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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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Vorrath in der Form des produktiven Kapitals existirt in der Form
von Produktionsmitteln, die sich bereits im Produktionsprocess befinden oder
wenigstens in der Hand des Producenten, also latent schon im Produk-
tionsprocess. Man hat früher gesehn, dass mit der Entwicklung der
Produktivität der Arbeit, also auch mit der Entwicklung der kapita-
listischen Produktionsweise -- welche die gesellschaftliche Produktivkraft
der Arbeit mehr entwickelt als alle früheren Produktionsweisen -- die
Masse der in der Form von Arbeitsmitteln dem Process ein für allemal
einverleibten und stets wiederholt, während längrer oder kürzrer Periode
in ihm fungirenden Produktionsmittel (Gebäude, Maschinen etc.) beständig
wächst, und dass ihr Wachsthum sowohl Voraussetzung wie Wirkung der
Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ist. Das
nicht nur absolute, sondern relative Wachsthum des Reichthums in dieser
Form (vergl. Buch I, Kap. XXIII, 2) charakterisirt vor allem die ka-
pitalistische Produktionsweise. Die stofflichen Existenzformen des kon-
stanten Kapitals, die Produktionsmittel, bestehn aber nicht nur aus der-
artigen Arbeitsmitteln, sondern auch aus Arbeitsmaterial auf den ver-
schiedensten Stufen der Verarbeitung und aus Hülfsstoffen. Mit der
Stufenleiter der Produktion und der Steigerung der Produktivkraft der
Arbeit durch Kooperation, Theilung, Maschinerie u. s. w. wächst die
Masse des Rohmaterials, der Hülfsstoffe etc., die in den täglichen Repro-
duktionsprocess eingehn. Diese Elemente müssen in der Produktionsstätte
bereit liegen. Der Umfang dieses in der Form von produktiven Kapital
existirenden Vorraths wächst also absolut. Damit der Process fliesse --
ganz davon abgesehn, ob dieser Vorrath täglich oder nur in bestimmten
Terminen erneuert werden kann -- muss stets mehr Anhäufung von Roh-
stoff etc. in der Produktionsstätte bereit liegen, als z. B. täglich oder
wöchentlich verbraucht wird. Die Kontinuität des Processes erheischt,
dass das Dasein seiner Bedingungen weder abhänge von möglicher Unter-
brechung bei täglichen Einkäufen, noch davon, dass das Waarenprodukt
täglich oder wöchentlich verkauft werde und daher nur unregelmäßig
in seine Produktionselemente rückverwandelbar sei. Indess kann offenbar
das produktive Kapital in sehr verschiednem Umfang latent sein oder Vor-
rath bilden. Es macht z. B. grossen Unterschied, ob der Spinner Baumwolle
oder Kohlen für drei Monate oder für einen parat liegen haben muss. Man
sieht, dass dieser Vorrath relativ abnehmen kann, obgleich er absolut zunimmt.


Vorrath in der Form des produktiven Kapitals existirt in der Form
von Produktionsmitteln, die sich bereits im Produktionsprocess befinden oder
wenigstens in der Hand des Producenten, also latent schon im Produk-
tionsprocess. Man hat früher gesehn, dass mit der Entwicklung der
Produktivität der Arbeit, also auch mit der Entwicklung der kapita-
listischen Produktionsweise — welche die gesellschaftliche Produktivkraft
der Arbeit mehr entwickelt als alle früheren Produktionsweisen — die
Masse der in der Form von Arbeitsmitteln dem Process ein für allemal
einverleibten und stets wiederholt, während längrer oder kürzrer Periode
in ihm fungirenden Produktionsmittel (Gebäude, Maschinen etc.) beständig
wächst, und dass ihr Wachsthum sowohl Voraussetzung wie Wirkung der
Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ist. Das
nicht nur absolute, sondern relative Wachsthum des Reichthums in dieser
Form (vergl. Buch I, Kap. XXIII, 2) charakterisirt vor allem die ka-
pitalistische Produktionsweise. Die stofflichen Existenzformen des kon-
stanten Kapitals, die Produktionsmittel, bestehn aber nicht nur aus der-
artigen Arbeitsmitteln, sondern auch aus Arbeitsmaterial auf den ver-
schiedensten Stufen der Verarbeitung und aus Hülfsstoffen. Mit der
Stufenleiter der Produktion und der Steigerung der Produktivkraft der
Arbeit durch Kooperation, Theilung, Maschinerie u. s. w. wächst die
Masse des Rohmaterials, der Hülfsstoffe etc., die in den täglichen Repro-
duktionsprocess eingehn. Diese Elemente müssen in der Produktionsstätte
bereit liegen. Der Umfang dieses in der Form von produktiven Kapital
existirenden Vorraths wächst also absolut. Damit der Process fliesse —
ganz davon abgesehn, ob dieser Vorrath täglich oder nur in bestimmten
Terminen erneuert werden kann — muss stets mehr Anhäufung von Roh-
stoff etc. in der Produktionsstätte bereit liegen, als z. B. täglich oder
wöchentlich verbraucht wird. Die Kontinuität des Processes erheischt,
dass das Dasein seiner Bedingungen weder abhänge von möglicher Unter-
brechung bei täglichen Einkäufen, noch davon, dass das Waarenprodukt
täglich oder wöchentlich verkauft werde und daher nur unregelmäßig
in seine Produktionselemente rückverwandelbar sei. Indess kann offenbar
das produktive Kapital in sehr verschiednem Umfang latent sein oder Vor-
rath bilden. Es macht z. B. grossen Unterschied, ob der Spinner Baumwolle
oder Kohlen für drei Monate oder für einen parat liegen haben muss. Man
sieht, dass dieser Vorrath relativ abnehmen kann, obgleich er absolut zunimmt.


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[118/0152] Vorrath in der Form des produktiven Kapitals existirt in der Form von Produktionsmitteln, die sich bereits im Produktionsprocess befinden oder wenigstens in der Hand des Producenten, also latent schon im Produk- tionsprocess. Man hat früher gesehn, dass mit der Entwicklung der Produktivität der Arbeit, also auch mit der Entwicklung der kapita- listischen Produktionsweise — welche die gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit mehr entwickelt als alle früheren Produktionsweisen — die Masse der in der Form von Arbeitsmitteln dem Process ein für allemal einverleibten und stets wiederholt, während längrer oder kürzrer Periode in ihm fungirenden Produktionsmittel (Gebäude, Maschinen etc.) beständig wächst, und dass ihr Wachsthum sowohl Voraussetzung wie Wirkung der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ist. Das nicht nur absolute, sondern relative Wachsthum des Reichthums in dieser Form (vergl. Buch I, Kap. XXIII, 2) charakterisirt vor allem die ka- pitalistische Produktionsweise. Die stofflichen Existenzformen des kon- stanten Kapitals, die Produktionsmittel, bestehn aber nicht nur aus der- artigen Arbeitsmitteln, sondern auch aus Arbeitsmaterial auf den ver- schiedensten Stufen der Verarbeitung und aus Hülfsstoffen. Mit der Stufenleiter der Produktion und der Steigerung der Produktivkraft der Arbeit durch Kooperation, Theilung, Maschinerie u. s. w. wächst die Masse des Rohmaterials, der Hülfsstoffe etc., die in den täglichen Repro- duktionsprocess eingehn. Diese Elemente müssen in der Produktionsstätte bereit liegen. Der Umfang dieses in der Form von produktiven Kapital existirenden Vorraths wächst also absolut. Damit der Process fliesse — ganz davon abgesehn, ob dieser Vorrath täglich oder nur in bestimmten Terminen erneuert werden kann — muss stets mehr Anhäufung von Roh- stoff etc. in der Produktionsstätte bereit liegen, als z. B. täglich oder wöchentlich verbraucht wird. Die Kontinuität des Processes erheischt, dass das Dasein seiner Bedingungen weder abhänge von möglicher Unter- brechung bei täglichen Einkäufen, noch davon, dass das Waarenprodukt täglich oder wöchentlich verkauft werde und daher nur unregelmäßig in seine Produktionselemente rückverwandelbar sei. Indess kann offenbar das produktive Kapital in sehr verschiednem Umfang latent sein oder Vor- rath bilden. Es macht z. B. grossen Unterschied, ob der Spinner Baumwolle oder Kohlen für drei Monate oder für einen parat liegen haben muss. Man sieht, dass dieser Vorrath relativ abnehmen kann, obgleich er absolut zunimmt.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/152>, abgerufen am 22.11.2024.