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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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solcher sich selbst aufhebender Widerspruch kann überhaupt nicht als Ge-
setz
auch nur ausgesprochen oder formulirt werden23).

Es nützt nichts den Austausch von mehr Arbeit gegen weniger Arbeit
aus dem Formunterschied der Arbeit herzuleiten, dass sie nämlich
das einemal vergegenständlicht, das andremal lebendig ist24).
Diess ist um so abgeschmackter als der Werth einer Waare nicht
durch das Quantum wirklich in ihr vergegenständlichter, sondern durch
das Quantum der zu ihrer Reproduktion nothwendigen lebendigen Arbeit
bestimmt wird. Eine Waare stelle z. B. 6 Arbeitsstunden dar. Werden
Erfindungen gemacht, wodurch sie in 3 Stunden producirt werden kann,
so sinkt der Werth auch der bereits producirten Waare um die Hälfte.
Sie stellt jetzt 3 statt früher 6 Stunden nothwendige gesellschaftliche
Arbeit dar. Es ist also das zu ihrer Produktion erheischte Quantum
Arbeit, nicht deren gegenständliche Form, wodurch ihre Werth-
grösse
bestimmt wird.

Was dem Geldbesitzer auf dem Waarenmarkt direkt gegenübertritt,
ist in der That nicht die Arbeit, sondern der Arbeiter. Was
letztrer verkauft, ist seine Arbeitskraft. Sobald seine Arbeit wirk-
lich beginnt, hat sie bereits aufgehört ihm zu gehören, kann also nicht
mehr von ihm verkauft werden. Die Arbeit ist die Substanz und das im-
manente Mass der Werthe, aber sie selbst hat keinen Werth25).


23) "Treating Labour as a commodity, and Capital, the produce of labour,
as another, then, if the values of those two commodities were regulated by equal
quantities of labour, a given amount of labour would . . . . exchange for that
quantity of capital which had been produced by the same amount of labour;
antecedent labour would ... exchange for the same amount as present
labour
. But the value of labour, in relation to other commodities ... is de-
termined not by equal quantities of labour." (E. G. Wakefield in
s. Edit. von A. Smith's "Wealth of Nations", v. I. Lond. 1836. p. 231
Note.)
24) "Il a fallu convenir (auch eine Ausgabe des "contrat social") que toutes
les fois qu'il echangerait du travail fait contre du travail a faire, le der-
nier (le capitaliste) aurait une valeur superieure au premier (le travailleur)."
(Simonde (i. e. Sismondi): "De la Richesse Commerciale. Geneve
1803", t. I, p. 37.)
25) "Labour, the exclusive standard of value ... the creator of all wealth,
no commodity." (Th. Hodgskin l. c. p. 186.)

solcher sich selbst aufhebender Widerspruch kann überhaupt nicht als Ge-
setz
auch nur ausgesprochen oder formulirt werden23).

Es nützt nichts den Austausch von mehr Arbeit gegen weniger Arbeit
aus dem Formunterschied der Arbeit herzuleiten, dass sie nämlich
das einemal vergegenständlicht, das andremal lebendig ist24).
Diess ist um so abgeschmackter als der Werth einer Waare nicht
durch das Quantum wirklich in ihr vergegenständlichter, sondern durch
das Quantum der zu ihrer Reproduktion nothwendigen lebendigen Arbeit
bestimmt wird. Eine Waare stelle z. B. 6 Arbeitsstunden dar. Werden
Erfindungen gemacht, wodurch sie in 3 Stunden producirt werden kann,
so sinkt der Werth auch der bereits producirten Waare um die Hälfte.
Sie stellt jetzt 3 statt früher 6 Stunden nothwendige gesellschaftliche
Arbeit dar. Es ist also das zu ihrer Produktion erheischte Quantum
Arbeit, nicht deren gegenständliche Form, wodurch ihre Werth-
grösse
bestimmt wird.

Was dem Geldbesitzer auf dem Waarenmarkt direkt gegenübertritt,
ist in der That nicht die Arbeit, sondern der Arbeiter. Was
letztrer verkauft, ist seine Arbeitskraft. Sobald seine Arbeit wirk-
lich beginnt, hat sie bereits aufgehört ihm zu gehören, kann also nicht
mehr von ihm verkauft werden. Die Arbeit ist die Substanz und das im-
manente Mass der Werthe, aber sie selbst hat keinen Werth25).


23) „Treating Labour as a commodity, and Capital, the produce of labour,
as another, then, if the values of those two commodities were regulated by equal
quantities of labour, a given amount of labour would . . . . exchange for that
quantity of capital which had been produced by the same amount of labour;
antecedent labour would … exchange for the same amount as present
labour
. But the value of labour, in relation to other commodities … is de-
termined not by equal quantities of labour.“ (E. G. Wakefield in
s. Edit. von A. Smith’s „Wealth of Nations“, v. I. Lond. 1836. p. 231
Note.)
24) „Il a fallu convenir (auch eine Ausgabe des „contrat social“) que toutes
les fois qu’il échangerait du travail fait contre du travail à faire, le der-
nier (le capitaliste) aurait une valeur supérieure au premier (le travailleur).“
(Simonde (i. e. Sismondi): „De la Richesse Commerciale. Genève
1803“, t. I, p. 37.)
25) „Labour, the exclusive standard of value … the creator of all wealth,
no commodity.“ (Th. Hodgskin l. c. p. 186.)
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[522/0541] solcher sich selbst aufhebender Widerspruch kann überhaupt nicht als Ge- setz auch nur ausgesprochen oder formulirt werden 23). Es nützt nichts den Austausch von mehr Arbeit gegen weniger Arbeit aus dem Formunterschied der Arbeit herzuleiten, dass sie nämlich das einemal vergegenständlicht, das andremal lebendig ist 24). Diess ist um so abgeschmackter als der Werth einer Waare nicht durch das Quantum wirklich in ihr vergegenständlichter, sondern durch das Quantum der zu ihrer Reproduktion nothwendigen lebendigen Arbeit bestimmt wird. Eine Waare stelle z. B. 6 Arbeitsstunden dar. Werden Erfindungen gemacht, wodurch sie in 3 Stunden producirt werden kann, so sinkt der Werth auch der bereits producirten Waare um die Hälfte. Sie stellt jetzt 3 statt früher 6 Stunden nothwendige gesellschaftliche Arbeit dar. Es ist also das zu ihrer Produktion erheischte Quantum Arbeit, nicht deren gegenständliche Form, wodurch ihre Werth- grösse bestimmt wird. Was dem Geldbesitzer auf dem Waarenmarkt direkt gegenübertritt, ist in der That nicht die Arbeit, sondern der Arbeiter. Was letztrer verkauft, ist seine Arbeitskraft. Sobald seine Arbeit wirk- lich beginnt, hat sie bereits aufgehört ihm zu gehören, kann also nicht mehr von ihm verkauft werden. Die Arbeit ist die Substanz und das im- manente Mass der Werthe, aber sie selbst hat keinen Werth 25). 23) „Treating Labour as a commodity, and Capital, the produce of labour, as another, then, if the values of those two commodities were regulated by equal quantities of labour, a given amount of labour would . . . . exchange for that quantity of capital which had been produced by the same amount of labour; antecedent labour would … exchange for the same amount as present labour. But the value of labour, in relation to other commodities … is de- termined not by equal quantities of labour.“ (E. G. Wakefield in s. Edit. von A. Smith’s „Wealth of Nations“, v. I. Lond. 1836. p. 231 Note.) 24) „Il a fallu convenir (auch eine Ausgabe des „contrat social“) que toutes les fois qu’il échangerait du travail fait contre du travail à faire, le der- nier (le capitaliste) aurait une valeur supérieure au premier (le travailleur).“ (Simonde (i. e. Sismondi): „De la Richesse Commerciale. Genève 1803“, t. I, p. 37.) 25) „Labour, the exclusive standard of value … the creator of all wealth, no commodity.“ (Th. Hodgskin l. c. p. 186.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/541>, abgerufen am 22.11.2024.