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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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Es hängt dies von verschiednen Bedingungen ab, die alle im wesent-
lichen hinauskommen auf die grössre Geschwindigkeit, Regelmässigkeit
und Sicherheit, womit die nöthige Masse von Rohstoff stets so zugeführt
werden kann, dass nie Unterbrechung entsteht. Je weniger diese Be-
dingungen erfüllt sind, je geringer also Sicherheit, Regelmäßigkeit und
Geschwindigkeit der Zufuhr, desto grösser muss der latente Theil des
produktiven Kapitals, d. h. der noch seine Verarbeitung erwartende
Vorrath von Rohstoffen u. s. w. in der Hand des Producenten sein. Diese
Bedingungen stehn im umgekehrten Verhältniss zur Entwicklungshöhe der
kapitalistischen Produktion und daher der Produktivkraft der gesellschaft-
lichen Arbeit. Also auch der Vorrath in dieser Form.

Indess ist das, was hier als Abnahme des Vorraths erscheint (z. B.
bei Lalor), zum Theil nur Abnahme des Vorraths in der Form des
Waarenkapitals oder des eigentlichen Waarenvorraths; also bloss Form-
wechsel desselben Vorraths. Ist z. B. die Masse Kohlen, die täglich im
Lande selbst producirt wird, also Umfang und Energie der Kohlenpro-
duktion, gross, so braucht der Spinner kein grosses Kohlenlager um die
Kontinuität seiner Produktion zu sichern. Die beständige sichere Er-
neuerung der Kohlenzufuhr macht dies überflüssig. Zweitens: Die Ge-
schwindigkeit, womit das Produkt eines Processes als Produktionsmittel
in einen andren Process übergehn kann, hängt ab von der Entwicklung
der Transport- und Kommunikationsmittel. Die Wohlfeilheit des Trans-
ports spielt grosse Rolle dabei. Der beständig erneuerte Transport z. B.
von Kohlen von der Grube zur Spinnerei wäre theurer als die Versorgung
mit einer grössren Kohlenmasse für längre Zeit bei relativ wohlfeilerm
Transport. Diese beiden bisher betrachteten Umstände gehn aus dem Pro-
duktionsprocess selbst hervor. Drittens wirkt ein die Entwicklung des
Kreditsystems. Je weniger der Spinner für Erneuerung seiner Vorräthe
an Baumwolle, Kohle etc. vom unmittelbaren Verkauf seines Garns ab-
hängt -- und je entwickelter das Kreditsystem, je geringer ist diese un-
mittelbare Abhängigkeit -- desto kleiner kann die relative Grösse dieser
Vorräthe sein, um eine von den Zufällen des Garnverkaufs unabhängige
kontinuirliche Garnproduktion auf gegebner Stufenleiter zu sichern. Vier-
tens aber bedürfen viele Rohstoffe, Halbfabrikate etc. längrer Zeitperioden
zu ihrer Produktion, und namentlich gilt dies von allen Rohstoffen, die
die Agrikultur liefert. Soll keine Unterbrechung des Produktionsprocesses

Es hängt dies von verschiednen Bedingungen ab, die alle im wesent-
lichen hinauskommen auf die grössre Geschwindigkeit, Regelmässigkeit
und Sicherheit, womit die nöthige Masse von Rohstoff stets so zugeführt
werden kann, dass nie Unterbrechung entsteht. Je weniger diese Be-
dingungen erfüllt sind, je geringer also Sicherheit, Regelmäßigkeit und
Geschwindigkeit der Zufuhr, desto grösser muss der latente Theil des
produktiven Kapitals, d. h. der noch seine Verarbeitung erwartende
Vorrath von Rohstoffen u. s. w. in der Hand des Producenten sein. Diese
Bedingungen stehn im umgekehrten Verhältniss zur Entwicklungshöhe der
kapitalistischen Produktion und daher der Produktivkraft der gesellschaft-
lichen Arbeit. Also auch der Vorrath in dieser Form.

Indess ist das, was hier als Abnahme des Vorraths erscheint (z. B.
bei Lalor), zum Theil nur Abnahme des Vorraths in der Form des
Waarenkapitals oder des eigentlichen Waarenvorraths; also bloss Form-
wechsel desselben Vorraths. Ist z. B. die Masse Kohlen, die täglich im
Lande selbst producirt wird, also Umfang und Energie der Kohlenpro-
duktion, gross, so braucht der Spinner kein grosses Kohlenlager um die
Kontinuität seiner Produktion zu sichern. Die beständige sichere Er-
neuerung der Kohlenzufuhr macht dies überflüssig. Zweitens: Die Ge-
schwindigkeit, womit das Produkt eines Processes als Produktionsmittel
in einen andren Process übergehn kann, hängt ab von der Entwicklung
der Transport- und Kommunikationsmittel. Die Wohlfeilheit des Trans-
ports spielt grosse Rolle dabei. Der beständig erneuerte Transport z. B.
von Kohlen von der Grube zur Spinnerei wäre theurer als die Versorgung
mit einer grössren Kohlenmasse für längre Zeit bei relativ wohlfeilerm
Transport. Diese beiden bisher betrachteten Umstände gehn aus dem Pro-
duktionsprocess selbst hervor. Drittens wirkt ein die Entwicklung des
Kreditsystems. Je weniger der Spinner für Erneuerung seiner Vorräthe
an Baumwolle, Kohle etc. vom unmittelbaren Verkauf seines Garns ab-
hängt — und je entwickelter das Kreditsystem, je geringer ist diese un-
mittelbare Abhängigkeit — desto kleiner kann die relative Grösse dieser
Vorräthe sein, um eine von den Zufällen des Garnverkaufs unabhängige
kontinuirliche Garnproduktion auf gegebner Stufenleiter zu sichern. Vier-
tens aber bedürfen viele Rohstoffe, Halbfabrikate etc. längrer Zeitperioden
zu ihrer Produktion, und namentlich gilt dies von allen Rohstoffen, die
die Agrikultur liefert. Soll keine Unterbrechung des Produktionsprocesses

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[119/0153] Es hängt dies von verschiednen Bedingungen ab, die alle im wesent- lichen hinauskommen auf die grössre Geschwindigkeit, Regelmässigkeit und Sicherheit, womit die nöthige Masse von Rohstoff stets so zugeführt werden kann, dass nie Unterbrechung entsteht. Je weniger diese Be- dingungen erfüllt sind, je geringer also Sicherheit, Regelmäßigkeit und Geschwindigkeit der Zufuhr, desto grösser muss der latente Theil des produktiven Kapitals, d. h. der noch seine Verarbeitung erwartende Vorrath von Rohstoffen u. s. w. in der Hand des Producenten sein. Diese Bedingungen stehn im umgekehrten Verhältniss zur Entwicklungshöhe der kapitalistischen Produktion und daher der Produktivkraft der gesellschaft- lichen Arbeit. Also auch der Vorrath in dieser Form. Indess ist das, was hier als Abnahme des Vorraths erscheint (z. B. bei Lalor), zum Theil nur Abnahme des Vorraths in der Form des Waarenkapitals oder des eigentlichen Waarenvorraths; also bloss Form- wechsel desselben Vorraths. Ist z. B. die Masse Kohlen, die täglich im Lande selbst producirt wird, also Umfang und Energie der Kohlenpro- duktion, gross, so braucht der Spinner kein grosses Kohlenlager um die Kontinuität seiner Produktion zu sichern. Die beständige sichere Er- neuerung der Kohlenzufuhr macht dies überflüssig. Zweitens: Die Ge- schwindigkeit, womit das Produkt eines Processes als Produktionsmittel in einen andren Process übergehn kann, hängt ab von der Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel. Die Wohlfeilheit des Trans- ports spielt grosse Rolle dabei. Der beständig erneuerte Transport z. B. von Kohlen von der Grube zur Spinnerei wäre theurer als die Versorgung mit einer grössren Kohlenmasse für längre Zeit bei relativ wohlfeilerm Transport. Diese beiden bisher betrachteten Umstände gehn aus dem Pro- duktionsprocess selbst hervor. Drittens wirkt ein die Entwicklung des Kreditsystems. Je weniger der Spinner für Erneuerung seiner Vorräthe an Baumwolle, Kohle etc. vom unmittelbaren Verkauf seines Garns ab- hängt — und je entwickelter das Kreditsystem, je geringer ist diese un- mittelbare Abhängigkeit — desto kleiner kann die relative Grösse dieser Vorräthe sein, um eine von den Zufällen des Garnverkaufs unabhängige kontinuirliche Garnproduktion auf gegebner Stufenleiter zu sichern. Vier- tens aber bedürfen viele Rohstoffe, Halbfabrikate etc. längrer Zeitperioden zu ihrer Produktion, und namentlich gilt dies von allen Rohstoffen, die die Agrikultur liefert. Soll keine Unterbrechung des Produktionsprocesses

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/153>, abgerufen am 22.11.2024.