kraft. Nur durch Herabdrückung ihres Preises unter ihren Werth könnte der Kapitalist sich schadlos halten.
Alle hergebrachten Redensarten wider die Verkürzung des Arbeits- tags unterstellen, dass das Phänomen sich unter den hier vorausgesetzten Umständen ereignet, während in der Wirklichkeit umgekehrt Wechsel in der Produktivität und Intensivität der Arbeit entweder der Verkürzung des Arbeitstags vorhergehn oder ihr unmittelbar nachfolgen13).
Verlängerung des Arbeitstags. Die nothwendige Arbeits- zeit sei gleich 6 Stunden oder der Werth der Arbeitskraft gleich 3 sh., ebenso Mehrarbeit gleich 6 Stunden und Mehrwerth gleich 3 sh. Der Gesammtarbeitstag beträgt dann 12 Stunden und stellt sich in einem Werthprodukt von 6 sh. dar. Wird der Arbeitstag um 2 Stunden ver- längert und bleibt der Preis der Arbeitskraft unverändert, so wächst mit der absoluten die relative Grösse des Mehrwerths. Obgleich die Werthgrösse der Arbeitskraft absolut unverändert bleibt, fällt sie relativ. Unter den Bedingungen von A) konnte die relative Werthgrösse der Ar- beitskraft nicht wechseln ohne einen Wechsel ihrer absoluten Grösse. Hier, im Gegentheil, ist der relative Grössenwechsel im Werth der Arbeitskraft das Resultat eines absoluten Grössenwechsels des Mehrwerths.
Da das Werthprodukt, worin sich der Arbeitstag darstellt, mit seiner eignen Verlängerung wächst, können Preis der Arbeitskraft und Mehrwerth gleichzeitig wachsen, sei es um gleiches oder un- gleiches Increment. Diess gleichzeitige Wachsthum ist also in zwei Fällen möglich, bei absoluter Verlängerung des Arbeitstags, und bei wachsender Intensivität der Arbeit ohne solche Verlängerung.
Mit verlängertem Arbeitstag kann der Preis der Arbeitskraft unter ihren Werth fallen, obgleich er nominell unverändert bleibt oder selbst steigt. Der Tageswerth der Arbeitskraft ist nämlich, wie man sich erinnern wird, geschätzt auf ihre normale Durchschnittsdauer oder die normale Lebensperiode des Arbeiters, und auf entsprechenden, normalen, der Menschennatur angemessenen Umsatz von Lebenssubstanz in Bewe-
13) "There are compensating circumstances ... which the working of the Ten Hours' Act has brought to light." ("Reports of Insp. of Fact. for 1. December 1848", p. 7.)
kraft. Nur durch Herabdrückung ihres Preises unter ihren Werth könnte der Kapitalist sich schadlos halten.
Alle hergebrachten Redensarten wider die Verkürzung des Arbeits- tags unterstellen, dass das Phänomen sich unter den hier vorausgesetzten Umständen ereignet, während in der Wirklichkeit umgekehrt Wechsel in der Produktivität und Intensivität der Arbeit entweder der Verkürzung des Arbeitstags vorhergehn oder ihr unmittelbar nachfolgen13).
Verlängerung des Arbeitstags. Die nothwendige Arbeits- zeit sei gleich 6 Stunden oder der Werth der Arbeitskraft gleich 3 sh., ebenso Mehrarbeit gleich 6 Stunden und Mehrwerth gleich 3 sh. Der Gesammtarbeitstag beträgt dann 12 Stunden und stellt sich in einem Werthprodukt von 6 sh. dar. Wird der Arbeitstag um 2 Stunden ver- längert und bleibt der Preis der Arbeitskraft unverändert, so wächst mit der absoluten die relative Grösse des Mehrwerths. Obgleich die Werthgrösse der Arbeitskraft absolut unverändert bleibt, fällt sie relativ. Unter den Bedingungen von A) konnte die relative Werthgrösse der Ar- beitskraft nicht wechseln ohne einen Wechsel ihrer absoluten Grösse. Hier, im Gegentheil, ist der relative Grössenwechsel im Werth der Arbeitskraft das Resultat eines absoluten Grössenwechsels des Mehrwerths.
Da das Werthprodukt, worin sich der Arbeitstag darstellt, mit seiner eignen Verlängerung wächst, können Preis der Arbeitskraft und Mehrwerth gleichzeitig wachsen, sei es um gleiches oder un- gleiches Increment. Diess gleichzeitige Wachsthum ist also in zwei Fällen möglich, bei absoluter Verlängerung des Arbeitstags, und bei wachsender Intensivität der Arbeit ohne solche Verlängerung.
Mit verlängertem Arbeitstag kann der Preis der Arbeitskraft unter ihren Werth fallen, obgleich er nominell unverändert bleibt oder selbst steigt. Der Tageswerth der Arbeitskraft ist nämlich, wie man sich erinnern wird, geschätzt auf ihre normale Durchschnittsdauer oder die normale Lebensperiode des Arbeiters, und auf entsprechenden, normalen, der Menschennatur angemessenen Umsatz von Lebenssubstanz in Bewe-
13) „There are compensating circumstances … which the working of the Ten Hours’ Act has brought to light.“ („Reports of Insp. of Fact. for 1. December 1848“, p. 7.)
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[512/0531]
kraft. Nur durch Herabdrückung ihres Preises unter ihren Werth könnte
der Kapitalist sich schadlos halten.
Alle hergebrachten Redensarten wider die Verkürzung des Arbeits-
tags unterstellen, dass das Phänomen sich unter den hier vorausgesetzten
Umständen ereignet, während in der Wirklichkeit umgekehrt Wechsel in
der Produktivität und Intensivität der Arbeit entweder der Verkürzung des
Arbeitstags vorhergehn oder ihr unmittelbar nachfolgen 13).
Verlängerung des Arbeitstags. Die nothwendige Arbeits-
zeit sei gleich 6 Stunden oder der Werth der Arbeitskraft gleich 3 sh.,
ebenso Mehrarbeit gleich 6 Stunden und Mehrwerth gleich 3 sh. Der
Gesammtarbeitstag beträgt dann 12 Stunden und stellt sich in einem
Werthprodukt von 6 sh. dar. Wird der Arbeitstag um 2 Stunden ver-
längert und bleibt der Preis der Arbeitskraft unverändert, so wächst mit
der absoluten die relative Grösse des Mehrwerths. Obgleich die
Werthgrösse der Arbeitskraft absolut unverändert bleibt, fällt sie relativ.
Unter den Bedingungen von A) konnte die relative Werthgrösse der Ar-
beitskraft nicht wechseln ohne einen Wechsel ihrer absoluten Grösse. Hier,
im Gegentheil, ist der relative Grössenwechsel im Werth der Arbeitskraft
das Resultat eines absoluten Grössenwechsels des Mehrwerths.
Da das Werthprodukt, worin sich der Arbeitstag darstellt, mit seiner
eignen Verlängerung wächst, können Preis der Arbeitskraft und
Mehrwerth gleichzeitig wachsen, sei es um gleiches oder un-
gleiches Increment. Diess gleichzeitige Wachsthum ist also in zwei
Fällen möglich, bei absoluter Verlängerung des Arbeitstags, und bei
wachsender Intensivität der Arbeit ohne solche Verlängerung.
Mit verlängertem Arbeitstag kann der Preis der Arbeitskraft unter
ihren Werth fallen, obgleich er nominell unverändert bleibt oder
selbst steigt. Der Tageswerth der Arbeitskraft ist nämlich, wie man
sich erinnern wird, geschätzt auf ihre normale Durchschnittsdauer oder
die normale Lebensperiode des Arbeiters, und auf entsprechenden, normalen,
der Menschennatur angemessenen Umsatz von Lebenssubstanz in Bewe-
13) „There are compensating circumstances … which the working of the
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/531>, abgerufen am 22.11.2024.
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