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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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wenige Arbeiter mehr als ein Zimmer zahlen können"119). Es giebt fast kein
Londoner Hauseigenthum, das nicht mit einer Unzahl von "middlemen" be-
lastet wäre. Der Preis des Bodens in London steht nämlich stets sehr
hoch im Vergleich zu seinen jährlichen Einkünften, indem jeder Käufer
darauf spekulirt früher oder später zu einem Jury Price (durch Geschworne
festgesetzte Taxe bei Expropriationen) wieder loszuschlagen oder durch
Nähe irgend eines grossen Unternehmens ausserordentliche Wertherhöhung
zu erschwindeln. Folge davon ist ein regelmässiger Handel im Ankauf
von Miethkontrakten, die ihrem Verfall nahen. "Von den Gentlemen in
diesem Geschäft kann man erwarten, dass sie handeln, wie sie handeln,
so viel wie möglich aus den Hausbewohnern herausschlagen, und das Haus
selbst in so schlechtem Zustand wie möglich ihren Nachfolgern über-
lassen"120). Die Miethen sind wöchentlich und die Herren laufen kein
Risico. In Folge der Eisenbahnbauten innerhalb der Stadt "sah man kürz-
lich im Osten Londons eine Anzahl aus ihren alten Wohnungen verjagter
Familien umherwandern eines Samstags Abends mit ihren wenigen welt-
lichen Habseligkeiten auf dem Rücken, ohne irgend einen Haltplatz ausser
dem Workhouse"121). Die Workhouses sind bereits überfüllt und die vom
Parlament bereits bewilligten "improvements" sind erst im Beginn ihrer
Ausführung. Werden die Arbeiter verjagt durch Zerstörung ihrer alten
Häuser, so verlassen sie nicht ihr Kirchspiel, oder siedeln sich höchstens an
seiner Grenze, im nächsten fest. "Sie suchen natürlich möglichst in der
Nähe ihrer Arbeitslokale zu hausen. Folge, dass an die Stelle von zwei Zim-
mern, eins die Familie aufnehmen muss. Selbst zu erhöhter Miethe
wird die Wohnlichkeit schlechter als die schlechte, woraus man sie ver-
jagt. Die Hälfte der Arbeiter im Strand braucht bereits zwei Meilen
Reise zum Arbeitslokal." Dieser Strand, dessen Hauptstrasse auf den Frem-
den einen imposanten Eindruck vom Reichthum Londons macht, kann als
Beispiel der Londoner Menschenverpackung dienen. In einer Pfarrei des-
selben zählte der Gesundheitsbeamte 581 Personen auf den Acre, obgleich
die Hälfte der Themse mit eingemessen war. Es versteht sich von selbst,

119) "Report of the Officer of Health of St. Martin's in the
Fields
. 1865."
120) "Public Health. Eight Report. Lond. 1866", p. 93.
121) l. c. p. 83.

wenige Arbeiter mehr als ein Zimmer zahlen können“119). Es giebt fast kein
Londoner Hauseigenthum, das nicht mit einer Unzahl von „middlemen“ be-
lastet wäre. Der Preis des Bodens in London steht nämlich stets sehr
hoch im Vergleich zu seinen jährlichen Einkünften, indem jeder Käufer
darauf spekulirt früher oder später zu einem Jury Price (durch Geschworne
festgesetzte Taxe bei Expropriationen) wieder loszuschlagen oder durch
Nähe irgend eines grossen Unternehmens ausserordentliche Wertherhöhung
zu erschwindeln. Folge davon ist ein regelmässiger Handel im Ankauf
von Miethkontrakten, die ihrem Verfall nahen. „Von den Gentlemen in
diesem Geschäft kann man erwarten, dass sie handeln, wie sie handeln,
so viel wie möglich aus den Hausbewohnern herausschlagen, und das Haus
selbst in so schlechtem Zustand wie möglich ihren Nachfolgern über-
lassen“120). Die Miethen sind wöchentlich und die Herren laufen kein
Risico. In Folge der Eisenbahnbauten innerhalb der Stadt „sah man kürz-
lich im Osten Londons eine Anzahl aus ihren alten Wohnungen verjagter
Familien umherwandern eines Samstags Abends mit ihren wenigen welt-
lichen Habseligkeiten auf dem Rücken, ohne irgend einen Haltplatz ausser
dem Workhouse“121). Die Workhouses sind bereits überfüllt und die vom
Parlament bereits bewilligten „improvements“ sind erst im Beginn ihrer
Ausführung. Werden die Arbeiter verjagt durch Zerstörung ihrer alten
Häuser, so verlassen sie nicht ihr Kirchspiel, oder siedeln sich höchstens an
seiner Grenze, im nächsten fest. „Sie suchen natürlich möglichst in der
Nähe ihrer Arbeitslokale zu hausen. Folge, dass an die Stelle von zwei Zim-
mern, eins die Familie aufnehmen muss. Selbst zu erhöhter Miethe
wird die Wohnlichkeit schlechter als die schlechte, woraus man sie ver-
jagt. Die Hälfte der Arbeiter im Strand braucht bereits zwei Meilen
Reise zum Arbeitslokal.“ Dieser Strand, dessen Hauptstrasse auf den Frem-
den einen imposanten Eindruck vom Reichthum Londons macht, kann als
Beispiel der Londoner Menschenverpackung dienen. In einer Pfarrei des-
selben zählte der Gesundheitsbeamte 581 Personen auf den Acre, obgleich
die Hälfte der Themse mit eingemessen war. Es versteht sich von selbst,

119)Report of the Officer of Health of St. Martin’s in the
Fields
. 1865.“
120)Public Health. Eight Report. Lond. 1866“, p. 93.
121) l. c. p. 83.
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[648/0667] wenige Arbeiter mehr als ein Zimmer zahlen können“ 119). Es giebt fast kein Londoner Hauseigenthum, das nicht mit einer Unzahl von „middlemen“ be- lastet wäre. Der Preis des Bodens in London steht nämlich stets sehr hoch im Vergleich zu seinen jährlichen Einkünften, indem jeder Käufer darauf spekulirt früher oder später zu einem Jury Price (durch Geschworne festgesetzte Taxe bei Expropriationen) wieder loszuschlagen oder durch Nähe irgend eines grossen Unternehmens ausserordentliche Wertherhöhung zu erschwindeln. Folge davon ist ein regelmässiger Handel im Ankauf von Miethkontrakten, die ihrem Verfall nahen. „Von den Gentlemen in diesem Geschäft kann man erwarten, dass sie handeln, wie sie handeln, so viel wie möglich aus den Hausbewohnern herausschlagen, und das Haus selbst in so schlechtem Zustand wie möglich ihren Nachfolgern über- lassen“ 120). Die Miethen sind wöchentlich und die Herren laufen kein Risico. In Folge der Eisenbahnbauten innerhalb der Stadt „sah man kürz- lich im Osten Londons eine Anzahl aus ihren alten Wohnungen verjagter Familien umherwandern eines Samstags Abends mit ihren wenigen welt- lichen Habseligkeiten auf dem Rücken, ohne irgend einen Haltplatz ausser dem Workhouse“ 121). Die Workhouses sind bereits überfüllt und die vom Parlament bereits bewilligten „improvements“ sind erst im Beginn ihrer Ausführung. Werden die Arbeiter verjagt durch Zerstörung ihrer alten Häuser, so verlassen sie nicht ihr Kirchspiel, oder siedeln sich höchstens an seiner Grenze, im nächsten fest. „Sie suchen natürlich möglichst in der Nähe ihrer Arbeitslokale zu hausen. Folge, dass an die Stelle von zwei Zim- mern, eins die Familie aufnehmen muss. Selbst zu erhöhter Miethe wird die Wohnlichkeit schlechter als die schlechte, woraus man sie ver- jagt. Die Hälfte der Arbeiter im Strand braucht bereits zwei Meilen Reise zum Arbeitslokal.“ Dieser Strand, dessen Hauptstrasse auf den Frem- den einen imposanten Eindruck vom Reichthum Londons macht, kann als Beispiel der Londoner Menschenverpackung dienen. In einer Pfarrei des- selben zählte der Gesundheitsbeamte 581 Personen auf den Acre, obgleich die Hälfte der Themse mit eingemessen war. Es versteht sich von selbst, 119) „Report of the Officer of Health of St. Martin’s in the Fields. 1865.“ 120) „Public Health. Eight Report. Lond. 1866“, p. 93. 121) l. c. p. 83.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/667>, abgerufen am 29.11.2024.