nothwendigen Arbeit ausdehne, der Maschinenbetrieb diess Resultat nur hervorbringt, indem er die Anzahl der von einem gegebnen Kapital beschäftigten Arbeiter vermindert. Er verwandelt einen Theil des Kapitals, der früher variabel war, d. h. sich in lebendige Arbeitskraft umsetzte, in Maschinerie, also in constantes Kapital, das keinen Mehr- werth producirt. Es ist unmöglich z. B. aus zwei Arbeitern so viel Mehr- werth auszupressen als aus 24. Wenn jeder der 24 Arbeiter auf 12 Stunden nur eine Stunde Mehrarbeit liefert, liefern sie zusammen 24 Stun- den Mehrarbeit, während die Gesammtarbeit der zwei Arbeiter nur 24 Stunden beträgt. Es liegt also in der Anwendung der Maschine- rie zur Produktion von Mehrwerth ein immanenter Widerspruch, indem sie von den beiden Faktoren des Mehrwerths, den ein Kapital von gegebner Grösse liefert, den einen Faktor, die Rate des Mehrwerths, nur dadurch vergrössert, dass sie den andern Faktor, die Arbeiterzahl, verkleinert. Dieser immanente Widerspruch tritt hervor, sobald mit der Verallgemeinerung der Maschinerie in einem Industriezweig der Werth der maschinenmässig producirten Waare zum regelnden gesellschaftlichen Werth aller Waaren derselben Art wird, und es ist dieser Widerspruch, der wiederum das Kapital, ohne dass es sich dessen bewusst wäre153), zur ge- waltsamsten Verlängerung des Arbeitstags treibt, um die Ab- nahme in der verhältnissmässigen Anzahl der exploitirten Arbeiter durch Zunahme nicht nur der relativen, sondern auch der absoluten Mehrarbeit zu kompensiren.
Wenn also die kapitalistische Anwendung der Maschinerie einerseits neue mächtige Motive zur masslosen Verlängerung des Arbeitstags schafft und die Arbeitsweise selbst wie den Charakter des gesell- schaftlichen Arbeitskörpers in einer Art umwälzt, die den Wider- stand gegen diese Tendenz bricht, producirt sie andrerseits, theils durch Ein- rollirung dem Kapital früher unzugänglicher Schichten der Arbeiterklasse, theils durch Freisetzung der von der Maschine verdrängten Arbeiter, eine
153) Warum dieser immanente Widerspruch dem einzelnen Kapitalisten und daher auch der in seinen Anschauungen befangenen politischen Oekonomie nicht zum Bewusstsein kommt, wird man aus den ersten Kapiteln des dritten Buchs ersehn.
nothwendigen Arbeit ausdehne, der Maschinenbetrieb diess Resultat nur hervorbringt, indem er die Anzahl der von einem gegebnen Kapital beschäftigten Arbeiter vermindert. Er verwandelt einen Theil des Kapitals, der früher variabel war, d. h. sich in lebendige Arbeitskraft umsetzte, in Maschinerie, also in constantes Kapital, das keinen Mehr- werth producirt. Es ist unmöglich z. B. aus zwei Arbeitern so viel Mehr- werth auszupressen als aus 24. Wenn jeder der 24 Arbeiter auf 12 Stunden nur eine Stunde Mehrarbeit liefert, liefern sie zusammen 24 Stun- den Mehrarbeit, während die Gesammtarbeit der zwei Arbeiter nur 24 Stunden beträgt. Es liegt also in der Anwendung der Maschine- rie zur Produktion von Mehrwerth ein immanenter Widerspruch, indem sie von den beiden Faktoren des Mehrwerths, den ein Kapital von gegebner Grösse liefert, den einen Faktor, die Rate des Mehrwerths, nur dadurch vergrössert, dass sie den andern Faktor, die Arbeiterzahl, verkleinert. Dieser immanente Widerspruch tritt hervor, sobald mit der Verallgemeinerung der Maschinerie in einem Industriezweig der Werth der maschinenmässig producirten Waare zum regelnden gesellschaftlichen Werth aller Waaren derselben Art wird, und es ist dieser Widerspruch, der wiederum das Kapital, ohne dass es sich dessen bewusst wäre153), zur ge- waltsamsten Verlängerung des Arbeitstags treibt, um die Ab- nahme in der verhältnissmässigen Anzahl der exploitirten Arbeiter durch Zunahme nicht nur der relativen, sondern auch der absoluten Mehrarbeit zu kompensiren.
Wenn also die kapitalistische Anwendung der Maschinerie einerseits neue mächtige Motive zur masslosen Verlängerung des Arbeitstags schafft und die Arbeitsweise selbst wie den Charakter des gesell- schaftlichen Arbeitskörpers in einer Art umwälzt, die den Wider- stand gegen diese Tendenz bricht, producirt sie andrerseits, theils durch Ein- rollirung dem Kapital früher unzugänglicher Schichten der Arbeiterklasse, theils durch Freisetzung der von der Maschine verdrängten Arbeiter, eine
153) Warum dieser immanente Widerspruch dem einzelnen Kapitalisten und daher auch der in seinen Anschauungen befangenen politischen Oekonomie nicht zum Bewusstsein kommt, wird man aus den ersten Kapiteln des dritten Buchs ersehn.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0416"n="397"/>
nothwendigen Arbeit ausdehne, der Maschinenbetrieb diess Resultat nur<lb/>
hervorbringt, indem er die <hirendition="#g">Anzahl</hi> der von einem <hirendition="#g">gegebnen Kapital</hi><lb/>
beschäftigten Arbeiter <hirendition="#g">vermindert</hi>. Er verwandelt einen Theil des<lb/>
Kapitals, der früher <hirendition="#g">variabel</hi> war, d. h. sich in lebendige Arbeitskraft<lb/>
umsetzte, in Maschinerie, also in constantes Kapital, das keinen Mehr-<lb/>
werth producirt. Es ist unmöglich z. B. aus zwei Arbeitern so viel Mehr-<lb/>
werth auszupressen als aus 24. Wenn jeder der 24 Arbeiter auf 12<lb/>
Stunden nur eine Stunde Mehrarbeit liefert, liefern sie zusammen <hirendition="#g">24 Stun-<lb/>
den Mehrarbeit</hi>, während die <hirendition="#g">Gesammtarbeit</hi> der zwei Arbeiter<lb/>
nur 24 Stunden beträgt. Es liegt also in der Anwendung der Maschine-<lb/>
rie zur Produktion von Mehrwerth ein <hirendition="#g">immanenter Widerspruch</hi>,<lb/>
indem sie von den beiden Faktoren des Mehrwerths, den ein <hirendition="#g">Kapital von<lb/>
gegebner Grösse</hi> liefert, den einen Faktor, die Rate des Mehrwerths,<lb/>
nur dadurch <hirendition="#g">vergrössert</hi>, dass sie den andern Faktor, die Arbeiterzahl,<lb/><hirendition="#g">verkleinert</hi>. Dieser immanente Widerspruch tritt hervor, sobald mit der<lb/>
Verallgemeinerung der Maschinerie in einem Industriezweig der Werth der<lb/>
maschinenmässig producirten Waare zum regelnden gesellschaftlichen<lb/>
Werth aller Waaren derselben Art wird, und es ist dieser Widerspruch, der<lb/>
wiederum das Kapital, ohne dass es sich dessen bewusst wäre<noteplace="foot"n="153)">Warum dieser immanente Widerspruch dem einzelnen Kapitalisten und<lb/>
daher auch der in seinen Anschauungen befangenen politischen Oekonomie nicht<lb/>
zum Bewusstsein kommt, wird man aus den ersten Kapiteln des dritten Buchs<lb/>
ersehn.</note>, zur ge-<lb/>
waltsamsten <hirendition="#g">Verlängerung des Arbeitstags</hi> treibt, um die Ab-<lb/>
nahme in der <hirendition="#g">verhältnissmässigen Anzahl</hi> der exploitirten Arbeiter<lb/>
durch Zunahme nicht nur der relativen, sondern auch der <hirendition="#g">absoluten<lb/>
Mehrarbeit zu kompensiren</hi>.</p><lb/><p>Wenn also die <hirendition="#g">kapitalistische Anwendung der Maschinerie</hi><lb/>
einerseits neue mächtige Motive zur masslosen Verlängerung des Arbeitstags<lb/>
schafft und die <hirendition="#g">Arbeitsweise</hi> selbst wie den <hirendition="#g">Charakter des gesell-<lb/>
schaftlichen Arbeitskörpers</hi> in einer Art umwälzt, die den <hirendition="#g">Wider-<lb/>
stand</hi> gegen diese Tendenz bricht, producirt sie andrerseits, theils durch Ein-<lb/>
rollirung dem Kapital früher unzugänglicher Schichten der Arbeiterklasse,<lb/>
theils durch Freisetzung der von der Maschine verdrängten Arbeiter, eine<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[397/0416]
nothwendigen Arbeit ausdehne, der Maschinenbetrieb diess Resultat nur
hervorbringt, indem er die Anzahl der von einem gegebnen Kapital
beschäftigten Arbeiter vermindert. Er verwandelt einen Theil des
Kapitals, der früher variabel war, d. h. sich in lebendige Arbeitskraft
umsetzte, in Maschinerie, also in constantes Kapital, das keinen Mehr-
werth producirt. Es ist unmöglich z. B. aus zwei Arbeitern so viel Mehr-
werth auszupressen als aus 24. Wenn jeder der 24 Arbeiter auf 12
Stunden nur eine Stunde Mehrarbeit liefert, liefern sie zusammen 24 Stun-
den Mehrarbeit, während die Gesammtarbeit der zwei Arbeiter
nur 24 Stunden beträgt. Es liegt also in der Anwendung der Maschine-
rie zur Produktion von Mehrwerth ein immanenter Widerspruch,
indem sie von den beiden Faktoren des Mehrwerths, den ein Kapital von
gegebner Grösse liefert, den einen Faktor, die Rate des Mehrwerths,
nur dadurch vergrössert, dass sie den andern Faktor, die Arbeiterzahl,
verkleinert. Dieser immanente Widerspruch tritt hervor, sobald mit der
Verallgemeinerung der Maschinerie in einem Industriezweig der Werth der
maschinenmässig producirten Waare zum regelnden gesellschaftlichen
Werth aller Waaren derselben Art wird, und es ist dieser Widerspruch, der
wiederum das Kapital, ohne dass es sich dessen bewusst wäre 153), zur ge-
waltsamsten Verlängerung des Arbeitstags treibt, um die Ab-
nahme in der verhältnissmässigen Anzahl der exploitirten Arbeiter
durch Zunahme nicht nur der relativen, sondern auch der absoluten
Mehrarbeit zu kompensiren.
Wenn also die kapitalistische Anwendung der Maschinerie
einerseits neue mächtige Motive zur masslosen Verlängerung des Arbeitstags
schafft und die Arbeitsweise selbst wie den Charakter des gesell-
schaftlichen Arbeitskörpers in einer Art umwälzt, die den Wider-
stand gegen diese Tendenz bricht, producirt sie andrerseits, theils durch Ein-
rollirung dem Kapital früher unzugänglicher Schichten der Arbeiterklasse,
theils durch Freisetzung der von der Maschine verdrängten Arbeiter, eine
153) Warum dieser immanente Widerspruch dem einzelnen Kapitalisten und
daher auch der in seinen Anschauungen befangenen politischen Oekonomie nicht
zum Bewusstsein kommt, wird man aus den ersten Kapiteln des dritten Buchs
ersehn.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/416>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.