Waare = ihrem Produktionspreise + dem merkantilen (kommerziellen) Profit ist. Wie das industrielle Kapital nur Profit realisirt, der als Mehrwerth schon im Werth der Waare steckt, so das Handels- kapital nur, weil der ganze Mehrwerth oder Profit noch nicht realisirt ist in dem vom industriellen Kapital realisirten Preis der Waare.39) Der Verkaufspreis des Kaufmanns steht so über dem Einkaufspreis, nicht weil jener über, sondern weil dieser unter dem Totalwerth steht.
Das Kaufmannskapital geht also ein in die Ausgleichung des Mehrwerths zum Durchschnittsprofit, obgleich nicht in die Pro- duktion dieses Mehrwerths. Daher enthält die allgemeine Profit- rate bereits den Abzug vom Mehrwerth, der dem Kaufmannskapital zukommt, also einen Abzug vom Profit des industriellen Kapitals.
Es folgt aus dem Bisherigen:
1) Je grösser das Kaufmannskapital im Verhältniss zum industriellen Kapital, desto kleiner die Rate des industriellen Profits und um- gekehrt.
2) Wenn es sich im ersten Abschnitt zeigte, dass die Profitrate immer eine kleinere Rate ausdrückt, als die Rate des wirklichen Mehrwerths, d. h. den Exploitationsgrad der Arbeit immer zu klein ausdrückt, z. B. im obigen Fall 720c + 180v + 180m, eine Rate des Mehrwerths von 100 %, als eine Profitrate von nur 20 %, so weicht dies Verhältniss noch mehr ab, so weit nun die Durch- schnittsprofitrate selbst, bei Einrechnung des dem Kaufmannskapital zufallenden Antheils, wieder kleiner erscheint, hier als 18 % statt 20 %. Die Durchschnittsrate des Profits des direkt exploitirenden Kapitalisten drückt also die Rate des Profits kleiner aus, als sie wirklich ist.
Alle andren Umstände gleichbleibend vorausgesetzt, wird der relative Umfang des Kaufmannskapitals (wobei aber das der Klein- händler, eine Zwittergattung, Ausnahme bildet) in umgekehrtem Verhältniss stehn zur Geschwindigkeit seines Umschlags, also im umgekehrten Verhältniss zur Energie des Reproduktionsprocesses überhaupt. Im Gang der wissenschaftlichen Analyse erscheint die Bildung der allgemeinen Profitrate als ausgehend von den indu- striellen Kapitalen und ihrer Konkurrenz, und erst später berichtigt, ergänzt und modificirt durch die Dazwischenkunft des Kaufmanns- kapitals. Im Gang der historischen Entwicklung verhält sich die
39) John Bellers.
Waare = ihrem Produktionspreise + dem merkantilen (kommerziellen) Profit ist. Wie das industrielle Kapital nur Profit realisirt, der als Mehrwerth schon im Werth der Waare steckt, so das Handels- kapital nur, weil der ganze Mehrwerth oder Profit noch nicht realisirt ist in dem vom industriellen Kapital realisirten Preis der Waare.39) Der Verkaufspreis des Kaufmanns steht so über dem Einkaufspreis, nicht weil jener über, sondern weil dieser unter dem Totalwerth steht.
Das Kaufmannskapital geht also ein in die Ausgleichung des Mehrwerths zum Durchschnittsprofit, obgleich nicht in die Pro- duktion dieses Mehrwerths. Daher enthält die allgemeine Profit- rate bereits den Abzug vom Mehrwerth, der dem Kaufmannskapital zukommt, also einen Abzug vom Profit des industriellen Kapitals.
Es folgt aus dem Bisherigen:
1) Je grösser das Kaufmannskapital im Verhältniss zum industriellen Kapital, desto kleiner die Rate des industriellen Profits und um- gekehrt.
2) Wenn es sich im ersten Abschnitt zeigte, dass die Profitrate immer eine kleinere Rate ausdrückt, als die Rate des wirklichen Mehrwerths, d. h. den Exploitationsgrad der Arbeit immer zu klein ausdrückt, z. B. im obigen Fall 720c + 180v + 180m, eine Rate des Mehrwerths von 100 %, als eine Profitrate von nur 20 %, so weicht dies Verhältniss noch mehr ab, so weit nun die Durch- schnittsprofitrate selbst, bei Einrechnung des dem Kaufmannskapital zufallenden Antheils, wieder kleiner erscheint, hier als 18 % statt 20 %. Die Durchschnittsrate des Profits des direkt exploitirenden Kapitalisten drückt also die Rate des Profits kleiner aus, als sie wirklich ist.
Alle andren Umstände gleichbleibend vorausgesetzt, wird der relative Umfang des Kaufmannskapitals (wobei aber das der Klein- händler, eine Zwittergattung, Ausnahme bildet) in umgekehrtem Verhältniss stehn zur Geschwindigkeit seines Umschlags, also im umgekehrten Verhältniss zur Energie des Reproduktionsprocesses überhaupt. Im Gang der wissenschaftlichen Analyse erscheint die Bildung der allgemeinen Profitrate als ausgehend von den indu- striellen Kapitalen und ihrer Konkurrenz, und erst später berichtigt, ergänzt und modificirt durch die Dazwischenkunft des Kaufmanns- kapitals. Im Gang der historischen Entwicklung verhält sich die
39) John Bellers.
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Waare = ihrem Produktionspreise + dem merkantilen (kommerziellen)
Profit ist. Wie das industrielle Kapital nur Profit realisirt, der
als Mehrwerth schon im Werth der Waare steckt, so das Handels-
kapital nur, weil der ganze Mehrwerth oder Profit noch nicht
realisirt ist in dem vom industriellen Kapital realisirten Preis der
Waare. 39) Der Verkaufspreis des Kaufmanns steht so über dem
Einkaufspreis, nicht weil jener über, sondern weil dieser unter dem
Totalwerth steht.
Das Kaufmannskapital geht also ein in die Ausgleichung des
Mehrwerths zum Durchschnittsprofit, obgleich nicht in die Pro-
duktion dieses Mehrwerths. Daher enthält die allgemeine Profit-
rate bereits den Abzug vom Mehrwerth, der dem Kaufmannskapital
zukommt, also einen Abzug vom Profit des industriellen Kapitals.
Es folgt aus dem Bisherigen:
1) Je grösser das Kaufmannskapital im Verhältniss zum industriellen
Kapital, desto kleiner die Rate des industriellen Profits und um-
gekehrt.
2) Wenn es sich im ersten Abschnitt zeigte, dass die Profitrate
immer eine kleinere Rate ausdrückt, als die Rate des wirklichen
Mehrwerths, d. h. den Exploitationsgrad der Arbeit immer zu klein
ausdrückt, z. B. im obigen Fall 720c + 180v + 180m, eine Rate
des Mehrwerths von 100 %, als eine Profitrate von nur 20 %, so
weicht dies Verhältniss noch mehr ab, so weit nun die Durch-
schnittsprofitrate selbst, bei Einrechnung des dem Kaufmannskapital
zufallenden Antheils, wieder kleiner erscheint, hier als 18 % statt
20 %. Die Durchschnittsrate des Profits des direkt exploitirenden
Kapitalisten drückt also die Rate des Profits kleiner aus, als sie
wirklich ist.
Alle andren Umstände gleichbleibend vorausgesetzt, wird der
relative Umfang des Kaufmannskapitals (wobei aber das der Klein-
händler, eine Zwittergattung, Ausnahme bildet) in umgekehrtem
Verhältniss stehn zur Geschwindigkeit seines Umschlags, also im
umgekehrten Verhältniss zur Energie des Reproduktionsprocesses
überhaupt. Im Gang der wissenschaftlichen Analyse erscheint die
Bildung der allgemeinen Profitrate als ausgehend von den indu-
striellen Kapitalen und ihrer Konkurrenz, und erst später berichtigt,
ergänzt und modificirt durch die Dazwischenkunft des Kaufmanns-
kapitals. Im Gang der historischen Entwicklung verhält sich die
39) John Bellers.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/304>, abgerufen am 22.11.2024.
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