so kann es diese Eigenschaften nicht dadurch erwerben, dass es, statt vom industriellen Kapitalisten, von einer andern Abtheilung Kapitalisten, zur Verrichtung derselben Funktionen, beständig in Cirkulation geworfen wird. Wie weit das Kaufmannskapital in- direkt produktiv sein kann, ist bereits angedeutet, und wird später noch weiter erörtert werden.
Das Waarenhandlungskapital also -- abgestreift alle heterogenen Funktionen, wie Aufbewahren, Spediren, Transportiren, Eintheilen, Detailliren, die damit verknüpft sein mögen, und beschränkt auf seine wahre Funktion des Kaufens um zu verkaufen -- schafft weder Werth noch Mehrwerth, sondern vermittelt nur ihre Reali- sation, und damit zugleich den wirklichen Austausch der Waaren, ihr Uebergehn aus einer Hand in die andre, den gesellschaftlichen Stoffwechsel. Dennoch, da die Cirkulationsphase des industriellen Kapitals ebensosehr eine Phase des Reproduktionsprocesses bildet wie die Produktion, muss das im Cirkulationsprocess selbständig fungirende Kapital ebensosehr den jährlichen Durchschnittsprofit abwerfen wie das in den verschiednen Zweigen der Produktion fun- girende Kapital. Würfe das Kaufmannskapital einen höhern pro- centigen Durchschnittsprofit ab als das industrielle Kapital, so würde sich ein Theil des industriellen Kapitals in Kaufmannskapital verwandeln. Würfe es einen niedrigern Durchschnittsprofit ab, so fände der umgekehrte Process statt. Ein Theil des Kaufmanns- kapitals würde sich in industrielles verwandeln. Keine Kapital- gattung hat grössre Leichtigkeit, ihre Bestimmung, ihre Funktion zu ändern, als das Kaufmannskapital.
Da das Kaufmannskapital selbst keinen Mehrwerth erzeugt, so ist klar, dass der Mehrwerth, der in der Form des Durchschnitts- profits auf es fällt, einen Theil des von dem gesammten produktiven Kapital erzeugten Mehrwerths bildet. Aber die Frage ist nun die: Wie zieht das Kaufmannskapital den ihm zufallenden Theil des vom produktiven Kapital erzeugten Mehrwerths oder Profits an sich?
Es ist nur Schein, dass der merkantile Profit blosser Zuschlag, nominelle Erhöhung des Preises der Waaren über ihren Werth.
Es ist klar, dass der Kaufmann seinen Profit nur aus dem Preis der von ihm verkauften Waaren beziehn kann, und noch mehr, dass dieser Profit, den er beim Verkauf seiner Waaren macht, gleich sein muss der Differenz zwischen seinem Kaufpreis und seinem Verkaufspreis, gleich dem Ueberschuss des erstern über den letztern.
Es ist möglich, dass nach dem Kauf der Waare und vor ihrem
so kann es diese Eigenschaften nicht dadurch erwerben, dass es, statt vom industriellen Kapitalisten, von einer andern Abtheilung Kapitalisten, zur Verrichtung derselben Funktionen, beständig in Cirkulation geworfen wird. Wie weit das Kaufmannskapital in- direkt produktiv sein kann, ist bereits angedeutet, und wird später noch weiter erörtert werden.
Das Waarenhandlungskapital also — abgestreift alle heterogenen Funktionen, wie Aufbewahren, Spediren, Transportiren, Eintheilen, Detailliren, die damit verknüpft sein mögen, und beschränkt auf seine wahre Funktion des Kaufens um zu verkaufen — schafft weder Werth noch Mehrwerth, sondern vermittelt nur ihre Reali- sation, und damit zugleich den wirklichen Austausch der Waaren, ihr Uebergehn aus einer Hand in die andre, den gesellschaftlichen Stoffwechsel. Dennoch, da die Cirkulationsphase des industriellen Kapitals ebensosehr eine Phase des Reproduktionsprocesses bildet wie die Produktion, muss das im Cirkulationsprocess selbständig fungirende Kapital ebensosehr den jährlichen Durchschnittsprofit abwerfen wie das in den verschiednen Zweigen der Produktion fun- girende Kapital. Würfe das Kaufmannskapital einen höhern pro- centigen Durchschnittsprofit ab als das industrielle Kapital, so würde sich ein Theil des industriellen Kapitals in Kaufmannskapital verwandeln. Würfe es einen niedrigern Durchschnittsprofit ab, so fände der umgekehrte Process statt. Ein Theil des Kaufmanns- kapitals würde sich in industrielles verwandeln. Keine Kapital- gattung hat grössre Leichtigkeit, ihre Bestimmung, ihre Funktion zu ändern, als das Kaufmannskapital.
Da das Kaufmannskapital selbst keinen Mehrwerth erzeugt, so ist klar, dass der Mehrwerth, der in der Form des Durchschnitts- profits auf es fällt, einen Theil des von dem gesammten produktiven Kapital erzeugten Mehrwerths bildet. Aber die Frage ist nun die: Wie zieht das Kaufmannskapital den ihm zufallenden Theil des vom produktiven Kapital erzeugten Mehrwerths oder Profits an sich?
Es ist nur Schein, dass der merkantile Profit blosser Zuschlag, nominelle Erhöhung des Preises der Waaren über ihren Werth.
Es ist klar, dass der Kaufmann seinen Profit nur aus dem Preis der von ihm verkauften Waaren beziehn kann, und noch mehr, dass dieser Profit, den er beim Verkauf seiner Waaren macht, gleich sein muss der Differenz zwischen seinem Kaufpreis und seinem Verkaufspreis, gleich dem Ueberschuss des erstern über den letztern.
Es ist möglich, dass nach dem Kauf der Waare und vor ihrem
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so kann es diese Eigenschaften nicht dadurch erwerben, dass es,
statt vom industriellen Kapitalisten, von einer andern Abtheilung
Kapitalisten, zur Verrichtung derselben Funktionen, beständig in
Cirkulation geworfen wird. Wie weit das Kaufmannskapital in-
direkt produktiv sein kann, ist bereits angedeutet, und wird später
noch weiter erörtert werden.
Das Waarenhandlungskapital also — abgestreift alle heterogenen
Funktionen, wie Aufbewahren, Spediren, Transportiren, Eintheilen,
Detailliren, die damit verknüpft sein mögen, und beschränkt auf
seine wahre Funktion des Kaufens um zu verkaufen — schafft
weder Werth noch Mehrwerth, sondern vermittelt nur ihre Reali-
sation, und damit zugleich den wirklichen Austausch der Waaren,
ihr Uebergehn aus einer Hand in die andre, den gesellschaftlichen
Stoffwechsel. Dennoch, da die Cirkulationsphase des industriellen
Kapitals ebensosehr eine Phase des Reproduktionsprocesses bildet
wie die Produktion, muss das im Cirkulationsprocess selbständig
fungirende Kapital ebensosehr den jährlichen Durchschnittsprofit
abwerfen wie das in den verschiednen Zweigen der Produktion fun-
girende Kapital. Würfe das Kaufmannskapital einen höhern pro-
centigen Durchschnittsprofit ab als das industrielle Kapital, so
würde sich ein Theil des industriellen Kapitals in Kaufmannskapital
verwandeln. Würfe es einen niedrigern Durchschnittsprofit ab, so
fände der umgekehrte Process statt. Ein Theil des Kaufmanns-
kapitals würde sich in industrielles verwandeln. Keine Kapital-
gattung hat grössre Leichtigkeit, ihre Bestimmung, ihre Funktion
zu ändern, als das Kaufmannskapital.
Da das Kaufmannskapital selbst keinen Mehrwerth erzeugt, so
ist klar, dass der Mehrwerth, der in der Form des Durchschnitts-
profits auf es fällt, einen Theil des von dem gesammten produktiven
Kapital erzeugten Mehrwerths bildet. Aber die Frage ist nun die:
Wie zieht das Kaufmannskapital den ihm zufallenden Theil des
vom produktiven Kapital erzeugten Mehrwerths oder Profits an sich?
Es ist nur Schein, dass der merkantile Profit blosser Zuschlag,
nominelle Erhöhung des Preises der Waaren über ihren Werth.
Es ist klar, dass der Kaufmann seinen Profit nur aus dem Preis
der von ihm verkauften Waaren beziehn kann, und noch mehr,
dass dieser Profit, den er beim Verkauf seiner Waaren macht,
gleich sein muss der Differenz zwischen seinem Kaufpreis und
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/299>, abgerufen am 22.11.2024.
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