wurde "vermittelst beschleunigter Bewegung und Einführung verschiedner self-acting Prozesse in einem Departement 1/4, in einem über 1/2 des Ar- beiterpersonals beseitigt, während die Kämmmaschine an der Stelle der zweiten Kardirmaschine die Zahl der früher im Kardirraum beschäftigten Hände sehr vermindert hat." Eine andre Spinnfabrik schätzt ihre allge- meine Ersparung von "Händen" auf 10 %. Die Herren Gilmore, Spinner zu Manchester, erklären: "In unsrem blowing Departement schätzen wir die in Folge neuer Maschinerie gemachte Ersparung an Hän- den und Arbeitslohn auf ein volles Drittel ... in dem jack frame und draw- ing frame room ungefähr 1/3 weniger in Auslage und Händen; im Spinn- raum ungefähr 1/3 weniger in Auslage. Aber das ist nicht alles; wenn unser Garn jetzt zum Weber geht, ist es so sehr verbessert durch die An- wendung der neuen Maschinerie, dass sie mehr und besseres Gewebe als mit dem alten Maschinengarn produciren"206). Fabrikinspektor A. Redgrave bemerkt hierzu: "Die Verminderung der Arbeiter bei gestei- gerter Produktion schreitet rasch vorwärts; in den Wollfabriken begann kürzlich eine neue Reduktion der Hände, und sie dauert fort; vor wenigen Tagen sagte mir ein Schulmeister, der bei Rochdale wohnt, die grosse Ab- nahme in den Mädchenschulen sei nicht nur dem Druck der Krise ge- schuldet, sondern auch den Aenderungen in der Maschinerie der Wollfabrik, in Folge deren eine Durchschnittsreduktion von 70 Halbzeitlern statt- gefunden"207).
Die Maschinerie wirkt jedoch nicht nur als übermächtiger Konkur- rent, stets auf dem Sprung den Lohnarbeiter "überflüssig" zu machen.
206) "Reports of Insp. of Fact. 31st Oct. 1863", p. 108 sqq.
207) l. c. p. 109. Die rasche Verbesserung der Maschinerie während der Baumwollkrise erlaubte den englischen Fabrikanten gleich nach Beendigung des amerikanischen Bürgerkriegs im Umsehn den Weltmarkt wieder zu überfüllen. Die Gewebe wurden schon während der letzten 6 Monate von 1866 fast unverkäuf- lich. Damit fing die Konsignation der Waaren nach China und Indien an, was den "glut" natürlich noch intensiver machte. Anfang 1867 nahmen die Fabri- kanten zu ihrem gewöhnlichen Ausfluchtsmittel Zuflucht, Herabsetzung des Arbeits- lohns um 5 %. Die Arbeiter widersetzten sich und erklärten, theoretisch ganz richtig, das einzige Heilmittel sei, kurze Zeit, 4 Tage per Woche, zu arbeiten. Nach längerem Sträuben mussten die selbsternannten Industriekapitäne sich hierzu entschliessen, an einigen Stellen mit, an andern ohne Lohnherabsetzung um 5 %.
wurde „vermittelst beschleunigter Bewegung und Einführung verschiedner self-acting Prozesse in einem Departement ¼, in einem über ½ des Ar- beiterpersonals beseitigt, während die Kämmmaschine an der Stelle der zweiten Kardirmaschine die Zahl der früher im Kardirraum beschäftigten Hände sehr vermindert hat.“ Eine andre Spinnfabrik schätzt ihre allge- meine Ersparung von „Händen“ auf 10 %. Die Herren Gilmore, Spinner zu Manchester, erklären: „In unsrem blowing Departement schätzen wir die in Folge neuer Maschinerie gemachte Ersparung an Hän- den und Arbeitslohn auf ein volles Drittel … in dem jack frame und draw- ing frame room ungefähr ⅓ weniger in Auslage und Händen; im Spinn- raum ungefähr ⅓ weniger in Auslage. Aber das ist nicht alles; wenn unser Garn jetzt zum Weber geht, ist es so sehr verbessert durch die An- wendung der neuen Maschinerie, dass sie mehr und besseres Gewebe als mit dem alten Maschinengarn produciren“206). Fabrikinspektor A. Redgrave bemerkt hierzu: „Die Verminderung der Arbeiter bei gestei- gerter Produktion schreitet rasch vorwärts; in den Wollfabriken begann kürzlich eine neue Reduktion der Hände, und sie dauert fort; vor wenigen Tagen sagte mir ein Schulmeister, der bei Rochdale wohnt, die grosse Ab- nahme in den Mädchenschulen sei nicht nur dem Druck der Krise ge- schuldet, sondern auch den Aenderungen in der Maschinerie der Wollfabrik, in Folge deren eine Durchschnittsreduktion von 70 Halbzeitlern statt- gefunden“207).
Die Maschinerie wirkt jedoch nicht nur als übermächtiger Konkur- rent, stets auf dem Sprung den Lohnarbeiter „überflüssig“ zu machen.
206) „Reports of Insp. of Fact. 31st Oct. 1863“, p. 108 sqq.
207) l. c. p. 109. Die rasche Verbesserung der Maschinerie während der Baumwollkrise erlaubte den englischen Fabrikanten gleich nach Beendigung des amerikanischen Bürgerkriegs im Umsehn den Weltmarkt wieder zu überfüllen. Die Gewebe wurden schon während der letzten 6 Monate von 1866 fast unverkäuf- lich. Damit fing die Konsignation der Waaren nach China und Indien an, was den „glut“ natürlich noch intensiver machte. Anfang 1867 nahmen die Fabri- kanten zu ihrem gewöhnlichen Ausfluchtsmittel Zuflucht, Herabsetzung des Arbeits- lohns um 5 %. Die Arbeiter widersetzten sich und erklärten, theoretisch ganz richtig, das einzige Heilmittel sei, kurze Zeit, 4 Tage per Woche, zu arbeiten. Nach längerem Sträuben mussten die selbsternannten Industriekapitäne sich hierzu entschliessen, an einigen Stellen mit, an andern ohne Lohnherabsetzung um 5 %.
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wurde „vermittelst beschleunigter Bewegung und Einführung verschiedner
self-acting Prozesse in einem Departement ¼, in einem über ½ des Ar-
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zweiten Kardirmaschine die Zahl der früher im Kardirraum beschäftigten
Hände sehr vermindert hat.“ Eine andre Spinnfabrik schätzt ihre allge-
meine Ersparung von „Händen“ auf 10 %. Die Herren Gilmore,
Spinner zu Manchester, erklären: „In unsrem blowing Departement
schätzen wir die in Folge neuer Maschinerie gemachte Ersparung an Hän-
den und Arbeitslohn auf ein volles Drittel … in dem jack frame und draw-
ing frame room ungefähr ⅓ weniger in Auslage und Händen; im Spinn-
raum ungefähr ⅓ weniger in Auslage. Aber das ist nicht alles; wenn
unser Garn jetzt zum Weber geht, ist es so sehr verbessert durch die An-
wendung der neuen Maschinerie, dass sie mehr und besseres Gewebe
als mit dem alten Maschinengarn produciren“ 206). Fabrikinspektor
A. Redgrave bemerkt hierzu: „Die Verminderung der Arbeiter bei gestei-
gerter Produktion schreitet rasch vorwärts; in den Wollfabriken begann
kürzlich eine neue Reduktion der Hände, und sie dauert fort; vor wenigen
Tagen sagte mir ein Schulmeister, der bei Rochdale wohnt, die grosse Ab-
nahme in den Mädchenschulen sei nicht nur dem Druck der Krise ge-
schuldet, sondern auch den Aenderungen in der Maschinerie der Wollfabrik,
in Folge deren eine Durchschnittsreduktion von 70 Halbzeitlern statt-
gefunden“ 207).
Die Maschinerie wirkt jedoch nicht nur als übermächtiger Konkur-
rent, stets auf dem Sprung den Lohnarbeiter „überflüssig“ zu machen.
206) „Reports of Insp. of Fact. 31st Oct. 1863“, p. 108 sqq.
207) l. c. p. 109. Die rasche Verbesserung der Maschinerie während der
Baumwollkrise erlaubte den englischen Fabrikanten gleich nach Beendigung des
amerikanischen Bürgerkriegs im Umsehn den Weltmarkt wieder zu überfüllen.
Die Gewebe wurden schon während der letzten 6 Monate von 1866 fast unverkäuf-
lich. Damit fing die Konsignation der Waaren nach China und Indien an, was
den „glut“ natürlich noch intensiver machte. Anfang 1867 nahmen die Fabri-
kanten zu ihrem gewöhnlichen Ausfluchtsmittel Zuflucht, Herabsetzung des Arbeits-
lohns um 5 %. Die Arbeiter widersetzten sich und erklärten, theoretisch ganz
richtig, das einzige Heilmittel sei, kurze Zeit, 4 Tage per Woche, zu arbeiten.
Nach längerem Sträuben mussten die selbsternannten Industriekapitäne sich hierzu
entschliessen, an einigen Stellen mit, an andern ohne Lohnherabsetzung
um 5 %.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/445>, abgerufen am 22.11.2024.
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