Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.überflüssige Arbeiterpopulation154), die sich das Gesetz vom 154) Es ist eins der grossen Verdienste Ricardo's, die Maschinerie nicht nur als Produktionsmittel von Waaren, sondern auch von "redundant population" begriffen zu haben. 155) F. Biese: "Die Philosophie des Aristoteles." Zweiter Band. Berl. 1842, p. 408. 156) Ich gebe hier die Stolbergsche Uebersetzung des Gedichts, weil es ganz
so wie die früheren Citate über Theilung der Arbeit den Gegensatz der antiken Anschauung zur modernen charakterisirt. "Schonet der mahlenden Hand, o Müllerinnen, und schlafet ("Gedichte aus dem Griechischen übersetzt von ChristianSanft! es verkünde der Hahn euch den Morgen umsonst! Däo hat die Arbeit der Mädchen den Nymphen befohlen, Und itzt hüpfen sie leicht über die Räder dahin, Dass die erschütterten Achsen mit ihren Speichen sich wälzen, Und im Kreise die Last drehen des wälzenden Steins. Lasst uns leben das Leben der Väter, und lasst uns der Gaben Arbeitslos uns freuen, welche die Göttin uns schenkt." Graf zu Stolberg. Hamburg 1782.") überflüssige Arbeiterpopulation154), die sich das Gesetz vom 154) Es ist eins der grossen Verdienste Ricardo’s, die Maschinerie nicht nur als Produktionsmittel von Waaren, sondern auch von „redundant population“ begriffen zu haben. 155) F. Biese: „Die Philosophie des Aristoteles.“ Zweiter Band. Berl. 1842, p. 408. 156) Ich gebe hier die Stolbergsche Uebersetzung des Gedichts, weil es ganz
so wie die früheren Citate über Theilung der Arbeit den Gegensatz der antiken Anschauung zur modernen charakterisirt. „Schonet der mahlenden Hand, o Müllerinnen, und schlafet („Gedichte aus dem Griechischen übersetzt von ChristianSanft! es verkünde der Hahn euch den Morgen umsonst! Däo hat die Arbeit der Mädchen den Nymphen befohlen, Und itzt hüpfen sie leicht über die Räder dahin, Dass die erschütterten Achsen mit ihren Speichen sich wälzen, Und im Kreise die Last drehen des wälzenden Steins. Lasst uns leben das Leben der Väter, und lasst uns der Gaben Arbeitslos uns freuen, welche die Göttin uns schenkt.“ Graf zu Stolberg. Hamburg 1782.“) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0417" n="398"/><hi rendition="#g">überflüssige Arbeiterpopulation</hi><note place="foot" n="154)">Es ist eins der grossen Verdienste <hi rendition="#g">Ricardo’</hi>s, die Maschinerie nicht nur<lb/> als Produktionsmittel von Waaren, sondern auch von „redundant population“<lb/> begriffen zu haben.</note>, die sich das Gesetz vom<lb/> Kapital diktiren lassen muss. Daher das merkwürdige Phänomen in der<lb/> Geschichte der modernen Industrie, dass die Maschine alle sittlichen und<lb/> natürlichen Schranken des Arbeitstags über den Haufen wirft. Daher das<lb/> ökonomische Paradoxon, dass das gewaltigste <hi rendition="#g">Mittel zur Verkür-<lb/> zung der Arbeitszeit</hi> in das unfehlbarste Mittel umschlägt <hi rendition="#g">alle<lb/> Lebenszeit</hi> des Arbeiters und seiner Familie in <hi rendition="#g">disponible Ar-<lb/> beitszeit</hi> für die Verwerthung des Kapitals zu verwandeln. „Wenn“,<lb/> träumte <hi rendition="#g">Aristoteles</hi>, der grösste Denker des Alterthums, „wenn jedes<lb/> Werkzeug auf Geheiss, oder auch vorausahnend, das ihm zukommende<lb/> Werk verrichten könnte, wie des Dädalus Kunstwerke sich von selbst be-<lb/> wegten, oder die Dreifüsse des Hephästos aus eignem Antrieb an die heilige<lb/> Arbeit gingen, <hi rendition="#g">wenn so die Weberschiffe von selbst webten</hi>,<lb/> so bedürfte es weder für den Werkmeister der Gehilfen, noch für die Herrn<lb/> der Sklaven“<note place="foot" n="155)">F. <hi rendition="#g">Biese</hi>: „<hi rendition="#g">Die Philosophie des Aristoteles</hi>.“ Zweiter<lb/> Band. Berl. 1842, p. 408.</note>. Und <hi rendition="#g">Antiparos</hi>, ein griechischer Dichter aus der<lb/> Zeit des Cicero, begrüsste die Erfindung der <hi rendition="#g">Wassermühle</hi> zum Mah-<lb/> len des Getreides, diese Elementarform aller produktiven Maschinerie, als<lb/> Befreierin der Sklavinnen und Herstellerin des goldnen Zeitalters!<note place="foot" n="156)">Ich gebe hier die Stolbergsche Uebersetzung des Gedichts, weil es ganz<lb/> so wie die früheren Citate über Theilung der Arbeit den Gegensatz der antiken<lb/> Anschauung zur modernen charakterisirt.<lb/><lg type="poem"><l>„Schonet der mahlenden Hand, o Müllerinnen, und schlafet</l><lb/><l>Sanft! es verkünde der Hahn euch den Morgen umsonst!</l><lb/><l>Däo hat die Arbeit der Mädchen den Nymphen befohlen,</l><lb/><l>Und itzt hüpfen sie leicht über die Räder dahin,</l><lb/><l>Dass die erschütterten Achsen mit ihren Speichen sich wälzen,</l><lb/><l>Und im Kreise die Last drehen des wälzenden Steins.</l><lb/><l>Lasst uns leben das Leben der Väter, und lasst uns der Gaben</l><lb/><l>Arbeitslos uns freuen, welche die Göttin uns schenkt.“</l></lg><lb/><hi rendition="#et">(„<hi rendition="#g">Gedichte aus dem Griechischen übersetzt von Christian<lb/> Graf zu Stolberg. Hamburg</hi> 1782.“)</hi></note><lb/> „Die Heiden, ja die Heiden!“ Sie begriffen, wie der gescheidte Bastiat<lb/> entdeckt hat, und schon vor ihm der noch klügere Mac Culloch, nichts<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [398/0417]
überflüssige Arbeiterpopulation 154), die sich das Gesetz vom
Kapital diktiren lassen muss. Daher das merkwürdige Phänomen in der
Geschichte der modernen Industrie, dass die Maschine alle sittlichen und
natürlichen Schranken des Arbeitstags über den Haufen wirft. Daher das
ökonomische Paradoxon, dass das gewaltigste Mittel zur Verkür-
zung der Arbeitszeit in das unfehlbarste Mittel umschlägt alle
Lebenszeit des Arbeiters und seiner Familie in disponible Ar-
beitszeit für die Verwerthung des Kapitals zu verwandeln. „Wenn“,
träumte Aristoteles, der grösste Denker des Alterthums, „wenn jedes
Werkzeug auf Geheiss, oder auch vorausahnend, das ihm zukommende
Werk verrichten könnte, wie des Dädalus Kunstwerke sich von selbst be-
wegten, oder die Dreifüsse des Hephästos aus eignem Antrieb an die heilige
Arbeit gingen, wenn so die Weberschiffe von selbst webten,
so bedürfte es weder für den Werkmeister der Gehilfen, noch für die Herrn
der Sklaven“ 155). Und Antiparos, ein griechischer Dichter aus der
Zeit des Cicero, begrüsste die Erfindung der Wassermühle zum Mah-
len des Getreides, diese Elementarform aller produktiven Maschinerie, als
Befreierin der Sklavinnen und Herstellerin des goldnen Zeitalters! 156)
„Die Heiden, ja die Heiden!“ Sie begriffen, wie der gescheidte Bastiat
entdeckt hat, und schon vor ihm der noch klügere Mac Culloch, nichts
154) Es ist eins der grossen Verdienste Ricardo’s, die Maschinerie nicht nur
als Produktionsmittel von Waaren, sondern auch von „redundant population“
begriffen zu haben.
155) F. Biese: „Die Philosophie des Aristoteles.“ Zweiter
Band. Berl. 1842, p. 408.
156) Ich gebe hier die Stolbergsche Uebersetzung des Gedichts, weil es ganz
so wie die früheren Citate über Theilung der Arbeit den Gegensatz der antiken
Anschauung zur modernen charakterisirt.
„Schonet der mahlenden Hand, o Müllerinnen, und schlafet
Sanft! es verkünde der Hahn euch den Morgen umsonst!
Däo hat die Arbeit der Mädchen den Nymphen befohlen,
Und itzt hüpfen sie leicht über die Räder dahin,
Dass die erschütterten Achsen mit ihren Speichen sich wälzen,
Und im Kreise die Last drehen des wälzenden Steins.
Lasst uns leben das Leben der Väter, und lasst uns der Gaben
Arbeitslos uns freuen, welche die Göttin uns schenkt.“
(„Gedichte aus dem Griechischen übersetzt von Christian
Graf zu Stolberg. Hamburg 1782.“)
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