ist (wie die Verwerthung des Kapitals ihr einziger Zweck), ver- langsamt ihr Fall die Bildung neuer selbständiger Kapitale und erscheint so als bedrohlich für die Entwicklung des kapitalistischen Produktionsprocesses; er befördert Ueberproduktion, Spekulation, Krisen, überflüssiges Kapital neben überflüssiger Bevölkerung. Die Oekonomen also, die wie Ricardo, die kapitalistische Produktions- weise für die absolute halten, fühlen hier, dass diese Produktions- weise sich selbst eine Schranke schafft, und schieben daher diese Schranke nicht der Produktion zu, sondern der Natur (in der Lehre von der Rente). Das Wichtige aber in ihrem Horror vor der fallenden Profitrate ist das Gefühl, dass die kapitalistische Pro- duktionsweise an der Entwicklung der Produktivkräfte eine Schranke findet, die nichts mit der Produktion des Reichthums als solcher zu thun hat; und diese eigenthümliche Schranke bezeugt die Be- schränktheit und den nur historischen, vorübergehenden Charakter der kapitalistischen Produktionsweise; bezeugt, dass sie keine für die Produktion des Reichthums absolute Produktionsweise ist, viel- mehr mit seiner Fortentwicklung auf gewisser Stufe in Konflikt tritt.
Ricardo und seine Schule betrachten allerdings nur den indu- striellen Profit, worin der Zins eingeschlossen. Aber auch die Rate der Grundrente hat fallende Tendenz, obgleich ihre absolute Masse wächst, und sie auch proportionell wachsen mag gegen den industriellen Profit. (Siehe Ed. West, der vor Ricardo das Gesetz der Grundrente entwickelt hat.) Betrachten wir das gesellschaft- liche Gesammtkapital C, und setzen wir p1 für den, nach Abzug von Zins und Grundrente bleibenden industriellen Profit, z für den Zins und r für die Grundrente, so ist + . Wir haben gesehn, dass obwohl im Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion m, die Gesammtsumme des Mehr- werths, stetig wächst, dennoch ebenso stetig abnimmt, weil C noch rascher wächst als m. Es ist also durchaus kein Wider- spruch, dass p1, z und r jedes für sich stets wachsen können, während sowohl wie und jedes für sich immer kleiner werden, oder dass p1 gegen z, oder r gegen p1, oder auch gegen p1 und z relativ wächst. Bei steigendem Gesammtmehrwerth oder Profit m = p, aber gleichzeitig fallenden Profitrate = kann das
ist (wie die Verwerthung des Kapitals ihr einziger Zweck), ver- langsamt ihr Fall die Bildung neuer selbständiger Kapitale und erscheint so als bedrohlich für die Entwicklung des kapitalistischen Produktionsprocesses; er befördert Ueberproduktion, Spekulation, Krisen, überflüssiges Kapital neben überflüssiger Bevölkerung. Die Oekonomen also, die wie Ricardo, die kapitalistische Produktions- weise für die absolute halten, fühlen hier, dass diese Produktions- weise sich selbst eine Schranke schafft, und schieben daher diese Schranke nicht der Produktion zu, sondern der Natur (in der Lehre von der Rente). Das Wichtige aber in ihrem Horror vor der fallenden Profitrate ist das Gefühl, dass die kapitalistische Pro- duktionsweise an der Entwicklung der Produktivkräfte eine Schranke findet, die nichts mit der Produktion des Reichthums als solcher zu thun hat; und diese eigenthümliche Schranke bezeugt die Be- schränktheit und den nur historischen, vorübergehenden Charakter der kapitalistischen Produktionsweise; bezeugt, dass sie keine für die Produktion des Reichthums absolute Produktionsweise ist, viel- mehr mit seiner Fortentwicklung auf gewisser Stufe in Konflikt tritt.
Ricardo und seine Schule betrachten allerdings nur den indu- striellen Profit, worin der Zins eingeschlossen. Aber auch die Rate der Grundrente hat fallende Tendenz, obgleich ihre absolute Masse wächst, und sie auch proportionell wachsen mag gegen den industriellen Profit. (Siehe Ed. West, der vor Ricardo das Gesetz der Grundrente entwickelt hat.) Betrachten wir das gesellschaft- liche Gesammtkapital C, und setzen wir p1 für den, nach Abzug von Zins und Grundrente bleibenden industriellen Profit, z für den Zins und r für die Grundrente, so ist + . Wir haben gesehn, dass obwohl im Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion m, die Gesammtsumme des Mehr- werths, stetig wächst, dennoch ebenso stetig abnimmt, weil C noch rascher wächst als m. Es ist also durchaus kein Wider- spruch, dass p1, z und r jedes für sich stets wachsen können, während sowohl wie und jedes für sich immer kleiner werden, oder dass p1 gegen z, oder r gegen p1, oder auch gegen p1 und z relativ wächst. Bei steigendem Gesammtmehrwerth oder Profit m = p, aber gleichzeitig fallenden Profitrate = kann das
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Oekonomen also, die wie Ricardo, die kapitalistische Produktions-
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Schranke nicht der Produktion zu, sondern der Natur (in der Lehre
von der Rente). Das Wichtige aber in ihrem Horror vor der
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zu thun hat; und diese eigenthümliche Schranke bezeugt die Be-
schränktheit und den nur historischen, vorübergehenden Charakter
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mehr mit seiner Fortentwicklung auf gewisser Stufe in Konflikt
tritt.
Ricardo und seine Schule betrachten allerdings nur den indu-
striellen Profit, worin der Zins eingeschlossen. Aber auch die
Rate der Grundrente hat fallende Tendenz, obgleich ihre absolute
Masse wächst, und sie auch proportionell wachsen mag gegen den
industriellen Profit. (Siehe Ed. West, der vor Ricardo das Gesetz
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/257>, abgerufen am 22.11.2024.
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