12 Stunden 3 sh. Wie es beim Zeitlohn gleichgültig ist, ob man annimmt, dass der Arbeiter 6 Stunden für sich und 6 für den Kapitalisten, oder von jeder Stunde die eine Hälfte für sich und die andre für den Kapitalisten arbeitet, so auch hier, ob man sagt, jedes einzelne Stück sei halb bezahlt und halb unbezahlt, oder der Preis von 12 Stücken ersetze nur den Werth der Arbeitskraft, während in den 12 andern sich der Mehrwerth ver- körpere.
Die Form des Stücklohns ist ebenso irrationell als die des Zeit- lohns. Während z. B. zwei Stück Waare, nach Abzug des Werths der in ihnen aufgezehrten Produktionsmittel, als Produkt einer Arbeitsstunde 6 d. werth sind, erhält der Arbeiter für sie einen Preis von 3 d. Der Stücklohn drückt unmittelbar in der That kein Werthverhält- niss aus. Es handelt sich nicht darum den Werth des Stücks durch die in ihm verkörperte Arbeitszeit zu messen, sondern umgekehrt die vom Arbeiter verausgabte Arbeit durch die Zahl der von ihm producirten Stücke. Beim Zeitlohn misst sich die Arbeit an ihrer unmittelbaren Zeit- dauer, beim Stücklohn am Produktenquantum, worin Arbeit während be- stimmter Zeitdauer verdichtet48). Der Preis der Arbeitszeit selbst ist schliesslich bestimmt durch die Gleichung: Werth der Tagesarbeit = Tageswerth der Arbeitskraft. Der Stücklohn ist also nur eine modificirte Form des Zeitlohns.
Betrachten wir nun etwas näher die charakteristischen Eigenthüm- lichkeiten des Stücklohns.
Die Qualität der Arbeit ist hier durch das Werk selbst kon- trolirt, das die durchschnittliche Güte besitzen muss, soll der Stückpreis voll bezahlt werden. Der Stücklohn wird nach dieser Seite hin zu frucht- barster Quelle von Lohnabzügen und kapitalistischer Prellerei.
Er bietet dem Kapitalisten ein ganz bestimmtes Mass für die Inten- sivität der Arbeit. Nur Arbeitszeit, die sich in einem vorher be- stimmten und erfahrungsmässig festgesetzten Waarenquantum verkörpert, gilt als gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit und wird
48) "Le salaire peut se mesurer de deux manieres: ou sur la duree du tra- vail, ou sur son produit." ("Abrege Elementaire des principes de l'Econ. Pol. Paris 1796", p. 32.) Verfasser dieser anonymen Schrift: G. Garnier.
12 Stunden 3 sh. Wie es beim Zeitlohn gleichgültig ist, ob man annimmt, dass der Arbeiter 6 Stunden für sich und 6 für den Kapitalisten, oder von jeder Stunde die eine Hälfte für sich und die andre für den Kapitalisten arbeitet, so auch hier, ob man sagt, jedes einzelne Stück sei halb bezahlt und halb unbezahlt, oder der Preis von 12 Stücken ersetze nur den Werth der Arbeitskraft, während in den 12 andern sich der Mehrwerth ver- körpere.
Die Form des Stücklohns ist ebenso irrationell als die des Zeit- lohns. Während z. B. zwei Stück Waare, nach Abzug des Werths der in ihnen aufgezehrten Produktionsmittel, als Produkt einer Arbeitsstunde 6 d. werth sind, erhält der Arbeiter für sie einen Preis von 3 d. Der Stücklohn drückt unmittelbar in der That kein Werthverhält- niss aus. Es handelt sich nicht darum den Werth des Stücks durch die in ihm verkörperte Arbeitszeit zu messen, sondern umgekehrt die vom Arbeiter verausgabte Arbeit durch die Zahl der von ihm producirten Stücke. Beim Zeitlohn misst sich die Arbeit an ihrer unmittelbaren Zeit- dauer, beim Stücklohn am Produktenquantum, worin Arbeit während be- stimmter Zeitdauer verdichtet48). Der Preis der Arbeitszeit selbst ist schliesslich bestimmt durch die Gleichung: Werth der Tagesarbeit = Tageswerth der Arbeitskraft. Der Stücklohn ist also nur eine modificirte Form des Zeitlohns.
Betrachten wir nun etwas näher die charakteristischen Eigenthüm- lichkeiten des Stücklohns.
Die Qualität der Arbeit ist hier durch das Werk selbst kon- trolirt, das die durchschnittliche Güte besitzen muss, soll der Stückpreis voll bezahlt werden. Der Stücklohn wird nach dieser Seite hin zu frucht- barster Quelle von Lohnabzügen und kapitalistischer Prellerei.
Er bietet dem Kapitalisten ein ganz bestimmtes Mass für die Inten- sivität der Arbeit. Nur Arbeitszeit, die sich in einem vorher be- stimmten und erfahrungsmässig festgesetzten Waarenquantum verkörpert, gilt als gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit und wird
48) „Le salaire peut se mesurer de deux manières: ou sur la durée du tra- vail, ou sur son produit.“ („Abrégé Élémentaire des principes de l’Écon. Pol. Paris 1796“, p. 32.) Verfasser dieser anonymen Schrift: G. Garnier.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0559"n="540"/>
12 Stunden 3 sh. Wie es beim Zeitlohn gleichgültig ist, ob man annimmt,<lb/>
dass der Arbeiter 6 Stunden für sich und 6 für den Kapitalisten, oder von<lb/>
jeder Stunde die eine Hälfte für sich und die andre für den Kapitalisten<lb/>
arbeitet, so auch hier, ob man sagt, jedes einzelne Stück sei halb bezahlt<lb/>
und halb unbezahlt, oder der Preis von 12 Stücken ersetze nur den Werth<lb/>
der Arbeitskraft, während in den 12 andern sich der Mehrwerth ver-<lb/>
körpere.</p><lb/><p>Die Form des Stücklohns ist ebenso <hirendition="#g">irrationell</hi> als die des Zeit-<lb/>
lohns. Während z. B. zwei Stück Waare, nach Abzug des Werths der<lb/>
in ihnen aufgezehrten Produktionsmittel, als Produkt einer Arbeitsstunde<lb/>
6 d. <hirendition="#g">werth</hi> sind, erhält der Arbeiter für sie einen <hirendition="#g">Preis</hi> von 3 d. Der<lb/>
Stücklohn drückt <hirendition="#g">unmittelbar</hi> in der That <hirendition="#g">kein Werthverhält-<lb/>
niss</hi> aus. Es handelt sich nicht darum den Werth des Stücks durch die<lb/>
in ihm verkörperte Arbeitszeit zu messen, sondern umgekehrt die vom<lb/>
Arbeiter verausgabte Arbeit durch die Zahl der von ihm producirten<lb/>
Stücke. Beim Zeitlohn misst sich die Arbeit an ihrer unmittelbaren Zeit-<lb/>
dauer, beim Stücklohn am Produktenquantum, worin Arbeit während be-<lb/>
stimmter Zeitdauer verdichtet<noteplace="foot"n="48)">„Le salaire peut se mesurer de deux manières: ou sur la durée du tra-<lb/>
vail, ou sur son produit.“ („<hirendition="#g">Abrégé Élémentaire des principes de<lb/>
l’Écon. Pol. Paris</hi> 1796“, p. 32.) Verfasser dieser anonymen Schrift:<lb/>
G. <hirendition="#g">Garnier</hi>.</note>. Der Preis der Arbeitszeit selbst ist<lb/>
schliesslich bestimmt durch die Gleichung: <hirendition="#g">Werth der Tagesarbeit<lb/>
= Tageswerth der Arbeitskraft</hi>. Der Stücklohn ist also nur<lb/>
eine modificirte Form des Zeitlohns.</p><lb/><p>Betrachten wir nun etwas näher die charakteristischen Eigenthüm-<lb/>
lichkeiten des Stücklohns.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Qualität der Arbeit</hi> ist hier durch das Werk selbst kon-<lb/>
trolirt, das die durchschnittliche Güte besitzen muss, soll der Stückpreis<lb/>
voll bezahlt werden. Der Stücklohn wird nach dieser Seite hin zu frucht-<lb/>
barster Quelle von Lohnabzügen und kapitalistischer Prellerei.</p><lb/><p>Er bietet dem Kapitalisten ein ganz bestimmtes Mass für die <hirendition="#g">Inten-<lb/>
sivität der Arbeit</hi>. Nur Arbeitszeit, die sich in einem vorher be-<lb/>
stimmten und erfahrungsmässig festgesetzten Waarenquantum verkörpert,<lb/>
gilt als <hirendition="#g">gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit</hi> und wird<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[540/0559]
12 Stunden 3 sh. Wie es beim Zeitlohn gleichgültig ist, ob man annimmt,
dass der Arbeiter 6 Stunden für sich und 6 für den Kapitalisten, oder von
jeder Stunde die eine Hälfte für sich und die andre für den Kapitalisten
arbeitet, so auch hier, ob man sagt, jedes einzelne Stück sei halb bezahlt
und halb unbezahlt, oder der Preis von 12 Stücken ersetze nur den Werth
der Arbeitskraft, während in den 12 andern sich der Mehrwerth ver-
körpere.
Die Form des Stücklohns ist ebenso irrationell als die des Zeit-
lohns. Während z. B. zwei Stück Waare, nach Abzug des Werths der
in ihnen aufgezehrten Produktionsmittel, als Produkt einer Arbeitsstunde
6 d. werth sind, erhält der Arbeiter für sie einen Preis von 3 d. Der
Stücklohn drückt unmittelbar in der That kein Werthverhält-
niss aus. Es handelt sich nicht darum den Werth des Stücks durch die
in ihm verkörperte Arbeitszeit zu messen, sondern umgekehrt die vom
Arbeiter verausgabte Arbeit durch die Zahl der von ihm producirten
Stücke. Beim Zeitlohn misst sich die Arbeit an ihrer unmittelbaren Zeit-
dauer, beim Stücklohn am Produktenquantum, worin Arbeit während be-
stimmter Zeitdauer verdichtet 48). Der Preis der Arbeitszeit selbst ist
schliesslich bestimmt durch die Gleichung: Werth der Tagesarbeit
= Tageswerth der Arbeitskraft. Der Stücklohn ist also nur
eine modificirte Form des Zeitlohns.
Betrachten wir nun etwas näher die charakteristischen Eigenthüm-
lichkeiten des Stücklohns.
Die Qualität der Arbeit ist hier durch das Werk selbst kon-
trolirt, das die durchschnittliche Güte besitzen muss, soll der Stückpreis
voll bezahlt werden. Der Stücklohn wird nach dieser Seite hin zu frucht-
barster Quelle von Lohnabzügen und kapitalistischer Prellerei.
Er bietet dem Kapitalisten ein ganz bestimmtes Mass für die Inten-
sivität der Arbeit. Nur Arbeitszeit, die sich in einem vorher be-
stimmten und erfahrungsmässig festgesetzten Waarenquantum verkörpert,
gilt als gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit und wird
48) „Le salaire peut se mesurer de deux manières: ou sur la durée du tra-
vail, ou sur son produit.“ („Abrégé Élémentaire des principes de
l’Écon. Pol. Paris 1796“, p. 32.) Verfasser dieser anonymen Schrift:
G. Garnier.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/559>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.