§. 1. Verschiedenheit des Uebergangs der allgemeinen Werthform zur Geldform von den früheren Entwicklungs- übergängen.
Es finden wesentliche Veränderungen statt beim Uebergang von Form I zu Form II, von Form II zu Form III. Dagegen unterscheidet Form IV sich durch nichts von Form III, ausser dass jetzt statt Leinwand Gold die allge- meine Aequivalentform besitzt. Gold bleibt in Form IV, was die Leinwand in Form III war -- allgemeines Aequivalent. Der Fortschritt besteht nur darin, dass die Form unmittelbarer allgemeiner Austauschbarkeit oder die allgemeine Aequivalentform jetzt durch gesellschaftliche Ge- wohnheit endgültig mit der specifischen Naturalform des Waaren- körpers Gold verwachsen ist.
Gold tritt den andren Waaren nur als Geld gegenüber, weil es ihnen bereits zuvor als Waare gegenüberstand. Gleich allen andren Waaren funktionirte es auch als Aequivalent, sei es als einzelnes Aequivalent in vereinzelten Austauschakten, sei es als besondres Aequivalent neben andren Waaren- äquivalenten. Nach und nach funktionirte es in engeren oder weiteren Kreisen als allgemeines Aequivalent. Sobald es das Monopol dieser Stelle im Werthausdruck der Waarenwelt erobert hat, wird es Geldwaare, und erst von dem Augenblick, woes bereits Geldwaare geworden ist, unter- scheidet sich Form IV von Form III, oder ist die allgemeine Werthform verwandelt in die Geldform.
§. 2. Verwandlung der allgemeinen relativen Werthform in Preisform.
Der einfache relative Werthausdruck einer Waare, z. B. der Leinwand, in der bereits als Geldwaare funktionirenden Waare, z. B. dem Gold, ist Preisform. Die Preisform der Leinwand daher: 20 Ellen Leinwand = 2 Unzen Gold, oder, wenn 2 Pfd. St. der Münzname von 2 Unzen Gold, 20 Ellen Leinwand = 2 Pfd. St.
§. 3. Die einfache Waarenform ist das Geheimniss der Geld- form.
Man sieht, die eigentliche Geldform bietet an sich gar keine Schwierigkeit. Sobald einmal die allgemeine Aequivalentform durchschaut ist, macht es nicht das geringste Kopfbrechen zu begreifen, dass sich diese Aequivalentform an eine specifische Waarenart wie Gold festhaftet, um so weniger als die allgemeine Aequivalentform von Natur die gesellschaftliche Ausschliessung einer bestimmten Waarenart durch alle andren Waaren bedingt. Es handelt sich nur noch darum, dass diese Ausschliessung objektiv gesell- schaftliche Konsistenz und allgemeine Gültigkeit gewinnt, daher weder abwechselnd verschiedne Waaren trifft, noch eine bloss lokale Tragweite in nur besondern Kreisen der Waarenwelt besitzt. Die Schwierigkeit im Begriff der Geldform beschränkt sich auf das Begreifen der allgemeinen Aequivalentform,
§. 1. Verschiedenheit des Uebergangs der allgemeinen Werthform zur Geldform von den früheren Entwicklungs- übergängen.
Es finden wesentliche Veränderungen statt beim Uebergang von Form I zu Form II, von Form II zu Form III. Dagegen unterscheidet Form IV sich durch nichts von Form III, ausser dass jetzt statt Leinwand Gold die allge- meine Aequivalentform besitzt. Gold bleibt in Form IV, was die Leinwand in Form III war — allgemeines Aequivalent. Der Fortschritt besteht nur darin, dass die Form unmittelbarer allgemeiner Austauschbarkeit oder die allgemeine Aequivalentform jetzt durch gesellschaftliche Ge- wohnheit endgültig mit der specifischen Naturalform des Waaren- körpers Gold verwachsen ist.
Gold tritt den andren Waaren nur als Geld gegenüber, weil es ihnen bereits zuvor als Waare gegenüberstand. Gleich allen andren Waaren funktionirte es auch als Aequivalent, sei es als einzelnes Aequivalent in vereinzelten Austauschakten, sei es als besondres Aequivalent neben andren Waaren- äquivalenten. Nach und nach funktionirte es in engeren oder weiteren Kreisen als allgemeines Aequivalent. Sobald es das Monopol dieser Stelle im Werthausdruck der Waarenwelt erobert hat, wird es Geldwaare, und erst von dem Augenblick, woes bereits Geldwaare geworden ist, unter- scheidet sich Form IV von Form III, oder ist die allgemeine Werthform verwandelt in die Geldform.
§. 2. Verwandlung der allgemeinen relativen Werthform in Preisform.
Der einfache relative Werthausdruck einer Waare, z. B. der Leinwand, in der bereits als Geldwaare funktionirenden Waare, z. B. dem Gold, ist Preisform. Die Preisform der Leinwand daher: 20 Ellen Leinwand = 2 Unzen Gold, oder, wenn 2 Pfd. St. der Münzname von 2 Unzen Gold, 20 Ellen Leinwand = 2 Pfd. St.
§. 3. Die einfache Waarenform ist das Geheimniss der Geld- form.
Man sieht, die eigentliche Geldform bietet an sich gar keine Schwierigkeit. Sobald einmal die allgemeine Aequivalentform durchschaut ist, macht es nicht das geringste Kopfbrechen zu begreifen, dass sich diese Aequivalentform an eine specifische Waarenart wie Gold festhaftet, um so weniger als die allgemeine Aequivalentform von Natur die gesellschaftliche Ausschliessung einer bestimmten Waarenart durch alle andren Waaren bedingt. Es handelt sich nur noch darum, dass diese Ausschliessung objektiv gesell- schaftliche Konsistenz und allgemeine Gültigkeit gewinnt, daher weder abwechselnd verschiedne Waaren trifft, noch eine bloss lokale Tragweite in nur besondern Kreisen der Waarenwelt besitzt. Die Schwierigkeit im Begriff der Geldform beschränkt sich auf das Begreifen der allgemeinen Aequivalentform,
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§. 1. Verschiedenheit des Uebergangs der allgemeinen
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übergängen.
Es finden wesentliche Veränderungen statt beim Uebergang von
Form I zu Form II, von Form II zu Form III. Dagegen unterscheidet Form IV
sich durch nichts von Form III, ausser dass jetzt statt Leinwand Gold die allge-
meine Aequivalentform besitzt. Gold bleibt in Form IV, was die Leinwand in
Form III war — allgemeines Aequivalent. Der Fortschritt besteht nur
darin, dass die Form unmittelbarer allgemeiner Austauschbarkeit
oder die allgemeine Aequivalentform jetzt durch gesellschaftliche Ge-
wohnheit endgültig mit der specifischen Naturalform des Waaren-
körpers Gold verwachsen ist.
Gold tritt den andren Waaren nur als Geld gegenüber, weil es ihnen bereits
zuvor als Waare gegenüberstand. Gleich allen andren Waaren funktionirte es
auch als Aequivalent, sei es als einzelnes Aequivalent in vereinzelten
Austauschakten, sei es als besondres Aequivalent neben andren Waaren-
äquivalenten. Nach und nach funktionirte es in engeren oder weiteren Kreisen
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Werthausdruck der Waarenwelt erobert hat, wird es Geldwaare, und
erst von dem Augenblick, woes bereits Geldwaare geworden ist, unter-
scheidet sich Form IV von Form III, oder ist die allgemeine Werthform
verwandelt in die Geldform.
§. 2. Verwandlung der allgemeinen relativen Werthform in
Preisform.
Der einfache relative Werthausdruck einer Waare, z. B. der
Leinwand, in der bereits als Geldwaare funktionirenden Waare, z. B. dem
Gold, ist Preisform. Die Preisform der Leinwand daher:
20 Ellen Leinwand = 2 Unzen Gold,
oder, wenn 2 Pfd. St. der Münzname von 2 Unzen Gold,
20 Ellen Leinwand = 2 Pfd. St.
§. 3. Die einfache Waarenform ist das Geheimniss der Geld-
form.
Man sieht, die eigentliche Geldform bietet an sich gar keine Schwierigkeit.
Sobald einmal die allgemeine Aequivalentform durchschaut ist, macht
es nicht das geringste Kopfbrechen zu begreifen, dass sich diese Aequivalentform
an eine specifische Waarenart wie Gold festhaftet, um so weniger als die
allgemeine Aequivalentform von Natur die gesellschaftliche Ausschliessung
einer bestimmten Waarenart durch alle andren Waaren bedingt.
Es handelt sich nur noch darum, dass diese Ausschliessung objektiv gesell-
schaftliche Konsistenz und allgemeine Gültigkeit gewinnt, daher weder
abwechselnd verschiedne Waaren trifft, noch eine bloss lokale Tragweite
in nur besondern Kreisen der Waarenwelt besitzt. Die Schwierigkeit im Begriff
der Geldform beschränkt sich auf das Begreifen der allgemeinen Aequivalentform,
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/802>, abgerufen am 21.11.2024.
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