Wir betrachteten im Beginn dieses Kapitels den Leib der Fabrik, die Gliederung des Maschinensystems. Wir sahen dann, wie die Maschi- nerie das menschliche Exploitationsmaterial des Kapitals vermehrt durch Aneignung der Weiber- und Kinderarbeit, wie sie die ganze Lebenszeit des Arbeiters confiscirt durch masslose Ausdehnung des Arbeitstags, und wie ihr Fortschritt, der ein ungeheuer wachsendes Produkt in stets kürzerer Zeit zu liefern erlaubt, endlich zum Mittel umschlägt in jedem Zeitmo- ment mehr Arbeit flüssig zu machen oder die Arbeitskraft stets intensiver auszubeuten. Wir wenden uns nun zum Fa- brikganzen, und zwar in seiner ausgebildetsten Gestalt.
Dr. Ure, der Pindar der automatischen Fabrik, beschreibt sie einer- seits als "Cooperation verschiedener Klassen von Arbeitern, erwachs- nen und nicht erwachsnen, die mit Gewandtheit und Fleiss ein System produktiver Maschinerie überwachen, das ununterbrochen durch eine Cen- tralkraft (den ersten Motor) in Thätigkeit gesetzt wird", andrerseits als "einen ungeheuren Automaten, zusammengesetzt aus zahllosen mechanischen und selbstbewussten Organen, die im Einverständniss und ohne Unterbrechung wirken, um einen und denselben Gegenstand zu pro- duciren, so dass alle diese Organe einer Bewegungskraft untergeord- net sind, die sich von selbst bewegt." Diese beiden Ausdrücke sind keineswegs identisch. In dem einen erscheint der kombinirte Gesammt- arbeiter oder gesellschaftliche Arbeitskörper als übergreifendes Subjekt und der mechanische Automat als Objekt; in dem andern ist der Automat selbst das Subjekt und die Arbeiter sind seinen bewusstlosen Organen nur
(Sieh die Blaubücher: "Statistical Abstract for the U. Kingd." Nr. 8 und Nr. 13. Lond. 1861 und 1866.) In Lancashire vermehrten sich die Fabriken zwischen 1839 und 1850 nur um 4 %, zwischen 1850 und 1856 um 19 %, zwischen 1856 und 1862 um 33 %, wäh- rend in beiden elfjährigen Perioden die Zahl der beschäftigten Personen absolut zunahm, relativ fiel. Cf. Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1862, p. 63. In Lancashire herrscht die Baumwollfabrik vor. Welchen proportionellen Raum sie aber in der Fabrikation von Garn und Gewebe überhaupt einnimmt, sieht man daraus, dass auf sie allein von allen derartigen Fabriken in England, Wales, Schottland und Irland 45.2 % fallen, von allen Spindeln des U. Kingd. 83.3 %, von allen Dampfwebstühlen 81.4 %, von aller sie bewegenden Dampfpferdekraft 72.6 % und von der Gesammtzahl der beschäftigten Personen 58.2 %. (l. c. p. 62, 63.)
Wir betrachteten im Beginn dieses Kapitels den Leib der Fabrik, die Gliederung des Maschinensystems. Wir sahen dann, wie die Maschi- nerie das menschliche Exploitationsmaterial des Kapitals vermehrt durch Aneignung der Weiber- und Kinderarbeit, wie sie die ganze Lebenszeit des Arbeiters confiscirt durch masslose Ausdehnung des Arbeitstags, und wie ihr Fortschritt, der ein ungeheuer wachsendes Produkt in stets kürzerer Zeit zu liefern erlaubt, endlich zum Mittel umschlägt in jedem Zeitmo- ment mehr Arbeit flüssig zu machen oder die Arbeitskraft stets intensiver auszubeuten. Wir wenden uns nun zum Fa- brikganzen, und zwar in seiner ausgebildetsten Gestalt.
Dr. Ure, der Pindar der automatischen Fabrik, beschreibt sie einer- seits als „Cooperation verschiedener Klassen von Arbeitern, erwachs- nen und nicht erwachsnen, die mit Gewandtheit und Fleiss ein System produktiver Maschinerie überwachen, das ununterbrochen durch eine Cen- tralkraft (den ersten Motor) in Thätigkeit gesetzt wird“, andrerseits als „einen ungeheuren Automaten, zusammengesetzt aus zahllosen mechanischen und selbstbewussten Organen, die im Einverständniss und ohne Unterbrechung wirken, um einen und denselben Gegenstand zu pro- duciren, so dass alle diese Organe einer Bewegungskraft untergeord- net sind, die sich von selbst bewegt.“ Diese beiden Ausdrücke sind keineswegs identisch. In dem einen erscheint der kombinirte Gesammt- arbeiter oder gesellschaftliche Arbeitskörper als übergreifendes Subjekt und der mechanische Automat als Objekt; in dem andern ist der Automat selbst das Subjekt und die Arbeiter sind seinen bewusstlosen Organen nur
(Sieh die Blaubücher: „Statistical Abstract for the U. Kingd.“ Nr. 8 und Nr. 13. Lond. 1861 und 1866.) In Lancashire vermehrten sich die Fabriken zwischen 1839 und 1850 nur um 4 %, zwischen 1850 und 1856 um 19 %, zwischen 1856 und 1862 um 33 %, wäh- rend in beiden elfjährigen Perioden die Zahl der beschäftigten Personen absolut zunahm, relativ fiel. Cf. Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1862, p. 63. In Lancashire herrscht die Baumwollfabrik vor. Welchen proportionellen Raum sie aber in der Fabrikation von Garn und Gewebe überhaupt einnimmt, sieht man daraus, dass auf sie allein von allen derartigen Fabriken in England, Wales, Schottland und Irland 45.2 % fallen, von allen Spindeln des U. Kingd. 83.3 %, von allen Dampfwebstühlen 81.4 %, von aller sie bewegenden Dampfpferdekraft 72.6 % und von der Gesammtzahl der beschäftigten Personen 58.2 %. (l. c. p. 62, 63.)
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Wir betrachteten im Beginn dieses Kapitels den Leib der Fabrik,
die Gliederung des Maschinensystems. Wir sahen dann, wie die Maschi-
nerie das menschliche Exploitationsmaterial des Kapitals vermehrt durch
Aneignung der Weiber- und Kinderarbeit, wie sie die ganze Lebenszeit
des Arbeiters confiscirt durch masslose Ausdehnung des Arbeitstags, und
wie ihr Fortschritt, der ein ungeheuer wachsendes Produkt in stets kürzerer
Zeit zu liefern erlaubt, endlich zum Mittel umschlägt in jedem Zeitmo-
ment mehr Arbeit flüssig zu machen oder die Arbeitskraft
stets intensiver auszubeuten. Wir wenden uns nun zum Fa-
brikganzen, und zwar in seiner ausgebildetsten Gestalt.
Dr. Ure, der Pindar der automatischen Fabrik, beschreibt sie einer-
seits als „Cooperation verschiedener Klassen von Arbeitern, erwachs-
nen und nicht erwachsnen, die mit Gewandtheit und Fleiss ein System
produktiver Maschinerie überwachen, das ununterbrochen durch eine Cen-
tralkraft (den ersten Motor) in Thätigkeit gesetzt wird“, andrerseits als
„einen ungeheuren Automaten, zusammengesetzt aus zahllosen
mechanischen und selbstbewussten Organen, die im Einverständniss und
ohne Unterbrechung wirken, um einen und denselben Gegenstand zu pro-
duciren, so dass alle diese Organe einer Bewegungskraft untergeord-
net sind, die sich von selbst bewegt.“ Diese beiden Ausdrücke sind
keineswegs identisch. In dem einen erscheint der kombinirte Gesammt-
arbeiter oder gesellschaftliche Arbeitskörper als übergreifendes Subjekt
und der mechanische Automat als Objekt; in dem andern ist der Automat
selbst das Subjekt und die Arbeiter sind seinen bewusstlosen Organen nur
178)
178) (Sieh die Blaubücher: „Statistical Abstract for the U. Kingd.“
Nr. 8 und Nr. 13. Lond. 1861 und 1866.)
In Lancashire vermehrten sich die Fabriken zwischen 1839 und 1850 nur um
4 %, zwischen 1850 und 1856 um 19 %, zwischen 1856 und 1862 um 33 %, wäh-
rend in beiden elfjährigen Perioden die Zahl der beschäftigten Personen absolut
zunahm, relativ fiel. Cf. Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1862, p. 63.
In Lancashire herrscht die Baumwollfabrik vor. Welchen proportionellen Raum
sie aber in der Fabrikation von Garn und Gewebe überhaupt einnimmt, sieht man
daraus, dass auf sie allein von allen derartigen Fabriken in England, Wales,
Schottland und Irland 45.2 % fallen, von allen Spindeln des U. Kingd. 83.3 %, von
allen Dampfwebstühlen 81.4 %, von aller sie bewegenden Dampfpferdekraft 72.6 %
und von der Gesammtzahl der beschäftigten Personen 58.2 %. (l. c. p. 62, 63.)
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/429>, abgerufen am 22.11.2024.
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