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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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listischen Privateigenthum. Im Westen von Europa, dem Hei-
mathsland der politischen Oekonomie, ist der Prozess der ursprünglichen
Accumulation vollbracht. Die kapitalistische Produktionsweise hat hier
entweder die ganze nationale Produktion direkt unterworfen, oder, wo die
Verhältnisse minder entwickelt sind, kontrolirt sie indirekt die noch neben
ihr fortexistirenden, verkommenden, der veralteten Produktionsweise an-
gehörigen Gesellschaftsschichten. Auf diese fertige Welt des Kapitals
wendet der politische Oekonom mit desto ängstlicherem Eifer und desto
grösserer Salbung die Rechts- und Eigenthumsvorstellungen der vorkapita-
listischen Welt an, je lauter die Thatsachen seiner Ideologie ins Gesicht
schreien. Anders in den Kolonien. Die kapitalistische Produktions-
und Aneignungsweise stösst hier überall auf das Hinderniss des selbst-
erarbeiteten Eigenthums, des Producenten, der als Privateigenthümer seiner
eignen Arbeitsbedingungen durch seine Arbeit sich selbst statt den Kapi-
talisten bereichert. Der Widerspruch dieser zwei diametral
entgegengesetzten Produktions- und Aneignungs wei-
sen existirt hier praktisch
. Wo der Kapitalist die Macht des
Mutterlandes im Rücken hat, sucht er die auf eigner Arbeit be-
ruhende Produktions- und Aneignungsweise
gewaltsam aus
dem Weg zu räumen. Dasselbe Interesse, welches den Sykophanten des
Kapitals, den politischen Oekonomen, im Mutterland bestimmt, die kapi-
talistische Produktionsweise
theoretisch für ihr eignes Gegen-
theil zu erklären, dasselbe Interesse treibt ihn hier "to make a clear breast
of it" und den Gegensatz beider Produktionsweisen zu pro-
klamiren. Zu diesem Behuf weist er nach, wie die Entwicklung der
gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, Cooperation, Arbeitstheilung,
Anwendung der Maschinerie im Grossen u. s. w. unmöglich sind ohne
die Expropriation der Arbeiter
und entsprechende Verwand-
lung ihrer Produktionsmittel in Kapital
. Im Interesse des
s. g. Nationalreichthums sucht er nach Kunstmitteln zur Herstel-
lung der Volksarmuth. Sein apologetischer Panzer zerbröckelt hier
Stück für Stück wie mürber Zunder. Es ist das grosse Verdienst E. G. Wake-
field'
s, nicht irgend etwas neues über die Kolonien254), aber in den

254) Die wenigen Lichtblicke Wakefield's über das Wesen der Kolonien selbst
sind vollständig anticipirt durch Mirabeau pere, den Physiokraten, und noch
viel früher durch englische Oekonomen.

listischen Privateigenthum. Im Westen von Europa, dem Hei-
mathsland der politischen Oekonomie, ist der Prozess der ursprünglichen
Accumulation vollbracht. Die kapitalistische Produktionsweise hat hier
entweder die ganze nationale Produktion direkt unterworfen, oder, wo die
Verhältnisse minder entwickelt sind, kontrolirt sie indirekt die noch neben
ihr fortexistirenden, verkommenden, der veralteten Produktionsweise an-
gehörigen Gesellschaftsschichten. Auf diese fertige Welt des Kapitals
wendet der politische Oekonom mit desto ängstlicherem Eifer und desto
grösserer Salbung die Rechts- und Eigenthumsvorstellungen der vorkapita-
listischen Welt an, je lauter die Thatsachen seiner Ideologie ins Gesicht
schreien. Anders in den Kolonien. Die kapitalistische Produktions-
und Aneignungsweise stösst hier überall auf das Hinderniss des selbst-
erarbeiteten Eigenthums, des Producenten, der als Privateigenthümer seiner
eignen Arbeitsbedingungen durch seine Arbeit sich selbst statt den Kapi-
talisten bereichert. Der Widerspruch dieser zwei diametral
entgegengesetzten Produktions- und Aneignungs wei-
sen existirt hier praktisch
. Wo der Kapitalist die Macht des
Mutterlandes im Rücken hat, sucht er die auf eigner Arbeit be-
ruhende Produktions- und Aneignungsweise
gewaltsam aus
dem Weg zu räumen. Dasselbe Interesse, welches den Sykophanten des
Kapitals, den politischen Oekonomen, im Mutterland bestimmt, die kapi-
talistische Produktionsweise
theoretisch für ihr eignes Gegen-
theil zu erklären, dasselbe Interesse treibt ihn hier „to make a clear breast
of it“ und den Gegensatz beider Produktionsweisen zu pro-
klamiren. Zu diesem Behuf weist er nach, wie die Entwicklung der
gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, Cooperation, Arbeitstheilung,
Anwendung der Maschinerie im Grossen u. s. w. unmöglich sind ohne
die Expropriation der Arbeiter
und entsprechende Verwand-
lung ihrer Produktionsmittel in Kapital
. Im Interesse des
s. g. Nationalreichthums sucht er nach Kunstmitteln zur Herstel-
lung der Volksarmuth. Sein apologetischer Panzer zerbröckelt hier
Stück für Stück wie mürber Zunder. Es ist das grosse Verdienst E. G. Wake-
field’
s, nicht irgend etwas neues über die Kolonien254), aber in den

254) Die wenigen Lichtblicke Wakefield’s über das Wesen der Kolonien selbst
sind vollständig anticipirt durch Mirabeau père, den Physiokraten, und noch
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[746/0765] listischen Privateigenthum. Im Westen von Europa, dem Hei- mathsland der politischen Oekonomie, ist der Prozess der ursprünglichen Accumulation vollbracht. Die kapitalistische Produktionsweise hat hier entweder die ganze nationale Produktion direkt unterworfen, oder, wo die Verhältnisse minder entwickelt sind, kontrolirt sie indirekt die noch neben ihr fortexistirenden, verkommenden, der veralteten Produktionsweise an- gehörigen Gesellschaftsschichten. Auf diese fertige Welt des Kapitals wendet der politische Oekonom mit desto ängstlicherem Eifer und desto grösserer Salbung die Rechts- und Eigenthumsvorstellungen der vorkapita- listischen Welt an, je lauter die Thatsachen seiner Ideologie ins Gesicht schreien. Anders in den Kolonien. Die kapitalistische Produktions- und Aneignungsweise stösst hier überall auf das Hinderniss des selbst- erarbeiteten Eigenthums, des Producenten, der als Privateigenthümer seiner eignen Arbeitsbedingungen durch seine Arbeit sich selbst statt den Kapi- talisten bereichert. Der Widerspruch dieser zwei diametral entgegengesetzten Produktions- und Aneignungs wei- sen existirt hier praktisch. Wo der Kapitalist die Macht des Mutterlandes im Rücken hat, sucht er die auf eigner Arbeit be- ruhende Produktions- und Aneignungsweise gewaltsam aus dem Weg zu räumen. Dasselbe Interesse, welches den Sykophanten des Kapitals, den politischen Oekonomen, im Mutterland bestimmt, die kapi- talistische Produktionsweise theoretisch für ihr eignes Gegen- theil zu erklären, dasselbe Interesse treibt ihn hier „to make a clear breast of it“ und den Gegensatz beider Produktionsweisen zu pro- klamiren. Zu diesem Behuf weist er nach, wie die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, Cooperation, Arbeitstheilung, Anwendung der Maschinerie im Grossen u. s. w. unmöglich sind ohne die Expropriation der Arbeiter und entsprechende Verwand- lung ihrer Produktionsmittel in Kapital. Im Interesse des s. g. Nationalreichthums sucht er nach Kunstmitteln zur Herstel- lung der Volksarmuth. Sein apologetischer Panzer zerbröckelt hier Stück für Stück wie mürber Zunder. Es ist das grosse Verdienst E. G. Wake- field’s, nicht irgend etwas neues über die Kolonien 254), aber in den 254) Die wenigen Lichtblicke Wakefield’s über das Wesen der Kolonien selbst sind vollständig anticipirt durch Mirabeau père, den Physiokraten, und noch viel früher durch englische Oekonomen.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 746. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/765>, abgerufen am 22.11.2024.