Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.Die stossweise und stets erneuerte Expropriation und Verjagung des homme d'affaires, der sich durch Erpressung, Prellerei u. s. w. zum Kapi- talisten hinaufschwindelt. Diese Regisseurs waren manchmal selbst vornehme Herrn. Z. B.: "C'est li compte que messire Jacques de Thoraiue, chevalier chastelain sor Besancon rent es seigneur tenant les comptes a Dijon pour mon- seigneur le duc et comte de Bourgoigne, des rentes appartenant a la dite chastel- lenie, depuis XXVe jour de decembre MCCCLIX jusqu'au XXVIIIe jour de de- cembre MCCCLX." (Alexis Monteil: "Histoire des Materiaux manuscrits etc.", p. 244.) Wie in England, so waren in Frankreich die grossen Feudalterritorien in unendlich vicle kleine Wirthschaften getheilt, aber unter un- gleich ungünstigeren Bedingungen für das Landvolk. Während des 14. Jahrhun- derts kamen die Pachten, fermes oder terriers auf. Ihre Zahl wuchs bestän- dig, weit über 100,000. Sie zahlten eine vom 12. bis zum 5. Theil des Produkts wechselnde Grundrente in Geld oder in natura. Die terriers waren Lehn, Hinter- lehn u. s. w. (fiefs, arriere-fiefs), je nach Werth und Umfang der Domänen, wovon manche nur wenige arpents zählten. Alle diese terriers besassen Gerichtsbarkeit in irgend einem Grad, es gab vier Grade, über die Bodeninsassen. Man begreift den Druck des Landvolks unter allen diesen kleinen Tyrannen. Monteil sagt, dass es damals 160,000 Gerichte in Frankreich gab, wo heute 4000 Tribunale (Frie- densgerichte eingeschlossen) genügen. 230) In seinen "Notions de Philosophie Naturelle. Paris 1838." 231) Ein Punkt, den Sir James Steuart betont.
Die stossweise und stets erneuerte Expropriation und Verjagung des homme d’affaires, der sich durch Erpressung, Prellerei u. s. w. zum Kapi- talisten hinaufschwindelt. Diese Régisseurs waren manchmal selbst vornehme Herrn. Z. B.: „C’est li compte que messire Jacques de Thoraiue, chevalier chastelain sor Besançon rent es seigneur tenant les comptes à Dijon pour mon- seigneur le duc et comte de Bourgoigne, des rentes appartenant à la dite chastel- lenie, depuis XXVe jour de décembre MCCCLIX jusqu’au XXVIIIe jour de dé- cembre MCCCLX.“ (Alexis Monteil: „Histoire des Matériaux manuscrits etc.“, p. 244.) Wie in England, so waren in Frankreich die grossen Feudalterritorien in unendlich vicle kleine Wirthschaften getheilt, aber unter un- gleich ungünstigeren Bedingungen für das Landvolk. Während des 14. Jahrhun- derts kamen die Pachten, fermes oder terriers auf. Ihre Zahl wuchs bestän- dig, weit über 100,000. Sie zahlten eine vom 12. bis zum 5. Theil des Produkts wechselnde Grundrente in Geld oder in natura. Die terriers waren Lehn, Hinter- lehn u. s. w. (fiefs, arrière-fiefs), je nach Werth und Umfang der Domänen, wovon manche nur wenige arpents zählten. Alle diese terriers besassen Gerichtsbarkeit in irgend einem Grad, es gab vier Grade, über die Bodeninsassen. Man begreift den Druck des Landvolks unter allen diesen kleinen Tyrannen. Monteil sagt, dass es damals 160,000 Gerichte in Frankreich gab, wo heute 4000 Tribunale (Frie- densgerichte eingeschlossen) genügen. 230) In seinen „Notions de Philosophie Naturelle. Paris 1838.“ 231) Ein Punkt, den Sir James Steuart betont.
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Die stossweise und stets erneuerte Expropriation und Verjagung des
Landvolks lieferte, wie man sah, der städtischen Industrie wieder und
wieder Massen ganz ausserhalb der Zunftverhältnisse stehender Proletarier,
ein weiser Umstand, der den alten Anderson (nicht zu verwechseln mit
James Anderson) in seiner Handelsgeschichte an direkte Intervention der
Vorsehung glauben lässt. Wir müssen noch einen Augenblick bei diesem
Element der ursprünglichen Accumulation verweilen. Der Ver-
dünnung des unabhängigen, selbstwirthschaftenden Landvolks entsprach
nicht nur die Verdichtung des industriellen Proletariats, wie Geoffroy
Saint-Hilaire die Verdichtung der Weltmaterie hier durch ihre Verdünnung
dort erklärt 230). Trotz der verminderten Zahl seiner Bebauer trug der
Boden nach wie vor gleich viel oder mehr Produkt, weil die Revolution in
den Grundeigenthumsverhältnissen von verbesserten Methoden der Kultur,
grösserer Cooperation, Koncentration der Produktionsmittel u. s. w. be-
gleitet war, und weil die ländlichen Lohnarbeiter nicht nur intensiver ange-
spannt wurden 231), sondern auch das Produktionsfeld, worauf sie für sich
229)
230) In seinen „Notions de Philosophie Naturelle. Paris 1838.“
231) Ein Punkt, den Sir James Steuart betont.
229) homme d’affaires, der sich durch Erpressung, Prellerei u. s. w. zum Kapi-
talisten hinaufschwindelt. Diese Régisseurs waren manchmal selbst vornehme
Herrn. Z. B.: „C’est li compte que messire Jacques de Thoraiue, chevalier
chastelain sor Besançon rent es seigneur tenant les comptes à Dijon pour mon-
seigneur le duc et comte de Bourgoigne, des rentes appartenant à la dite chastel-
lenie, depuis XXVe jour de décembre MCCCLIX jusqu’au XXVIIIe jour de dé-
cembre MCCCLX.“ (Alexis Monteil: „Histoire des Matériaux
manuscrits etc.“, p. 244.) Wie in England, so waren in Frankreich die grossen
Feudalterritorien in unendlich vicle kleine Wirthschaften getheilt, aber unter un-
gleich ungünstigeren Bedingungen für das Landvolk. Während des 14. Jahrhun-
derts kamen die Pachten, fermes oder terriers auf. Ihre Zahl wuchs bestän-
dig, weit über 100,000. Sie zahlten eine vom 12. bis zum 5. Theil des Produkts
wechselnde Grundrente in Geld oder in natura. Die terriers waren Lehn, Hinter-
lehn u. s. w. (fiefs, arrière-fiefs), je nach Werth und Umfang der Domänen, wovon
manche nur wenige arpents zählten. Alle diese terriers besassen Gerichtsbarkeit
in irgend einem Grad, es gab vier Grade, über die Bodeninsassen. Man begreift
den Druck des Landvolks unter allen diesen kleinen Tyrannen. Monteil sagt, dass
es damals 160,000 Gerichte in Frankreich gab, wo heute 4000 Tribunale (Frie-
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