entspringt übrigens auf einem ökonomischen Boden, der das Produkt einer langen Reihe früherer Entwicklungsphasen ist. Die vorhandne Pro- duktivität der Arbeit, wovon es als Grundlage ausgeht, ist nicht Gabe der Natur, sondern der Geschichte.
Von der mehr oder minder entwickelten Gestalt des gesellschaftlichen Produktionsprozesses abgesehn, bleibt die Produktivität der Arbeit an Naturbedingungen gebunden, und wechselt der Grad ihrer Produk- tivität mit dem Reichthum dieser Naturbedingungen. Sie sind alle rück- führbar auf die Natur des Menschen selbst und die ihn umgebende Natur. Der grössere oder geringere Reichthum der menschlichen Natur hängt ab von Race, Boden und Klima. Die äussern Naturbedingungen zerfallen ökonomisch in zwei grosse Klassen, natürlicher Reichthum an Lebens- mitteln, also Bodenfruchtbarkeit, fischreiche Gewässer u. s. w., und natürlicher Reichthum an Arbeitsmitteln, wie lebendige Wasserge- fälle, schiffbare Flüsse, Holz, Metalle, Kohle u. s. w. In den Kulturan- fängen giebt die erstere, auf höherer Entwicklungsstufe die zweite Art des natürlichen Reichthums den Ausschlag. Man vergleiche z. B. England mit Indien oder, in der antiken Welt, Athen und Korinth mit den Ufer- ländern des schwarzen Meeres.
Je geringer die Zahl der absolut zu befriedigenden Naturbedürfnisse, und je grösser die natürliche Bodenfruchtbarkeit und Gunst des Klimas, desto geringer die zur Erhaltung und Reproduktion des Producenten nothwendige Arbeitszeit. Desto grösser kann also der Ueberschuss seiner Arbeit für An- dere über seine Arbeit für sich selbst sein. So bemerkt schon Diodor über die alten Aegypter: "Es ist ganz unglaublich, wie wenig Mühe und Kosten die Erziehung ihrer Kinder ihnen verursacht. Sie kochen ihnen die nächste beste einfache Speise; auch geben sie ihnen von der Papierstaude den unteren Theil zu essen, soweit man ihn im Feuer rösten kann, und die Wurzel und Stengel der Sumpfgewächse, theils roh, theils gesotten und gebraten. Die meisten Kinder gehn ohne Schuhe und unbekleidet, da die Luft so mild ist. Daher kostet ein Kind seinen Aeltern, bis es erwachsen ist, im Ganzen nicht über zwanzig Drachmen. Hieraus ist es hauptsäch- lich zu erklären, dass in Aegypten die Bevölkerung so zahlreich ist und
perhaps the labourer has not 2/3 ." ("The Advantages of the East India Trade etc.", p. 73.)
entspringt übrigens auf einem ökonomischen Boden, der das Produkt einer langen Reihe früherer Entwicklungsphasen ist. Die vorhandne Pro- duktivität der Arbeit, wovon es als Grundlage ausgeht, ist nicht Gabe der Natur, sondern der Geschichte.
Von der mehr oder minder entwickelten Gestalt des gesellschaftlichen Produktionsprozesses abgesehn, bleibt die Produktivität der Arbeit an Naturbedingungen gebunden, und wechselt der Grad ihrer Produk- tivität mit dem Reichthum dieser Naturbedingungen. Sie sind alle rück- führbar auf die Natur des Menschen selbst und die ihn umgebende Natur. Der grössere oder geringere Reichthum der menschlichen Natur hängt ab von Race, Boden und Klima. Die äussern Naturbedingungen zerfallen ökonomisch in zwei grosse Klassen, natürlicher Reichthum an Lebens- mitteln, also Bodenfruchtbarkeit, fischreiche Gewässer u. s. w., und natürlicher Reichthum an Arbeitsmitteln, wie lebendige Wasserge- fälle, schiffbare Flüsse, Holz, Metalle, Kohle u. s. w. In den Kulturan- fängen giebt die erstere, auf höherer Entwicklungsstufe die zweite Art des natürlichen Reichthums den Ausschlag. Man vergleiche z. B. England mit Indien oder, in der antiken Welt, Athen und Korinth mit den Ufer- ländern des schwarzen Meeres.
Je geringer die Zahl der absolut zu befriedigenden Naturbedürfnisse, und je grösser die natürliche Bodenfruchtbarkeit und Gunst des Klimas, desto geringer die zur Erhaltung und Reproduktion des Producenten nothwendige Arbeitszeit. Desto grösser kann also der Ueberschuss seiner Arbeit für An- dere über seine Arbeit für sich selbst sein. So bemerkt schon Diodor über die alten Aegypter: „Es ist ganz unglaublich, wie wenig Mühe und Kosten die Erziehung ihrer Kinder ihnen verursacht. Sie kochen ihnen die nächste beste einfache Speise; auch geben sie ihnen von der Papierstaude den unteren Theil zu essen, soweit man ihn im Feuer rösten kann, und die Wurzel und Stengel der Sumpfgewächse, theils roh, theils gesotten und gebraten. Die meisten Kinder gehn ohne Schuhe und unbekleidet, da die Luft so mild ist. Daher kostet ein Kind seinen Aeltern, bis es erwachsen ist, im Ganzen nicht über zwanzig Drachmen. Hieraus ist es hauptsäch- lich zu erklären, dass in Aegypten die Bevölkerung so zahlreich ist und
perhaps the labourer has not ⅔.“ („The Advantages of the East India Trade etc.“, p. 73.)
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entspringt übrigens auf einem ökonomischen Boden, der das Produkt einer
langen Reihe früherer Entwicklungsphasen ist. Die vorhandne Pro-
duktivität der Arbeit, wovon es als Grundlage ausgeht, ist nicht
Gabe der Natur, sondern der Geschichte.
Von der mehr oder minder entwickelten Gestalt des gesellschaftlichen
Produktionsprozesses abgesehn, bleibt die Produktivität der Arbeit an
Naturbedingungen gebunden, und wechselt der Grad ihrer Produk-
tivität mit dem Reichthum dieser Naturbedingungen. Sie sind alle rück-
führbar auf die Natur des Menschen selbst und die ihn umgebende Natur.
Der grössere oder geringere Reichthum der menschlichen Natur hängt ab
von Race, Boden und Klima. Die äussern Naturbedingungen zerfallen
ökonomisch in zwei grosse Klassen, natürlicher Reichthum an Lebens-
mitteln, also Bodenfruchtbarkeit, fischreiche Gewässer u. s. w., und
natürlicher Reichthum an Arbeitsmitteln, wie lebendige Wasserge-
fälle, schiffbare Flüsse, Holz, Metalle, Kohle u. s. w. In den Kulturan-
fängen giebt die erstere, auf höherer Entwicklungsstufe die zweite Art des
natürlichen Reichthums den Ausschlag. Man vergleiche z. B. England
mit Indien oder, in der antiken Welt, Athen und Korinth mit den Ufer-
ländern des schwarzen Meeres.
Je geringer die Zahl der absolut zu befriedigenden Naturbedürfnisse,
und je grösser die natürliche Bodenfruchtbarkeit und Gunst des Klimas, desto
geringer die zur Erhaltung und Reproduktion des Producenten nothwendige
Arbeitszeit. Desto grösser kann also der Ueberschuss seiner Arbeit für An-
dere über seine Arbeit für sich selbst sein. So bemerkt schon Diodor über die
alten Aegypter: „Es ist ganz unglaublich, wie wenig Mühe und Kosten die
Erziehung ihrer Kinder ihnen verursacht. Sie kochen ihnen die nächste
beste einfache Speise; auch geben sie ihnen von der Papierstaude den
unteren Theil zu essen, soweit man ihn im Feuer rösten kann, und die
Wurzel und Stengel der Sumpfgewächse, theils roh, theils gesotten und
gebraten. Die meisten Kinder gehn ohne Schuhe und unbekleidet, da die
Luft so mild ist. Daher kostet ein Kind seinen Aeltern, bis es erwachsen
ist, im Ganzen nicht über zwanzig Drachmen. Hieraus ist es hauptsäch-
lich zu erklären, dass in Aegypten die Bevölkerung so zahlreich ist und
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2) perhaps the labourer has not ⅔.“ („The Advantages of the East India
Trade etc.“, p. 73.)
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/520>, abgerufen am 22.11.2024.
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