Sache geradezu umgekehrt. Es ist das kommerzielle Kapital, das zuerst die Preise der Waaren mehr oder minder durch ihre Werthe bestimmt, und es ist die Sphäre der den Reproduktionsprocess ver- mittelnden Cirkulation, worin zuerst eine allgemeine Profitrate sich bildet. Der kommerzielle Profit bestimmt ursprünglich den indu- striellen Profit. Erst sobald die kapitalistische Produktionsweise durchgedrungen, und der Producent selbst Kaufmann geworden, wird der merkantile Profit reducirt auf den aliquoten Theil des Gesammtmehrwerths, der dem Handelskapital als einem aliquoten Theil des im gesellschaftlichen Reproduktionsprocess beschäftigten Gesammtkapitals zukommt.
In der ergänzenden Ausgleichung der Profite durch die Dazwischen- kunft des Kaufmannskapitals zeigte sich, dass in den Werth der Waare kein zusätzliches Element eingeht für das vorgeschossne Geldkapital des Kaufmanns, dass der Zuschlag auf den Preis, wo- durch der Kaufmann seinen Profit macht, nur gleich ist dem Werth- theil der Waare, den das produktive Kapital im Produktionspreis der Waare nicht berechnet, weggelassen hat. Es verhält sich näm- lich mit diesem Geldkapital, wie mit dem fixen Kapital des indu- striellen Kapitalisten, soweit es nicht aufgezehrt ist, sein Werth daher kein Element des Werths der Waare ausmacht. Nämlich in seinem Kaufpreis des Waarenkapitals ersetzt er dessen Produktions- preis, = G, in Geld. Sein Verkaufspreis, wie früher entwickelt, ist = G + D G, welches D G den durch die allgemeine Profitrate bestimmten Zusatz zum Waarenpreis ausdrückt. Verkauft er also die Waare, so fliesst ihm ausser D G das ursprüngliche Geldkapital zurück, das er im Ankauf der Waaren vorgeschossen. Es tritt hier wieder hervor, dass sein Geldkapital überhaupt nichts ist als das in Geldkapital verwandelte Waarenkapital des industriellen Kapitalisten, das ebensowenig die Werthgrösse dieses Waaren- kapitals afficiren kann, als wenn letztres statt an den Kaufmann, direkt an den letzten Konsumenten verkauft wäre. Es anticipirt thatsächlich bloss die Zahlung durch den letztern. Dies ist jedoch nur richtig, wenn wie bisher angenommen wird, dass der Kaufmann keine Unkosten hat, oder dass er ausser dem Geldkapital, das er vorschiessen muss, um die Waare vom Producenten zu kaufen, kein andres Kapital, cirkulirendes oder fixes, im Process der Metamor- phose der Waaren, des Kaufens und Verkaufens vorzuschiessen hat. Dem ist jedoch nicht so, wie man gesehn hat bei Betrachtung der Cirkulationskosten (Buch II, Kap. VI.) Und diese Cirkulations- kosten stellen sich dar, theils als Kosten, die der Kaufmann zu
Sache geradezu umgekehrt. Es ist das kommerzielle Kapital, das zuerst die Preise der Waaren mehr oder minder durch ihre Werthe bestimmt, und es ist die Sphäre der den Reproduktionsprocess ver- mittelnden Cirkulation, worin zuerst eine allgemeine Profitrate sich bildet. Der kommerzielle Profit bestimmt ursprünglich den indu- striellen Profit. Erst sobald die kapitalistische Produktionsweise durchgedrungen, und der Producent selbst Kaufmann geworden, wird der merkantile Profit reducirt auf den aliquoten Theil des Gesammtmehrwerths, der dem Handelskapital als einem aliquoten Theil des im gesellschaftlichen Reproduktionsprocess beschäftigten Gesammtkapitals zukommt.
In der ergänzenden Ausgleichung der Profite durch die Dazwischen- kunft des Kaufmannskapitals zeigte sich, dass in den Werth der Waare kein zusätzliches Element eingeht für das vorgeschossne Geldkapital des Kaufmanns, dass der Zuschlag auf den Preis, wo- durch der Kaufmann seinen Profit macht, nur gleich ist dem Werth- theil der Waare, den das produktive Kapital im Produktionspreis der Waare nicht berechnet, weggelassen hat. Es verhält sich näm- lich mit diesem Geldkapital, wie mit dem fixen Kapital des indu- striellen Kapitalisten, soweit es nicht aufgezehrt ist, sein Werth daher kein Element des Werths der Waare ausmacht. Nämlich in seinem Kaufpreis des Waarenkapitals ersetzt er dessen Produktions- preis, = G, in Geld. Sein Verkaufspreis, wie früher entwickelt, ist = G + Δ G, welches Δ G den durch die allgemeine Profitrate bestimmten Zusatz zum Waarenpreis ausdrückt. Verkauft er also die Waare, so fliesst ihm ausser Δ G das ursprüngliche Geldkapital zurück, das er im Ankauf der Waaren vorgeschossen. Es tritt hier wieder hervor, dass sein Geldkapital überhaupt nichts ist als das in Geldkapital verwandelte Waarenkapital des industriellen Kapitalisten, das ebensowenig die Werthgrösse dieses Waaren- kapitals afficiren kann, als wenn letztres statt an den Kaufmann, direkt an den letzten Konsumenten verkauft wäre. Es anticipirt thatsächlich bloss die Zahlung durch den letztern. Dies ist jedoch nur richtig, wenn wie bisher angenommen wird, dass der Kaufmann keine Unkosten hat, oder dass er ausser dem Geldkapital, das er vorschiessen muss, um die Waare vom Producenten zu kaufen, kein andres Kapital, cirkulirendes oder fixes, im Process der Metamor- phose der Waaren, des Kaufens und Verkaufens vorzuschiessen hat. Dem ist jedoch nicht so, wie man gesehn hat bei Betrachtung der Cirkulationskosten (Buch II, Kap. VI.) Und diese Cirkulations- kosten stellen sich dar, theils als Kosten, die der Kaufmann zu
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Sache geradezu umgekehrt. Es ist das kommerzielle Kapital, das
zuerst die Preise der Waaren mehr oder minder durch ihre Werthe
bestimmt, und es ist die Sphäre der den Reproduktionsprocess ver-
mittelnden Cirkulation, worin zuerst eine allgemeine Profitrate sich
bildet. Der kommerzielle Profit bestimmt ursprünglich den indu-
striellen Profit. Erst sobald die kapitalistische Produktionsweise
durchgedrungen, und der Producent selbst Kaufmann geworden,
wird der merkantile Profit reducirt auf den aliquoten Theil des
Gesammtmehrwerths, der dem Handelskapital als einem aliquoten
Theil des im gesellschaftlichen Reproduktionsprocess beschäftigten
Gesammtkapitals zukommt.
In der ergänzenden Ausgleichung der Profite durch die Dazwischen-
kunft des Kaufmannskapitals zeigte sich, dass in den Werth der
Waare kein zusätzliches Element eingeht für das vorgeschossne
Geldkapital des Kaufmanns, dass der Zuschlag auf den Preis, wo-
durch der Kaufmann seinen Profit macht, nur gleich ist dem Werth-
theil der Waare, den das produktive Kapital im Produktionspreis
der Waare nicht berechnet, weggelassen hat. Es verhält sich näm-
lich mit diesem Geldkapital, wie mit dem fixen Kapital des indu-
striellen Kapitalisten, soweit es nicht aufgezehrt ist, sein Werth
daher kein Element des Werths der Waare ausmacht. Nämlich in
seinem Kaufpreis des Waarenkapitals ersetzt er dessen Produktions-
preis, = G, in Geld. Sein Verkaufspreis, wie früher entwickelt,
ist = G + Δ G, welches Δ G den durch die allgemeine Profitrate
bestimmten Zusatz zum Waarenpreis ausdrückt. Verkauft er also
die Waare, so fliesst ihm ausser Δ G das ursprüngliche Geldkapital
zurück, das er im Ankauf der Waaren vorgeschossen. Es tritt
hier wieder hervor, dass sein Geldkapital überhaupt nichts ist als
das in Geldkapital verwandelte Waarenkapital des industriellen
Kapitalisten, das ebensowenig die Werthgrösse dieses Waaren-
kapitals afficiren kann, als wenn letztres statt an den Kaufmann,
direkt an den letzten Konsumenten verkauft wäre. Es anticipirt
thatsächlich bloss die Zahlung durch den letztern. Dies ist jedoch
nur richtig, wenn wie bisher angenommen wird, dass der Kaufmann
keine Unkosten hat, oder dass er ausser dem Geldkapital, das er
vorschiessen muss, um die Waare vom Producenten zu kaufen, kein
andres Kapital, cirkulirendes oder fixes, im Process der Metamor-
phose der Waaren, des Kaufens und Verkaufens vorzuschiessen
hat. Dem ist jedoch nicht so, wie man gesehn hat bei Betrachtung
der Cirkulationskosten (Buch II, Kap. VI.) Und diese Cirkulations-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/305>, abgerufen am 23.11.2024.
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