aus, welche ein Handwerker mit seinem Werkzeng, z. B. der Weber mit seinem Webstuhl verrichtete, oder welche Handwerker mit verschiednen Werkzeugen, sei es selbstständig oder als Glieder einer Manufaktur, der Reihe nach ausführten100). Z. B. in der modernen Manufaktur von Enve- loppes faltete ein Arbeiter das Papier mit dem Falzbein, ein andrer legte den Gummi auf, ein dritter schlug die Klappe um, auf welche die Devise aufgedrückt wird, ein vierter bossirte die Devise u. s. w. und bei jeder dieser Theiloperationen musste jede einzelne Enveloppe die Hände wech- seln. Eine einzige Enveloppemaschine verrichtet alle diese Operationen auf einen Schlag und macht 3000 und mehr Enveloppen in einer Stunde. Eine auf der Londoner Industrieausstellung von 1862 ausgestellte ameri- kanische Maschine zur Bereitung von Papiertuten schneidet das Papier, kleistert, faltet und vollendet 300 Stück per Minute. Der innerhalb der Manufaktur getheilte und in einer Reihenfolge ausgeführte Gesammtprozess wird hier von einer Arbeitsmaschine vollbracht, die durch Kombination verschiedner Werkzeuge wirkt. Ob nun eine solche Arbeitsmaschine nur mechanische Wiedergeburt eines komplicirteren Handwerkszeugs sei, oder Kombination verschiedenartiger manufakturmässig partikularisirter ein- facher Instrumente, in der Fabrik, der neuen Form der auf Maschi- nenbetrieb gegründeten Werkstatt, erscheint jedesmal die ein- fache Cooperation wieder, zunächst, wir sehn hier vom Arbeiter ab, als räumliche Konglomeration gleichartiger und gleichzeitig zusammenwirkender Arbeitsmaschinen. So wird eine Webfabrik durch das Nebeneinander vieler mechanischen Webstühle und eine Nähfabrik durch das Nebeneinander vieler Nähmaschinen in demselben Arbeitsgebäude gebildet. Aber es exi- stirt hier eine technologische Einheit, indem die vielen
100) Vom Standpunkt der manufakturmässigen Theilung war Weben keine einfache, sondern vielmehr eine komplicirte handwerksmässige Arbeit, und so ist der mechanische Webstuhl eine Maschine, die sehr Mannigfaltiges verrichtet. Es ist überhaupt eine falsche Vorstellung, dass die moderne Maschinerie sich ur- sprünglich solcher Operationen bemächtigt, welche die manufakturmässige Thei- lung der Arbeit vereinfacht hatte. Spinnen und Weben wurden während der Manufakturperiode in neue Arten gesondert und ihre Werkzeuge verbessert und variirt, aber der Arbeitsprozess selbst, in keiner Weise getheilt, blieb handwerks- mässig. Es ist nicht die Arbeit, sondern das Arbeitsmittel, wovon die Maschine ausgeht.
aus, welche ein Handwerker mit seinem Werkzeng, z. B. der Weber mit seinem Webstuhl verrichtete, oder welche Handwerker mit verschiednen Werkzeugen, sei es selbstständig oder als Glieder einer Manufaktur, der Reihe nach ausführten100). Z. B. in der modernen Manufaktur von Enve- loppes faltete ein Arbeiter das Papier mit dem Falzbein, ein andrer legte den Gummi auf, ein dritter schlug die Klappe um, auf welche die Devise aufgedrückt wird, ein vierter bossirte die Devise u. s. w. und bei jeder dieser Theiloperationen musste jede einzelne Enveloppe die Hände wech- seln. Eine einzige Enveloppemaschine verrichtet alle diese Operationen auf einen Schlag und macht 3000 und mehr Enveloppen in einer Stunde. Eine auf der Londoner Industrieausstellung von 1862 ausgestellte ameri- kanische Maschine zur Bereitung von Papiertuten schneidet das Papier, kleistert, faltet und vollendet 300 Stück per Minute. Der innerhalb der Manufaktur getheilte und in einer Reihenfolge ausgeführte Gesammtprozess wird hier von einer Arbeitsmaschine vollbracht, die durch Kombination verschiedner Werkzeuge wirkt. Ob nun eine solche Arbeitsmaschine nur mechanische Wiedergeburt eines komplicirteren Handwerkszeugs sei, oder Kombination verschiedenartiger manufakturmässig partikularisirter ein- facher Instrumente, in der Fabrik, der neuen Form der auf Maschi- nenbetrieb gegründeten Werkstatt, erscheint jedesmal die ein- fache Cooperation wieder, zunächst, wir sehn hier vom Arbeiter ab, als räumliche Konglomeration gleichartiger und gleichzeitig zusammenwirkender Arbeitsmaschinen. So wird eine Webfabrik durch das Nebeneinander vieler mechanischen Webstühle und eine Nähfabrik durch das Nebeneinander vieler Nähmaschinen in demselben Arbeitsgebäude gebildet. Aber es exi- stirt hier eine technologische Einheit, indem die vielen
100) Vom Standpunkt der manufakturmässigen Theilung war Weben keine einfache, sondern vielmehr eine komplicirte handwerksmässige Arbeit, und so ist der mechanische Webstuhl eine Maschine, die sehr Mannigfaltiges verrichtet. Es ist überhaupt eine falsche Vorstellung, dass die moderne Maschinerie sich ur- sprünglich solcher Operationen bemächtigt, welche die manufakturmässige Thei- lung der Arbeit vereinfacht hatte. Spinnen und Weben wurden während der Manufakturperiode in neue Arten gesondert und ihre Werkzeuge verbessert und variirt, aber der Arbeitsprozess selbst, in keiner Weise getheilt, blieb handwerks- mässig. Es ist nicht die Arbeit, sondern das Arbeitsmittel, wovon die Maschine ausgeht.
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Reihe nach ausführten 100). Z. B. in der modernen Manufaktur von Enve-
loppes faltete ein Arbeiter das Papier mit dem Falzbein, ein andrer legte
den Gummi auf, ein dritter schlug die Klappe um, auf welche die Devise
aufgedrückt wird, ein vierter bossirte die Devise u. s. w. und bei jeder
dieser Theiloperationen musste jede einzelne Enveloppe die Hände wech-
seln. Eine einzige Enveloppemaschine verrichtet alle diese Operationen
auf einen Schlag und macht 3000 und mehr Enveloppen in einer Stunde.
Eine auf der Londoner Industrieausstellung von 1862 ausgestellte ameri-
kanische Maschine zur Bereitung von Papiertuten schneidet das Papier,
kleistert, faltet und vollendet 300 Stück per Minute. Der innerhalb der
Manufaktur getheilte und in einer Reihenfolge ausgeführte Gesammtprozess
wird hier von einer Arbeitsmaschine vollbracht, die durch Kombination
verschiedner Werkzeuge wirkt. Ob nun eine solche Arbeitsmaschine nur
mechanische Wiedergeburt eines komplicirteren Handwerkszeugs sei, oder
Kombination verschiedenartiger manufakturmässig partikularisirter ein-
facher Instrumente, in der Fabrik, der neuen Form der auf Maschi-
nenbetrieb gegründeten Werkstatt, erscheint jedesmal die ein-
fache Cooperation wieder, zunächst, wir sehn hier vom Arbeiter
ab, als räumliche Konglomeration gleichartiger und
gleichzeitig zusammenwirkender Arbeitsmaschinen.
So wird eine Webfabrik durch das Nebeneinander vieler mechanischen
Webstühle und eine Nähfabrik durch das Nebeneinander vieler
Nähmaschinen in demselben Arbeitsgebäude gebildet. Aber es exi-
stirt hier eine technologische Einheit, indem die vielen
100) Vom Standpunkt der manufakturmässigen Theilung war Weben keine
einfache, sondern vielmehr eine komplicirte handwerksmässige Arbeit, und so ist
der mechanische Webstuhl eine Maschine, die sehr Mannigfaltiges verrichtet. Es
ist überhaupt eine falsche Vorstellung, dass die moderne Maschinerie sich ur-
sprünglich solcher Operationen bemächtigt, welche die manufakturmässige Thei-
lung der Arbeit vereinfacht hatte. Spinnen und Weben wurden während der
Manufakturperiode in neue Arten gesondert und ihre Werkzeuge verbessert und
variirt, aber der Arbeitsprozess selbst, in keiner Weise getheilt, blieb handwerks-
mässig. Es ist nicht die Arbeit, sondern das Arbeitsmittel, wovon die Maschine
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/383>, abgerufen am 22.11.2024.
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