Kolonien die Wahrheit über die kapitalistischen Verhältnisse des Mutter- lands entdeckt zu haben. Wie das Protektionssystem in seinen Ursprün- gen255)die Fabrikation von Kapitalisten im Mutter- land, so erstrebt Wakefield's Kolonisationstheorie, welche England eine Zeit lang gesetzlich ins Werk zu setzen suchte, die Fabrikation von Lohnarbeitern in den Kolonien. Das nennt er "syste- matic colonization" (systematische Kolonisation).
Zunächst entdeckte Wakefield in den Kolonien, dass das Eigen- thum an Geld, Lebensmitteln, Maschinen und andern Produktionsmitteln einen Menschen noch nicht zum Kapitalisten stempelt, wenn die Ergänzung fehlt, der Lohnarbeiter, der andre Mensch, der sich selbst freiwillig zu ver- kaufen gezwungen ist. Er entdeckte, dass das Kapital nicht eine Sache ist, sondern ein durch Sachen vermitteltes gesellschaftliches Verhält- niss zwischen Personen256). Herr Peel, jammert er uns vor, nahm Lebens- mittel und Produktionsmittel zum Belauf von 50,000 Pfd. St. aus Eng- land nach dem Swan River, Neuholland, mit. Herr Peel war so vorsich- tig, ausserdem 3000 Personen der arbeitenden Klasse, Männer, Weiber und Kinder mitzubringen. Einmal am Bestimmungsplatz angelangt, "blieb Herr Peel ohne einen Diener sein Bett zu machen oder ihm Wasser aus dem Fluss zu schöpfen"257). Unglücklicher Herr Peel, der alles vorsah, nur nicht den Export der englischen Produktionsverhältnisse nach dem Swan River!
Zum Verständniss der folgenden Entdeckungen Wakefield's zwei Vor- bemerkungen. Man weiss: Produktions- und Lebensmittel als Eigenthum des unmittelbaren Producenten, des Arbeiters selbst, sind kein
255) Es wird später eine temporäre Nothwendigkeit im internationalen Kon- kurrenzkampf. Welches aber immer sein Motiv, die Folgen bleiben dieselben.
256) "Ein Neger ist ein Neger. In bestimmten Verhältnissen wird er erst zum Sklaven. Eine Baumwollmaschine ist eine Maschine zum Baumwollspinnen. Nur in bestimmten Verhältnissen wird sie zu Kapital. Aus diesen Verhältnissen herausgerissen, ist sie so wenig Kapital, wie Gold an und für sich Geld oder der Zucker der Zucker preis ist ... Das Kapital ist ein gesellschaft- liches Produktionsverhältniss. Es ist ein historisches Produk- tionsverhältniss." (Karl Marx: "Lohnarbeit und Kapital." N. Rh. Z. Nr. 266 vom 7. April 1849.)
257) E. G. Wakefield: "England and America", v. II, p. 33.
Kolonien die Wahrheit über die kapitalistischen Verhältnisse des Mutter- lands entdeckt zu haben. Wie das Protektionssystem in seinen Ursprün- gen255)die Fabrikation von Kapitalisten im Mutter- land, so erstrebt Wakefield’s Kolonisationstheorie, welche England eine Zeit lang gesetzlich ins Werk zu setzen suchte, die Fabrikation von Lohnarbeitern in den Kolonien. Das nennt er „syste- matic colonization“ (systematische Kolonisation).
Zunächst entdeckte Wakefield in den Kolonien, dass das Eigen- thum an Geld, Lebensmitteln, Maschinen und andern Produktionsmitteln einen Menschen noch nicht zum Kapitalisten stempelt, wenn die Ergänzung fehlt, der Lohnarbeiter, der andre Mensch, der sich selbst freiwillig zu ver- kaufen gezwungen ist. Er entdeckte, dass das Kapital nicht eine Sache ist, sondern ein durch Sachen vermitteltes gesellschaftliches Verhält- niss zwischen Personen256). Herr Peel, jammert er uns vor, nahm Lebens- mittel und Produktionsmittel zum Belauf von 50,000 Pfd. St. aus Eng- land nach dem Swan River, Neuholland, mit. Herr Peel war so vorsich- tig, ausserdem 3000 Personen der arbeitenden Klasse, Männer, Weiber und Kinder mitzubringen. Einmal am Bestimmungsplatz angelangt, „blieb Herr Peel ohne einen Diener sein Bett zu machen oder ihm Wasser aus dem Fluss zu schöpfen“257). Unglücklicher Herr Peel, der alles vorsah, nur nicht den Export der englischen Produktionsverhältnisse nach dem Swan River!
Zum Verständniss der folgenden Entdeckungen Wakefield’s zwei Vor- bemerkungen. Man weiss: Produktions- und Lebensmittel als Eigenthum des unmittelbaren Producenten, des Arbeiters selbst, sind kein
255) Es wird später eine temporäre Nothwendigkeit im internationalen Kon- kurrenzkampf. Welches aber immer sein Motiv, die Folgen bleiben dieselben.
256) „Ein Neger ist ein Neger. In bestimmten Verhältnissen wird er erst zum Sklaven. Eine Baumwollmaschine ist eine Maschine zum Baumwollspinnen. Nur in bestimmten Verhältnissen wird sie zu Kapital. Aus diesen Verhältnissen herausgerissen, ist sie so wenig Kapital, wie Gold an und für sich Geld oder der Zucker der Zucker preis ist … Das Kapital ist ein gesellschaft- liches Produktionsverhältniss. Es ist ein historisches Produk- tionsverhältniss.“ (Karl Marx: „Lohnarbeit und Kapital.“ N. Rh. Z. Nr. 266 vom 7. April 1849.)
257) E. G. Wakefield: „England and America“, v. II, p. 33.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0766"n="747"/>
Kolonien die Wahrheit über die kapitalistischen Verhältnisse des Mutter-<lb/>
lands entdeckt zu haben. Wie das Protektionssystem in seinen Ursprün-<lb/>
gen<noteplace="foot"n="255)">Es wird später eine temporäre Nothwendigkeit im internationalen Kon-<lb/>
kurrenzkampf. Welches aber immer sein Motiv, die Folgen bleiben dieselben.</note><hirendition="#g">die Fabrikation von Kapitalisten im Mutter-<lb/>
land</hi>, so erstrebt Wakefield’s Kolonisationstheorie, welche England eine<lb/>
Zeit lang <hirendition="#g">gesetzlich</hi> ins Werk zu setzen suchte, die <hirendition="#g">Fabrikation<lb/>
von Lohnarbeitern in den Kolonien</hi>. Das nennt er „<hirendition="#g">syste-<lb/>
matic colonization</hi>“ (systematische Kolonisation).</p><lb/><p>Zunächst entdeckte <hirendition="#g">Wakefield</hi> in den Kolonien, dass das Eigen-<lb/>
thum an Geld, Lebensmitteln, Maschinen und andern Produktionsmitteln einen<lb/>
Menschen noch nicht zum Kapitalisten stempelt, wenn die Ergänzung fehlt,<lb/>
der Lohnarbeiter, der andre Mensch, der sich selbst freiwillig zu ver-<lb/>
kaufen gezwungen ist. Er entdeckte, dass das Kapital nicht eine <hirendition="#g">Sache</hi><lb/>
ist, sondern ein durch Sachen vermitteltes <hirendition="#g">gesellschaftliches Verhält-<lb/>
niss</hi> zwischen Personen<noteplace="foot"n="256)">„Ein Neger ist ein Neger. In bestimmten Verhältnissen wird er erst zum<lb/><hirendition="#g">Sklaven</hi>. Eine Baumwollmaschine ist eine Maschine zum Baumwollspinnen.<lb/>
Nur in bestimmten Verhältnissen wird sie zu <hirendition="#g">Kapital</hi>. Aus diesen Verhältnissen<lb/>
herausgerissen, ist sie so wenig Kapital, wie <hirendition="#g">Gold</hi> an und für sich <hirendition="#g">Geld</hi> oder<lb/>
der Zucker der Zucker <hirendition="#g">preis</hi> ist … Das <hirendition="#g">Kapital</hi> ist ein <hirendition="#g">gesellschaft-<lb/>
liches Produktionsverhältniss</hi>. Es ist ein <hirendition="#g">historisches Produk-<lb/>
tionsverhältniss</hi>.“ (<hirendition="#g">Karl Marx</hi>: „<hirendition="#g">Lohnarbeit und Kapital</hi>.“<lb/>
N. Rh. Z. Nr. 266 <hirendition="#g">vom</hi> 7. <hirendition="#g">April</hi> 1849.)</note>. Herr Peel, jammert er uns vor, nahm Lebens-<lb/>
mittel und Produktionsmittel zum Belauf von 50,000 Pfd. St. aus Eng-<lb/>
land nach dem Swan River, Neuholland, mit. Herr Peel war so vorsich-<lb/>
tig, ausserdem 3000 Personen der arbeitenden Klasse, Männer, Weiber<lb/>
und Kinder mitzubringen. Einmal am Bestimmungsplatz angelangt,<lb/>„blieb Herr Peel ohne einen Diener sein Bett zu machen oder ihm Wasser<lb/>
aus dem Fluss zu schöpfen“<noteplace="foot"n="257)">E. G. <hirendition="#g">Wakefield</hi>: „<hirendition="#g">England and America</hi>“, v. II, p. 33.</note>. Unglücklicher Herr Peel, der alles<lb/>
vorsah, nur nicht den Export der englischen Produktionsverhältnisse nach<lb/>
dem Swan River!</p><lb/><p>Zum Verständniss der folgenden Entdeckungen Wakefield’s zwei Vor-<lb/>
bemerkungen. Man weiss: <hirendition="#g">Produktions- und Lebensmittel</hi> als<lb/>
Eigenthum des unmittelbaren Producenten, des Arbeiters selbst, sind kein<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[747/0766]
Kolonien die Wahrheit über die kapitalistischen Verhältnisse des Mutter-
lands entdeckt zu haben. Wie das Protektionssystem in seinen Ursprün-
gen 255) die Fabrikation von Kapitalisten im Mutter-
land, so erstrebt Wakefield’s Kolonisationstheorie, welche England eine
Zeit lang gesetzlich ins Werk zu setzen suchte, die Fabrikation
von Lohnarbeitern in den Kolonien. Das nennt er „syste-
matic colonization“ (systematische Kolonisation).
Zunächst entdeckte Wakefield in den Kolonien, dass das Eigen-
thum an Geld, Lebensmitteln, Maschinen und andern Produktionsmitteln einen
Menschen noch nicht zum Kapitalisten stempelt, wenn die Ergänzung fehlt,
der Lohnarbeiter, der andre Mensch, der sich selbst freiwillig zu ver-
kaufen gezwungen ist. Er entdeckte, dass das Kapital nicht eine Sache
ist, sondern ein durch Sachen vermitteltes gesellschaftliches Verhält-
niss zwischen Personen 256). Herr Peel, jammert er uns vor, nahm Lebens-
mittel und Produktionsmittel zum Belauf von 50,000 Pfd. St. aus Eng-
land nach dem Swan River, Neuholland, mit. Herr Peel war so vorsich-
tig, ausserdem 3000 Personen der arbeitenden Klasse, Männer, Weiber
und Kinder mitzubringen. Einmal am Bestimmungsplatz angelangt,
„blieb Herr Peel ohne einen Diener sein Bett zu machen oder ihm Wasser
aus dem Fluss zu schöpfen“ 257). Unglücklicher Herr Peel, der alles
vorsah, nur nicht den Export der englischen Produktionsverhältnisse nach
dem Swan River!
Zum Verständniss der folgenden Entdeckungen Wakefield’s zwei Vor-
bemerkungen. Man weiss: Produktions- und Lebensmittel als
Eigenthum des unmittelbaren Producenten, des Arbeiters selbst, sind kein
255) Es wird später eine temporäre Nothwendigkeit im internationalen Kon-
kurrenzkampf. Welches aber immer sein Motiv, die Folgen bleiben dieselben.
256) „Ein Neger ist ein Neger. In bestimmten Verhältnissen wird er erst zum
Sklaven. Eine Baumwollmaschine ist eine Maschine zum Baumwollspinnen.
Nur in bestimmten Verhältnissen wird sie zu Kapital. Aus diesen Verhältnissen
herausgerissen, ist sie so wenig Kapital, wie Gold an und für sich Geld oder
der Zucker der Zucker preis ist … Das Kapital ist ein gesellschaft-
liches Produktionsverhältniss. Es ist ein historisches Produk-
tionsverhältniss.“ (Karl Marx: „Lohnarbeit und Kapital.“
N. Rh. Z. Nr. 266 vom 7. April 1849.)
257) E. G. Wakefield: „England and America“, v. II, p. 33.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/766>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.