Baumwollabfall. Ostindische Baumwolle (Surat). Ein- fluss auf den Lohn der Arbeiter. Verbesserung in der Maschinerie. Ersetzung von Baumwolle durch Stärk- mehl und Mineralien. Wirkung dieser Stärkmehlschlichte auf die Arbeiter. Spinner feinerer Garnnummern. Be- trug der Fabrikanten.
"Ein Fabrikant schreibt mir wie folgt: ,Was die Schätzung des Baumwollverbrauchs per Spindel betrifft, so ziehn Sie wohl nicht hinreichend die Thatsache in Rechnung, dass, wenn Baum- wolle theuer ist, jeder Spinner gewöhnlicher Garne (sage bis Nr. 40, hauptsächlich Nr. 12--32) so feine Nummern spinnt wie er nur irgend kann, d. h. er wird Nr. 16 spinnen statt früher Nr. 12, oder Nr. 22 statt Nr. 16 u. s. w.; und der Weber, der diese feinen Garne verwebt, wird seinen Kattun auf das gewöhnliche Gewicht bringen, indem er um so viel mehr Schlichte zusetzt. Dies Hülfs- mittel wird jetzt benutzt in einem wirklich schmählichen Grad. Ich habe aus guter Quelle gehört, dass es ordinäre Shirtings für Export gibt, wovon das Stück 8 Lb wiegt, und wovon 2 Lb Schlichte waren. In Gewebe andrer Sorten wird oft bis zu 50 % Schlichte gesteckt; sodass der Fabrikant keineswegs lügt, der sich rühmt ein reicher Mann zu werden, indem er sein Gewebe für weniger Geld per Lb verkauft, als er für das Garn bezahlt hat, woraus es gemacht ist.' (Rep. Fact., Oktober 1863, p. 63.)
"Es sind mir auch Aussagen gemacht worden, dass die Weber ihren gesteigerten Krankheitsstand der Schlichte zuschreiben, die für die aus ostindischer Baumwolle gesponnenen Ketten verwandt wird, und die nicht mehr wie früher bloss aus Mehl besteht. Dies Surrogat für Mehl soll jedoch den sehr grossen Vortheil bieten, dass es das Gewicht des Gewebes bedeutend vermehrt, sodass 15 Lb Garn, wenn verwebt, zu 20 Lb werden." (ibidem. Dies Surrogat war gemahlner Talk, genannt China clay, oder Gyps, genannt French chalk.) -- "Der Verdienst der Weber (hier be- deutet dies die Arbeiter) ist sehr vermindert durch Anwendung von Surrogaten für Mehl als Kettenschlichte. Diese Schlichte macht das Garn schwerer, aber auch hart und brüchig. Jeder Faden der Kette geht im Webstuhl durch die sogenannte Litze, deren starke Fäden die Kette in der richtigen Lage halten; die hartgeschlich- teten Ketten verursachen fortwährende Fadenbrüche in der Litze; jeder Bruch verursacht dem Weber fünf Minuten Zeitverlust zur Reparatur; der Weber hat diese Schäden jetzt mindestens 10 mal so oft wie früher auszubessern, und der Stuhl leistet
Baumwollabfall. Ostindische Baumwolle (Surat). Ein- fluss auf den Lohn der Arbeiter. Verbesserung in der Maschinerie. Ersetzung von Baumwolle durch Stärk- mehl und Mineralien. Wirkung dieser Stärkmehlschlichte auf die Arbeiter. Spinner feinerer Garnnummern. Be- trug der Fabrikanten.
„Ein Fabrikant schreibt mir wie folgt: ‚Was die Schätzung des Baumwollverbrauchs per Spindel betrifft, so ziehn Sie wohl nicht hinreichend die Thatsache in Rechnung, dass, wenn Baum- wolle theuer ist, jeder Spinner gewöhnlicher Garne (sage bis Nr. 40, hauptsächlich Nr. 12—32) so feine Nummern spinnt wie er nur irgend kann, d. h. er wird Nr. 16 spinnen statt früher Nr. 12, oder Nr. 22 statt Nr. 16 u. s. w.; und der Weber, der diese feinen Garne verwebt, wird seinen Kattun auf das gewöhnliche Gewicht bringen, indem er um so viel mehr Schlichte zusetzt. Dies Hülfs- mittel wird jetzt benutzt in einem wirklich schmählichen Grad. Ich habe aus guter Quelle gehört, dass es ordinäre Shirtings für Export gibt, wovon das Stück 8 ℔ wiegt, und wovon 2 ℔ Schlichte waren. In Gewebe andrer Sorten wird oft bis zu 50 % Schlichte gesteckt; sodass der Fabrikant keineswegs lügt, der sich rühmt ein reicher Mann zu werden, indem er sein Gewebe für weniger Geld per ℔ verkauft, als er für das Garn bezahlt hat, woraus es gemacht ist.‘ (Rep. Fact., Oktober 1863, p. 63.)
„Es sind mir auch Aussagen gemacht worden, dass die Weber ihren gesteigerten Krankheitsstand der Schlichte zuschreiben, die für die aus ostindischer Baumwolle gesponnenen Ketten verwandt wird, und die nicht mehr wie früher bloss aus Mehl besteht. Dies Surrogat für Mehl soll jedoch den sehr grossen Vortheil bieten, dass es das Gewicht des Gewebes bedeutend vermehrt, sodass 15 ℔ Garn, wenn verwebt, zu 20 ℔ werden.“ (ibidem. Dies Surrogat war gemahlner Talk, genannt China clay, oder Gyps, genannt French chalk.) — „Der Verdienst der Weber (hier be- deutet dies die Arbeiter) ist sehr vermindert durch Anwendung von Surrogaten für Mehl als Kettenschlichte. Diese Schlichte macht das Garn schwerer, aber auch hart und brüchig. Jeder Faden der Kette geht im Webstuhl durch die sogenannte Litze, deren starke Fäden die Kette in der richtigen Lage halten; die hartgeschlich- teten Ketten verursachen fortwährende Fadenbrüche in der Litze; jeder Bruch verursacht dem Weber fünf Minuten Zeitverlust zur Reparatur; der Weber hat diese Schäden jetzt mindestens 10 mal so oft wie früher auszubessern, und der Stuhl leistet
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Baumwollabfall. Ostindische Baumwolle (Surat). Ein-
fluss auf den Lohn der Arbeiter. Verbesserung in der
Maschinerie. Ersetzung von Baumwolle durch Stärk-
mehl und Mineralien. Wirkung dieser Stärkmehlschlichte
auf die Arbeiter. Spinner feinerer Garnnummern. Be-
trug der Fabrikanten.
„Ein Fabrikant schreibt mir wie folgt: ‚Was die Schätzung
des Baumwollverbrauchs per Spindel betrifft, so ziehn Sie wohl
nicht hinreichend die Thatsache in Rechnung, dass, wenn Baum-
wolle theuer ist, jeder Spinner gewöhnlicher Garne (sage bis Nr. 40,
hauptsächlich Nr. 12—32) so feine Nummern spinnt wie er nur
irgend kann, d. h. er wird Nr. 16 spinnen statt früher Nr. 12,
oder Nr. 22 statt Nr. 16 u. s. w.; und der Weber, der diese feinen
Garne verwebt, wird seinen Kattun auf das gewöhnliche Gewicht
bringen, indem er um so viel mehr Schlichte zusetzt. Dies Hülfs-
mittel wird jetzt benutzt in einem wirklich schmählichen Grad.
Ich habe aus guter Quelle gehört, dass es ordinäre Shirtings für
Export gibt, wovon das Stück 8 ℔ wiegt, und wovon 2 ℔ Schlichte
waren. In Gewebe andrer Sorten wird oft bis zu 50 % Schlichte
gesteckt; sodass der Fabrikant keineswegs lügt, der sich rühmt
ein reicher Mann zu werden, indem er sein Gewebe für weniger
Geld per ℔ verkauft, als er für das Garn bezahlt hat, woraus es
gemacht ist.‘ (Rep. Fact., Oktober 1863, p. 63.)
„Es sind mir auch Aussagen gemacht worden, dass die Weber
ihren gesteigerten Krankheitsstand der Schlichte zuschreiben, die
für die aus ostindischer Baumwolle gesponnenen Ketten verwandt
wird, und die nicht mehr wie früher bloss aus Mehl besteht.
Dies Surrogat für Mehl soll jedoch den sehr grossen Vortheil
bieten, dass es das Gewicht des Gewebes bedeutend vermehrt, sodass
15 ℔ Garn, wenn verwebt, zu 20 ℔ werden.“ (ibidem. Dies
Surrogat war gemahlner Talk, genannt China clay, oder Gyps,
genannt French chalk.) — „Der Verdienst der Weber (hier be-
deutet dies die Arbeiter) ist sehr vermindert durch Anwendung
von Surrogaten für Mehl als Kettenschlichte. Diese Schlichte macht
das Garn schwerer, aber auch hart und brüchig. Jeder Faden der
Kette geht im Webstuhl durch die sogenannte Litze, deren starke
Fäden die Kette in der richtigen Lage halten; die hartgeschlich-
teten Ketten verursachen fortwährende Fadenbrüche in der Litze;
jeder Bruch verursacht dem Weber fünf Minuten Zeitverlust
zur Reparatur; der Weber hat diese Schäden jetzt mindestens
10 mal so oft wie früher auszubessern, und der Stuhl leistet
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/141>, abgerufen am 24.11.2024.
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