macht die Waldzucht zu einem ungünstigen Privat- und daher kapitali- stischen Betriebszweig, welcher letztre wesentlich Privatbetrieb ist, auch wenn statt des einzelnen Kapitalisten der associirte Kapitalist auftritt. Die Entwicklung der Kultur und Industrie überhaupt hat sich von jeher so thätig in der Zerstörung der Waldungen gezeigt, dass dagegen Alles, was sie umgekehrt zu deren Erhaltung und Produktion gethan hat, eine vollständig verschwindende Größe ist.
Besonders bemerkenswerth in dem Citat von Kirchhof ist folgende Stelle: "Ausserdem erfordert die nachhaltige Holzproduktion selbst einen Vorrath lebendigen Holzes, welcher das zehn- bis vierzigfache der jähr- lichen Nutzung beträgt."
Ebenso bei der Viehzucht. Ein Theil der Heerde (Viehvorrath) bleibt im Produktionsprocess, während ein andrer Theil derselben als jähr- liches Produkt verkauft wird. Nur ein Theil des Kapitals schlägt hier jährlich um, ganz wie bei dem fixen Kapital, Maschinerie, Arbeitsvieh etc. Obgleich dies Kapital für längre Zeit im Produktionsprocess fixirtes Ka- pital ist, und so den Umschlag des Gesammtkapitals verlängert, bildet es nicht fixes Kapital im kategorischen Sinn.
Was hier Vorrath genannt wird -- ein bestimmtes Quantum leben- digen Holzes oder Viehs -- befindet sich relativ im Produktionsprocess (zugleich als Arbeitsmittel und als Arbeitsmaterial); nach den Natur- bedingungen seiner Reproduktion, bei geregelter Wirthschaft, muss sich stets ein bedeutender Theil in dieser Form befinden.
Aehnlich auf den Umschlag wirkt eine andre Art des Vorraths, die nur potentielles produktives Kapital bildet, aber in Folge der Natur der Wirthschaft in größren oder geringren Massen angehäuft sein, daher für längre Zeit der Produktion vorgeschossen sein muss, obgleich sie nur nach und nach in den aktiven Produktionsprocess eingeht. Dazu gehört z. B. der Dünger, bevor er aufs Feld geführt wird, ebenso Korn, Heu etc. und solche Lebensmittelvorräthe, die in die Produktion des Viehs eingehn. "Ein beträchtlicher Theil des Betriebskapitals ist in den Vorräthen der Wirthschaft enthalten. Diese können aber in ihrem Werth mehr oder weniger verlieren, sobald die für ihre gute Erhaltung erforderlichen Vor- sichtsmaßregeln nicht gehörig in Anwendung gebracht werden; ja es kann durch Mangel an Aufsicht selbst ein Theil der Produktenvorräthe für die Wirthschaft gänzlich verloren gehn. Es wird daher in dieser Beziehung
15*
macht die Waldzucht zu einem ungünstigen Privat- und daher kapitali- stischen Betriebszweig, welcher letztre wesentlich Privatbetrieb ist, auch wenn statt des einzelnen Kapitalisten der associirte Kapitalist auftritt. Die Entwicklung der Kultur und Industrie überhaupt hat sich von jeher so thätig in der Zerstörung der Waldungen gezeigt, dass dagegen Alles, was sie umgekehrt zu deren Erhaltung und Produktion gethan hat, eine vollständig verschwindende Größe ist.
Besonders bemerkenswerth in dem Citat von Kirchhof ist folgende Stelle: „Ausserdem erfordert die nachhaltige Holzproduktion selbst einen Vorrath lebendigen Holzes, welcher das zehn- bis vierzigfache der jähr- lichen Nutzung beträgt.“
Ebenso bei der Viehzucht. Ein Theil der Heerde (Viehvorrath) bleibt im Produktionsprocess, während ein andrer Theil derselben als jähr- liches Produkt verkauft wird. Nur ein Theil des Kapitals schlägt hier jährlich um, ganz wie bei dem fixen Kapital, Maschinerie, Arbeitsvieh etc. Obgleich dies Kapital für längre Zeit im Produktionsprocess fixirtes Ka- pital ist, und so den Umschlag des Gesammtkapitals verlängert, bildet es nicht fixes Kapital im kategorischen Sinn.
Was hier Vorrath genannt wird — ein bestimmtes Quantum leben- digen Holzes oder Viehs — befindet sich relativ im Produktionsprocess (zugleich als Arbeitsmittel und als Arbeitsmaterial); nach den Natur- bedingungen seiner Reproduktion, bei geregelter Wirthschaft, muss sich stets ein bedeutender Theil in dieser Form befinden.
Aehnlich auf den Umschlag wirkt eine andre Art des Vorraths, die nur potentielles produktives Kapital bildet, aber in Folge der Natur der Wirthschaft in größren oder geringren Massen angehäuft sein, daher für längre Zeit der Produktion vorgeschossen sein muss, obgleich sie nur nach und nach in den aktiven Produktionsprocess eingeht. Dazu gehört z. B. der Dünger, bevor er aufs Feld geführt wird, ebenso Korn, Heu etc. und solche Lebensmittelvorräthe, die in die Produktion des Viehs eingehn. „Ein beträchtlicher Theil des Betriebskapitals ist in den Vorräthen der Wirthschaft enthalten. Diese können aber in ihrem Werth mehr oder weniger verlieren, sobald die für ihre gute Erhaltung erforderlichen Vor- sichtsmaßregeln nicht gehörig in Anwendung gebracht werden; ja es kann durch Mangel an Aufsicht selbst ein Theil der Produktenvorräthe für die Wirthschaft gänzlich verloren gehn. Es wird daher in dieser Beziehung
15*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0261"n="227"/>
macht die Waldzucht zu einem ungünstigen Privat- und daher kapitali-<lb/>
stischen Betriebszweig, welcher letztre wesentlich Privatbetrieb ist, auch<lb/>
wenn statt des einzelnen Kapitalisten der associirte Kapitalist auftritt.<lb/>
Die Entwicklung der Kultur und Industrie überhaupt hat sich von jeher<lb/>
so thätig in der Zerstörung der Waldungen gezeigt, dass dagegen Alles,<lb/>
was sie umgekehrt zu deren Erhaltung und Produktion gethan hat, eine<lb/>
vollständig verschwindende Größe ist.</p><lb/><p>Besonders bemerkenswerth in dem Citat von Kirchhof ist folgende<lb/>
Stelle: „Ausserdem erfordert die nachhaltige Holzproduktion selbst einen<lb/>
Vorrath lebendigen Holzes, welcher das zehn- bis vierzigfache der jähr-<lb/>
lichen Nutzung beträgt.“</p><lb/><p>Ebenso bei der Viehzucht. Ein Theil der Heerde (Viehvorrath)<lb/>
bleibt im Produktionsprocess, während ein andrer Theil derselben als jähr-<lb/>
liches Produkt verkauft wird. Nur ein Theil des Kapitals schlägt hier<lb/>
jährlich um, ganz wie bei dem fixen Kapital, Maschinerie, Arbeitsvieh etc.<lb/>
Obgleich dies Kapital für längre Zeit im Produktionsprocess fixirtes Ka-<lb/>
pital ist, und so den Umschlag des Gesammtkapitals verlängert, bildet es<lb/>
nicht fixes Kapital im kategorischen Sinn.</p><lb/><p>Was hier Vorrath genannt wird — ein bestimmtes Quantum leben-<lb/>
digen Holzes oder Viehs — befindet sich relativ im Produktionsprocess<lb/>
(zugleich als Arbeitsmittel und als Arbeitsmaterial); nach den Natur-<lb/>
bedingungen seiner Reproduktion, bei geregelter Wirthschaft, muss sich<lb/>
stets ein bedeutender Theil in dieser Form befinden.</p><lb/><p>Aehnlich auf den Umschlag wirkt eine andre Art des Vorraths, die<lb/>
nur potentielles produktives Kapital bildet, aber in Folge der Natur der<lb/>
Wirthschaft in größren oder geringren Massen angehäuft sein, daher für<lb/>
längre Zeit der Produktion vorgeschossen sein muss, obgleich sie nur<lb/>
nach und nach in den aktiven Produktionsprocess eingeht. Dazu gehört<lb/>
z. B. der Dünger, bevor er aufs Feld geführt wird, ebenso Korn, Heu etc.<lb/>
und solche Lebensmittelvorräthe, die in die Produktion des Viehs eingehn.<lb/>„Ein beträchtlicher Theil des Betriebskapitals ist in den Vorräthen der<lb/>
Wirthschaft enthalten. Diese können aber in ihrem Werth mehr oder<lb/>
weniger verlieren, sobald die für ihre gute Erhaltung erforderlichen Vor-<lb/>
sichtsmaßregeln nicht gehörig in Anwendung gebracht werden; ja es kann<lb/>
durch Mangel an Aufsicht selbst ein Theil der Produktenvorräthe für die<lb/>
Wirthschaft gänzlich verloren gehn. Es wird daher in dieser Beziehung<lb/><fwplace="bottom"type="sig">15*</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[227/0261]
macht die Waldzucht zu einem ungünstigen Privat- und daher kapitali-
stischen Betriebszweig, welcher letztre wesentlich Privatbetrieb ist, auch
wenn statt des einzelnen Kapitalisten der associirte Kapitalist auftritt.
Die Entwicklung der Kultur und Industrie überhaupt hat sich von jeher
so thätig in der Zerstörung der Waldungen gezeigt, dass dagegen Alles,
was sie umgekehrt zu deren Erhaltung und Produktion gethan hat, eine
vollständig verschwindende Größe ist.
Besonders bemerkenswerth in dem Citat von Kirchhof ist folgende
Stelle: „Ausserdem erfordert die nachhaltige Holzproduktion selbst einen
Vorrath lebendigen Holzes, welcher das zehn- bis vierzigfache der jähr-
lichen Nutzung beträgt.“
Ebenso bei der Viehzucht. Ein Theil der Heerde (Viehvorrath)
bleibt im Produktionsprocess, während ein andrer Theil derselben als jähr-
liches Produkt verkauft wird. Nur ein Theil des Kapitals schlägt hier
jährlich um, ganz wie bei dem fixen Kapital, Maschinerie, Arbeitsvieh etc.
Obgleich dies Kapital für längre Zeit im Produktionsprocess fixirtes Ka-
pital ist, und so den Umschlag des Gesammtkapitals verlängert, bildet es
nicht fixes Kapital im kategorischen Sinn.
Was hier Vorrath genannt wird — ein bestimmtes Quantum leben-
digen Holzes oder Viehs — befindet sich relativ im Produktionsprocess
(zugleich als Arbeitsmittel und als Arbeitsmaterial); nach den Natur-
bedingungen seiner Reproduktion, bei geregelter Wirthschaft, muss sich
stets ein bedeutender Theil in dieser Form befinden.
Aehnlich auf den Umschlag wirkt eine andre Art des Vorraths, die
nur potentielles produktives Kapital bildet, aber in Folge der Natur der
Wirthschaft in größren oder geringren Massen angehäuft sein, daher für
längre Zeit der Produktion vorgeschossen sein muss, obgleich sie nur
nach und nach in den aktiven Produktionsprocess eingeht. Dazu gehört
z. B. der Dünger, bevor er aufs Feld geführt wird, ebenso Korn, Heu etc.
und solche Lebensmittelvorräthe, die in die Produktion des Viehs eingehn.
„Ein beträchtlicher Theil des Betriebskapitals ist in den Vorräthen der
Wirthschaft enthalten. Diese können aber in ihrem Werth mehr oder
weniger verlieren, sobald die für ihre gute Erhaltung erforderlichen Vor-
sichtsmaßregeln nicht gehörig in Anwendung gebracht werden; ja es kann
durch Mangel an Aufsicht selbst ein Theil der Produktenvorräthe für die
Wirthschaft gänzlich verloren gehn. Es wird daher in dieser Beziehung
15*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/261>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.