc.) Aehnlich bei Thucydides l. c. c. 42: "Das Seewesen ist eine Kunst so sehr wie irgend etwas anderes und kann nicht bei etwa vorkommenden Fällen als Nebenwerk betrieben werden, sondern vielmehr nichts andres neben ihm als Nebenwerk." Muss das Werk, sagt Plato, auf den Arbeiter warten, so wird oft der kritische Zeitpunkt der Produktion verpasst und das Machwerk ver- dorben, "ergou kairon diollutai." Dieselbe platonische Idee findet man wieder im Protest der englischen Bleichereibesitzer gegen die Klausel des Fabrikakts, die eine bestimmte Essstunde für alle Arbeiter festsetzt. Ihr Geschäft könne sich nicht nach den Arbeitern richten, denn "in the various operations of singeing, washing, bleaching, mangling, calendering, and dyeing, none of them can be stopped at a given moment without risk of damage ... to enforce the same dinner hour for all the work people might occasionally subject valuable goods to the risk of danger for incomplete operations." Le platonisme ou va-t-il se nicher! 81) Xenophon erzählt, es sei nicht nur ehrenvoll Speisen von der Tafel
des Perserkönigs zu erhalten, sondern diese Speisen seien auch viel schmackhafter als andere. "Und diess ist nichts Wunderbares, denn wie die übrigen Künste in den grossen Städten besonders vervollkommnet sind, ebenso werden die könig- lichen Speisen ganz eigens zubereitet. Denn in den kleinen Städten macht Derselbe Bettstelle, Thüre, Pflug, Tisch; oft baut er obendrein noch Häuser und Theilung der Arbeit. Wird gelegentlich auch das Wachsthum der Pro- ἀνϑϱώπων ἢ χϱήμασι πολεμεῖν“ (Thuc. l. I, c. 41), blieb ihnen auch in der ma- teriellen Produktion die αὐταϱϰεία, die der Theilung der Arbeit gegenüber- steht, das Ideal, „παϱ᾽ ὧν γὰϱ τὸ εὖ, παϱὰ τούτων ϰαὶ τὸ αὔταϱϰες.“ Man muss dabei erwägen, dass es noch zur Zeit des Sturzes der 30 Tyrannen keine 5000 Athener ohne Grundeigenthum gab. 80) Plato entwickelt die Theilung der Arbeit innerhalb des Gemeinwesens aus der Vielseitigkeit der Bedürfnisse und der Einseitigkeit der Anlagen der Indivi- duen. Hauptgesichtspunkt bei ihm, dass der Arbeiter sich nach dem Werk richten müsse, nicht das Werk nach dem Arbeiter[,] was unvermeidlich, wenn er verschiedne Künste zugleich, also eine oder die andere als Nebenwerk treibe. „Οὐ γὰϱ ἐϑέλει τὸ πϱαττόμενον τὴν τοῦ πϱάττοντος σχολὴν πεϱιμένειν, ἀλλ᾽ ἀνάγϰη τὸν πϱάττοντα τῷ πϱαττομένῳ ἐπαϰολουϑεῖν μὴ ἐν παϱέϱγου μέϱει. Ἀνάγϰη. Ἐϰ δὴ τούτων πλείω τε ἕϰαστα γίγνεται ϰαὶ ϰάλλιον ϰαὶ ῥᾷον, ὅταν εἷς ἓν ϰατὰ φύσιν ϰαὶ ἐν ϰαιϱῷ, σχολὴν τῶν ἄλλων ἄγων, πϱάττῃ.“ (Rep. l. 2. ed. Baiter, Orelli etc.) Aehnlich bei Thucydides l. c. c. 42: „Das Seewesen ist eine Kunst so sehr wie irgend etwas anderes und kann nicht bei etwa vorkommenden Fällen als Nebenwerk betrieben werden, sondern vielmehr nichts andres neben ihm als Nebenwerk.“ Muss das Werk, sagt Plato, auf den Arbeiter warten, so wird oft der kritische Zeitpunkt der Produktion verpasst und das Machwerk ver- dorben, „ἔϱγου ϰαιϱὸν διόλλυται.“ Dieselbe platonische Idee findet man wieder im Protest der englischen Bleichereibesitzer gegen die Klausel des Fabrikakts, die eine bestimmte Essstunde für alle Arbeiter festsetzt. Ihr Geschäft könne sich nicht nach den Arbeitern richten, denn „in the various operations of singeing, washing, bleaching, mangling, calendering, and dyeing, none of them can be stopped at a given moment without risk of damage … to enforce the same dinner hour for all the work people might occasionally subject valuable goods to the risk of danger for incomplete operations.“ Le platonisme où va-t-il se nicher! 81) Xenophon erzählt, es sei nicht nur ehrenvoll Speisen von der Tafel
des Perserkönigs zu erhalten, sondern diese Speisen seien auch viel schmackhafter als andere. „Und diess ist nichts Wunderbares, denn wie die übrigen Künste in den grossen Städten besonders vervollkommnet sind, ebenso werden die könig- lichen Speisen ganz eigens zubereitet. Denn in den kleinen Städten macht Derselbe Bettstelle, Thüre, Pflug, Tisch; oft baut er obendrein noch Häuser und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0371" n="352"/> Theilung der Arbeit. Wird gelegentlich auch das Wachsthum der Pro-<lb/> duktenmasse erwähnt, so nur mit Bezug auf die grössere Fülle des Ge-<lb/> brauchswerths. Es wird mit keiner Silbe des <hi rendition="#g">Tauschwerths</hi>, der<lb/><hi rendition="#g">Verwohlfeilerung</hi> der Waaren gedacht. Dieser Standpunkt des Ge-<lb/> brauchswerths herrscht sowohl bei <hi rendition="#g">Plato</hi><note place="foot" n="80)">Plato entwickelt die Theilung der Arbeit innerhalb des Gemeinwesens aus<lb/> der Vielseitigkeit der Bedürfnisse und der Einseitigkeit der Anlagen der Indivi-<lb/> duen. Hauptgesichtspunkt bei ihm, dass der Arbeiter sich nach dem Werk richten<lb/> müsse, nicht das Werk nach dem Arbeiter<supplied>,</supplied> was unvermeidlich, wenn er verschiedne<lb/> Künste zugleich, also eine oder die andere als <hi rendition="#g">Nebenwerk</hi> treibe. „<hi rendition="#i">Οὐ γὰϱ<lb/> ἐϑέλει τὸ πϱαττόμενον τὴν τοῦ πϱάττοντος σχολὴν πεϱιμένειν, ἀλλ᾽ ἀνάγϰη τὸν<lb/> πϱάττοντα τῷ πϱαττομένῳ ἐπαϰολουϑεῖν μὴ ἐν παϱέϱγου μέϱει. Ἀνάγϰη. Ἐϰ<lb/> δὴ τούτων πλείω τε ἕϰαστα γίγνεται ϰαὶ ϰάλλιον ϰαὶ ῥᾷον, ὅταν εἷς ἓν ϰατὰ<lb/> φύσιν ϰαὶ ἐν ϰαιϱῷ, σχολὴν τῶν ἄλλων ἄγων, πϱάττῃ.</hi>“ (<hi rendition="#g">Rep</hi>. l. 2. ed. Baiter,<lb/> Orelli etc.) Aehnlich bei <hi rendition="#g">Thucydides</hi> l. c. c. 42: „Das Seewesen ist eine<lb/> Kunst so sehr wie irgend etwas anderes und kann nicht bei etwa vorkommenden<lb/> Fällen als <hi rendition="#g">Nebenwerk</hi> betrieben werden, sondern vielmehr nichts andres neben<lb/> ihm als Nebenwerk.“ Muss das Werk, sagt Plato, auf den Arbeiter warten, so<lb/> wird oft der kritische Zeitpunkt der Produktion verpasst und das Machwerk ver-<lb/> dorben, „<hi rendition="#i">ἔϱγου ϰαιϱὸν διόλλυται</hi>.“ Dieselbe platonische Idee findet man wieder<lb/> im Protest der englischen Bleichereibesitzer gegen die Klausel des Fabrikakts, die<lb/> eine bestimmte Essstunde für alle Arbeiter festsetzt. Ihr Geschäft könne sich nicht<lb/> nach den Arbeitern richten, denn „in the various operations of singeing, washing,<lb/> bleaching, mangling, calendering, and dyeing, none of them can be stopped at a<lb/> given moment without risk of damage … to enforce the same dinner hour for<lb/> all the work people might <hi rendition="#g">occasionally</hi> subject valuable goods to the risk of<lb/> danger for incomplete operations.“ Le platonisme où va-t-il se nicher!</note>, der die Theilung der Ar-<lb/> beit als Grundlage der gesellschaftlichen Scheidung der Stände behandelt,<lb/> als bei <hi rendition="#g">Xenophon</hi><note xml:id="seg2pn_54_1" next="#seg2pn_54_2" place="foot" n="81)"><hi rendition="#g">Xenophon</hi> erzählt, es sei nicht nur ehrenvoll Speisen von der Tafel<lb/> des Perserkönigs zu erhalten, sondern diese Speisen seien auch viel schmackhafter<lb/> als andere. „Und diess ist nichts Wunderbares, denn wie die übrigen Künste in<lb/> den <hi rendition="#g">grossen Städten</hi> besonders vervollkommnet sind, ebenso werden die könig-<lb/> lichen Speisen ganz eigens zubereitet. Denn in den <hi rendition="#g">kleinen Städten</hi> macht<lb/> Derselbe Bettstelle, Thüre, Pflug, Tisch; oft baut er obendrein noch Häuser und</note>, der mit seinem charakteristisch bürgerlichen In-<lb/><note xml:id="seg2pn_53_2" prev="#seg2pn_53_1" place="foot" n="79)"><hi rendition="#i">ἀνϑϱώπων ἢ χϱήμασι πολεμεῖν</hi>“ (<hi rendition="#g">Thuc</hi>. l. I, c. 41), blieb ihnen auch in der ma-<lb/> teriellen Produktion die <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">αὐταϱϰεία</hi></hi>, die der Theilung der Arbeit gegenüber-<lb/> steht, das Ideal, „<hi rendition="#i">παϱ᾽ ὧν γὰϱ τὸ εὖ, παϱὰ τούτων ϰαὶ τὸ αὔταϱϰες</hi>.“ Man muss<lb/> dabei erwägen, dass es noch zur Zeit des Sturzes der 30 Tyrannen keine 5000<lb/> Athener ohne Grundeigenthum gab.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [352/0371]
Theilung der Arbeit. Wird gelegentlich auch das Wachsthum der Pro-
duktenmasse erwähnt, so nur mit Bezug auf die grössere Fülle des Ge-
brauchswerths. Es wird mit keiner Silbe des Tauschwerths, der
Verwohlfeilerung der Waaren gedacht. Dieser Standpunkt des Ge-
brauchswerths herrscht sowohl bei Plato 80), der die Theilung der Ar-
beit als Grundlage der gesellschaftlichen Scheidung der Stände behandelt,
als bei Xenophon 81), der mit seinem charakteristisch bürgerlichen In-
79)
80) Plato entwickelt die Theilung der Arbeit innerhalb des Gemeinwesens aus
der Vielseitigkeit der Bedürfnisse und der Einseitigkeit der Anlagen der Indivi-
duen. Hauptgesichtspunkt bei ihm, dass der Arbeiter sich nach dem Werk richten
müsse, nicht das Werk nach dem Arbeiter, was unvermeidlich, wenn er verschiedne
Künste zugleich, also eine oder die andere als Nebenwerk treibe. „Οὐ γὰϱ
ἐϑέλει τὸ πϱαττόμενον τὴν τοῦ πϱάττοντος σχολὴν πεϱιμένειν, ἀλλ᾽ ἀνάγϰη τὸν
πϱάττοντα τῷ πϱαττομένῳ ἐπαϰολουϑεῖν μὴ ἐν παϱέϱγου μέϱει. Ἀνάγϰη. Ἐϰ
δὴ τούτων πλείω τε ἕϰαστα γίγνεται ϰαὶ ϰάλλιον ϰαὶ ῥᾷον, ὅταν εἷς ἓν ϰατὰ
φύσιν ϰαὶ ἐν ϰαιϱῷ, σχολὴν τῶν ἄλλων ἄγων, πϱάττῃ.“ (Rep. l. 2. ed. Baiter,
Orelli etc.) Aehnlich bei Thucydides l. c. c. 42: „Das Seewesen ist eine
Kunst so sehr wie irgend etwas anderes und kann nicht bei etwa vorkommenden
Fällen als Nebenwerk betrieben werden, sondern vielmehr nichts andres neben
ihm als Nebenwerk.“ Muss das Werk, sagt Plato, auf den Arbeiter warten, so
wird oft der kritische Zeitpunkt der Produktion verpasst und das Machwerk ver-
dorben, „ἔϱγου ϰαιϱὸν διόλλυται.“ Dieselbe platonische Idee findet man wieder
im Protest der englischen Bleichereibesitzer gegen die Klausel des Fabrikakts, die
eine bestimmte Essstunde für alle Arbeiter festsetzt. Ihr Geschäft könne sich nicht
nach den Arbeitern richten, denn „in the various operations of singeing, washing,
bleaching, mangling, calendering, and dyeing, none of them can be stopped at a
given moment without risk of damage … to enforce the same dinner hour for
all the work people might occasionally subject valuable goods to the risk of
danger for incomplete operations.“ Le platonisme où va-t-il se nicher!
81) Xenophon erzählt, es sei nicht nur ehrenvoll Speisen von der Tafel
des Perserkönigs zu erhalten, sondern diese Speisen seien auch viel schmackhafter
als andere. „Und diess ist nichts Wunderbares, denn wie die übrigen Künste in
den grossen Städten besonders vervollkommnet sind, ebenso werden die könig-
lichen Speisen ganz eigens zubereitet. Denn in den kleinen Städten macht
Derselbe Bettstelle, Thüre, Pflug, Tisch; oft baut er obendrein noch Häuser und
79) ἀνϑϱώπων ἢ χϱήμασι πολεμεῖν“ (Thuc. l. I, c. 41), blieb ihnen auch in der ma-
teriellen Produktion die αὐταϱϰεία, die der Theilung der Arbeit gegenüber-
steht, das Ideal, „παϱ᾽ ὧν γὰϱ τὸ εὖ, παϱὰ τούτων ϰαὶ τὸ αὔταϱϰες.“ Man muss
dabei erwägen, dass es noch zur Zeit des Sturzes der 30 Tyrannen keine 5000
Athener ohne Grundeigenthum gab.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |