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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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was den Antheil des Arbeiters an seinem Produkt angeht, sondern die
Schwierigkeit ist, kombinirte Arbeit zu irgend einem
Preis zu erhalten
"263).

Da in den Kolonien die Scheidung des Arbeiters von den Ar-
beitsbedingungen und ihrer Wurzel, dem Grund und Boden, noch nicht existirt,
oder nur sporadisch, oder auf zu beschränktem Spielraum, existirt auch noch
nicht die Losscheidung der Agrikultur von der Industrie, noch
nicht die Vernichtung der ländlich häuslichen Industrie,
und wo soll da der innere Markt für das Kapital herkommen? "Kein
Theil der Bevölkerung Amerikas ist ausschliesslich agrikol, mit
Ausnahme der Sklaven und ihrer Anwender, die Kapital und Arbeit für
grosse Werke kombiniren. Freie Amerikaner, die den Boden selbst bauen,
treiben zugleich viele andre Beschäftigungen. Ein Theil der von ihnen
gebrauchten Möbel und Werkzeuge wird gewöhnlich von ihnen selbst ge-
macht. Sie bauen häufig ihre eignen Häuser und bringen das Produkt
ihrer eignen Industrie zu noch so fernem Markt. Sie sind Spinner und
Weber, sie fabriciren Seife und Kerzen, Schuhe und Kleider für ihren
eignen Gebrauch. In Amerika bildet der Landbau oft das Nebenge-
schäft eines Grobschmidts, Müllers oder Krämers"264). Wo bleibt unter
solchen Käuzen das "Entsagungsfeld" für den Kapitalisten?

Die grosse Schönheit der kapitalistischen Produktion besteht darin,
dass sie den Lohnarbeiter nicht nur als Lohnarbeiter beständig
reproducirt
, sondern im Verhältniss zur Accumulation des
Kapitals stets eine relative Uebervölkerung von Lohnar-
beitern producirt
. So wird das Gesetz von Arbeits nach frage
und Zufuhr
im richtigen Gleis gehalten, die Lohnschwankung innerhalb
der kapitalistischen Exploitation konvenabler Schranken gebannt, und end-
lich die so unentbehrliche sociale Abhängigkeit des Arbeiters
vom Kapitalisten
garantirt, ein absolutes Abhängigkeits-
verhältniss
, das der politische Oekonom zu Haus, im Mutterland, brei-
mäulig in ein freies Kontraktverhältniss von Käufer und
Verkäufer
, von gleich unabhängigen Waaren besitzern,
Besitzern der Waare Kapital und der Waare Arbeit, nach Belieben um-
lügen kann. Aber in den Kolonien reisst der schöne Wahn entzwei.

263) l. c. v. I, p. 247.
264) l. c. p. 22, 23.

was den Antheil des Arbeiters an seinem Produkt angeht, sondern die
Schwierigkeit ist, kombinirte Arbeit zu irgend einem
Preis zu erhalten
263).

Da in den Kolonien die Scheidung des Arbeiters von den Ar-
beitsbedingungen und ihrer Wurzel, dem Grund und Boden, noch nicht existirt,
oder nur sporadisch, oder auf zu beschränktem Spielraum, existirt auch noch
nicht die Losscheidung der Agrikultur von der Industrie, noch
nicht die Vernichtung der ländlich häuslichen Industrie,
und wo soll da der innere Markt für das Kapital herkommen? „Kein
Theil der Bevölkerung Amerikas ist ausschliesslich agrikol, mit
Ausnahme der Sklaven und ihrer Anwender, die Kapital und Arbeit für
grosse Werke kombiniren. Freie Amerikaner, die den Boden selbst bauen,
treiben zugleich viele andre Beschäftigungen. Ein Theil der von ihnen
gebrauchten Möbel und Werkzeuge wird gewöhnlich von ihnen selbst ge-
macht. Sie bauen häufig ihre eignen Häuser und bringen das Produkt
ihrer eignen Industrie zu noch so fernem Markt. Sie sind Spinner und
Weber, sie fabriciren Seife und Kerzen, Schuhe und Kleider für ihren
eignen Gebrauch. In Amerika bildet der Landbau oft das Nebenge-
schäft eines Grobschmidts, Müllers oder Krämers“264). Wo bleibt unter
solchen Käuzen das „Entsagungsfeld“ für den Kapitalisten?

Die grosse Schönheit der kapitalistischen Produktion besteht darin,
dass sie den Lohnarbeiter nicht nur als Lohnarbeiter beständig
reproducirt
, sondern im Verhältniss zur Accumulation des
Kapitals stets eine relative Uebervölkerung von Lohnar-
beitern producirt
. So wird das Gesetz von Arbeits nach frage
und Zufuhr
im richtigen Gleis gehalten, die Lohnschwankung innerhalb
der kapitalistischen Exploitation konvenabler Schranken gebannt, und end-
lich die so unentbehrliche sociale Abhängigkeit des Arbeiters
vom Kapitalisten
garantirt, ein absolutes Abhängigkeits-
verhältniss
, das der politische Oekonom zu Haus, im Mutterland, brei-
mäulig in ein freies Kontraktverhältniss von Käufer und
Verkäufer
, von gleich unabhängigen Waaren besitzern,
Besitzern der Waare Kapital und der Waare Arbeit, nach Belieben um-
lügen kann. Aber in den Kolonien reisst der schöne Wahn entzwei.

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264) l. c. p. 22, 23.
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[750/0769] was den Antheil des Arbeiters an seinem Produkt angeht, sondern die Schwierigkeit ist, kombinirte Arbeit zu irgend einem Preis zu erhalten“ 263). Da in den Kolonien die Scheidung des Arbeiters von den Ar- beitsbedingungen und ihrer Wurzel, dem Grund und Boden, noch nicht existirt, oder nur sporadisch, oder auf zu beschränktem Spielraum, existirt auch noch nicht die Losscheidung der Agrikultur von der Industrie, noch nicht die Vernichtung der ländlich häuslichen Industrie, und wo soll da der innere Markt für das Kapital herkommen? „Kein Theil der Bevölkerung Amerikas ist ausschliesslich agrikol, mit Ausnahme der Sklaven und ihrer Anwender, die Kapital und Arbeit für grosse Werke kombiniren. Freie Amerikaner, die den Boden selbst bauen, treiben zugleich viele andre Beschäftigungen. Ein Theil der von ihnen gebrauchten Möbel und Werkzeuge wird gewöhnlich von ihnen selbst ge- macht. Sie bauen häufig ihre eignen Häuser und bringen das Produkt ihrer eignen Industrie zu noch so fernem Markt. Sie sind Spinner und Weber, sie fabriciren Seife und Kerzen, Schuhe und Kleider für ihren eignen Gebrauch. In Amerika bildet der Landbau oft das Nebenge- schäft eines Grobschmidts, Müllers oder Krämers“ 264). Wo bleibt unter solchen Käuzen das „Entsagungsfeld“ für den Kapitalisten? Die grosse Schönheit der kapitalistischen Produktion besteht darin, dass sie den Lohnarbeiter nicht nur als Lohnarbeiter beständig reproducirt, sondern im Verhältniss zur Accumulation des Kapitals stets eine relative Uebervölkerung von Lohnar- beitern producirt. So wird das Gesetz von Arbeits nach frage und Zufuhr im richtigen Gleis gehalten, die Lohnschwankung innerhalb der kapitalistischen Exploitation konvenabler Schranken gebannt, und end- lich die so unentbehrliche sociale Abhängigkeit des Arbeiters vom Kapitalisten garantirt, ein absolutes Abhängigkeits- verhältniss, das der politische Oekonom zu Haus, im Mutterland, brei- mäulig in ein freies Kontraktverhältniss von Käufer und Verkäufer, von gleich unabhängigen Waaren besitzern, Besitzern der Waare Kapital und der Waare Arbeit, nach Belieben um- lügen kann. Aber in den Kolonien reisst der schöne Wahn entzwei. 263) l. c. v. I, p. 247. 264) l. c. p. 22, 23.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/769>, abgerufen am 22.11.2024.