sammtbetrag, ist bestimmt erstens durch seine Rate, zweitens aber durch die Masse der zu dieser Rate gleichzeitig angewandten Arbeit, oder was dasselbe, durch die Grösse des variablen Kapitals. Nach der einen Seite hin steigt der eine Faktor, die Rate des Mehr- werths; nach der andren fällt (verhältnissmäßig oder absolut) der andre Faktor, die Anzahl der Arbeiter. Soweit die Entwicklung der Produktionskraft den bezahlten Theil der angewandten Arbeit vermindert, steigert sie den Mehrwerth, weil seine Rate; soweit sie jedoch die Gesammtmasse der von einem gegebnen Kapital ange- wandten Arbeit vermindert, vermindert sie den Faktor der Anzahl, womit die Rate des Mehrwerths multiplicirt wird, um seine Masse herauszubringen. Zwei Arbeiter, die 12 Stunden täglich arbeiten, können nicht dieselbe Masse Mehrwerth liefern wie 24, die jeder nur 2 Stunden arbeiten, selbst wenn sie von der Luft leben könnten und daher gar nicht für sich selbst zu arbeiten hätten. In dieser Beziehung hat also die Kompensation der verringerten Arbeiterzahl durch Steigerung des Exploitationsgrads der Arbeit gewisse nicht überschreitbare Grenzen; sie kann daher den Fall der Profitrate wohl hemmen, aber nicht aufheben.
Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise fällt also die Rate des Profits, während seine Masse mit der zunehmenden Masse des angewandten Kapitals steigt. Die Rate gegeben, hängt die absolute Masse, worin das Kapital wächst, ab von seiner vor- handnen Grösse. Aber andrerseits diese Grösse gegeben, hängt das Verhältniss, worin es wächst, die Rate seines Wachsthums, von der Profitrate ab. Direkt kann die Steigerung der Produktiv- kraft (die ausserdem, wie erwähnt, stets mit Entwerthung des vor- handnen Kapitals Hand in Hand geht) die Werthgrösse des Kapi- tals nur vermehren, wenn sie durch Erhöhung der Profitrate den Werththeil des jährlichen Produkts vermehrt, der in Kapital rück- verwandelt wird. Soweit die Produktivkraft der Arbeit in Betracht kommt, kann dies nur geschehn (denn diese Produktivkraft hat direkt nichts zu thun mit dem Werth des vorhandnen Kapitals), soweit dadurch entweder der relative Mehrwerth erhöht, oder der Werth des konstanten Kapitals vermindert wird, also die Waaren verwohlfeilert werden, die entweder in die Reproduktion der Arbeits- kraft oder in die Elemente des konstanten Kapitals eingehn. Beides schliesst aber Entwerthung des vorhandnen Kapitals ein, und beides geht Hand in Hand mit der Verminderung des variablen Kapitals gegenüber dem konstanten. Beides bedingt den Fall der Profitrate und beides verlangsamt ihn. Sofern ferner gesteigerte Profitrate
sammtbetrag, ist bestimmt erstens durch seine Rate, zweitens aber durch die Masse der zu dieser Rate gleichzeitig angewandten Arbeit, oder was dasselbe, durch die Grösse des variablen Kapitals. Nach der einen Seite hin steigt der eine Faktor, die Rate des Mehr- werths; nach der andren fällt (verhältnissmäßig oder absolut) der andre Faktor, die Anzahl der Arbeiter. Soweit die Entwicklung der Produktionskraft den bezahlten Theil der angewandten Arbeit vermindert, steigert sie den Mehrwerth, weil seine Rate; soweit sie jedoch die Gesammtmasse der von einem gegebnen Kapital ange- wandten Arbeit vermindert, vermindert sie den Faktor der Anzahl, womit die Rate des Mehrwerths multiplicirt wird, um seine Masse herauszubringen. Zwei Arbeiter, die 12 Stunden täglich arbeiten, können nicht dieselbe Masse Mehrwerth liefern wie 24, die jeder nur 2 Stunden arbeiten, selbst wenn sie von der Luft leben könnten und daher gar nicht für sich selbst zu arbeiten hätten. In dieser Beziehung hat also die Kompensation der verringerten Arbeiterzahl durch Steigerung des Exploitationsgrads der Arbeit gewisse nicht überschreitbare Grenzen; sie kann daher den Fall der Profitrate wohl hemmen, aber nicht aufheben.
Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise fällt also die Rate des Profits, während seine Masse mit der zunehmenden Masse des angewandten Kapitals steigt. Die Rate gegeben, hängt die absolute Masse, worin das Kapital wächst, ab von seiner vor- handnen Grösse. Aber andrerseits diese Grösse gegeben, hängt das Verhältniss, worin es wächst, die Rate seines Wachsthums, von der Profitrate ab. Direkt kann die Steigerung der Produktiv- kraft (die ausserdem, wie erwähnt, stets mit Entwerthung des vor- handnen Kapitals Hand in Hand geht) die Werthgrösse des Kapi- tals nur vermehren, wenn sie durch Erhöhung der Profitrate den Werththeil des jährlichen Produkts vermehrt, der in Kapital rück- verwandelt wird. Soweit die Produktivkraft der Arbeit in Betracht kommt, kann dies nur geschehn (denn diese Produktivkraft hat direkt nichts zu thun mit dem Werth des vorhandnen Kapitals), soweit dadurch entweder der relative Mehrwerth erhöht, oder der Werth des konstanten Kapitals vermindert wird, also die Waaren verwohlfeilert werden, die entweder in die Reproduktion der Arbeits- kraft oder in die Elemente des konstanten Kapitals eingehn. Beides schliesst aber Entwerthung des vorhandnen Kapitals ein, und beides geht Hand in Hand mit der Verminderung des variablen Kapitals gegenüber dem konstanten. Beides bedingt den Fall der Profitrate und beides verlangsamt ihn. Sofern ferner gesteigerte Profitrate
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sammtbetrag, ist bestimmt erstens durch seine Rate, zweitens aber
durch die Masse der zu dieser Rate gleichzeitig angewandten Arbeit,
oder was dasselbe, durch die Grösse des variablen Kapitals. Nach
der einen Seite hin steigt der eine Faktor, die Rate des Mehr-
werths; nach der andren fällt (verhältnissmäßig oder absolut) der
andre Faktor, die Anzahl der Arbeiter. Soweit die Entwicklung
der Produktionskraft den bezahlten Theil der angewandten Arbeit
vermindert, steigert sie den Mehrwerth, weil seine Rate; soweit sie
jedoch die Gesammtmasse der von einem gegebnen Kapital ange-
wandten Arbeit vermindert, vermindert sie den Faktor der Anzahl,
womit die Rate des Mehrwerths multiplicirt wird, um seine Masse
herauszubringen. Zwei Arbeiter, die 12 Stunden täglich arbeiten,
können nicht dieselbe Masse Mehrwerth liefern wie 24, die jeder
nur 2 Stunden arbeiten, selbst wenn sie von der Luft leben könnten
und daher gar nicht für sich selbst zu arbeiten hätten. In dieser
Beziehung hat also die Kompensation der verringerten Arbeiterzahl
durch Steigerung des Exploitationsgrads der Arbeit gewisse nicht
überschreitbare Grenzen; sie kann daher den Fall der Profitrate
wohl hemmen, aber nicht aufheben.
Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise fällt
also die Rate des Profits, während seine Masse mit der zunehmenden
Masse des angewandten Kapitals steigt. Die Rate gegeben, hängt
die absolute Masse, worin das Kapital wächst, ab von seiner vor-
handnen Grösse. Aber andrerseits diese Grösse gegeben, hängt
das Verhältniss, worin es wächst, die Rate seines Wachsthums,
von der Profitrate ab. Direkt kann die Steigerung der Produktiv-
kraft (die ausserdem, wie erwähnt, stets mit Entwerthung des vor-
handnen Kapitals Hand in Hand geht) die Werthgrösse des Kapi-
tals nur vermehren, wenn sie durch Erhöhung der Profitrate den
Werththeil des jährlichen Produkts vermehrt, der in Kapital rück-
verwandelt wird. Soweit die Produktivkraft der Arbeit in Betracht
kommt, kann dies nur geschehn (denn diese Produktivkraft hat
direkt nichts zu thun mit dem Werth des vorhandnen Kapitals),
soweit dadurch entweder der relative Mehrwerth erhöht, oder der
Werth des konstanten Kapitals vermindert wird, also die Waaren
verwohlfeilert werden, die entweder in die Reproduktion der Arbeits-
kraft oder in die Elemente des konstanten Kapitals eingehn. Beides
schliesst aber Entwerthung des vorhandnen Kapitals ein, und beides
geht Hand in Hand mit der Verminderung des variablen Kapitals
gegenüber dem konstanten. Beides bedingt den Fall der Profitrate
und beides verlangsamt ihn. Sofern ferner gesteigerte Profitrate
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/263>, abgerufen am 22.11.2024.
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