Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

gleichartigen Arbeitsmaschinen gleichzeitig und gleichmässig ihren Impuls
empfangen vom Herzschlag des gemeinsamen ersten Motors, auf sie über-
tragen durch den Transmissionsmechanismus, der ihnen auch theilweis ge-
meinsam ist, indem sich nur besondere Ausläufe davon für jede einzelne
Werkzeugmaschine verästeln. Ganz wie viele Werkzenge die Organe
einer Arbeitsmaschine, bilden viele Arbeitsmaschinen jetzt nur noch viele
gleichartige Organe desselben Bewegungsmechanismus.

Ein eigentliches Maschinensystem tritt aber erst an die Stelle
der einzelnen selbstständigen Maschine, wo der Arbeits-
gegenstand eine zusammenhängende Reihe verschiedner Stufenprozesse,
ausgeführt von einer Kette verschiedenartiger, aber mit einander
kombinirter Werkzeugsmaschinen, durchläuft. Hier erscheint die der Ma-
nufaktur eigenthümliche Cooperation durch Theilung der Arbeit wieder,
aber jetzt als Kombination von Theilarbeitsmaschinen. Die
specifischen Werkzeuge der verschiednen Theilarbeiter, in der Wollmanu-
faktur z. B. von Wollschläger, Wollkämmer, Wollscheerer, Wollspinner
u. s. w., verwandeln sich jetzt in die Werkzeuge spezificirter Arbeits-
maschinen, von denen jede ein besondres Organ für eine besondre Funk-
tion im System des kombinirten Werkzeugsmechanismus bildet. Die
Manufaktur selbst liefert dem Maschinensystem in den Zweigen, worin es
zuerst eingeführt wird, im Grossen und Ganzen die naturwüchsige
Grundlage der Theilung und daher der Organisation des Produktionspro-
zesses101). Indess tritt sofort ein wesentlicher Unterschied ein. Bei der

101) Vor der Epoche der grossen Industrie war die Wollmanufaktur die herr-
schende Manufaktur Englands. In ihr wurden daher während der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts die meisten Experimente gemacht. Der Baumwolle, deren
mechanische Verarbeitung minder mühvolle Vorbereitungen erfordert als die
Schafwolle, kamen die an der letztern gemachten Erfahrungen zu gut, wie später
umgekehrt die mechanische Wollindustrie sich auf Grundlage der mechanischen
Baumwollspinnerei und -Weberei entwickelt. Einzelne Elemente der Wollmanu-
faktur sind erst seit den letzten Decennien dem Fabriksystem einverleibt worden,
z. B. das Wollkämmen. "The application of power to the process of combing
wool ... extensively in operation since the introduction of the "combing
machine", especially Lister's . . . . undoubtedly had the effect of throwing a very
large number of men out of work. Wool was formerly combed by hand, most
frequently in the cottage of the comber. It is now very generally combed in the
factory, and handlabour is superseded, except in some particular kinds of work,

gleichartigen Arbeitsmaschinen gleichzeitig und gleichmässig ihren Impuls
empfangen vom Herzschlag des gemeinsamen ersten Motors, auf sie über-
tragen durch den Transmissionsmechanismus, der ihnen auch theilweis ge-
meinsam ist, indem sich nur besondere Ausläufe davon für jede einzelne
Werkzeugmaschine verästeln. Ganz wie viele Werkzenge die Organe
einer Arbeitsmaschine, bilden viele Arbeitsmaschinen jetzt nur noch viele
gleichartige Organe desselben Bewegungsmechanismus.

Ein eigentliches Maschinensystem tritt aber erst an die Stelle
der einzelnen selbstständigen Maschine, wo der Arbeits-
gegenstand eine zusammenhängende Reihe verschiedner Stufenprozesse,
ausgeführt von einer Kette verschiedenartiger, aber mit einander
kombinirter Werkzeugsmaschinen, durchläuft. Hier erscheint die der Ma-
nufaktur eigenthümliche Cooperation durch Theilung der Arbeit wieder,
aber jetzt als Kombination von Theilarbeitsmaschinen. Die
specifischen Werkzeuge der verschiednen Theilarbeiter, in der Wollmanu-
faktur z. B. von Wollschläger, Wollkämmer, Wollscheerer, Wollspinner
u. s. w., verwandeln sich jetzt in die Werkzeuge spezificirter Arbeits-
maschinen, von denen jede ein besondres Organ für eine besondre Funk-
tion im System des kombinirten Werkzeugsmechanismus bildet. Die
Manufaktur selbst liefert dem Maschinensystem in den Zweigen, worin es
zuerst eingeführt wird, im Grossen und Ganzen die naturwüchsige
Grundlage der Theilung und daher der Organisation des Produktionspro-
zesses101). Indess tritt sofort ein wesentlicher Unterschied ein. Bei der

101) Vor der Epoche der grossen Industrie war die Wollmanufaktur die herr-
schende Manufaktur Englands. In ihr wurden daher während der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts die meisten Experimente gemacht. Der Baumwolle, deren
mechanische Verarbeitung minder mühvolle Vorbereitungen erfordert als die
Schafwolle, kamen die an der letztern gemachten Erfahrungen zu gut, wie später
umgekehrt die mechanische Wollindustrie sich auf Grundlage der mechanischen
Baumwollspinnerei und -Weberei entwickelt. Einzelne Elemente der Wollmanu-
faktur sind erst seit den letzten Decennien dem Fabriksystem einverleibt worden,
z. B. das Wollkämmen. „The application of power to the process of combing
wool … extensively in operation since the introduction of the „combing
machine“, especially Lister’s . . . . undoubtedly had the effect of throwing a very
large number of men out of work. Wool was formerly combed by hand, most
frequently in the cottage of the comber. It is now very generally combed in the
factory, and handlabour is superseded, except in some particular kinds of work,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0384" n="365"/>
gleichartigen Arbeitsmaschinen gleichzeitig und gleichmässig ihren Impuls<lb/>
empfangen vom Herzschlag des gemeinsamen ersten Motors, auf sie über-<lb/>
tragen durch den Transmissionsmechanismus, der ihnen auch theilweis ge-<lb/>
meinsam ist, indem sich nur besondere Ausläufe davon für jede einzelne<lb/>
Werkzeugmaschine verästeln. Ganz wie viele Werkzenge die Organe<lb/><hi rendition="#g">einer</hi> Arbeitsmaschine, bilden viele Arbeitsmaschinen jetzt nur noch viele<lb/><hi rendition="#g">gleichartige</hi> Organe <hi rendition="#g">desselben</hi> Bewegungsmechanismus.</p><lb/>
            <p>Ein eigentliches <hi rendition="#g">Maschinensystem</hi> tritt aber erst an die Stelle<lb/>
der <hi rendition="#g">einzelnen selbstständigen Maschine</hi>, wo der Arbeits-<lb/>
gegenstand eine zusammenhängende Reihe verschiedner Stufenprozesse,<lb/>
ausgeführt von einer Kette <hi rendition="#g">verschiedenartiger</hi>, aber mit einander<lb/>
kombinirter Werkzeugsmaschinen, durchläuft. Hier erscheint die der Ma-<lb/>
nufaktur eigenthümliche Cooperation durch Theilung der Arbeit wieder,<lb/>
aber jetzt als <hi rendition="#g">Kombination von Theilarbeitsmaschinen</hi>. Die<lb/>
specifischen Werkzeuge der verschiednen Theilarbeiter, in der Wollmanu-<lb/>
faktur z. B. von Wollschläger, Wollkämmer, Wollscheerer, Wollspinner<lb/>
u. s. w., verwandeln sich jetzt in die Werkzeuge <hi rendition="#g">spezificirter</hi> Arbeits-<lb/>
maschinen, von denen jede ein besondres Organ für eine besondre Funk-<lb/>
tion im System des kombinirten Werkzeugsmechanismus bildet. Die<lb/>
Manufaktur selbst liefert dem Maschinensystem in den Zweigen, worin es<lb/>
zuerst eingeführt wird, im Grossen und Ganzen die <hi rendition="#g">naturwüchsige</hi><lb/>
Grundlage der Theilung und daher der Organisation des Produktionspro-<lb/>
zesses<note xml:id="seg2pn_57_1" next="#seg2pn_57_2" place="foot" n="101)">Vor der Epoche der grossen Industrie war die Wollmanufaktur die herr-<lb/>
schende Manufaktur Englands. In ihr wurden daher während der ersten Hälfte<lb/>
des 18. Jahrhunderts die meisten Experimente gemacht. Der Baumwolle, deren<lb/>
mechanische Verarbeitung minder mühvolle Vorbereitungen erfordert als die<lb/>
Schafwolle, kamen die an der letztern gemachten Erfahrungen zu gut, wie später<lb/>
umgekehrt die mechanische Wollindustrie sich auf Grundlage der mechanischen<lb/>
Baumwollspinnerei und -Weberei entwickelt. Einzelne Elemente der Wollmanu-<lb/>
faktur sind erst seit den letzten Decennien dem Fabriksystem einverleibt worden,<lb/>
z. B. das Wollkämmen. &#x201E;The application of power to the process of combing<lb/>
wool &#x2026; extensively in operation since the introduction of the &#x201E;combing<lb/>
machine&#x201C;, especially Lister&#x2019;s . . . . undoubtedly had the effect of throwing a very<lb/>
large number of men out of work. Wool was formerly combed by hand, most<lb/>
frequently in the cottage of the comber. It is now very generally combed in the<lb/>
factory, and handlabour is superseded, except in some particular kinds of work,</note>. Indess tritt sofort ein wesentlicher Unterschied ein. Bei der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[365/0384] gleichartigen Arbeitsmaschinen gleichzeitig und gleichmässig ihren Impuls empfangen vom Herzschlag des gemeinsamen ersten Motors, auf sie über- tragen durch den Transmissionsmechanismus, der ihnen auch theilweis ge- meinsam ist, indem sich nur besondere Ausläufe davon für jede einzelne Werkzeugmaschine verästeln. Ganz wie viele Werkzenge die Organe einer Arbeitsmaschine, bilden viele Arbeitsmaschinen jetzt nur noch viele gleichartige Organe desselben Bewegungsmechanismus. Ein eigentliches Maschinensystem tritt aber erst an die Stelle der einzelnen selbstständigen Maschine, wo der Arbeits- gegenstand eine zusammenhängende Reihe verschiedner Stufenprozesse, ausgeführt von einer Kette verschiedenartiger, aber mit einander kombinirter Werkzeugsmaschinen, durchläuft. Hier erscheint die der Ma- nufaktur eigenthümliche Cooperation durch Theilung der Arbeit wieder, aber jetzt als Kombination von Theilarbeitsmaschinen. Die specifischen Werkzeuge der verschiednen Theilarbeiter, in der Wollmanu- faktur z. B. von Wollschläger, Wollkämmer, Wollscheerer, Wollspinner u. s. w., verwandeln sich jetzt in die Werkzeuge spezificirter Arbeits- maschinen, von denen jede ein besondres Organ für eine besondre Funk- tion im System des kombinirten Werkzeugsmechanismus bildet. Die Manufaktur selbst liefert dem Maschinensystem in den Zweigen, worin es zuerst eingeführt wird, im Grossen und Ganzen die naturwüchsige Grundlage der Theilung und daher der Organisation des Produktionspro- zesses 101). Indess tritt sofort ein wesentlicher Unterschied ein. Bei der 101) Vor der Epoche der grossen Industrie war die Wollmanufaktur die herr- schende Manufaktur Englands. In ihr wurden daher während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die meisten Experimente gemacht. Der Baumwolle, deren mechanische Verarbeitung minder mühvolle Vorbereitungen erfordert als die Schafwolle, kamen die an der letztern gemachten Erfahrungen zu gut, wie später umgekehrt die mechanische Wollindustrie sich auf Grundlage der mechanischen Baumwollspinnerei und -Weberei entwickelt. Einzelne Elemente der Wollmanu- faktur sind erst seit den letzten Decennien dem Fabriksystem einverleibt worden, z. B. das Wollkämmen. „The application of power to the process of combing wool … extensively in operation since the introduction of the „combing machine“, especially Lister’s . . . . undoubtedly had the effect of throwing a very large number of men out of work. Wool was formerly combed by hand, most frequently in the cottage of the comber. It is now very generally combed in the factory, and handlabour is superseded, except in some particular kinds of work,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/384
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/384>, abgerufen am 22.11.2024.