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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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es zur Frage von Leben oder Tod, den Wechsel der Arbeiten und daher
möglichste Vielseitigkeit des Arbeiters als allgemeines gesellschaftliches
Gesetz der Produktion anzuerkennen, und die Verhältnisse seiner normalen
Verwirklichung gemäss umzugestalten. Sie macht es zu einer Frage von
Leben oder Tod, die Ungeheuerlichkeit einer elenden, für die wechselnden
Exploitationsbedürfnisse des Kapitals in Reserve gehaltenen, disponiblen
Arbeiterbevölkerung zu ersetzen durch die absolute Disponibilität des Men-
schen für wechselnde Arbeitserfordernisse; das Theilindividuum, welches
blosser Träger einer gesellschaftlichen Detailfunktion ist, durch das
total entwickelte Individuum, für welches die gesellschaftlichen Funktionen
eben so viele verschiedne Bethätigungsweisen sind. Ein auf Grundlage
der grossen Industrie naturwüchsig entwickeltes Moment dieses Umwäl-
zungsprozesses sind polytechnische und agronomische Schulen, ein anderes
sind die "ecoles d'enseignement professionnel", worin die
Kinder der Arbeiter einigen Unterricht in der Technologie und praktischen
Handhabe der verschiednen Produktionsinstrumente erhalten. Wenn die
Fabrikgesetzgebung als erste, dem Kapital nothdürftig abgerungene Kon-
cession nur Elementarunterricht mit fabrikmässiger Arbeit verbindet, unter-
liegt es keinem Zweifel, dass die unvermeidliche Eroberung der politischen
Gewalt durch die Arbeiterklasse auch dem technologischen Unterricht,
theoretisch und praktisch, seinen Platz in den Arbeiterschulen erobern
wird. Es unterliegt ebenso wenig einem Zweifel, dass die kapitalisti-
sche
Form der Produktion und die ihr entsprechenden ökonomischen
Arbeiterverhältnisse im diametralsten Widerspruch stehn mit solchen Um-
wälzungsfermenten und ihrem Ziel, der Aufhebung der alten
Theilung der Arbeit
. Die Entwicklung der Widersprüche einer
geschichtlichen Produktionsform ist jedoch der einzig geschichtliche Weg
ihrer Auflösung und Neugestaltung. "Ne sutor ultra crepidam"!, diess
nec plus ultra hand werksmässiger Weisheit, wurde zur furchtbaren Narr-
heit von dem Moment, wo der Uhrmacher Watt die Dampfmaschine, der
Barbier Arkwright den Kettenstuhl, der Juwelierarbeiter Fulton das
Dampfschiff erfunden hatte309).


309) John Bellers, ein wahres Phänomen in der Geschichte der politischen
Oekonomie, begriff schon Ende des 17. Jahrhunderts mit vollster Klarheit die
nothwendige Aufhebung der jetzigen Erziehung und Arbeitstheilung, welche
Hypertrophie und Atrophie auf beiden Extremen der Gesellschaft, wenn auch in
I. 31

es zur Frage von Leben oder Tod, den Wechsel der Arbeiten und daher
möglichste Vielseitigkeit des Arbeiters als allgemeines gesellschaftliches
Gesetz der Produktion anzuerkennen, und die Verhältnisse seiner normalen
Verwirklichung gemäss umzugestalten. Sie macht es zu einer Frage von
Leben oder Tod, die Ungeheuerlichkeit einer elenden, für die wechselnden
Exploitationsbedürfnisse des Kapitals in Reserve gehaltenen, disponiblen
Arbeiterbevölkerung zu ersetzen durch die absolute Disponibilität des Men-
schen für wechselnde Arbeitserfordernisse; das Theilindividuum, welches
blosser Träger einer gesellschaftlichen Detailfunktion ist, durch das
total entwickelte Individuum, für welches die gesellschaftlichen Funktionen
eben so viele verschiedne Bethätigungsweisen sind. Ein auf Grundlage
der grossen Industrie naturwüchsig entwickeltes Moment dieses Umwäl-
zungsprozesses sind polytechnische und agronomische Schulen, ein anderes
sind die „écoles d’enseignement professionnel“, worin die
Kinder der Arbeiter einigen Unterricht in der Technologie und praktischen
Handhabe der verschiednen Produktionsinstrumente erhalten. Wenn die
Fabrikgesetzgebung als erste, dem Kapital nothdürftig abgerungene Kon-
cession nur Elementarunterricht mit fabrikmässiger Arbeit verbindet, unter-
liegt es keinem Zweifel, dass die unvermeidliche Eroberung der politischen
Gewalt durch die Arbeiterklasse auch dem technologischen Unterricht,
theoretisch und praktisch, seinen Platz in den Arbeiterschulen erobern
wird. Es unterliegt ebenso wenig einem Zweifel, dass die kapitalisti-
sche
Form der Produktion und die ihr entsprechenden ökonomischen
Arbeiterverhältnisse im diametralsten Widerspruch stehn mit solchen Um-
wälzungsfermenten und ihrem Ziel, der Aufhebung der alten
Theilung der Arbeit
. Die Entwicklung der Widersprüche einer
geschichtlichen Produktionsform ist jedoch der einzig geschichtliche Weg
ihrer Auflösung und Neugestaltung. „Ne sutor ultra crepidam“!, diess
nec plus ultra hand werksmässiger Weisheit, wurde zur furchtbaren Narr-
heit von dem Moment, wo der Uhrmacher Watt die Dampfmaschine, der
Barbier Arkwright den Kettenstuhl, der Juwelierarbeiter Fulton das
Dampfschiff erfunden hatte309).


309) John Bellers, ein wahres Phänomen in der Geschichte der politischen
Oekonomie, begriff schon Ende des 17. Jahrhunderts mit vollster Klarheit die
nothwendige Aufhebung der jetzigen Erziehung und Arbeitstheilung, welche
Hypertrophie und Atrophie auf beiden Extremen der Gesellschaft, wenn auch in
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[481/0500] es zur Frage von Leben oder Tod, den Wechsel der Arbeiten und daher möglichste Vielseitigkeit des Arbeiters als allgemeines gesellschaftliches Gesetz der Produktion anzuerkennen, und die Verhältnisse seiner normalen Verwirklichung gemäss umzugestalten. Sie macht es zu einer Frage von Leben oder Tod, die Ungeheuerlichkeit einer elenden, für die wechselnden Exploitationsbedürfnisse des Kapitals in Reserve gehaltenen, disponiblen Arbeiterbevölkerung zu ersetzen durch die absolute Disponibilität des Men- schen für wechselnde Arbeitserfordernisse; das Theilindividuum, welches blosser Träger einer gesellschaftlichen Detailfunktion ist, durch das total entwickelte Individuum, für welches die gesellschaftlichen Funktionen eben so viele verschiedne Bethätigungsweisen sind. Ein auf Grundlage der grossen Industrie naturwüchsig entwickeltes Moment dieses Umwäl- zungsprozesses sind polytechnische und agronomische Schulen, ein anderes sind die „écoles d’enseignement professionnel“, worin die Kinder der Arbeiter einigen Unterricht in der Technologie und praktischen Handhabe der verschiednen Produktionsinstrumente erhalten. Wenn die Fabrikgesetzgebung als erste, dem Kapital nothdürftig abgerungene Kon- cession nur Elementarunterricht mit fabrikmässiger Arbeit verbindet, unter- liegt es keinem Zweifel, dass die unvermeidliche Eroberung der politischen Gewalt durch die Arbeiterklasse auch dem technologischen Unterricht, theoretisch und praktisch, seinen Platz in den Arbeiterschulen erobern wird. Es unterliegt ebenso wenig einem Zweifel, dass die kapitalisti- sche Form der Produktion und die ihr entsprechenden ökonomischen Arbeiterverhältnisse im diametralsten Widerspruch stehn mit solchen Um- wälzungsfermenten und ihrem Ziel, der Aufhebung der alten Theilung der Arbeit. Die Entwicklung der Widersprüche einer geschichtlichen Produktionsform ist jedoch der einzig geschichtliche Weg ihrer Auflösung und Neugestaltung. „Ne sutor ultra crepidam“!, diess nec plus ultra hand werksmässiger Weisheit, wurde zur furchtbaren Narr- heit von dem Moment, wo der Uhrmacher Watt die Dampfmaschine, der Barbier Arkwright den Kettenstuhl, der Juwelierarbeiter Fulton das Dampfschiff erfunden hatte 309). 309) John Bellers, ein wahres Phänomen in der Geschichte der politischen Oekonomie, begriff schon Ende des 17. Jahrhunderts mit vollster Klarheit die nothwendige Aufhebung der jetzigen Erziehung und Arbeitstheilung, welche Hypertrophie und Atrophie auf beiden Extremen der Gesellschaft, wenn auch in I. 31

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/500>, abgerufen am 25.11.2024.